Ars and the City, CREATE YOUR WORLD, Human Limitations – Limited Humanity, Große Konzertnacht, Ars Electronica Campus, Nightline, Unboxing the Festival, History Summit, Expanded Animation, AIxMusic in Sankt Florian, im Mariendom, in der Kunstuniversität, im Ars Electronica Center, im LENTOS, an der Bruckneruniversität sind nur ein kleiner Auszug dessen, was von mehr als 1.000 KünstlerInnen, bei mehr als 500 Events an mehr als 10 Locations während des Ars Electronica Festival 2019 passiert. Um hier den Überblick zu behalten, gibt es seit einigen Jahren das von der WKOÖ Fachgruppe für Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT ermöglichte WE GUIDE YOU Programm, ein umfassendes Angebot an verschiedenen Touren, die den BesucherInnen die verschiedenen Ausstellungen und Werke näherbringen. Spotlight Tours bieten einen ersten Einblick, kostenlose Community Parcours sollen lokale und internationale Communities vernetzen und Experts Tours für den Austausch mit und zwischen ExpertInnnen sorgen. Seit drei Jahren ist Sonja Schachinger für Konzeption und Umsetzung dieses Vermittlungsformats verantwortlich. Sie hat uns im Interview Details zu dem heurigen Angebot verraten.
Mehr als 1.000 KünstlerInnen, mehr als 500 Events, mehr als 10 Locations, an 5 Tagen! Das klingt auf den ersten Blick und wenn man noch nie auf dem Festival war sehr verwirrend. Hast du einen Tipp, wo man da am besten anfängt und hat WE GUIDE YOU Orientierungsmöglichkeiten parat?
Sonja Schachinger: Das Ars Electronica Festival zählt zu den größten Medienkunstfestivals der Welt und öffnet Wege für innovative Themen. Wenn man das erste Mal zum Festival kommt, kann man sich zuerst einmal vorab auf der Homepage informieren und das Programm studieren. Einmal angekommen, ist die Fülle an Projekten und Locations trotzdem für viele überwältigend und kann definitiv nicht im Vorbeigehen konsumiert werden. WE GUIDE YOU, das sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Vermittlungsformat entwickelt hat, stellt ein vielfältiges Angebot an Führungen dar – sowohl was die räumliche wie auch die thematische Orientierung betrifft. Die Spotlight Touren, die zu drei verschiedenen Timeslots täglich angeboten werden, ermöglichen den BesucherInnen einen ersten Überblick zu den Themen des diesjährigen Festivals. Danach kann man immer noch die zahlreichen Stationen und Projekte auf eigenen Faust erkunden. Außerdem erfahre ich im Austausch mit den Guides, die teilweise ExpertInnen auf ihrem Gebiet sind, Hintergründe zu den Programmpunkten, ich kann in einen Dialog mit Menschen treten und es eröffnen sich mir zusätzliche Deutungsebenen. Die Qualität der Vermittlung wird aber auch durch die mehr als 100 InfotrainerInnen gewährleistet, die stets um die Beantwortung der Fragen und um die Interaktion mit den BesucherInnen bemüht sind.
Wie kann ich mir so eine Spotlight Tour vorstellen, was erwartet mich als BesucherIn und was werde ich sehen?
Sonja Schachinger: Die beliebten Spotlight Tours bietet einen Gesamtüberblick über die Ausstellung durch die POSTCITY. Gemeinsam diskutieren wir aktuelle Fragen aus Kunst, Technologie und Gesellschaft und wir nähern uns dem Thema des Festivals “Out of the Box – Die Midlife-Crisis der Digitalen Revolution“ aus verschiedenen Perspektiven an.
Wir haben dieses Jahr aber auch das Angebot erweitert. Zusätzlich zu den Spotlight Tours sind täglich Thementouren zu der Ausstellung „Human Limitations – Limited Humanity“ buchbar. Die Tour führt durch den Bunker der POSTCITY, gezeigt werden Kunstwerke und Projekte, die sich mit komplexen ethischen Fragen zur Simulations- und Mutationsprozessen des Menschen und dessen Grenzen beschäftigen.
Insgesamt stehen heuer mehr als 80 Timeslots zu 17 verschiedenen Terminen zur Verfügung, um öffentlich an einer Führung durch das Festival teilnehmen zu können.
Was erwartet und heuer bei den Expertführungen, auf welche ExpertInnen können wir uns freuen und worüber werden sie berichten? Und für wen sind die Expertsführungen gedacht?
Sonja Schachinger: Wir bieten dieses Jahr mehr als 20 verschiedene Experts Touren an, etwa mit Jens Hauser, Quimera Rose, Marta de Menezes und Luis Graca, Andreas J. Hirsch, Saša Spačal , Christl Baur oder Matthias Hörtenhuber.
Der Kurator, Medientheoretiker und Ars Electronica-Jurymitglied Jens Hauser gibt Einblicke in die philosophischen und techno-wissenschaftlichen Aspekte ausgewählter biologischer Kunstwerke in der POSTCITY-Ausstellung. Quimera Rosa stellen ihre Arbeit Trans*Plant vor, die ein transdisziplinäres Projekt ist, das lebende Systeme nutzt und auf Selbstexperimentierung basiert. Saša Spačal hinterfragt wie man ökologische Zusammenhänge mit Technologie vermitteln kann, Andreas J. Hirsch führt durch 40 Jahre Ars Electronica und wird Aspekte aus seinem neuen Buch „Creating the Future“ veranschaulichen, die Künstlerin Marta de Menezes und der Wissenschaftler Luis Graca stellen sich kritisch mit der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft mit Schwerpunkt Biokunst auseinander. Christl Baur, Kuratorin der Gallery Spaces und Co-Producer des Festivals, diskutiert die künstlerischen Konzepte und medienkunsthistorischen Hintergründe der ausgestellten Werke. Der Wissenschaftler Matthias Hörtenhuber stellt das Thema AI und Life-Science-Aspekte in den Mittelpunkt seiner Tour und diskutiert die Anwendungen von maschinellem Lernen und den zugehörigen Algorithmen. Das sind nur einige Beispiele, wer mit welchen Inhalten heuer durch das Festival führen wird. Alle Touren sind auf unserer Homepage nachzulesen.
