Um Punkt 10:00 öffneten die Türen und Tore zum Ars Electronica Festival 2017. Vor allem in der POSTCITY und im Ars Electronica Center war der Andrang an den Ticketschaltern groß. BesucherInnen aus der ganzen Welt kamen nach Linz, um sich heute und in den kommenden vier Tagen das bereits zum 31. Mal stattfindende Festival anzusehen.
Credit: Martin Hieslmair
Direkt beim Eingang in der POSTCITY erwartet die BesucherInnen Emanuel Gollobs zum Kunstwerk umfunktionierter Industriearmroboter. Seine Arbeit „Robot, Doing Nothing“ wirft unserer gegenwärtigen Gesellschaft vor, auch abseits des Arbeitsalltages durchgehend beschäftigt zu sein. Durch Beobachtung der permanenten Formveränderungen dieser Installation, soll jedoch ein Abgleiten in einen meditativen Zustand der Passivität erleichtert werden. In diesem Zustand der Entspannung ist es möglich, sich auf sich selbst zu konzentrieren und sich auf das „süße Nichtstun“ einzulassen.
Credit: Martin Hieslmair
Für alle, denen diese Installation bekannt vorkommt: Sie haben Recht! „Robot, Doing Nothing“ war bereits im Frühjahr Teil der Ausstellung „Kreative Robotik“ im Ars Electronica Center. Apropos Ars Electronica Center: hier feierten heute einige Deep Space Arbeiten ihre Prämiere zum Festival! Wir lauschten zu Bird Song Diamond – eine interaktive Installation, die Evolutionsbiologie, künstliche Intelligenz und Leben, Raumklang, Mathematik und Mechatronik miteinander verbindet…
Credit: Magdalena Sick-Leitner
…und spielten PAC-MAN auf der 16×9 Meter großen Wand- und ebenso großen Bodenprojektion im Deep Space 8K.
Credit: Magdalena Sick-Leitner
Doch nicht nur im Deep Space des Ars Electronica Centers gibt es Neues zum Festival! Auch in den Ausstellungsbereichen hat sich in den letzten Wochen einiges getan. So zum Beispiel gibt es in der Hauptausstellung „Neue Bilder vom Menschen“ das neue VRLab. Passend dazu präsentiert sich „Training 2038“. Im sicheren Raum einer privaten Virtual-Reality-Erfahrung wird eine umfangreiche Befragung in Form eines Dialogs zwischen einem sogenannten Embodied Conversational Chatbot und einem menschlichen User durchgeführt. Wie würde sich ein automatisierter Entscheidungsbaum ohne moralisches Bewusstsein verhalten?
Credit: Florian Voggeneder
Doch zurück zur POSTCITY. Am ersten Tag des Festivals reihte sich eine Eröffnung an die andere. Wer hier nichts verpassen wollte, war herzlich eingeladen, sich der Opening Tour mit Gerfried Stocker, dem künstlerischen Leiter der Ars Electronica, anzuschließen.
Credit: Florian Voggeneder
Nicht nur in der POSTCITY war eine Eröffnung nach der anderen. Auch andere Festival-Locations eröffneten ihre Ausstellungsbereiche, wie beispielsweise die Campus-Ausstellung in der Linzer Kunstuniversität. Hier präsentiert der Studiengang „Interface Cultures“ jedes Jahr einen Querschnitt aus den Arbeiten des Abschlussjahrgangs und lädt gemeinsam mit Ars Electronica eine Partneruniversität ein. Dieses Jahr sind sogar 15 Universitäten aus mehreren Teilen der Welt zu Gast in Linz.
Credit: Tom Mesic
Auch die CyberArts 2017 öffnete im OK – Offenes Kulturhaus Oberösterreich. Die gezeigten Werke gehen aus dem Prix Ars Electronica, dem internationalen Wettbewerb für Computerkunst hervor und sind die wichtigste internationale Leistungsschau für aktuelle digitale Medienkunst. Das OK präsentiert die Preisträgerprojekte der Kategorien Computer Animation/Film/VFX, Hybrid Art und Digital Musics & Sound Art.
Credit: Tom Mesic
In der POSTCITY gibt es auch heuer wieder viele verschiedene Ausstellungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Alle gemeinsam haben sie, dass es um Künstliche Intelligenz geht. Während man in der einen Ecke der POSTCITY den bereits 1999 erfunden Haustier-Roboter AIBO findet…
Credit: Martin Hieslmair
… entdeckt man in einer anderen Ecke Samantha. Sie ist Teil des Ausstellungsbereichs „Artificial Intimacy“ und ist eine Roboter-Sexpuppe, die mit den aktuellsten Technologien, unter anderen mit künstlicher Intelligenz, ausgestattet ist. Die Puppe mag es berührt zu werden und verfügt über verschiedene Modi der Interaktion wie zum Beispiel „romantisch”, „sexy” und „familiär”.
Credit: Florian Voggeneder
Am Abend fand dann das große Ars Electronica Opening in der POSTCITY statt. Bevor der Soundkünstler Ei Wada und sein Team das Sempookin Quartette (Electric Fan Quartette) präsentierten, erwischten wir ihn bei einer Probe im Innenhof der POSTCITY. Ei Wada belebt alte elektronische Geräte wieder und verwandelt sie in elektronische Musikinstrumente.
Credit: Martin Hieslmair
Ei Wada war aber nur ein Teil der großen Eröffnungsfeier. Ebenso beeindruckend war der neuronale Synthesizer cellF, von Guy Ben-Ary, der Musiker einlädt mit Neuronen zu performen. Singularity aus Neuseeland, vermengte gekonnt Daten, Tanz, und Musik mit Architektur und kreierte aus dieser Mischung eine spektakuläre Show für das Opening. Auf der Mainstage lud die interaktive Soundperformance Breaking the Wall unter der Leitung von Oliver Hödl und Peter Purgathofer das Publikum zur Beteiligung ein: neueste Technologien trafen auf KünstlerInnen und das Publikum. Das Projekt L‘Etude von Vibert Thio and Duanger Du stellte von ehemaligen Opfern der „Formosa Fun Coast – Explosion“ mittels einer App eigens kreierte Melodien zu einem Liveset zusammen. Nach diesen unkonventionellen Sounds ging es mit dem audiovisuellen Set _nybble_ von Alex Augier und Kyoka vom Raster-Noton Label weiter. Der Liveact patten von Warp Records beschloss mit seiner Show das Ars Electronica Opening Event.
Credit: Florian Voggeneder
Das war nur ein kleiner Einblick in den ersten Tag des Ars Electronica Festival 2017. Vier weitere aufregende Tage liegen noch vor uns. Mehr Infos und Fotos zum Ars Electronica Festival 2017, Stories und Live-Berichte direkt aus den verschiedenen Locations gibt es übrigens auf unserem Instagram-Kanal: https://www.instagram.com/arselectronica/