Die Medienfassade und das Jahrhunderttalent

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Es ist Drehtag, alle Kamerateams sind bereit, Christoph Sietzen kann loslegen. Sechs Kameras filmen rund um den jungen Musiker vor der leuchtenden Fassade des Ars Electronica Centers, vier weitere sind über die Stadt Linz verteilt, um das Zusammenspiel von Musik und Licht auch von der Ferne einzufangen. Sehr viel Aufwand für ein Musikvideo – warum es die Arbeit aber auf jeden Fall wert war und weshalb sich der Marimbaspieler ausgerechnet das Ars Electronica Center als Drehort für sein neues Musikvideo ausgesucht hat, verrät er im Interview.

Credit: Christoph Sietzen

Du hast mit dem Ars Electronica Center als Kulisse ein Musikvideo aufgenommen – warum fiel die Wahl der Location auf diesen Ort?

Christoph Sietzen: Ich hatte diese Idee schon seit ein paar Jahren, da ich die Möglichkeit, die Fassade von Musik steuern zu lassen, sehr faszinierend finde und die Lage an der Donau das nochmal veredelt. Weiters sitzen im Sommer auf den Stiegen des Maindecks am Abend viele junge Leute. Da ich aus der klassischen Musik komme, finde ich es sehr spannend, einfach auf die Leute zuzugehen und Ihnen etwas Neues zu zeigen. Natürlich ist Linz auch die Stadt, in der ich seit fast 10 Jahren wohne, ich habe ja an der Anton Bruckner Privatuniversität studiert, und wenn man dann so eine Institution wie das AEC vor der Haustüre hat, muss man das doch nutzen!

Credit: Christoph Sietzen

Wie wurde die Fassade des Ars Electronica Centers für das Video eingesetzt?

Christoph Sietzen: Das Stück, dass ich gespielt habe, „One Study One Summary“ vom neuseeländischen Komponisten John Psathas (er hat unter anderem die Musik für die Eröffnungs- und Schlusszeremonie bei den Olympischen Spielen in Athen geschrieben), ist für Marimba, Junk Percussion (das sind Alltagsgegenstände wie Kochtöpfe und Pfannen) und Tonband-Zuspielung. Diese Zuspielung haben wir mit der Fassade gekoppelt, sodass sie sich immer zur Musik und genau im richtigen Tempo bewegt hat.

Kannst Du den Drehablauf beschreiben?

Christoph Sietzen: Wir haben das Maindeck quasi als Bühne benutzt, also dort meine Instrumente, die Beleuchtung und die Musikanlage aufgebaut. Vor Ort haben wir dann mit 6 Kameras gefilmt, 4 weitere waren in der Stadt verteilt, auf der gegenüberliegenden Donauseite beim Lentos, auf der Nibelungenbrücke, am Schlossberg und sogar am Pöstlingberg. Das ist für mich auch das faszinierende am AEC, dass man es aus der ganzen Stadt sieht und durch die Bespielung der Fassade immer die Verbindung zur Musik gegeben ist, auch wenn man mich als Musiker dann nicht mehr sieht.

Credit: Christoph Sietzen

Was war die größte Herausforderung am Dreh? Und was hat Dir am besten gefallen?

Christoph Sietzen: Die größte Herausforderung war sicherlich das Wetter, da es für den Zeitraum, indem wir drehen wollten sehr schwer vorhersehbar war. Trotzdem mussten wir uns irgendwann festlegen, da ja ein sehr großes Team eingespannt war. Obwohl beim Aufbau plötzlich Gewitterwolken aufzogen, hatten wir Glück und es fing nicht an zu regnen. Unglaublich geholfen hat dabei, wie flexibel, unterstützend und total unkompliziert die Verantwortlichen vom AEC waren, da möchte ich mich auch nochmal ganz herzlich bedanken. Am schönsten war es für mich dann, die ersten Aufnahmen zu sehen, da sie wirklich so rüberkommen, wie ich mir das seit so langer Zeit vorgestellt und gewünscht habe.

Zum „Rising Star“ der European Concert Hall Organisation (ECHO) in der Saison 2017/2018 ernannt, wird der Schlagwerker Christoph Sietzen in der Presse als Ausnahmetalent gefeiert und für seine erfrischende musikalische Natürlichkeit, seine technische Beherrschung sowie ausgeprägte Bühnenpräsenz gelobt. Im Alter von 12 Jahren gab Sietzen sein Debüt bei den Salzburger Festspielen und ist u.a. Preisträger des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD (2014). Seine erste Solo-CD „Attraction“, die den Titel des für ihn von Emmanuel Séjourné komponierten gleichnamigen Werks trägt, wurde mit dem Pizzicato Supersonic Award ausgezeichnet.

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