Jänner 2020
Mit äußerst positiven Zahlen starten wir ins Jahr 2020. Mehr als 190.000 Besucher*innen haben das Ars Electronica Center im Vorjahr besucht. Mit allein rund 110.000 Besuchen ist das Ars Electronica Festival auf ein noch nie dagewesenes Publikumsecho gestoßen. Auch anderen Bereichen wie Ars Electronica Export mit seinen Ausstellungen in Peking, Seoul, Moskau und Shenzhen geht es so gut wie nie zuvor.
Kunst, Technologie und Gesellschaft, diese Konstellation steht unter einem guten Stern. Unser zu dieser Zeit produzierter Videoclip für das Ars Electronica Festival 2020 ist eingetunkt in ein riesiges Glas voller Vorfreude.
Volle Fahrt voraus heißt es bei den Themenwochen rund um Künstliche Intelligenz im Ars Electronica Center, die die große Ausstellung „Understanding AI“ ins Neue Jahr begleiten. Mit Vorträgen, Präsentationen und Workshops nähern wir uns selbstfahrenden Autos, von KI-Algorithmen komponierter Musik und neuronalen Netzwerken und zeigen unseren Besucher*innen, wie künstliche Intelligenz funktioniert und was solche Systeme leisten können und was nicht. Auch auf unserem Ars Electronica Blog erklären wir, wie zum Beispiel mit MuseNet ein Musikstück im Stil von Mozart komponiert wird, wie man aus einem ferngesteuerten Auto ein selbstfahrendes Auto im Mini-Format macht, und wir erklären verschiedene Begriffe, die sofort auftauchen, wenn man sich mit Künstlicher Intelligenz etwas näher beschäftigt.
Für die junge Generation ist das Ars Electronica Center ein spannender Ort des Ausprobierens und Entdeckens. Während im Kinderforschungslabor neue Stationen ausprobiert werden, die das Offene Technologie Labor OTELO beigesteuert hat, versuchen bei der FIRST LEGO League junge Technikbegeisterte mit ihrem Team den geschicktesten Roboter zu bauen und zu programmieren.
Auch die acht Projektoren des Deep Space 8K leisten wieder ihre Dienste und verwandeln, bestückt mit beeindruckenden Projekten von Medienkünstler*innen, den großen Raum im Ars Electronica Center in fantastische Bildwelten. Doch nicht nur in Linz, Österreich, erfreut sich der Deep Space 8K großer Beliebtheit – im Auftrag des Sinaloa Science Centers hat Ars Electronica Solutions den Deep Space 8K nun auch nach Mexiko gebracht. Der „Cubo Negro“, der schwarze Würfel, bildet das Highlight des frisch renovierten Science Center in Culican.
Und wie jedes Jahr ist der erste Monat traditionell der Startschuss für einen großen Rundruf an alle Medienkünstler*innen dieser Welt. Beim Prix Ars Electronica 2020, dem traditionsreichsten Medienkunstwettbewerb der Welt, können diesmal in unterschiedlichen Kategorien Computeranimationen, Projekte rund um Digital Communities, interaktive Kunstwerke und Beiträge von Young Creatives und Young Professionals unter 19 Jahren aus Österreich eingereicht werden.
Den Gewinner*innen winkt nicht nur eine Goldene Nica und ein Preisgeld von bis zu 10.000 Euro, sondern auch ein prominenter Auftritt beim kommenden Ars Electronica Festival. Bis zum Einreichschluss erreichen uns diesmal mehr als 3.200 Projekte. Wer das Universum des Prix Ars Electronica noch nicht kennt, die/der sei herzlich eingeladen, sich die Story auf dem Ars Electronica Blog anzusehen.
Parallel dazu startet auch ein zweiter Wettbewerb, der im Auftrag der Europäischen Kommission von Ars Electronica, Bozar und Waag organisiert wird – der STARTS-Prize. Wissenschaftler*innen, Technolog*innen, Künstler*innen und auch Institutionen, Labs oder Unternehmen können ihre innovativen Kooperationen und Projekte einreichen und unter anderem 20.000 Euro Preisgeld erlangen.
„Die Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst kann einen sehr großen Bereich an Disziplinen abdecken. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Human Computer Interaction, Machine Learning, Biotechnologie, Kunst & Forschung, Umwelttechnik, Materialforschung, Smart Cities, Bürgerbeteiligung und Empowerment, Robotik, Quantentechnologie und viele mehr.“
Februar 2020
Ein neuer Monat, ein nächster Themenschwerpunkt im Ars Electronica Center. Es geht um ein Thema, das die gesamte Menschheit hier auf dem Blauen Planeten betrifft, wissenschaftliche Erkenntnisse immer stärker darauf hinweisen, dass ein umfangreiches Handeln nicht mehr länger hinausgeschoben werden kann, und dass uns das alles nur gelingen kann, wenn wir gewohnte Pfade verlassen und uns neu orientieren. Nein, es geht (noch) nicht um die Pandemie, es geht um den Klimawandel: Weltweiter Temperaturanstieg, Gletscherschmelze, steigende Meeresspiegel, schrumpfende Eisflächen und extreme Wetterbedingungen – die Ausstellung „Global Shift“ soll ein Augenöffner sein, eine Kamera auf die Erde, der wir verschiedene Objektive anschrauben können. (Die von Ars Electronica Solutions entwickelte und gemeinsam mit der Kulturabteilung der Landeshauptstadt Bregenz adaptierte Ausstellung „Global Shift – Die Welt im Wandel“ in Vorarlberg wurde übrigens 2020 mit dem Klimaschutzpreis der Vorarlberger Nachrichten ausgezeichnet).
