Von Meilensteinen und Megatrends: Zwei Pavillons für Umdasch Group

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Die Firma Umdasch Group feiert 150 Jahre! Zu diesem Anlass wurde Ars Electronica Solutions damit beauftragt, zwei Pavillons für die Jubiläumsausstellung der Firma im Weltmuseum Wien zu gestalten. Im „Pavillon der Vergangenheit und Gegenwart“ wird ein Blick auf die Meilensteine der letzten 150 Jahre, die MitarbeiterInnen der Umdasch Group und die verschiedenen Aktivitäten der Unternehmensgruppe geworfen. Gegenüber, im „Pavillon der Zukunft“, werden hingegen Megatrends der kommenden Jahre und Jahrzehnte thematisiert.

Von einer einzigartigen Rundprojektion über informative Hologramme bis hin zum liebevoll gestalteten Transparentscreen, die umgesetzten Projekte sind so abwechslungsreich wie anspruchsvoll. Projektmanager Claus Zweythurm von Ars Electronica Solutions erzählt im Interview, was man in den beiden Umdasch-Pavillons im Weltmuseum Wien erleben kann, wie es zur Entwicklung der Jubiläumsausstellung kam und welchen Herausforderungen er und sein Team am Weg begegneten.

Wie kam es dazu, dass zwei Pavillons der Firma Umdasch im Weltmuseum Wien ausgestellt werden?

Claus Zweythurm: Stefan Umdasch, Gründer und Leiter von Umdasch Design, designte zwei Pavillons für das 150-Jahr-Jubiläum der Umdasch Unternehmensgruppe. Weil die Firma das Weltmuseum Wien sponsert, bekamen die beiden Pavillons zwei Stellplätze direkt im Museum. Es wurden zwei Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, direkt beim großen Aufgang zu den Ausstellungen, relativ gut frequentiert. Diese Gelegenheit nutzte die Firma Umdasch, um sich zu präsentieren. Einerseits haben sie versucht, sehr subtil auf sich hinzuweisen, aber auch die Probleme dieser Welt zum Thema zu machen. Es gab also schon einen Entwurf der Pavillons von Stefan Umdasch, wir kümmerten uns dann um das Innenleben.

Inwiefern ist die Ars Electronica Solutions an der Gestaltung und Ausstattung der Pavillons beteiligt?

Claus Zweythurm: Wir haben im Wesentlichen die Installationen im „Pavillon der Vergangenheit und Gegenwart“ technisch umgesetzt, sowohl die Hardware- als auch die Software-Lösung, die Inhalte, das Interaktionskonzept und den Besucherleitfaden. Im „Pavillon der Zukunft“ übernahm die Firma Stumpfl die technische Umsetzung, die inhaltliche Umsetzung stammt von Ars Electronica Solutions und Umdasch.

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Credit: Vanessa Graf

Was erleben die BesucherInnen im „Pavillon der Zukunft“?

Claus Zweythurm: Der „Pavillon der Zukunft“ ist der passive der beiden Pavillons. Besucher und Besucherinnen können sich hier mit Informationen eindecken, die wir gemeinsam mit der Firma Umdasch aufbereitet haben. Es geht darum, ein paar Megatrends herauszupicken, die vielleicht auch ein bisschen mit der Firma Umdasch zu tun haben. Ein Beispiel wäre Future of Work und vor allem Consumption. Zwei weitere Megatrends sind Energy and Resources und Urbanisation. Zu diesen vier Megatrends haben wir 3D-Modelle gebaut, durch die eine virtuelle Kamera fliegt, und damit werden mögliche Zukunftsszenarien oder sogar schon existierende Szenarien, die aber viele Leute nicht wahrnehmen, gezeigt. Es ist ein bisschen so wie im Kino.

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Credit: Vanessa Graf

Und was passiert im „Pavillon der Vergangenheit und Gegenwart“?

Claus Zweythurm: Das Kernstück ist das Centerpiece, das uns auf eine sehr einfache Art und Weise einige Meilensteine der Firma Umdasch in den letzten 150 Jahren zeigt. Man sieht die Geschichte der Firma von 1868 bis 2018, mit den wichtigsten Punkten innerhalb dieser Zeitspanne. Wir verwendeten dafür ein interessantes, neu entwickeltes Modul, nämlich eine Rundprojektion. Das gibt es so noch nicht:  ein runder Touchscreen, auf dem man die unterschiedlichen Themen oder Meilensteine auswählen und sich über die Unternehmensgruppe Umdasch informieren kann.

Die zweite Installation ist der Firma DOKA gewidmet. Dieses Tochterunternehmen der Umdasch Unternehmensgruppe produziert Bauschalenträger für Gerüste. Sie wurden auch für das größte Gebäude der Welt verwendet, den Burj Khalifa in Dubai. Wir gestalteten also eine Station mit einem Touchscreen, die sich dem Gebäude widmet. Mittels Touch kann man den Turm selbst bauen, man nimmt  das Gerüst, fährt es von unten nach oben und erfährt pro Station, wo die Besonderheiten sind, die an so einem Bau vorkommen.

