Nachdem wir in Teil 1 unserer Reise durch die Ars Electronica Gärten und rund um den Globus Australien und Neuseeland besucht haben, begeben wir uns jetzt westwärts. 44,6 Millionen Quadratkilometer hat der Kontinent das entspricht etwa einem Drittel der gesamten Landmasse der Erde und mit über vier Milliarden Menschen beherbergt er außerdem mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Divers, bunt, groß, laut, leise, weitläufig und urban: Die Rede ist von Asien.
Genauso vielfältig wie der Kontinent selbst sind auch die Gärten und Projekte, die dort ihren Ursprung haben und auf die wir uns am Ars Electronica Festival 2020 freuen können. Nachstehende Auswahl soll euch einen kleinen Ein– und Ausblick darauf geben, was zwischen dem 9. und 13. September sowohl physisch wie auch virtuell in Asien zu erleben sein wird.
Ars Electronica Garden Bangkok: Garlic Med.Eat.Ation
Der Psych Garden, verortet in Bangkok, nutzt Körperliches und Übersinnliches, um die Besucher*innen durch verschiedene Ebenen des Seins zu führen und bietet virtuelle Touren zu Thailands Geschmäckern, Sehenswürdigkeiten, Klängen und Energien an. Ein besonderes Highlight ist dabei “Garlic Med.Eat.Ation” von Jennifer Katanyoutanant (US/TH), Grace Cong Xin Wong – Art Farm (US/HK) und Zden Brungot Svíteková (SK). Bei dieser Ausstellung wird Intimität duch Berührung und Geschmack erlebbar – als Ausgangspunkt ist jede*r Besucher*in angehalten, eine Knoblauchzehe mitzubringen.
Ars Electronica Garden Daejon: Biennale
Der Ars Electronica Garden Deajon in Südkorea wir vom Daejeon Museum of Art veranstaltet. Mittelpunkt des Gartens ist die Daejon Biennale, die im Zweijahres-Rythmus Werke zusammenbringt, die sich fortschrittliche KI-Technologien zunutze machen, um ein erweitertes Feld des künstlerischen Ausdrucks zu erschließen. Die präsentierten Arbeiten suchen nach möglichen Gemeinsamkeiten zwischen der Kunst, die sich mit Dingen befasst, die von der ökonomischen Logik abweichen, und der KI-Technologie, die sich stets mit dem gesellschaftlichen Nutzen befasst. Die Ausstellung untersucht jene Bereiche, in denen sich die beiden Sphären überschneiden.
Ars Electronica Garden Hong Kong: DïaloG und WYSIWYG
Hongkong befindet sich am Schnittpunkt der historischen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen tektonischen Platten. Dieser Kontext, da ist die School of Creative Media der City University of Hong Kong überzeugt, nährt eine einzigartige Dynamik, die vor Kreativität strotzt. Zwei Projekte, die hier gezeigt werden, möchten wir euch nicht vorenthalten:
Maurice Benayoun und Refik Anadol führen in DïaloG ein Zwiegespräche der Kunstwerke, von Los Angeles und Hongkong aus beobachten sie das Verhalten zweier “Aliens”, zwier Neuankömmlinge, die einander nicht verstehen.
Ein weiteres Highlight ist WYSIWYG, eine große Retrospektive zum Werk Jeffrey Shaws, präsentiert und organisiert von der Osage Art Foundation. Die Ausstellung in der Osage Gallery Hongkong spannt einen Bogen über die produktive Karriere des Pioniers der visuellen Medienkunst, der 2018 beim Prix Ars Electronica mit einer Goldenen Nica für Visionary Pioneer of Media Art ausgezeichnet wurde.
Ars Electronica Garden Tsing Hua: Bitter Spring and Fruity Fall
Vier Ausstellungen sind im Ars Electronica Garden Hsinchu, veranstaltet von der National Tsing Hua University, zu sehen, eine davon möchten wir euch kurz vorstellen:
Unter dem Titel “Bitter Spring and Fruity Fall” werden Arbeiten des KT Award of Technology Art, gesponsert von MOST, ausgestellt. Der Preis ist die prestigeträchtigste Auszeichnung für Studierende der digitalen Kunst in Taiwan mit den Kategorien interaktive Kunst, digitale Animation und digitales Spiel. Das diesjährige Thema “Bitter Spring and Fruity Fall” (春苦秋實) beschreibt, wie wir im Frühling mit allen möglichen Schwierigkeiten konfrontiert waren, aber im Herbst die Früchte ernten können.
Ars Electronica Garden Jakarta: Virtual Tour Journey of Tea Plantation in Indonesia
Der Ars Electronica garden Jakarta alias “Prisma Garden”, Media Art Globale (MAG) von Connected Art Platform präsentiert das Werk von fünf verschiedenen indonesische Künstler*innen. In ihren Arbeiten beschäftigen sie sich mit ihren Ansichten über die aktuelle Situation der Gesellschaft und reichern sie mit ihren eigenen Interpretationen an. Eines der ausgestellten Werke heißt “Virtual Tour Journey of Tea Plantation in Indonesia” by Motionbeast und ist genau das – eine virtuelle Reise nach West Java, vom indonesischen Hochland auf die Frühstückstische der Welt.