Zwischenzeitlich schrauben, oder besser gesagt programmieren, die Kolleg*innen des Ars Electronica Futurelab an einem Projekt, an dem schon seit einigen Jahren gemeinsam mit dem japanischen Telekommunikationsunternehmen NTT gearbeitet wird. Nach den erfolgreichen Spaxels, mit LEDs bestückte Quadrocopoter, die in Formationsflügen Leuchtskulpturen in den Himmel zeichnen, sind es diesmal mit sechseckigen Screens bestückte und in einem Schwarm fahrende Roboter, die die Faszination leuchtender Bewegung wieder zurück auf genau den Boden holen, wo 2012 die ersten Spaxels in den Himmel stiegen.
Und plötzlich ist es da. Wir kommen an den „Außenposten“ der Ars Electronica, genauer gesagt beim „School of the Future Festival“ in Tokyo Midtown zum ersten Mal mit den gesellschaftlichen Auswirkungen der sich ausbreitenden Pandemie in Kontakt. Eigentlich haben wir mit einem hier in diesem Gebäudekomplex ganz üblichen pulsierenden Treiben gerechnet, doch die Besucher*innenzahlen sind überschaubar und wir treffen immer mehr auf eine Maßnahme, die uns Europäer*innen bald nicht mehr so ungewohnt wie bisher scheinen wird: Der Mund- und Nasenschutz.
März 2020
War es eine Woche zuvor noch unsicher, ob unsere Mitarbeiter*innen Geschäftsreisen in andere Länder überhaupt antreten können, sind in der Zwischenzeit die Zahlen an Covid-19 erkrankten Menschen in Österreich so hoch gestiegen, dass die österreichischen Behörden sich dazu entscheiden, Maßnahmen gegen eine weitere Verbreitung zu treffen. Wurden zunächst nur Veranstaltungen in Innenräumen auf maximal 100 Personen beschränkt, begibt sich das ganze Land ab Freitag, dem 13., in einen mehrere Wochen lang andauernden Lockdown. Das Ars Electronica Center schließt seine Türen und drückt auf „Pause“.
Die gesamte Weltbevölkerung steht zu dieser Zeit vor einem Nebel an Ungewissheit, sämtliche in die Zukunft gerichteten Erfolgspfade sind nicht mehr sichtbar. Niemand kann sagen, wie und vor allem wann wir uns aus dieser Bredouille wieder befreien werden können. Ars Electronica schickt einen Großteil seines Teams in Kurzarbeit, um die Arbeitsplätze weiter zu erhalten und die wirtschaftliche Existenz zu sichern. Ein Großteil der verbleibenden Kolleg*innen zieht sich ins eigene Zuhause – ins „Home Office“ – zurück, um von da aus die Zahnräder weiter zu drehen. Welch ein Privileg, eigentlich.
„Weil wir über ein sehr breites Spektrum an Aktivitäten verfügen, wirkt sich die Krise bislang ganz unterschiedlich auf die einzelnen Bereiche unseres Unternehmens aus. Während wir im Ars Electronica Futurelab und der Ars Electronica Solutions zurzeit noch eine sehr gute Beschäftigungslage haben, ist im Ars Electronica Center nach der behördlichen Museumsschließung am 13. März das Gegenteil der Fall. Die Höhe des wirtschaftlichen Schadens, der Ars Electronica durch die aktuelle Krise entstehen wird, ist noch nicht abzuschätzen. Er wird aber beträchtlich sein.“
Ein leeres Museum, keine Kulturveranstaltungen, keine einzige Schülerin und kein einziger Schüler im „Museum der Zukunft“ (im vergangenen Jahr waren es über 30.000!), weder internationale Besucher*innen noch lokales Publikum. Dort, wo es möglich ist, beginnt die Zeit des digitalen Zusammenarbeitens – von Wohnzimmer zu Wohnzimmer. Wer dem anderen in die Augen schauen möchte, blickt in die Webcam. Ein Besuch bei den Keplers Garden’s am Campus der Johannes-Kepler-Universität, der für 2020 geplanten Location des Ars Electronica Festivals im September, bietet dasselbe Bild: keine Menschen weit und breit. Nur ein paar Enten schwimmen auf dem Teich.
April 2020
Auch im April bleibt das Ars Electronica Center geschlossen. Schließtage fühlen sich an wie Wochen, die Haare werden länger. Man versucht, das Positive im Arbeitsalltag zu finden. Thomas Schwarz, Infotrainer, ist einer der wenigen, die in diesen Wochen physisch im Ars Electronica Center arbeiten:
“Es ist jetzt leichter, sich in Ruhe mit manchen Dingen näher auseinanderzusetzen. Auf der anderen Seite vermisse ich schon sehr den Austausch mit den KollegInnen, den BesucherInnen aus aller Welt, den Trubel, der normalerweise hier herrscht und den abwechslungsreichen Arbeitsalltag im Allgemeinen.”
Auch die für Hannes Leopoldseder geplante Feier, einem der Gründer der Ars Electronica, die 1979 erstmals ein Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft in Linz veranstalten, wird ins Digitale verschoben. Anlässlich seines 80. Geburtstags blicken wir auf dem Ars Electronica Blog mit Auszügen seiner Texte und historischen Fotos auf vier Jahrzehnte des digitalen Wandels zurück.
Welch ein digitaler Wandel sich doch gerade vollzieht! Ars Electronica begibt sich aus der kurzzeitigen Schockstarre und nimmt die Zügel wieder in die Hand. Wir melden uns mit interessanten Blogstories über Künstliche Intelligenz zurück (z.B. Wie KI, Big Data und Machine Learning gegen das Coronavirus eingesetzt werden können) und einem Zukunftspodcast des lokalen Radiosenders LifeRadio. Veranstaltungen wie der Botschafter*innentag für Lehrer*innen, bei dem die Angebote für Schüler*innen aller Altersstufen vorgestellt werden, sind in kurzer Zeit in den digitalen Raum verlegt.
