MAXON: „Kreativität schafft visuelle Trends“

Underwater Station,

Ob in Hollywood-Kinofilmen wie „Spiderman“, „Die Tribute von Panem“ oder in „Der Marsianer“, bei Visualisierungen für Dokumentationen von BBC oder Discovery Channel, in Print-, TV- oder Online-Werbung und in Games: MAXON hat in seiner 30-jährigen Firmengeschichte mittlerweile viele Spuren hinterlassen – vor allem mit seiner Grafik-Software „Cinema 4D“. In Zusammenarbeit mit MAXON präsentiert das Ars Electronica Animation Festival von 8. bis 12. September 2016 in Linz eine aktuelle Auswahl an bewegter Medienkunst in seinen facettenreichsten Formen und ist damit einer von vielen weiteren Programmpunkten des Ars Electronica Festival 2016. Wir haben uns mit Andres Hildebrandt, dem Vice Director Marketing & Education bei MAXON Computer, über Trends im Bereich der 3-D-Computeranimation unterhalten und nachgefragt, wie der Software-Hersteller versucht, visuelle Trends aufzugreifen.

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Chesse, Credit: King Coma

Warum glauben Sie reißt die Begeisterung für 3-D-Animationen nicht ab?

Andres Hildebrandt: Ich denke, dass sich die 3-D-Animation mittlerweile in vielen Disziplinen als festes Ausdrucksmittel etabliert hat und so die Möglichkeiten der KünstlerInnen erweitert. Ich würde nicht zwingend von Begeisterung sprechen, denn digitale Effekte – und dazu zähle ich auch die 3-D-Animation – sind schlichtweg aus der Medienwelt nicht mehr wegzudenken. Man könnte vielleicht sagen, dass CGI (Computer Generated Imagery) der Farbkasten der digitalen Welt ist, der dazu beiträgt, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion visuell aufzuheben. Zusätzlich werden die Werkzeuge immer intuitiver, wodurch mehr Menschen Zugang zu 3-D finden: Wo früher nur Ingenieure und ausgewiesene Fachleute mit viel Erfahrung und teurer Spezial-Hardware vorzeigbare Ergebnisse erzielen konnten, reicht heute schon ein handelsüblicher Computer, um in die 3-D-Animation einzusteigen. Die Verfügbarkeit und der hohe Entwicklungsstand der Software sorgen für eine deutliche Zunahme von beeindruckenden Werken.

Cinema 4D

Die Arbeitsumgebung der Software „Cinema 4D“. Credit: MAXON

Vor 23 Jahren hat MAXON die Version 1.0 von „Cinema 4D“ für den Amiga herausgebracht – mittlerweile wird an der Version 18 gearbeitet. Finden sich im Jahr 2016 in Ihrer Software noch Elemente, die es 1993 bereits gab?

Andres Hildebrandt: Selbstverständlich. Die Grundlagen der 3-D-Animation wurden in dieser Zeit oder gar noch früher entwickelt und haben auch heute noch Gültigkeit. Viele der von uns eingesetzten Algorithmen und Datenstrukturen unserer Software stammen aus dieser Zeit und wurden lediglich immer weiter verfeinert und erweitert. Wir bauen permanent auf diese „Urerkenntnisse“ auf und ein guter Teil unserer Arbeit besteht darin die Software einfacher, flexibler und intuitiver zu machen. Man könnte sagen, dass ein Großteil der Arbeit an 3-D-Software heute eher evolutionär statt revolutionär ist.

Temps Mort / Idle Times“ von Alex Verhaest (BE) hat 2015 die Goldene Nica in der Kategorie “Computer Animation / Film / VFX” des Prix Ars Electronica gewonnen.  Wie gefällt Ihnen das Projekt?

Andres Hildebrandt: Leider hatte ich keine Gelegenheit die Installation selbst live zu erleben und konnte nur die Aufzeichnung sehen. Ich mag das Werk aber sehr, denn es ist für mich ein bemerkenswerter Brückenschlag zwischen digitaler Technologie, Interaktivität und der Arbeit der großen Meister der Renaissance. Man hat das Gefühl, man könnte mit den Modellen von Botticelli oder Michelangelo interagieren. Großes Kino!

Mockingjay2

Eine Cinema-4D-Visualisierung in „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“, Credit: Cantina Creative / Lionsgate

Als einer der führenden Entwickler von 3-D-Software ist es natürlich notwendig, am Puls der Zeit bleiben – welche Trends zeichnen sich derzeit und in den kommenden Jahren im Animationsbereich ab?

Andres Hildebrandt: Ich halte es immer gewagt hier Prognosen abzugeben, weil ich fast täglich erlebe wie kreative Menschen die Funktionen unserer Software zweckentfremden und unglaubliche neue Sachen schaffen – Sachen, an die wir bei der Entwicklung niemals gedacht hatten. Selbstverständlich verfolgen wir gespannt alle aufkommenden Trends und überlegen, wie wir unsere Produkte darauf abstimmen können. Heiße Themen sind im Augenblick sicher Augmented und Virtual Reality. Damit beschäftigen wir uns sehr intensiv. Aber auch was sich im 3-D-Printing tut ist teilweise mehr als spektakulär. Das Schöne an unserer Branche ist, dass man immer wieder überrascht wird und neue Anwendungsgebiete manchmal ganz überraschend aus der Hecke gesprungen kommen.