Ars Electronica Garden Lviv: Future from the Past
Der Ars Electronica Garden Lviv macht uns unter dem Titel ”Future from the Past” auf wenig bekannte Geschichten über die späten sowjetischen Medienamateure und die periphere Infrastruktur für die Weltraumforschung aufmerksam. Nur mehr wenige Objekte, wie die Sternwarte Lviv, erinnern an die Rivalität zwischen sozialistischen und kapitalistischen Zukunftsvisionen und den menschlichen Wunsch, den Weltraum zu erreichen. Dem gegenüber steht und stand die Unfähigkeit, die irdische Gegenwart zu erhalten. Mittels Interviews, Filmen und Videokunst erwacht in dem Lviv’er Garten die Vergangenheit für kurze Zeit wieder zum Leben. Partner dieses Unterfangens sind das Center for Urban History of East-Central Europe, Lviv, das Lviv Astronomical Observatory, die State Space Agency of Ukraine und das Center for Urban History.
Ars Electronica Garden Seoul: Third Garden
Der Ars Electronica Garden Seoul der Korea National University of Arts repräsentiert unter dem Titel “Third Garden” eine vom Menschen geschaffene Natur und spiegelt den zukünftigen Garten im Zeitalter des Third Life dar. Hier treffen Realität und Virtualität aufeinander und interagieren in verschiedenen Konferenzen, Online-Ausstellungen, Performances, Workshops und erforschen den städtischen Garten Seoul in Mozilla Hubs. Im Mittelpunkt aller Fragestellungen steht dabei die Koexistenz zwischen Mensch, Natur und digitalen Netzwerken.
Eine Performance des Third Garden ist “Two Hands”. Hier wird der traditionelle koreanische Schamanismus mit einer zeitgenössischen Medienperformance kombiniert. Die Künstler*innen stellen die Frage: „Kann zukünftige Technologie den menschlichen Geist und die menschliche Seele beherrschen?”
Ars Electronica Garden St. Petersburg: Wandering Garden Boat
Das Pangardenia-Projekt besteht aus vier Pfaden: Parniki, das sind die Künstler*innen zu Hause, verlassene Gärten, dargestellt durch halbgeschlossene Universitäten, Wandergärten in Form einer künstlerischen Bootsfahrt und post-menschliche Gärten, die neue Arten von Lebensformen erforschen.
Das Wandering Garden Boat ist das Hauptereignis der Wandergärten. Es begibt sich auf eine Wasserreise von Künstler*innen, Wissenschaftler*innenn und Kurator*innen auf der Newa, dabei finden Performances und Lesungen statt. Begleitet wird die Reise von Wasser- und Luftdrohnen, die Daten über die Zusammensetzung und Verschmutzung des Flusses sammeln. Während der Reise ist ein zentrales Element die Interaktion zwischen den Menschen, den Online-Besucher*innen und den Maschinen untereinander und mit dem aquatischen Ökosystem, dem strukturellen Rahmen der Stadt.
Ars Electronica Garden Tokyo: Japanese Media Art
Tokyo, die Stadt des Cyberspace, des High-Tech, der verkabelten Kultur. Im Ars Electronica Garden Tokyo geht das Österreichische Kulturforum, die Agency for Cultural Affairs des Government of Japan gemeinsam mit dem Japan Media Arts Festival der Frage nach, warum das so ist. Gelingen soll das mit einer Reise zurück zu den Ursprüngen der Medienkunst. Highlights der Reise sind zum Beispiel eine Ausstellung mit Daito Manabe, Yasuaki Kakehi und Miyu Hosoi oder eine Performance von Dommune. Die Organisatoren laden das Publikum ein: “Wir hoffen, Sie können Tokio virtuell besuchen, es genießen und gemeinsam über die Zukunft der Medienkunst nachdenken.”
Ars Electronica Garden Yamaguchi: Garden of Threads
Der YCAM (Yamaguchi Center for Arts and Media) Garden ist die künstlerische Antwort auf die Covid-19-Ära. Wie schaut Wertschätzung für ein Kunstwerk aus? Wer ist das physische Publikum für Kunst? YCAM beschäftigt sich mit verschiedenen Ausdrucksformen, die eng mit der Medientechnologie verbunden sind, dieses Mal werden zwei Arten von Inhalten präsentiert: Live-Performance und Kunst im Netz. „quartets“ etwa ist eine Performance, die rein als Video-Stream stattfindet. Acht Musiker*innen improvisieren, indem sie sich eine Session gemeinsam mit den anderen Musiker*innen vorstellen. Die daraus resultierenden Aufführungen werden nach dem Zufallsprinzip gemischt oder kombiniert, so entsteht jedes Mal ein neues Musikstück. Diese Quartette stehen für die isolierte Situation, die wir alle momentan nur zu gut kennen bzw. kennengelernt haben.
Eine Liste aller Gärten sowie einen Einblick in alle Projekte, die es von 9. bis 13. September im Rahmen des Ars Electronica Festival zu sehen gibt, findet ihr hier.