„Ich hab vorher ganz bewusst nicht darüber nachgedacht, wie es hier wohl ist, sondern mich einfach darauf eingelassen“, erzählt Raffaela Vornicu, die seit kurzem als Infotrainerin im Ars Electronica Center arbeitet. Es ist noch gar nicht lange her, dass Raffaela die Schule abschloss und die Suche nach einer Arbeitsstelle in Angriff nahm. In der Straßenbahn wurde sie dann auf eine Werbung des Ars Electronica Center aufmerksam und beschloss, sich dieses Museum der Zukunft einmal anzusehen. Hier erfuhr sie, dass es im Rahmen des AMS-Kurses „Fit für den Arbeitsmarkt“ die Möglichkeit gab, die sogenannte Zukunftswerkstatt zu besuchen und eine ganze Woche lang hinter die Museumskulissen zu blicken. Raffaela bewarb sich für die Zukunftswerkstatt und machte mit.
Raffaela bei den Dreharbeiten der Zukunftswerkstatt im September – Credit: elinaas
„Hier will ich arbeiten“
Bei ihrem einwöchigen Besuch des Ars Electronica Center lernte sie neue Medien nicht nur kennen, sondern realisierte auch gleich ein Filmprojekt und hinterließ dank ihres Engagements und ihrer Neugierde Eindruck. Dabei wurde sie ermutigt, sich als Infotrainerin im Ars Electronica Center zu bewerben, was sie auch tat: „Ich habe mich beworben, weil ich die Ausstellungen faszinierend finde und die Atmosphäre zwischen den Kolleginnen und Kollegen wirklich super ist. Von der ersten Minute an, hat mir imponiert, mit welcher Begeisterung und mit welchem Ehrgeiz die MitarbeiterInnen hier ihre Arbeit machen und ich hab mir gedacht, in genau so einem Unternehmen möchte ich auch arbeiten. Tja, und jetzt bin ich hier, präsentiere Ausstellungen und zeige den Besucherinnen und Besuchern, wie man mit den Objekten interagieren kann. Seit Anfang Dezember helfe ich auch an der Museumskassa aus und darf demnächst Führungen machen!“
Im RoboLab mit Paro: Joan in seinem Lieblingsareal im Ars Electronica Center. Credit: Martin Hieslmair
Joan Bairam führt BesucherInnen auf Deutsch, Kurdisch, Arabisch und Englisch
Joan Bairam hat eine ganz andere Geschichte. Vor einem Jahr und vier Monaten – Joan weiß das sehr genau – kam er nach einer abenteuerlichen Flucht aus Syrien in Österreich an. Weil er nicht arbeiten durfte, er es aber nicht ausgehalten hätte nur herumzusitzen, wandte er sich an das Unabhängige LandesFreiwilligenzentrum (ULF) in Linz und engagierte sich freiwillig für eine ganze Reihe von Vereinen. Dann endlich – vor nunmehr zwei Monaten – erhielt er seine Aufenthaltsberechtigung und damit eine Arbeitserlaubnis.
Dank seiner vielen freiwilligen Tätigkeiten ist Joan mittlerweile bestens vernetzt in Linz. Nachdem er beim Ars Electronica Festival im September 2015 aktiv war, wurde er gefragt, ob er – sobald er dies dürfe – nicht auch im Museum arbeiten wolle. Und genau das tut er ab sofort. Jedes zweite Wochenende ist Joan hier als Infotrainer im Einsatz und bringt den Besucherinnen und Besuchern die Ausstellungsinhalte näher – und zwar auf Deutsch, Kurdisch, Arabisch, Englisch, wenn es sein muss auch auf Türkisch und Französisch.
„Jetzt lerne ich auch noch Spanisch“, meint Joan in ausgezeichnetem Deutsch: „Ich mache gerade das Tourismuskolleg in Bad Leonfelden und nutze die Gelegenheit, um auch diese Sprache noch zu lernen“. Neben der Tourismusbranche hat sich Joan schon immer auch für neue Technologien interessiert. Damals im Gymnasium in Syrien hat er stark überlegt, sein Studium an diesem Themenfeld auszurichten. Doch dann kam der Bürgerkrieg und machte seine Zukunftspläne zunichte. „Technologie interessiert mich aber immer noch sehr“, meint er: „Deswegen freut es mich auch sehr, hier im Ars Electronica Center zu arbeiten.“