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Credit: Vanessa Graf

Eine weitere Installation ist dem Ladenbau gewidmet…

Claus Zweythurm: Genau, der Ladenbau ist ein kleineres Standbein der Umdasch Group, gleichzeitig aber auch der Ursprung der Firma. Hier geht es darum, Läden oder Shopping zum Erlebnis zu machen. Diese Station beginnt mit der Erzählung eines langgedienten Mitarbeiters, Herrn Holzapfel, und endet mit den Zukunftsaussichten einer neuen, jungen Mitarbeiterin, Frau Babinger. Die Installation baut auf einem Transparentscreen auf. Wenn man ihn aktiviert, werden dahinter  Wandprints sichtbar. In diese Bilder fügen sich die Personen, die auf dem Transparentscreen gezeigt werden, ein, und erzählen eine Geschichte. Durch Schieben des Screens kommt man zum nächsten Bild und bekommt die nächste Information, bis man am Ende bei Frau Babinger angelangt ist.

Bei der nächsten Installation arbeiteten wir mit Hologrammen. Diese Station entstand für DOKA Ventures, eine neue Abteilung, die die Zukunft erforscht und Trends im Bereich Shopfitting, aber natürlich auch im Bereich Bau- und Schalungswesen identifiziert. Bei der Installation gibt es einen Touchscreen, der die Szenerie aktiviert. Auf dem Dreamoc, einem Modul, das auf der sogenannten Pepper‘s Ghost Technologie basiert, sieht man ein Hologramm, das von drei Seiten betrachtet werden kann. Hier werden Inhalte abgespielt, die aus der Sicht von Frau Tagwerker-Sturm, einer Mitarbeiterin von DOKA Ventures, die Notwendigkeit einer visionären Innovationsplattform verdeutlichen sollen.

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Credit: Vanessa Graf

Die letzte Installation ist eine Art Baum…

Claus Zweythurm: Der Mitarbeiterbaum ist das Logo für 150 Jahre Umdasch. Wir haben in diesen Baum eine Weltkugel eingesetzt. Diese Weltkugel soll veranschaulichen, dass Umdasch auf der ganzen Welt tätig ist. Man kann diese Weltkugel drehen, von einem Kontinent zum anderen, und je nachdem, welchen Kontinent man ausgewählt hat, erhält man Informationen zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aus dem jeweiligen Kontinent in Bildern, Fotos und Videos.

Wie entstanden die Ideen für die Installationen?

Claus Zweythurm: Unsere Aufgabe war es, uns zu überlegen, was wir in diese zwei Pavillons bauen würden. Nach viel Austausch mit Umdasch entstand das Konzept, dass es einen Pavillon geben soll, in dem wir uns mehr um die Firma kümmern und auch ihre Geschichte und Gegenwart zeigen. Als Gegenstück sollte ein Pavillon entstehen, in dem wir ein bisschen weniger auf die Firma eingehen und einen Blick in die Zukunft werfen. Der Prozess war relativ sportlich, denn obwohl das Konzept schnell stand, konnten wir mit der Umsetzung erst im Oktober 2017 beginnen.

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Credit: Vanessa Graf

Gab es Herausforderungen in der Arbeit?

Claus Zweythurm: Einerseits war der Zeitfaktor für uns herausfordernd. Diese Pavillons mussten speziell gebaut werden, dafür wurde die Firma Nextform aus Wels beauftragt. Das Team in Wels hat das hervorragend gelöst, aber auch sie hatten relativ viel Zeitdruck. Dadurch hatten wir wenig Möglichkeit gehabt, zu testen. Die nächste Herausforderung war die Kuppel in den Pavillons, die kein richtiger Dom ist, sondern eine Kuppel, die oval ist. Aus dem Grund brauchten wir vier Tage, um eine Maske für die Kuppel zu erstellen. Diese Maske wird benötigt, damit man am Ende tatsächlich richtigen Content sehen kann und nicht nur verschobene und schiefe Inhalte. Auch den runden Screen zu bespielen, war schwierig. Wir haben es schließlich mittels Projektion gelöst. Das Thema Hitze war ebenfalls spannend: Wie bekommt man die Hitze aus dem Pavillon? Oder: Wie schafft man es, dass die Installationen nicht durch die Schritte der Besucher und Besucherinnen beeinträchtigt werden, wenn sie sich im Pavillon bewegen? Dafür entkoppelten wir die Projektoren vom Boden. Das war für uns alles sehr spannend!

Claus Zweythurm

Claus Zweythurm, 1971 in Linz geboren, war bereits im Jahr 1996 zur Gründung des „Museum der Zukunft“ bei der Ars Electronica und in weiterer Folge beim Ars Electronica Festival bis zum Jahr 2000 beschäftigt. Zwischen 1996 und 2010 arbeitete er freischaffend als Lichtdesigner und Lichttechniker für verschiedene Künstler, Organisationen, Theater- und Opernhäuser und Festivals weltweit sowie als Filmemacher von Kurzfilmen. Im Jahr 2010 absolvierte Claus Zweythurm seine Ausbildung für Kulturmanagement in Wien am „Institut für Kulturkonzepte“ und kehrte wieder zurück nach Linz, wo er jetzt bei Ars Electronica Solutions Projekte im Veranstaltungs- und Ausstellungsbereich konzipiert und abwickelt.

Die beiden Pavillons, die Ars Electronica Solutions für die Umdasch Unternehmensgruppe gestaltete, sind ab sofort im Weltmuseum Wien zu besichtigen. Alle Informationen finden Sie auf unserer Webseite.

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