Drück und druck Deine Gedanken im People Thinking Lab aus

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Besucher und Besucherinnen der 2016-er Ausgabe des Ars Electronica Festivals können das “People Thinking Lab” kaum verfehlen, befindet es sich direkt im Eingangsbereich der PostCity. Diejenigen, die nicht schüchtern sind eine Pose einzunehmen, sind dazu eingeladen ihre Gedanken zur Zukunft erst auszudrücken und anschließend als Aufkleber auszudrucken, und zwar mittels eines Shadowgrams. Nach dem Druck und dem Aufkleben an eine Wand, können Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich miteinander über ihre Ideen austauschen. Projektmanagerin Shoko Takahashi fand trotz intensiver Festivalvorbereitungen Zeit, sich zur Idee hinter dem Labor und der Weiterentwicklung von Shadowgram auszutauschen.

Shoko-Posing

Projektmanagerin Shoko Takahashi zeigt wie man für ein Shadowgram posiert. Credit: Markus Scholl

Bei Shadowgram war die Absicht einen kreativen Prozess durch kollektives Brainstormen anzuregen. Mit dem People‘s Thinking Lab, nimmt man die kreativen Fähigkeiten des Menschen zum Anlass, ihm die Möglichkeit zu geben sich  in schöpferischer Art über die Zukunft auszudrücken. Wie glaubst Du, werden die Leute auf ein abstraktes Thema wie dieses reagieren und wie kam es zur Ideenentwicklung.

Shoko Takahashi: Die Idee kam von den Future Catalysts (Hakuhodo x Ars Electronica Futurelab) um eine Plattform zum kollektiven Nachdenken zu bringen, um verschiedene Arten des Nachdenkens zu generieren, nicht die der Experten, sondern die der generellen Öffentlichkeit, normale Leute, die bei einigen Gelegenheiten einen Initialfunken um über ihr eigenes Leben nachzudenken. Wenn man Menschen nach ihren Gedanken zur Zukunft fragt, denken sie zuerst an ihre eigene, aber nicht an die der Menschheit. Sie tendieren generell dazu ihre persönlichen von den Aussichten von denen der Allgemeinheit zu  trennen. Tatsächlich gibt es eine Schieflage zwischen den positiven Annahmen über die Zukunft der Menschheit und dem eigenen Schicksal, das sie eher negativ bewerten. Aufgefordert über die eigenen, kommenden fünf Jahre nachzudenken, blenden die Leute ihre gute Perspektiven aus – im Gegensatz dazu , betrachte sie die Zukunft der Menschheit als viel leuchtender. Wenn man aber annimmt, dass jedes Individuum an der Prägung der Zukunft teilnimmt, ist es natürlich auch an der Erderwärmung, dem fairen Handel und der Erziehung folgender Generationen beteiligt. Die Idee hinter dem People Thinking Lab war es, die persönliche und soziale Perspektive miteinander in Übereinklang zu bringen. Und Shadowgram ist eine hervorragende Art diese beiden Dimensionen miteinander zu verknüpfen.

„Zukunft Linz – Shadowgram“ informiert über die wichtigsten Projekte in der Stadt. So ähnlich wird die Wand im People Thinking Lab aussehen. Credit: Robertba

In welcher Art kann Shadowgram eine andere Art zu denken unterstützen? Du hast darüber gesprochen Fragen zu entwickeln…

Shoko Takahashi: Hakuhodo und das Ars Electronica Futurelab haben Eingangsfragen entwickelt, die auf bestimmte Art und Weise gestellt werden, um Teilnehmer und Teilnehmerinnen dazu zu veranlassen über sich selbst und die Zukunft nachzudenken. Hakuhodo hat mit Hakuhodo Insutitute of Life and Living (HILL)eine spezialisierte Einheit, die Experimente durchführen, die man von der Sozialpsychologie her kennt. Also besitzen sie eine eigene Methode um das Verhalten der Menschen zu beobachten und daraus entsprechende Fragestellungen zu entwickeln. Im Gegensatz dazu hat das Ars Electronica Futurelab mit seinem Research & Development Department eine lange Tradition die Verhältnisse zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft in kunst-basierter, experimenteller Form zu untersuchen. Hakuhodo zieht sämtliche Verhaltensweisen zu einem Fragemuster zusammen, um die best-geeignete Fragestellung zu formulieren. Ich sag nicht, dass die momentanen Fragen perfekt gestellt sind, viel mehr versuchen wir bei diesem Festival von dem Feedback zu lernen und die Art der Formulierung für folgende Untersuchungen zu verbessern. Das Lab überhaupt selbst aufzubauen ist schon eine Herausforderung.