Doch die Digitalisierung ist kein notdürftig eingerichtetes Ersatzprogramm für das direkte Gespräch oder den plötzlich eingetretenen Corona-Regen. Digitalisierung ist kein Schlechtwetterprogramm. Und gerade jetzt ist nicht die Zeit, ins Sentimentale zu verfallen und sich die besseren Zeiten von damals herbeizuwünschen. Gerade jetzt hat die Zukunft Hochkonjunktur.
Im Hintergrund arbeitet ein Team der Ars Electronica an einem neuen Projekt, das kurze Zeit später, Anfang Mai 2020, der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Es ist ein Lichtblick für eine Zeit, die noch sehr viele Entbehrungen und Einschränkungen mit sich bringen wird. Selbst eine Pressekonferenz ist nach den vielen Wochen Lockdown wieder angedacht. Das gibt Hoffnung.
Mai 2020
Der Natur scheint die Pandemie sichtlich egal zu sein – nicht nur in Linz sondern auch an vielen anderen Orten der Welt strahlt die Frühlingssonne vom blauen Himmel. Zumindest sieht man das auf dutzenden Webcambildern der Menschen, die sich einzeln in ihren Wohnzimmern und an ihren Arbeitsplätzen versammelt haben, um am Jurywochenende des Prix Ars Electronica 2020 teilzunehmen. Jedes einzelne Porträtbild fügt sich in ein noch nie dagewesenes Mosaik des internationalen Meinungsaustauschs.
Von Los Angeles bis Seoul tauschen sich Expert*innen ihres Fachs aus, um gemeinsam die Goldenen Nicas der Medienkunst zu küren. Jede und jeder arbeitet in der eigenen Zeitzone mit, ob kurz vor Sonnenaufgang, zur Mittagszeit oder tief in der Nacht. Eigentlich wären sie alle nach Linz gekommen – erstmals in der Geschichte des Prix Ars Electronica ist das seit 1987 nicht mehr möglich.
„Am Anfang war mir nicht klar, wie viele Änderungen es hier braucht. Wir müssen die Jurysitzung drastisch überdenken und gleichzeitig die Qualität in dieser Form der Online-Kommunikation halten. Wie gesagt, durch die verschiedenen Zeitzonen sind die tatsächlichen Diskussionen viel kürzer als bisher. Das Gleichgewicht dabei zu halten ist eine große Herausforderung.”
Die Juror*innen aus den Kategorien Computer Animation, Interactive Art +, Digital Communities, u19 – create your world und des STARTS Prize meistern dieses digitale Zusammenkommen mit seinem straffen Zeitplan mit Bravour. (Rückblick Prix-Jury, Rückblick STARTS-Jury). In wenigen Wochen werden die Gewinner*innen präsentiert, doch zunächst müssen sie selbst verständigt werden.
Mit Ars Electronica Home Delivery verwandelt sich das immer noch geschlossene Ars Electronica Center in ein Sendestudio – von Beginn an soll es kein Ersatzprogramm sein, sondern ein zusätzliches Angebot der Ars Electronica.
Der Vorteil auf ein fachkundiges und flexibles Team zurückgreifen zu können – mit der Bereitschaft, Neues zu entdecken und zu erlernen –, kommt dem Projekt „Ars Electronica Home Delivery“ eindeutig zugute und zeigt hier ganz besonders, wie schnell Ars Electronica auf Veränderungen reagieren kann.
In nur kurzer Zeit ist ein neues digitales „Lieferservice“ entstanden, das mit seinem wöchentlichen Programm jedoch mehr sein will als ein Fernsehsender, wie wir ihn aus dem 20. Jahrhundert kennen. So wie im Museum selbst gehört das Zuhören, das Diskutieren, das Miteinbeziehen und die Interaktion mit den Zuseher*innen von Anfang an dazu. Und das alles live, so wie bei einem Museumsbesuch vor Ort.
Mit einem Konzert des in Linz wohnhaften Klavierduos Maki Namekawa und Dennis Russell Davies startet Ars Electronica Home Delivery am 1. Mai 2020 mit dem ersten Liveprogramm – direkt aus dem „Klavierzimmer“ der Ausstellung „AIxMusic“ im Ars Electronica Center. „Ma Mère L’Oye“ für Klavier zu vier Händen von Maurice Ravel ist zu hören, Cori O’Lan steuert die Echtzeitvisualisierungen bei. Es soll das erste Konzert einer ganzen Reihe an Liveperformances sein.
Nach einer ersten Testphase nimmt das Programm volle Fahrt auf – ein Großteil der Live-Übertragungen kann seitdem auf YouTube einzeln oder in unseren Playlists nachgesehen werden (schau dich mal auf unserem YouTube-Kanal um!).