The Martian

Screendesign bei „Der Marsianer“, realisiert mit Cinema 4D, Credit: Territory Studios / Twentieth Century Fox

Animationssoftware muss sich jedoch auch immer weiterentwickeln, obwohl sie schon heute ein gewaltiges Sortiment an Möglichkeiten bietet. In welche Richtung wird MAXON Entwicklungsschritte setzen? Welche Wünsche Ihrer AnwenderInnen möchten Sie noch erfüllen?

Andres Hildebrandt: Wir bedienen ein recht weit gefasstes Klientel, von ArchitektInnen über ProduktdesignerInnen, KünstlerInnen, VFX Artists, Motion DesignerInnen bis hin zu MedizinerInnen. Wir versuchen all diesen Menschen die Arbeit zu erleichtern und ihnen dabei zu helfen möglichst schnell und unkompliziert ihre Kreativität in Bilder umzusetzen. Einfache Bedienbarkeit und hohe Zuverlässigkeit sind die Maximen bei der Entwicklung unserer Software. Welche Funktionen im Einzelnen neu dazukommen, das hängt stark davon ab, was unsere Kunden oder generelle Strömungen in der 3-D-Visualisierung von uns fordern. Wir sind deshalb konstant mit unseren Anwenderinnen und Anwendern in Kontakt – auf Messen und Konferenzen, aber auch durch Umfragen und über in unsere Software integrierte Feedback-Tools, die uns darüber Aufschluss geben, was sich die AnwenderInnen wünschen und wo unsere Tools verbessert werden können.

Warum ist eine Kooperation mit Ars Electronica für MAXON so interessant und weshalb unterstützt MAXON das Ars Electronica Animation Festival 2016?

Andres Hildebrandt: Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen haben wir das Gefühl, dass die 3-D-Animation in der Kunst noch nicht den Stellenwert einnimmt, der ihr gebührt. Die Mehrheit nimmt die hochtalentierten Artists wahr, die dafür sorgen, dass wir staunend im Kino sitzen. Die Game-DesignerInnen, die Millionen Menschen mit ihrer Arbeit in den Bann ziehen, und die VisualisiererInnen, die dafür sorgen, dass man bereits virtuell durch sein Haus laufen kann, bevor überhaupt der Grundstein gelegt ist, werden jedoch oftmals noch als ArbeiterInnen und DienstleisterInnen wahrgenommen – und das wird ihrer Rolle in keiner Weise gerecht. Es ist vielleicht vergleichbar mit der Auffassung, die meine Eltern über Comics hatten: Bunte Bildchen, aber niemals Kunst – heute hängen diese bunten Bildchen in Museen und Zeichner wie Enki Bilal und Moebius waren für mich Rockstars.

„Die Ars Electronica ist unserer Meinung das richtige Podium, um dieses Vorurteil gegenüber 3-D-Artists zu überkommen.“Andres Hildebrandt, MAXON

Life like Cam

Hominum Historia, Credit: Thomas Vournazos

Wir engagieren uns aber auch aus ganz eigennützigen Gründen. Die elektronische Kunst ist, zumindest in unserer naiven Vorstellung, weitgehend frei von den Einschränkungen, denen wir in der Industrie unterliegen. Die freie Entfaltung der Kreativität schafft visuelle Trends, die auf die kommerziellen Anwendungen abstrahlen und der oftmals progressive Einsatz unserer Werkzeuge bringt uns häufig in den Grenzbereich des technologisch Machbaren. Das zwingt uns dazu, Dinge zu überdenken und zu verbessern, und treibt die Entwicklung unserer Tools voran. Das ist sozusagen eine Keimzelle des digitalen Fortschritts. Wir hoffen beim Ars Electronica Animation Festival mit solchen Menschen ins Gespräch zu kommen und neue Impulse für innovative Weiterentwicklung unserer Software zu bekommen und vielleicht auch den einen oder anderen dazu zu bewegen, die 3D-Animation als Ausdrucksmittel in ihr oder sein Schaffen aufzunehmen. Im besten Fall natürlich in Form eines unserer eigenen Produkte. „Eh klar“, sagt man so nicht in Österreich?

Hinweis: Am 10. Mai 2016 werden die GewinnerInnen des Prix Ars Electronica 2016 bei einer Pressekonferenz und hier am Ars Electronica Blog vorgestellt. Die besten Einreichungen aus der Kategorie „Computer Animation / Film / VFX“ präsentieren wir Ihnen im Ars Electronica Animation Festival, das zeitgleich zum Ars Electronica Festival 2016 von 8. bis 12. September 2016 in Linz stattfinden wird.

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