Nicht nur die breite Öffentlichkeit schätzt das WE GUIDE YOU Angebot beziehungsweise die Expert Tours. Viele innovative Wege führen mehr und mehr ExpertInnen zum Festival, die sich gerne mit KollegInnen austauschen möchten – zum Beispiel bei einem Artist Walk oder einer Experts Tour. Die Plätze für diese Führungen sind auf 15 Personen limitiert, um einen regen Austausch zwischen KünstlerIn und TeilnehmerIn gewährleisten zu können.
Gibt es WE GUIDE YOU nur in der POSTCITY oder auch an anderen Locations?
Sonja Schachinger: Das Festival bespielt mehr als zehn verschiedene Locations, überall werden auch Experts Touren angeboten. Außerhalb der POSTCITY finden zum Beispiel folgende Touren statt: Der Projektmanager Tilman Hatje führt zu den Kunstwerken im Mariendom und im Salzamt. Im Radio Walk von Anton Lapov erfährt man mehr über den breiten Kontext der soziokulturellen Landschaft, in der die Ars Electronica seit 40 Jahren existiert – sie startet beim Lentos Kunstmuseum. Es wird eine Führung der KuratorInnen der Ausstellung Shared Habitats geben, um Kunstwerke und künstlerische Praktiken der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus Universität Weimar an der Kunstuniversität Linz näher kennenzulernen. Zum allerersten Mal bieten wir außerdem eine Experts Tour zum Prix Ars Electronica im OK, OÖ Kulturquartier, an: Die neue Kategorie „Artificial Intelligence & Life Art“ des Prix Ars Electronica löst Diskussionen über den Zusammenhang zwischen den weitgehend mehrdeutigen Begriffen „Intelligenz“ und „Lebendigkeit“ aus. Jurymitglied, Kurator und Medientheoretiker Jens Hauser wird Kriterien des Juryprozesses offenlegen und ausgewählte Positionen aus den 15 prämierten Kunstwerken präsentieren.
Erstmals veranstaltet die Ars Electronica ja heuer in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission auch ein AI x Music Festival, das am Festivalsamstag zu einem Ausflug in die Abtei Saint Florian einlädt. Dort führen etwa der Abt selbst, der Kustos und der Stiftsorganist durch die ehrwürdigen Gemäuer. Die Führung „Kraftplätze“ mit Generalabt Johann Holzinger zeigt das Oratorium und die Krypta, er erzählt, welche der zahlreichen Räumlichkeiten des Stiftes besondere Bedeutung im Leben der Ordensgemeinschaft haben. Stiftsorganist und -kantor Klaus Sonnleitner stellt das Herzstück von Sankt Florian – die große Orgel der Stiftsbasilika – vor, aus der bereits Anton Bruckner Inspiration schöpfte. Und nicht zuletzt führt Kustos Harald R. Ehrl durch die Bibliothek mit ihrem bunten barocken „Himmel“.
Es gibt ja neben Spotlight und Experts Touren noch einen dritten Fokus – die Community Parcours. Was versteht man darunter und wer führt hier wen?
Sonja Schachinger: Mit den Community Parcours werden die lokalen und die internationalen Communities miteinander verbunden. Am 7. und 8. September lädt das Festival zu kostenlosen Führungen in Bulgarisch, Griechisch, Österreichische Gebärdensprache, Persisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch, Türkisch, Leichter Sprache sowie einem inklusiven Parcours ein. Führungen in Sprachen wie Arabisch oder Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, die vor zwei Jahren noch gut besucht waren, sind mittlerweile gewechselt zu Führungen in Deutsch als Fremdsprache oder Englisch. Deshalb haben wir neue Sprachen wie Tschechisch oder Griechisch ins Programm aufgenommen, um auch diese Communities anzusprechen.
Es ist mir wichtig zu betonen, dass bei allen Führungen der Dialog mit der Gruppe und das Eingehen auf Fragen und Eindrücke im Zentrum stehen. Das Festival ist riesig und wir möchten, dass alle beim Besuch viel Freude und eine wundervolle Zeit gemeinsam verbringen. Die ganze Arbeit des Teams gründet darauf, die beste Kommunikationsplattform für Kunst, Technologie und Gesellschaft zu sein sowie Freude an der gemeinsamen Zukunft zu vermitteln.
Sonja Schachinger studierte „Media Art Histories“ am Department for Image Science der Donau Universität Krems. Sie weist langjährige internationale Ausstellungserfahrung vor und hat bereits für das Atelier Victoria Coeln, das Atelier Lucas Zallmann, das BIO-FICTION Festival, Sonja Bäumel und die #TullnART Ausstellung gearbeitet. Ihr Fokus liegt auf dem Gebiet der digitalen und multimedialen Kunstvermittlung, in diesem Bereich war sie schon für die Kunstmeile Krems, das Mauthausenkomitee Österreich und die the spell GmbH tätig. Für das Ars Electronica Festival leitet sie das Mediationsformat WE GUIDE YOU zum dritten Mal.
Alle Details sowie einen Überblick über die verschiedenen WE GUIDE YOU Touren – von Spotlight Tours über die unterschiedlichen Expert Tours bis hin zu den kostenlosen Community Parcours – finden Sie auf unserer Webseite.
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