Neben den beiden Musiker*innen sind auch populäre Referent*innen der Serie „Deep Space LIVE“ mit an Bord: Während Astrofotograf Dietmar Hager jedes Mal auf neuen Pfaden durch die Weiten des Universums steuert, erzählt Neurowissenschaftlerin Manuela Macedonia bei ihren Science Talks Wissenswertes über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns.
https://www.youtube.com/watch?v=MyDonkDHZZ4
Universum Mensch
https://www.youtube.com/watch?v=r_14SUy9lnI
Workshop Future Matters
https://www.youtube.com/watch?v=gBcsS4iJ3dI
Inside Futurelab: Immersify – The Great Pyramid in 3D
Aber auch unsere Expert*innen – unsere Infotrainer*innen – haben sich ein gehöriges Wissen angeeignet, das sie auf Ars Electronica Home Delivery zu ihrem Besten geben: Egal ob es sich dabei um einen beeindruckenden Streifzug durch unsere Milchstraße oder das Universum Mensch, Workshops aus den Ars Electronica Labs rund um neuartige Materialien, oder eine Tour durch das innere Kammersystem der Cheopspyramide handelt.
https://www.youtube.com/watch?v=afPjMnW76bY
Matthew Gardiner
https://www.youtube.com/watch?v=bHbc-cko4sY
Yoko Shimizu
Darüber hinaus haben sich einige Künstler*innen aus dem Ars Electronica Futurelab für uns Zeit genommen, ihre Arbeit und ihre Projekte genauer vorzustellen. So auch Oribotics-Experte Matthew Gardiner, der bei der Liveschaltung nach Australien die Verbindung von Origami und Robotik näher erklärt, oder die BioArt-Expertin Yoko Shimizu, die bei ihrem ScienceTalk im BioLab des Ars Electronica Center auf die Arbeit mit Photosynthese eingeht.
Mittlerweile zeichnen sich nach einer langen durch Covid-19-bedingten Atempause erste Öffnungsschritte im Kultursektor ab und auch die von Ars Electroncia Solutions gestaltete Sonderausstellung „Out of Control“ im Audioversum Innsbruck lässt erste Besucher*innen wieder zu.
Es ist die Zeit, in der Ars Electronica Ziel massiver Cyberattacken wird, und dank internen Expert*innen des Systembetriebs und externen Dienstleistungen schrittweise seinen Weg wieder zurück ins Web findet. Sich stärker in der digitalen Welt zu bewegen, heißt auch, verletzlicher zu sein. Auch nur ein paar Stunden offline zu sein, während sich ein Großteil der Kommunikation immer stärker ins Web verlagert, das schmerzt.
Juni 2020
Aber zurück zu den leichten Öffnungsschritten. Diese machen es möglich, wenn auch mit Mund- und Nasenschutz, Plexiglas, Abstandsregeln und anderen Sicherheitsmaßnahmen, sich physisch in der realen Welt wieder etwas näher zu kommen.
Bei der ersten Pressekonferenz in diesem Monat werden die Preisträgerinnen des STARTS-Prize 2020 bekanntgegeben. Der „STARTS PRIZE ’20 – Grand Prize Artistic Exploration“ geht an die kanadische Architektin und Installationskünstlerin Andrea Ling, die mit „Design by Decay, Decay by Design“ schon beim Schaffen des Produkts an ein für die Natur erträgliches Abfallprodukt denkt.
Die russische Künstlerin Olga Kisseleva wird mit dem „STARTS Prize ’20 Grand Prize – Innovative Collaboration“ für „EDEN – Ethics – Durability – Ecology – Nature“ ausgezeichnet, wo sie sich mit der Kommunikationsaktivität von Bäumen und dem Wiederbeleben ausgestorbene Pflanzenarten beschäftigt. Beide Künstlerinnen dürfen sich über eine STARTS-Trophy der Europäischen Kommission und jeweils 20.000 Euro freuen – die Jury ist mit ihrer Wahl zufrieden.
Wenige Tage darauf ist es Zeit, den Vorhang für die Gewinner*innen der Goldenen Nicas, des Prix Ars Electronica 2020, aufzuziehen, die aus den insgesamt 3.209 Einreichungen aus 90 Ländern von einer internationalen Jury ausgewählt wurden. Die Goldene Nica in der Kategorie „Digital Communities” geht im Jahr 2020 an die Protestbewegung Hongkongs. Die Goldene Nica der Kategorie „Interactive Art +” wird der in Los Angeles lebenden und arbeitenden Künstlerin Lauren Lee McCarthy verliehen, aber auch der Hauptpreis der Kategorie „Computer Animation“ geht an eine in Los Angeles tätige Künstlerin – an Miwa Matreyek.
Für ihr künstlerisch-feministisches Lebenswerk wird VALIE EXPORT als „Visionary Pioneer of Feminist Media Art” mit einer Goldenen Nica geehrt. Und über die Goldene Nica in der Kategorie “u19 – create your world” dürfen sich Lisa Rass, Franziska Gallé, Jona Lingitz und Anna Fachbach, allesamt Schüler*innen der HTBLVA-Graz Ortweinschule in Österreich, freuen.
Zu diesem Anlass tritt auch Christine Schöpf, seit 1979 an der Seite von Ars Electronica und seit 1987 maßgeblich an der Konzeption und Organisation des Prix Ars Electronica beteiligt, erneut ans Mikrofon und verabschiedet sich mit „40 Jahre sind genug“ von ihren offiziellen Ämtern.
Ars Electronica Home Delivery macht keine Sommerpause und schaltet in den Hybridmodus. Die Covid-19-Lockerungsverordnung bringt der Donnerstagsabendreihe „Deep Space LIVE“ im Ars Electronica Center zumindest einen ersten Teil seines Publikums vorläufig wieder zurück. Die Veranstaltungen werden nicht nur online ausgestrahlt, sondern können von bis zu 30 Personen vor Ort besucht werden.
