Industrieroboter im Dienst der Kunst

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Auch diesmal sind wieder mehrere Industrieroboter der Firma KUKA AG Teil der Ausstellung im Ars Electronica Center – entweder wurden sie zur Herstellung der Kunstwerke genutzt oder sie sind selbst Teil der Ausstellung.

Mit dem Beginn der Industriellen Revolution, vor über 200 Jahren, haben wir begonnen Maschinen für die Produktion von Massenprodukten einzusetzen. Nach der Fließbandarbeit und der digitalen Revolution stößt man seit einigen Jahren immer häufiger auf den Begriff Industrie 4.0. Was es damit auf sich hat und warum Roboter vermehrt im künstlerischen Bereich eingesetzt werden, erklärt Reinhard Nagler, Sales Manager der Firma KUKA, im Interview.

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Credit: Magdalena Sick-Leitner

Welche Idee steckt dahinter, Industrieroboter auch der Kunst zugänglich zu machen?

Reinhard Nagler: Grundsätzlich liegt der Haupteinsatzort von Industrierobotern in der Produktion. Das heißt mit Industrierobotern werden unter anderem Fahrzeuge gebaut, Dichtungen geklebt, Werkzeugmaschinen be- und entladen oder auch Müsliriegel für die Lebensmittelindustrie verpackt. Diese Prozesse spielen sich in der Regel hinter verschlossenen Türen von Produktionshallen ab. Mit Robotern in Kunstprojekten, ermöglichen wir auch der Öffentlichkeit auf leicht verständliche Art und Weise einen Zugang zur Robotik. Wir wollen einfach zeigen, was man mit Robotik sonst noch so machen kann. Ein zweiter wesentlicher Punkt ist, dass bei Industrierobotern immer ein bisschen die Gefahr gesehen wird, die Roboter könnten Arbeitsplätze gefährden. Wir wollen hier zeigen, dass der Mensch auch in Zukunft die Oberhand über Roboter behalten wird. Der Mensch wird immer der sein, der denkt, der lenkt und die Roboter letztendlich koordiniert.

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Credit: Christopher Sonnleitner

Warum eignet sich der Einsatz von KUKA-Roboterarmen so gut für künstlerische Arbeiten?

Reinhard Nagler: Ein klassischer Industrieroboter kann seinen Arm in sechs verschiedenen Achsen bewegen. Damit hat er die Möglichkeit einen Gegenstand oder ein Werkzeug in alle erdenklichen Positionen zu bringen und abhängig von der Größe des Roboters innerhalb eines begrenzten Raums zu bewegen. Sämtliche Bewegungsabläufe können programmiert werden und laufen letztendlich selbständig ab. Diese Funktionen beflügeln natürlich die Kreativität und erlauben letztendlich unendlich viele Einsatzmöglichkeiten im künstlerischen Bereich.

Sie haben gerade das Programmieren angesprochen. Oft haben Künstlerinnen und Künstler keine Programmierkenntnisse. Wie schwierig ist es, so einen Roboter zu programmieren?

Reinhard Nagler: Selbst, wenn jemand gar keine Ahnung von Robotik hat, ist es möglich in einem einwöchigen Einsteigerkurs die Grundkenntnisse aufzubauen, um einen Industrieroboter zu bewegen. Das ist der heutige Stand der Dinge. Unser Ziel ist aber, die Bedienung noch einfacher zu gestalten. Im Idealfall soll die Bedienung eines Roboters so einfach und intuitiv werden, wie man es heute von Smartphones gewohnt ist. Da braucht man keine Anleitung. Es ist selbsterklärend und jeder kann etwas damit anfangen. Soweit würden wir die Robotik auch gerne bringen.

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Credit: Martin Hieslmair

Normalerweise werden diese Industrieroboter für die Massenfertigung eingesetzt, hier werden sie nun für die Herstellung von individualisierten Produkten verwendet. Rentiert sich das überhaupt?

Reinhard Nagler: Große Stückzahlen gleicher Produkte werden in der Regel automatisiert gefertigt. Die Voraussetzung für die Automatisierung war bis dato, dass die Erzeugnisse identisch oder zumindest sehr ähnlich sind. Heute geht der Trend immer stärker zu hoch individualisierten Produkten. Denken Sie beispielsweise an ein Handycover – jeder hätte gerne sein eigenes, individuell gestaltetes Modell. Mit zeitgemäßer Technik kann heute eine automatisierte Fertigung aufgebaut werden, die diese Anforderungen an Individualität erfüllt.

Das würde jetzt in Richtung Industrie 4.0 gehen, oder?

Reinhard Nagler: Genau! Man baut sozusagen eine intelligente Fertigung auf. Das Ziel einer solchen intelligenten Fabrik ist, dass man an einem Ende der Werkshalle ein Rohteil hineinschickt und diesem die Information mit auf den Weg gibt, was aus ihm werden soll. Das Werkstück sucht sich dann selbständig den Weg durch den Produktion und organisiert die notwendigen Bearbeitungsschritte. Dabei berücksichtigt es eigenständig, wo Maschinen gerade belegt sind oder wo Maschinen vielleicht gerade eine Wartung brauchen und deshalb nicht benützt werden können. Um belegten Maschinen auszuweichen, kann sich das Werkszück auch eine Ersatzroute durch die Fertigung suchen. Das ist teilweise heute schon möglich. Es gibt schon Fabriken, die das so umsetzen. Aber es ist sicher noch sehr, sehr viel Entwicklungsarbeit zu tun, bis intelligente Fabriken im großen Stil gebaut werden können.

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Credit: Martin Hieslmair

Wird sich das gegenüber der herkömmlichen Massenfertigung durchsetzen?

Reinhard Nagler: Große Industriebetriebe setzen bereits stark auf intelligente Automatisierung. Daneben werden speziell kleinere Betriebe noch viele Jahre auf traditionelle Produktionsverfahren zurückgreifen. Die Möglichkeiten zur Automatisierung werden aber ständig weiter entwickelt, optimiert und dadurch auch kostengünstiger. Insofern können wir davon ausgehen, dass sich in der Welt der Fertigung in den nächsten 20 bis 50 Jahren noch viel tun wird.

Noch bis SO 12.3.2017 haben Sie die Möglichkeit die KUKA Roboter in der Ausstellung „Kreative Robotik“ im Ars Electronica Center zu besuchen!

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