Mit der Einrichtung des Data Space in der Rosenthalerstraße 38 hat SAP einen Ort des kreativen Austauschs geschaffen, der neben ansprechenden Räumlichkeiten natürlich auch technisch auf höchstem Niveau ausgestattet sein sollte. Um dem Anspruch gerecht zu werden, beauftragte die innovative Softwareschmiede den langjährigen Partner Ars Electronica Futurelab mit der Einrichtung eines Datarooms, der zur Ideenfindung verhilft. Dem Auftrag gemäß entwickelte das Linzer Medienlabor einen Tisch, der über Begriff- und Bildeingabe Assoziationsketten generiert, um die Visionsfindung zu fördern. Damit die Beteiligten über die gefundenen Inhalte, die so genannten „Seed Cards“, besser diskutieren können, zeigt eine Datenwand ein Abbild des Tisch-Displays. Wie das aufwändig programmierte Ganze funktioniert, erzählten die Macher vor Ort im Bloginterview „Der neue Treffpunkt für Berlins Start Up Szene: SAP Dataspace“.
Großer Andrang an der Foodwall bei den Eröffnungsfeierlichkeiten des Data Space am 12. Dezember. Credit: Peter Holzkorn
Über die Einrichtung des Data Space hinaus sollte die Essensausgabe im „Data Kitchen“ natürlich auch in einer zukunftsweisenden Art gehandelt werden. Dem Image des Unternehmens SAP entsprechend per Datentransfer, ohne Wartezeiten und in einer exklusiven Art und Weise. Nach dem Grundkonzept des Berliner Gastronomen „Cookie“ und Raumgestalterin Tina Steffan gestaltete das Ars Electronica Futurelab zusammen mit der Berliner Designmöbel-Manufaktur artisengineering und der Innenarchitektin Laura V Rave eine so genannte „Foodwall“, die mittels einer App der Firma Cosmocode bestückt und deren Fächer per Bestätigungs-Email geöffnet werden können. Die Boxen selbst wurden von der Berliner Innovationsschmiede ARTIs umgesetzt. Mit der Eingabe der gewünschten Verzehrzeit und dem digitalen Bezahlen über Paypal gelangt der Gast auf schnellstem Weg und ohne Verzögerung zu einem frischen, gesunden und meist vegetarischen Menü. Die Getränke Empfehlung und das Abräumen besorgen immer noch Sommelier und Kellner, die Gerichte kommen aus einer der 20 Boxen, die kurz vor Eintreffen der Gäste befüllt werden. Um den Gerüchten keine Nahrung zu geben, haben Projektleiter Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, Künstler & Entwickler Peter Holzkorn und Entwickler Otto Naderer den Beitrag des Ars Electronica Futurelab nochmals genau erörtert.
Vor der Eröffnung wird die Kommunikation zwischen APP und Box nochmals auf Herz und Nieren getestet. Credit: Peter Holzkorn
Könnt ihr mir in wenigen Sätzen das Konzept der Datakitchen erklären und wer sie betreibt?
Stefan Mittlböck: Die SAP hat als Restaurantmanager den in Berlin bekannten Gastronomen „Cookie“ engagiert, der einen Geschäftsführer, einen Chefkoch mit Stellvertreter und Team beschäftigt. Es wird großen Wert auf frisches Essen und abwechslungsreiche Küche gelegt, insofern braucht es Menschen, die sich um die Zubereitung und das Disponieren kümmern. Das einzige was autonom von statten geht und deshalb auch keine Wartezeit verursacht, ist der Bestell- und Bezahlvorgang, etwas das in herkömmlichen Restaurants oftmals zum Frust der Gäste führt. Das läuft so: Über eine App stellst Du Dir zum Beispiel Frühstück oder Mittagessen zusammen und timest das Ganze auf den Zeitpunkt Deiner Ankunft. Dann bezahlst Du über Paypal und erhältst eine Bestellbestätigung. Derweil wird das Essen zubereitet, das in einem von 20 Fächern der Foodwall landet. Du öffnest zu der bestimmten Uhrzeit das Fach mit dem georderten Essen über den Dir zugesandten E-Mail und Deinen Nickname.