Home Delivery liefert weitere Wochen über den Sommer hinweg eine abwechslungsreiche Mischung aus Kunst, Technologie und Gesellschaft frei Haus – und versucht sich auch an weiteren Formaten. Bei den Klavierabenden mit Maki Namekawa und Dennis Russell Davies schalten sich mittlerweile Musikgrößen wie Philip Glass oder Laurie Anderson live ins Klavierzimmer des Ars Electronica Center.
https://www.youtube.com/watch?v=11QeMAweQrM
Laurie Anderson
https://www.youtube.com/watch?v=R8z86kpf7Dw
Voynich-Manuskript
https://www.youtube.com/watch?v=iSfACK43TfM
GPT-2 in Italienisch
https://www.youtube.com/watch?v=gaxtAlhLwQs
Beat the Clock Open Sound Studio
Im Deep Space 8K zoomen wir uns in die mysteriösen Details des Voynich-Manuskripts. Unsere Infotrainer*innen bieten neben Deutsch und Englisch auch weitere Sprachen wie Arabisch oder Italienisch an und erklären beispielsweise wie künstliche Intelligenz mittels GPT-2 leserliche Texte generiert. Und das „Open Soundstudio“ öffnet seine Türen für Musiker*innen und Soundartists, die bei „Beat the Clock“ innerhalb von zehn Minuten versuchen, einen Track oder Beat zu komponieren.
Juli 2020
Anfang Juli (!) steht die Entscheidung, dass es trotz oder gerade wegen der Corona-Krise ein Ars Electronica Festival im September geben soll. Bei einer Pressekonferenz fällt der Startschuss. Gerfried Stocker, der künstlerische Leiter der Ars Electronica, präsentiert das Thema der „Keplers Gardens“ und die vielen Partnerinstitutionen, die sich mit ihrem eigenen Engagement dazu bereit erklärt haben, mitzumachen. Es ist das erste hybride Festival seiner Art und wird nicht nur in Linz (in kleinerer Form als üblich) am neuen Standort, am Campus der Johannes-Kepler-Universität in Linz, sondern auch lokal an 120 Orten der Welt und mit zahlreichen (Live-)Angeboten im Web stattfinden.
„Wir wollen und können nicht akzeptieren, dass uns diese Pandemie nötigt, all das, was unsere pluralistische Gesellschaft ausmacht, einfach auszusetzen. Gerade weil wir uns mitten in dieser Krise befinden und gerade, weil all die Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen sinnvoll und notwendig sind, dürfen wir nicht einfach zuhause bleiben, sondern müssen aktiv und kreativ darangehen, neue Formen des Dialogs und Austausches zu erproben.“
Los geht’s! Lasst uns das Ars Electronica Festival 2020 gemeinsam organisieren!
Ein kurzes Aufatmen geht zwischenzeitlich durch das Ars Electronica Center, als es wieder möglich ist, vorab buchbare Führungen für bis zu 10 Personen anzubieten. Auch ein kleiner Ableger des Ferienprogramms für Kinder und Jugendliche wird in den Sommermonaten angeboten. Besucher*innen im Museum! Wann gab es das zuletzt?
August 2020
Während das Festival-Team von Anfang an mitten in intensiven Vorbereitungen dieser großen neuen Herausforderung steckt, präsentiert Ars Electronica Home Delivery Woche für Woche bei „Inside Festival“ immer mehr Details rund um das bevorstehende, hybride Medienkunstfestival. Hier kommen nicht nur das Team rund um den Festival-Leiter Martin Honzik zu Wort, sondern auch Vertreter*innen von sämtlichen „Ars Electronica Gardens“, die sich mit ihren eigenen Programmpunkten am Ars Electronica Festival beteiligen werden.
Das ist mitunter kein leichtes Unterfangen, schließlich machen Budget- und Personalkürzungen im Kulturbereich auf der ganzen Welt, die extrem kurzfristige redaktionelle Deadline, neue Arbeitsabläufe und dann noch die verschiedenen Zeitzonen es nicht gerade einfach, ein Festival in dieser Dimension zu realisieren. Spoiler: Wir haben es dann doch geschafft!
Weitere Folgen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13.
Die Ars-Electronica-Lokomotive braust mit voller Geschwindigkeit Richtung Ars Electronica Festival, dem Höhepunkt eines jeden Ars-Electronica-Jahres. Doch bevor es soweit ist, kommt es zu einer nicht überraschenden Weichenstellung in der Chefetage. Der seit fast 12 Jahren leitende kaufmännische Geschäftsführer Diethard Schwarzmair hat einen maßgeblichen Anteil an der Linzer Plattform für Kunst, Technologie und Gesellschaft beigetragen und sie dort hingebracht, wo sie heute steht. Der Manager geht nun in Pension und übergibt an Markus Jandl, bislang Leiter der Corporate Finance und Prokurist der Ars Electronica Linz GmbH & Co KG, der nun gemeinsam mit Gerfried Stocker, dem künstlerischen Leiter, den Fahrplan der Ars Electronica für die kommenden Jahre vorgibt.
September 2020
Das Wetter könnte nicht besser sein, die Fallzahlen an Personen, die in Österreich an Covid-19 erkrankt sind, sind noch im verhältnismäßig niedrigen Bereich, und der Tisch ist gedeckt: Das Ars Electronica Festival 2020, die Kepler’s Gardens, bricht von 9. bis 13. September zu einer Reise um die Welt auf. Auf dem Programm steht nichts weniger als eine Vermessung der „neuen“ Welt, die sich um soziale, ökologische, technologische und politische Visionen für unser Leben nach – bzw. mit – Corona dreht.
Normalerweise merkt man in der Linzer Innenstadt wenige Tage vor dem Ars Electronica Festival, dass sich Linz, die UNESCO City of Media Arts, regelrecht mit internationalen Gästen füllt. Durch die weltweite Pandemie und der drastisch eingeschränkten Reisemöglichkeiten ist das diesmal leider nicht so. Wir haben uns jedoch aus dem Stift St. Florian 120 Barocksessel ausgeborgt, um uns symbolisch für die über 120 weltweiten Partner und Gäste, die heuer leider nicht bei uns sein können, aber trotzdem da sind, einen großen Dank auszusprechen!
