Scratching Wounds – die traurige Wahrheit über Pharmaprodukte

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Die Ausstellungsreihe „TIME OUT“ startete nun schon in die sechste Runde und bietet den BesucherInnen im Ars Electronica Center wieder wunderbare Einblicke in die studentischen Arbeiten des Studienzweigs „Zeitbasierte und Interaktive Medien” der Kunstuniversität Linz. Kuratiert wurde die Ausstellung erneut von Gerhard Funk, Leiter dieses Studiengangs, und Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica.

Eine der Arbeiten nennt sich „Scratching Wounds“ und ist von dem jungen Medienkünstler Karol Kensy. Die Installation besteht aus einem Plattenteller, der mit einem Projektor verbunden ist. Sobald sich die Platte zu drehen beginnt, werden unterschiedliche Werbungen von Pharma-, Kosmetik- und Waschmittelprodukten an eine Wand projiziert. Wenn man die Platte scratcht, also von Hand auf dem Plattenteller hin- und herbewegt, mischt sich Videomaterial von Tierversuchen, die mit Inhaltsstoffen dieser Produkte durchgeführt werden, in die Werbung. Man „kratzt“ dadurch also im metaphorischen Sinn an Wunden.

Wir haben mit Karol gesprochen, wie aufwendig seine Recherche war, wie man als aufmerksamer Konsument den Kauf solcher Produkte vermeiden kann und wie weit Tierversuche heute noch immer verbreitet sind.

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Hallo Karol! Welche Pharmawerbungen hast du ausgesucht und warum genau diese?

Karol Kensy: Neben Werbungen zu unterschiedlichsten Schmerztabletten und anderen Pharmazeutika, sind im Laufe der Projektentstehung auch Werbungen zu Kosmetik- und Pflegeprodukten dazugekommen. Der Grund dafür war, dass ich im Laufe meiner Recherche feststellen musste, wie stark und wie oft dieselben gesundheitsschädlichen bzw. in Tierversuchen getesteten Stoffe, in diesen Produkten vorkommen. Beim Aussuchen habe ich eher nach sehr überheblichen, skurril-lustigen Werbungen Ausschau gehalten um den Kontrast in der Arbeit nochmal zu verstärken.

Sobald man die Platte scratcht, erscheint statt den Werbungen das Videomaterial von diesen Tierversuchen. Stehen diese in direkter Verbindung zu den Werbevideos?

Karol Kensy:  Nein, die Videos stehen nicht in direkter Verbindung mit den Werbungen, da es leider sehr schwer war überhaupt gutes Videomaterial von Tierversuchen, geschweige denn die dazugehörigen Informationen, zu finden. Jedoch habe ich herausfinden können welche, in den Produkten beinhalteten Stoffe, an Tieren getestet wurden und das sind meist keine harmlosen. Es sind also grundsätzlich bedenkliche Stoffe, die die Tiere leiden lassen.

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Wie weit sind Tierversuche heute noch verbreitet?

Karol Kensy:  Laut PETA und einigen anderen Organisationen sind Tierversuche zum Beispiel in Deutschland schon seit 1998 verboten. Auch gibt es in der EU seit 2009 eine Kosmetikrichtlinie, die ein teilweises Verkaufsverbot vorschreibt, wenn Produkte Inhaltsstoffe enthalten, die tierexperimentell getestet wurden. Ich würde sagen hier liegt die Betonung auf „teilweise“. Solche Gesetze sind also oft intransparent und es gibt auch die Möglichkeit Tierversuche im Ausland durchzuführen. Außerdem, wer schaut bei solchen Produkten überhaupt auf die Herkunft?

Worauf muss man achten, wenn man Produkte kaufen möchte, die keine Inhaltsstoffe haben, mit denen Tierversuche gemacht wurden?

Karol Kensy:  Auch nach meiner Recherche kann ich diese Frage leider nicht wirklich beantworten, da es hier einfach keine Garantien gibt bzw. wie schon erwähnt die Gesetze auch sehr undurchschaubar sind. Es gibt jedoch eine Seite, die mir bei meiner Suche sehr geholfen hat: www.codecheck.info.

Die Seite sammelt mithilfe von industrieunabhängigen Organisationen Informationen zu Produkten und deren Inhaltsstoffen. In dieser mittlerweile sehr großen Datenbank kann man ganz gut nachlesen, welche Stoffe in den Produkten vorkommen, was für eine Herkunft sie haben, ob sie für den Menschen bedenklich oder unbedenklich sind und immer wieder auch Infos über den Einsatz von Tierversuchen.

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Wie bist du auf die Idee gekommen, die Videos mit einem Plattenteller zu verbinden?

Karol Kensy:  Da ich leidenschaftlicher DJ und Plattensammler bin, habe ich lediglich meine Leidenschaft dazu genutzt, um die Arbeit beim Programmieren, mit dem ich sonst nicht viel am Hut habe, erträglicher zu machen. Gleichzeitig habe ich realisiert, dass es die perfekte Metapher ist und dadurch ist auch der Titel der Arbeit entstand.

Die Ausstellung TIME OUT .06 wurde am 8.6.2016 eröffnet. Die Arbeiten der Studierenden können jederzeit während der Museumsöffnungszeiten besichtigt werden.

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