Der Datenstrom generiert ein abstraktes Muster. Die Designidee stammt von Künstler Peter Holzkorn. Credit: Peter Holzkorn
Und wer kein Smartphone zum Bestellen hat – zugegebenermaßen eine utopische Annahme – und einfach spontan hingehen möchte?
Otto Naderer: Kann über ein bereitgestelltes Pad bestellen, muss aber online gehen. Es gibt aber durchaus Personal, das Dir beim Bestellvorgang behilflich ist. Warten kann er oder sie auch in den Räumlichkeiten des Cafés. Wer kein Paypal oder keine Visa-Karte hat, kann gegen Bares einen Gutschein einlösen, mit dessen Code kann er dann genauso über die App bestellen. Es gibt also keinen Zwang irgendetwas zu besitzen, was er oder sie nicht mag – das einzige Muss ist der Online-Bestellvorgang.
Die Menüs werden in den Foodcontainern also warmgehalten oder aufbewahrt bis der Gast erscheint und sie per „Online-Befehl“ auslöst. Die Fenster der einzelnen Boxen, hinter denen das Essen steht, sind von Dir, Peter, gestaltet. Was hat es mit dem Design auf sich?
Peter Holzkorn: Abhängig vom Essen und dem Besteller generiert ein Datenstrom abstrakte Linien, die sich zu einem Muster formieren. Eine abstrakte Visualisierung sozusagen, die mit den transparenten Screens spielt. Das ist die Seite des Gastes. Auf der anderen Seite sind die Abläufe auch durchautomatisiert. Das Küchenpersonal stellt dort das Essen rein. Die Box hat eine Sensorik, die erkennt wann das Essen drin ist und schaltet nach Befüllung so um, dass der Ablauf funktioniert und sich die Box nach einlösen des Nicknames pneumatisch öffnet.
Die Box öffnet sich nachdem man den Link der per E-Mail erhaltenen Bestellbestätigung angewählt hat. Credit: Peter Holzkorn
Stefan Mittlböck: Peter hat einen Avatar generiert, der je nach Nickname, also nach Buchstabenkombination, eine individuelle Gestalt annimmt. Das ist das spielerische Element. Öffnen kann nur der Besteller, der bezahlt hat und auf den Button am Handy drückt, egal ob er auf seinen Avatar besteht und deshalb das Essen für sich reklamiert. (lacht)
Ist das Konzept nur eine Spielerei oder ist das auch praktisch?
Otto Naderer: Der Restaurantbetreiber schenkt den Leuten Zeit. Der menschliche Aspekt fällt ja nicht unter den Tisch. Das Personal hat nämlich auch mehr Zeit sich mit dem Gast zu beschäftigen und muss nicht von Tisch zu Tisch hetzen um Bestellungen aufzunehmen. Er oder sie kann stattdessen das Konzept erklären, die Menüs vorstellen, Smalltalk halten… Das Konzept funktioniert natürlich nur weil die Menüs auch für einen gehobenen Anspruch zusammengestellt sind.
Aber das Trinkgeld entfällt und das ist ja was den Kellner oder die Kellnerin letztendlich gut aussteigen lässt.
Peter Holzkorn: Dieser Aspekt ist natürlich bedacht worden. Man kann bei Aufgabe der Bestellung nach einem Stufenmodell 2, 5 oder 10 Prozent anklicken und so dem guten Brauch Genüge tun. Es ist der schnellste und kalkulierbarste Weg zu einem guten Essen zu kommen ohne auf Gastfreundschaft zu verzichten.
Eine speziell entwickelte Sensorik „merkt“ wenn die Box mit Essen befüllt wurde. Credit: Peter Holzkorn
Passt sich die Foodwall irgendeiner Interieur-Vorgabe an?
Stefan Mittlböck: Ja, sie passt hervorragend zu dem Gesamt-Design von der Innenarchitektin Laura Rave. Es ist aber eher gemütlich, nicht kühl oder gemäß dem „Data“ im Namen technophil gestylt. Was aber nicht heißt, dass es den typischen Bedürfnissen nach Onlinegang der Gäste nicht gerecht werden würde. Es gibt Open WLAN und man wird sehen ob es nach der Öffnung die typischen aufgeklappten Laptops beherbergen wird. Aber das wird sich entwickeln. Eröffnung des Cafés ist übrigens am 12. Dezember, bis dahin werden noch Tests gemacht und die Abläufe feinjustiert.