“Wir haben uns ganz bewusst nicht an dem Maximum des Möglichen, sondern an dem Minimum des Möglichen orientiert.”
Mit zahlreichen hygienischen Vorsichtsmaßnahmen, einer verpflichtenden Ticketreservierung, um im Bedarfsfall das Contact-Tracing für Behörden zu ermöglichen, streng limitierten Zutritten und mit großteils im Freien stattfindenden Veranstaltungen haben wir es dann doch geschafft, wenn auch nicht das internationale, aber vor allem das lokale Publikum zum Ars Electronica Festival zu locken – allen voran in den Kepler’s Garden am Campus der JKU. Das Sicherheitskonzept funktioniert, die damit verbundenen Auflagen stoßen auf Verständnis und Akzeptanz seitens des Publikums.
„Schon der Wechsel des Festivals von der Post City auf den Campus ist ein Experiment. Corona hat es zu einem Wagnis gemacht, das enorme Ansprüche an alle Akteurinnen und Akteure stellt. Die Alternative wäre eine Kapitulation vor dem Virus gewesen. Noch dazu in einer Zeit, in der die Technologie einen geradezu überboardenden Stellenwert bekommen hat, die Gesellschaft verwundet und verunsichert und die Kunst existentiell erschüttert ist. Gerade jetzt ist es ein Gebot der Stunde, die neue Welt zu vermessen. Machen wir uns auf die Suche nach den Universalgelehrten unserer Zeit. Die Keplerschen Gärten sollen zu Magneten dafür werden!”
Der grüne „Kepler’s Garden” am Campus der JKU in Linz lädt bei angenehmen spätsommerlichen Temperaturen regelrecht zum Flanieren ein. Egal wohin man sich hier wendet, die Wege sind gesäumt von künstlerischen Arbeiten und wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Mittendrin zwischen alten Eichen, Birken und Buchen findet sich der „Garten der Talente“ von „create your world“, in dem sich alles um junge Visionen für unsere Zukunft dreht.
In der kürzlich fertiggestellten Kepler Hall ist die „STARTS-Ausstellung“ beheimatet, rund um den großen Teich präsentiert sich die „Garden Exhibition“ und in den modernen Gebäuden nebenan werden die Projekte des Linz Institute of Technology (LIT) vorgestellt.
„Ars Electronica durfte die Entwicklung der Projekte mitbegleiten. Projekte, bei denen es bislang vielleicht noch nicht gängige Praxis war, disziplinenübergreifend zu kollaborieren. Der Entstehungsprozess war ein Herantasten mit vielfältigen, fantastischen Ergebnissen.”
An der neuen Location und Corona-bedingt in anderer Form finden sich bekannte Formate des Ars Electronica Festival wieder: Die Große Konzertnacht mit Markus Poschner und seinem Brucknerorchester wird hier ebenso aufgeführt, wie Klavierkonzerte von Maki Namekawa und Dennis Russell Davies, begleitet von Visualisierungen des Künstlers Cori O’Lan.
Dazu gesellen sich auch neue Ensambles, wie Yishu Jiang, Daniela Mülleder und Ali Nikrang, die von künstlicher Intelligenz komponierte Musik mit der von Menschen erschaffenen Musik gegenüberstellen – ein Schwerpunkt des zeitgleich auch hier stattfindenden AIxMusic-Festivals.
Heuer trotz schwieriger Umstände wieder mit dabei: Das OK im OÖ Kulturquartier – in der CyberArts-Ausstellung zeigt es 27 preisgekrönte Projekte des Prix Ars Electronica, der als internationale Leistungsschau für digitale Medienkunst gilt.
Auf ein gemeinsames Feiern beim Opening und eine Nightline haben wir zwar diesmal verzichten müssen, zumindest den richtigen Beat bringt die OK Night 2020 diesmal ins eigene Wohnzimmer.
Mit einem sogenannten „Wilde State“ ruft die Kunstuniversität Linz ein möglichst offenes, experimentelles Forum mit einer Mischung aus geplanten und ungeplanten Veranstaltungen ins Leben. Es ist der Versuch eines Wildwuchses, der Versuch, ein Festival geschehen und ein Festivalfeeling entstehen zu lassen.
Das Ars Electronica Center ist ein weiterer zentraler Schauplatz des Festivals. Mit gestochen scharfen Einblicken in Klimts Werk über das Ars Electronica Animation Festival bis hin zu visualisierten Konzerten lässt sich das Programm des Deep Space 8K wirklich sehen.
Das Ars Electronica Futurelab nutzt die Aufmerksamkeit der Festivalbesucher*innen, um seine jüngste Produktion im Deep Space 8K zu zeigen – eine virtuelle interaktive 3D-Tour durch den aus 21 Milliarden Laserpunkten zusammengesetzten Wiener Stephansdom. Darüber hinaus lädt das „Open Futurelab“ zu einem Rundgang durch das sonst verschlossene Forschungslabor ein.
Hier trifft Drohnen-Technologie auf kreative Schöpfungskraft: Bei einer Diskussion mit Nobutaka Ide, dem CEO des Pen- und Tablet-Herstellers Wacom Co., und Horst Hörtner, dem Leiter des Ars Electroncia Futurelab, wird das Projekt „Future Ink“ vorgestellt.