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Das Design des People Thinking Lab im Überblick. Credit: Emiko Ogawa

Apropos Nationalität…. Welche Unterschiede erwartet Ihr in den Antworten bzgl. der kulturellen Differenzen? Beeinflusst die kulturelle Herkunft die Auffassung der Fragen?

Shoko Takahashi: Ja, sicherlich. In Japan zum Beispiel, tendieren die Menschen eher ans große Ganze zu denken und sich als Teil einer Einheit zu sehen. Das deutlichste Beispiel ist, wenn man sie nach ihrem Beruf fragt. Japaner neigen dazu mit dem Name der Firma zu antworten als mit der Jobbezeichnung, wie zum Beispiel Ingenieur/-in, Rezeptionist/-in oder Programmierer/-in. Fragt man die Leute „Welche Veränderungen siehst Du in der Zukunft?“, bekommt man nicht nur wegen der unterschiedlichen Gemüter, sondern auch wegen der verschiedenen kulturellen Hintergründe, die ein immense Auswirkung auf die Betrachtung der Zukunft oder der Gegenwart haben, eine differenzierte  Antwort. Das behalten wir bei der Auswertung ganz klar im Hinterkopf wenn wir die Ergebnisse bewerten. Aber da wir uns nach der Heimat der Befragten  erkundigen, können wir bei der Analyse  der Ergebnisse darauf Rücksicht nehmen.  Wir würden gerne sehen wie sich die Leute in anderen Szenarien durch die Fragen arbeiten.

Detail-Shadowgram-Rahmen

Ein Rahmen für’s Ars Electronica Festival – das People Thinking Lab im Eingangsbereich der PostCity. Credit: Markus Scholl

Würdet ihr Leute, die sich aufgrund ihrer Zukunftsängste mit einer rüden Geste oder unethischen Pose ablichten lassen zensieren, insofern dass diese nicht ausgestellt werden?

Shoko Takahashi: Zurzeit habe ich keine Ahnung, welche Art der Antworten kommen. Wie schon erwähnt, ist das „People Thing Lab“ ein Experiment. Ich plane weder irgendetwas zu zensieren, noch einen Ausdruck zu unterbinden. Wir behaupten nicht, dass die Ergebnisse ein Gesellschaftsquerschnitt sind, wir sagen nur, dass die Resultate sich auf dieses bestimmte Festival beziehen, auf Besucher, die kulturell gebildet und an Kunst und Technologie interessiert sind. Wir wollen, dass die Teilnehmenden so wenig wie möglich von außen beeinflusst werden. Die Diskussion und das kollektive Brainstormen werden sicherlich neue Ideen hervorbringen, aber anders als bei den Sozialen Medien, wo die Äußerungen von Meinungsmachern beeinflusst erscheinen. Ich denke, das „People Thinking Lab“ ist ein einzigartiger Ansatz, indem es eine Plattform für den Austausch unterschiedliche Ideen darstellt und generelle Sichtweisen und um Meinungen heraus zu ziehen, die nicht zu objektiv oder zu subjektiv sind.

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Besucher des Ars Electronica Centers posieren für eine Aufnahme vor dem Shadowgram-Screen. Credit: Markus Scholl

Beobachtet man die Sozialen Medien muss man auch feststellen, dass die Menschen nur positive Dinge teilen um ein „Like“ zu bekommen  – glaubst Du nicht, dass wir in einer Welt des indoktrinierten Optimismus leben?

Shoko Takahashi: Wir wollen garantiert keine Zukunftspessimismus außen vor lassen. Wenn Besucher und Besucherinnen sich wegen ätzender Dinge fürchten, sollten sie sich eingeladen fühlen, ihre Sorgen sprichwörtlich zum Ausdruck zu bringen. Ich möchte nochmals betonen, dass es im analogen Leben keine Verhaltenscodes wie in der von Dir erwähnten digitalen Welt gibt. Außerdem bekommen die teilnehmenden kein „Like“ oder einen nach unten zeigenden Daumen. Es steht ihnen frei ein Shadowgram nach ihrer Befindlichkeit zu produzieren.

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