Linz – eine Stahlstadt mit Kultur

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Bei „Deep Space LIVE: Forum Metall Linz – 40 Jahre / 1977–2017“ drehte sich alles um die Metallskulpturen an der Linzer Donaulände. Das Forum Metall, wie diese Sammlung an Kunstwerken auch genannt wird, feierte letztes Jahr sein bereits 40-jähriges Jubiläum. Gezeigt wurden an diesem Abend historisches Fotomaterial von der Eröffnung im Jahr 1977 sowie aktuelle Fotos von den Metallplastiken. Gepaart mit lustigen Anekdoten und interessanten Hintergrundinformationen von Helmuth Gsöllpointner, Initiator von Forum Metall, war es ein spannender Abend. Wir haben anschließend mit ihm gesprochen.

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Credit: Magdalena Sick-Leitner

Herr Gsöllpointner, Sie haben damals 1977 als Rektor der Kunstuniversität Linz das Forum Metall mitinitiiert. Was war die Intention dahinter?

Helmuth Gsöllpointner: Der wesentliche Antrieb war, dass wir die junge Kunsthochschule, die kurz zuvor – nämlich 1973 – zur Hochschule erhoben wurde, international in der Kunstszene positionieren wollten. Und natürlich wollten wir das nur auf künstlerisch höchstem Niveau machen und haben daher weltbekannte internationale Künstler aus der bildenden Kunstszene eingeladen, die hier in Linz ihre Arbeiten dann realisiert haben. Alle Skulpturen wurden in Linz beziehungsweise in Steyr gefertigt, an die Donaulände transportiert und vor Ort fertiggestellt. Dabei haben einige meiner Studenten die Künstler tatkräftig unterstützten und der ein oder andere arbeitete dann auch später noch eng mit ihnen zusammen, was mich besonders freute.

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Credit: Magdalena Sick-Leitner

Geplant war damals ein Ausstellungszeitraum von zwei Jahren – nun besteht Forum Metall bereits 40 Jahre. Haben Sie damals mit diesem Erfolg gerechnet? War das 1977 schon absehbar?

Helmuth Gsöllpointner: Es gab ursprünglich bei vielen den Wunsch – und auch ich war nicht abgeneigt davon –, dass wir Forum Metall jährlich vergrößern. Aber dann wollte ich das Thema Design mehr in den Vordergrund stellen und wir haben dann die große Ausstellung Forum Design gemacht, die international noch wesentlich erfolgreicher war. In ganz Europa und von Japan bis nach Amerika – überall hat man Forum Design gekannt. Das war wirklich ein großer internationaler Erfolg.

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Credit: Magdalena Sick-Leitner

Linz hatte lange den Ruf einer staubigen Stahlstadt, den sie dem größten Arbeitgeber, den Stahlwerken der VOEST Alpine AG, verdankte. Wie hat sich das seit damals verändert?

Helmuth Gsöllpointner: Man hat sich viele Jahre bemüht und wollte aus Linz eine Kulturstadt machen. Man hat das Musiktheater, das LENTOS und das Ars Electronica Center gegründet und vieles mehr dazu beigetragen. Aber ich habe immer schon gesagt – auch schon zum damaligen Bürgermeister Franz Hillinger –, dass Linz immer eine Stahlstadt bleibt. Linz ist eine Stahlstadt mit Kultur. Das ist meiner Meinung nach die ideale Bezeichnung für die Stadt und für das Selbstverständnis der Stadt.

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Credit: Magdalena Sick-Leitner

Warum, denken Sie, wird Linz immer die Stahlstadt bleiben?

Helmuth Gsöllpointner: Linz weiß, dass es weitgehend von der VOEST lebt. Das ist so in unseren Köpfen verankert, dass das schwer zu ändern ist. Linz ist aber nicht mehr diese rauchende Stahlstadt mit den rußigen Arbeitern, wie sie es einmal war. Es hat sich alles mit neuen Technologien weiterentwickelt und alles wurde modernisiert. Linz ist eine sauberere Stadt geworden – vor allem die Luft ist wesentlich sauberer geworden, als es damals 1970 noch der Fall war. Aber grundsätzlich bleibt Linz, meiner Meinung nach, eine Stahlstadt. Das ist aber nichts schlechtes, denn Stahl ist und bleibt, finde ich, das nobelste, eleganteste und vielseitigste Material, das es überhaupt gibt. Dazu könnte ich Ihnen einen eigenen Vortrag halten.

Gsöllpointner gründete 1955 die Abteilung für Metallplastik in den Lehrwerkstätten der VOEST Alpine AG in Linz und leitete diese bis 1985. Er war ab 1973 Leiter der Meisterklasse Metall an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz und von 1977 bis 1981 Rektor der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung, heute Kunstuniversität Linz und wurde 2001 emeritiert. Gsöllpointner konzipierte und leitete seit 1971 verschiedene Ausstellungen, wie Forum Metall (1977), Forum Design (1979), Schmuck – Zeichen am Körper (1987), Netz Europa (1994) und begründete damit Linz als Kulturstadt auch im Bereich der bildenden Kunst. Von 1971 bis 1976 war Gsöllpointner Präsident der Künstlervereinigung MAERZ in Linz. Im Jahre 2001 wurde Gsöllpointner zum Vorsitzenden des neu begründeten Stadtkulturbeirates der Stadt Linz gewählt.

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