Das ist aber bei weitem noch nicht alles. Das waren erst Auszüge aus dem Ars Electronica Festival in Linz. Zum ersten Mal seit 1979 findet das Medienkunstfestival nicht nur in Linz statt – internationale Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen und Aktivist*innen laden zur Auseinandersetzung mit unserer Zukunft ein. Vom Silicon Valley bis nach Auckland, von Bergen bis Johannesburg, in Metropolen wie L.A., London, Berlin, Moskau, Hongkong, Seoul und Tokio, auf einem Forschungsschiff in der Antarktis oder am Meeresgrund der Adria – inmitten der Corona-Pandemie präsentiert sich das Festival so international wie nie zuvor. Hunderte Ausstellungen, Lectures, Performances, Konzerte, Talks, Journeys und Workshops werden angeboten und richten sich zunächst an das jeweilige lokale Publikum – „Stay Home, Stay Safe“ ist der diesjährigen Ars Electronica ein zentrales Anliegen. (siehe auch Reisetipps 1 und Reisetipps 2, sowie Australien & Neuseeland, Asien, Europa 1 und Europa 2, Afrika & Middle East, Nordamerika, Südamerika und Gallery Spaces Garden.
Via Streams, Chats, Blogs, Social Media und Mozilla Hubs verknüpfen wir schließlich all das zu einem Online-Festival, das fünf Tage lang und darüber hinaus weltweit besucht werden kann. Mit dabei sind eigens für das Online-Publikum gestaltete Live-Einstiege und Videos – auf vier parallel laufenden Kanälen. Viele der lokalen Aktivitäten in den einzelnen Ars Electronica Gardens werden aber auch zeitgleich ins Web gestreamt – ohne eine nennenswerte technische Panne. Würde man alle Angebote an diesen fünf Tagen hintereinander konsumieren wollen, müsste man sich 82 Tage ohne Schlaf Zeit vor den Bildschirm setzen.
Das Online-Festival bringt mit seinen zahlreichen Talks und Lectures eine große Menge an Gesprächsstoff mit sich. Die Prix-Foren widmen sich den Kategorien „Computer Animation“, „Digital Communities“ und „Interactive Art +“. Leider, und das ist besonders schade, können viele Preisträger*innen des Prix Ars Electronica, aber auch des STARTS-Prize, ihre Trophäen diesmal nicht persönlich entgegennehmen. Auch die Preisverleihung findet online statt – und es kommt erstmalig in der Geschichte des Medienkunstpreises dazu, dass es kein gemeinsames großes Gruppenbild geben wird.
https://www.youtube.com/watch?v=tlDHfH9RhSA
Creative Question Challenge: Anouk Wipprecht
https://www.youtube.com/watch?v=eMgiw-eUU3g
Creative Question Challenge: Autonomy – Democracy
Nachdem auch der Future Innovators Summit heuer nicht ausgerichtet werden kann, probieren wir gemeinsam mit Hakuhodo ein neues Diskussionsformat aus – die „Creative Question Challenge“: zwei Redner*innen, ein*e Moderator*in und ein*e Grafiker*in begeben sich innerhalb von 30 Minuten auf die Suche nach einer kreativen Frage.
Selbst eine eigene Festival-Filmdokumentation und eigener Festival-Rückblick auf dem Ars Electronica Blog können die Dimension dieses Events nicht fassen. Am besten ist es, sich durch die Website https://ars.electronica.art/keplersgardens zu klicken, nach Themen zu suchen, die man selbst interessant findet, oder auf dem YouTube-Kanal https://www.youtube.com/arselectronica zu stöbern. Das Festival ist in jeder Hinsicht eine absolute Ausnahme und hat enorme internationale Begeisterung hinterlassen.
Oktober 2020
Die „Normalität“ hat uns wieder, zumindest ist kurz die Rede davon. An Wochenenden kann das Ars Electronica Center wieder ohne Voranmeldung besucht werden, ein Mund-Nasen-Schutz ist verpflichtend. Von den steigenden Corona-Zahlen in Österreich und dem Anfang November eintretenden Lockdown 2.0 wissen wir noch nichts.
Die Wiener Künstlerin Rebecca Merlic wird für ihr Werk „TheCityAsAHouse“ mit dem „Marianne.von.Willemer–Preis für digitale Medien“ der Stadt Linz geehrt. Sie hat bei ihrem zweimonatigen Aufenthalt in Tokio verschiedenste Daten, Scans und Bilder gesammelt, und diese zu einem „Visual Novel“ zusammengebunden.
„Das Spielfeld von Kunst-Wissenschaft-Technologie erlaubt es uns, Annahmen in Frage zu stellen, Fragen zu stellen und über Möglichkeiten nachzudenken.“
Viele Partnerinstitutionen starten ihre Open Calls für Residencies. So sucht das European ARTificial Intelligence Lab Künstler*innen, die sich mit Künstlicher Intelligenz befassen und mit dem Ars Electronica Futurelab und dem SETI Institute (Search for Extraterrestrial Intelligence) zusammenarbeiten möchten. Die ArtCollection Deutsche Telekom bietet Interessenten ein dreijähriges Artists-in-Residency-Programm an. ESERO Österreich, das Bildungsbüro der Europäischen Weltraumbehörde ESA, lädt Kinder und Jugendliche erneut ein, an internationalen und lokalen Wettbewerben wie Mission X oder CanSat teilzunehmen. Mit dem neuen Schuljahr gibt es für Schüler*innen in Österreich wieder die Möglichkeit, in der Kategorie „u19 – create your world“ des Prix Ars Electronica einzureichen.
Spektakulär geht es zwischenzeitlich rund ums Ars Electronica Center ab. Mit Nebelwolken, Blaulicht, Scheinwerfern, Kameradrohnen, Livestreams aus den Cockpits und einer pulsierenden LED-Fassade inszeniert die Ars Electronica Solutions im Auftrag von Rosenbauer das Launch-Event eines neuen Feuerwehrfahrzeugs.
Darüber hinaus hat Ars Electronica Solutions für das 100-jährige Bestehen des Dienstleisters Austrian Standards eine Jubiläums-Ausstellung in Wien mit interaktiven Installationen realisiert.
November 2020
Ein terroristischer Anschlag mitten in Wien, kurz vor dem nächsten Pandemie-Lockdown, in einer der dunkelsten und kältesten Jahreszeiten, schockiert das ganze Land. Staatstrauer und Schweigeminuten, Bildungs- und Kultureinrichtungen schließen – wieder einmal wird es still in der Gesellschaft. Erneut ist es notwendig, die Pause-Taste zu drücken.
Ars Electronica Home Delivery liefert weiterhin nach Hause. Wir widmen uns Künstlern aus einer anderen Zeit und betrachten ihre Kunstwerke im Detail: vom Altar des „Meisters vom Mondsee“, über den „Turmbau zu Babel“ von Pieter Bruegel d. Ä. bis hin zu Gustav Klimts „Der Kuss“.
Musik ist auch etwas, das uns dieser Tage bewegt. Pianistin Suyang Kim und Cellistin Barbara Körber spielen „4 Städte“ des türkischen Komponisten Fazil Say. Der Künstler und Key Researcher des Ars Electronica Futurelabs, Ali Nikrang, wiederum beschäftigt sich mit Künstlicher Intelligenz und Musik und stellt Ricercar, ein AI-basiertes Musikkompositionssystem vor.
„Die Zukunft der KI-basierten Musikkomposition liegt in Zusammenarbeit mit dem Menschen, denn es kann keine Kunst ohne menschliche Beteiligung geben.“
Hideaki Ogawa des Ars Electronica Futurelabs wiederum lädt vor allem die Studierenden der Keio University SFC Japan zu einer mehrteiligen Vorlesung aus dem Ars Electronica Center ein. Das Thema: „Artistic Journalism“ – künstlerische Perspektiven und Herangehensweisen, die Journalist*innen bei der Bearbeitung komplexer Themeninhalte helfen können.
Dezember 2020
Das Ars Electronica Center ist immer noch geschlossen – nach dem zweiten und kurz vor dem dritten Lockdown in Österreich öffnet es für zwei Tage. Planbarkeit sieht in Zeiten einer Pandemie ganz anders aus.
Nur vereinzelt bekommen Besucher*innen in dieser Zeit Zutritt in den Deep Space 8K – so auch bei Einzelpräsentationen der virtuellen Krippe des Linzer Mariendoms. Das Ars Electronica Futurelab hat die historischen und sorgfältig restaurierten Krippenfiguren des Münchner Bildhauers Sebastian Osterrieder gescannt und als interaktives und audiovisuelles Erlebnis neu inszeniert.
Ars Electronica Home Delivery führt sein Programm fort und stellt in der Reihe „Zuhause mit…“ lokale Künstler*innen und engagierte Menschen näher vor. So auch Fotograf Florian Voggenender, der im Zuge der AMADEE-18 Marssimulation schon vor Covid-19 einen Monat lang als Crewmitglied in der Wüste Selbstisolation und ein Leben in Abgeschiedenheit erleben durfte.
Musik und Visualisierung begleiten die Zuseher*innen durch den Lockdown 2. Mit „Node.Linz“ lässt Wolfgang Fadi Dorninger im Deep Space 8K aufhorchen. Die Pianist*innen Maki Namekawa und Dennis Russell Davies übernehmen im Lockdown 3 gekonnt den Ausklang eines sehr turbulenten Jahres.
Die Zukunft, die wir wollen, müssen wir erfinden. Das ist nicht nur eine Anlehnung an den Spruch des deutschen Künstlers Joseph Beuys, es ist auch das Motto der neu geschaffenen Ars Electronica Future Thinking School – ein Workshopangebot der Ars Electronica und seinen Expert*innen an Mitarbeiter*innen von Unternehmen, die ein Gespür für Veränderungen erlangen, Zusammenhänge erkennen, neue Strategien entwickeln und in Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung Weichen stellen wollen.
Ausblick 2021
Die Krise ist noch lange nicht ausgestanden, das Neue Jahr wird kein Reset sein, der uns wie durch ein Wunder in eine Zeit vor dieser Pandemie katapultiert. Ars Electronica befindet sich mitten in einer tiefgreifenden Transformation. Ars Electronica wird hybrid.
„Ars Electronica Home Delivery“, die „Ars Electronica Future Thinking School“, die „Creative Question Challenge“, die „Ars Electronica Gardens“ – all das sind erste, vielversprechende Ergebnisse dieser Entwicklung, für die wir tolles Feedback der jeweiligen Communities und zahlreiche Anfragen potentieller Partner*innen und Unterstützer*innen erhalten.
Wir werden uns nicht davon abhalten lassen, mit jeder Menge Begeisterung und Ideenreichtum auf neue und unbekannte Dinge zuzugehen. Wir stürzen uns mit der für Ars Electronica typischen Kreativität und Leidenschaft in neue Projekte, die dazu beitragen sollen, dass unsere Zukunft besser wird, als es die Gegenwart ist.
Jetzt schon vormerken! Mitte Jänner 2021 starten wir wieder die Open Calls des Prix Ars Electronica und des STARTS Prize – und haben neue Sonderpreise mit im Gepäck. Kommt gut ins Neue Jahr und blickt so wie wir, optimistisch nach vorn!