Foto: Tom Mesic
Bereits seit 1987 begibt sich der Prix Ars Electronica jedes Jahr erneut auf die weltweite Suche nach den besten Seiten der Medienkunst. Die hohe Zahl an Einreichungen aus vielen Ländern der Welt aber auch die vielfältige Zusammensetzung der Jurys verleiht dem Medienkunstpreis eine beeindruckend internationale Note. Den GewinnerInnen winken die begehrten Goldenen Nicas, Preisgelder in der Höhe von bis zu 10.000 Euro je Kategorie und der Auftritt beim renommierten Ars Electronica Festival in Linz. Emiko Ogawa ist für die Koordination des Prix Ars Electronica zuständig – sie verrät im Interview, welche Kategorien es dieses Jahr geben wird, wie sich die Jurys zusammensetzen und gibt Tipps für alle, die noch ihre Arbeiten bis zum 6. März 2015 einreichen wollen.
Die Einreichphase zum Prix Ars Electronica 2015 hat bereits begonnen. Welche Kategorien gibt es in diesem Jahr, um was geht es dabei im Detail?
Emiko Ogawa: In diesem Jahr, 2015, haben wir es mit sechs Kategorien zu tun – die erste davon nennt sich “Computer Animation / Film & VFX”. Diese Tür öffnen wir nicht nur für Computeranimationen, sondern auch für sogenannte „Expanded Animations“, die auf die neuen Möglichkeiten von Visualisierungen oder neuer visueller Effekte eingehen. Natürlich schließen wir damit auch technologische und ästhetische Animationen mit ein. Die Jury bringt eine Reihe verschiedener Blickwinkel mit: So zum Beispiel Joe Gerhardt. Er war auch letztes Jahr Jurymitglied, konzentriert sich nicht nur auf Computeranimationen sondern verwendet auch ungewöhnliche Wege, um wissenschaftliche Daten zu visualisieren, die wir so noch nie zuvor gesehen haben. Erick Oh aus Korea ist ein Vorreiter und ein Top-Künstler im Bereich der Computeranimation, ein junges Talent, sozusagen. Wir haben heuer auch wieder Sabine Hirtes eingeladen – sie bringt den pädagogischen Hintergrund als eine Universitätsprofessorin mit. Damit hoffen wir, die Jury gut aufgestellt zu haben. Sie wird die Vielfalt und die Möglichkeiten der Computeranimation schließlich bewerten.
Emiko Ogawa bei der Bekanntgabe der Prix-GewinnerInnen 2014, Foto: Robertba
Wenden wir uns der nächsten Kategorie zu: „Digital Musics & Sound Art“…
Emiko Ogawa: Vergangenes Jahr haben wir in der Kategorie “Digital Musics & Sound Art” keine Einreichungen entgegengenommen, das ist heuer anders. Wir hoffen sehr, dass viele KünstlerInnen in dieser Kategorie teilnehmen werden. Es ist nicht nur eine Chance für KünstlerInnen, die Computermusik produzieren, sondern auch für SoundkünstlerInnen, die neuen akustischen Möglichkeiten nachgehen. Wenn wir auf die Zusammensetzung der diesjährigen Jury blicken, haben wir beispielsweise den österreichischen Musiker Seppo Gründler mit dabei, und auch die experimentelle Soundkünstlerin Christina Kubisch. Valeria Rueda wird auch Teil der Jury sein – sie hat einen mexikanischen Hintergrund und ist eine der führenden KünstlerInnen in der neuen Szene der digitalen Musik. Ein weiteres Jurymitglied in dieser Kategorie wird Naohiro Ukawa sein, ein zeitgenössischer Künstler, der den Streaming-Kanal „Dommune“ aufgebaut hat. In dieser Kategorie wird also digitale Musik genauso gern gehört wie Sound Art oder Installationen, die mit digitaler Musik zu tun haben.
Koen Vanmechelen gewann mit seinem Projekt „The Cosmopolitan Chicken Project“ die letzte Goldene Nica in der Kategorie „Hybrid Art“. Foto: Florian Voggeneder
Eine weitere Kategorie von 2015 wird „Hybrid Art“ sein – was ist das eigentlich?
Emiko Ogawa: “Hybrid Art” ist vielleicht etwas schwierig zu beschreiben, aber dabei freuen wir uns wirklich auf hybride und transdisziplinäre Kunstprojekte, die zum Beispiel die neuen Visionen der Biowissenschaften näher beleuchten. Hier vermischen sich verschiedene Felder, dadurch entsteht Innovation. Ein Jury-Mitglied dieses Jahr wird Victoria Vensa sein, eine sehr bekannte und wichtige Künstlerin der Medienkunst. Jens Hauser ist auch mit dabei – sie hat das große Wissen und den besten Einblick in das Feld der Bioart. Und Filip Visnjic – er ist der Chefredakteur bei creativeapplications.net. Viele innovative Projekte in den Bereichen wie Technologie, Kunst und Design stammen von ihm. Ich freue mich sehr, sie alle als JurymitgliederInnen hier in Linz zu sehen.
Heuer wird auch wieder die nächste Idee, die “[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant” gesucht…
Emiko Ogawa: Bei der Kategorie “[the next idea] voestalpine Art and Technology Grant” gibt es eine kleine Änderung. Wir fokussieren uns nicht nur auf Kunst und Technologie sondern erweitern den Rahmen auch auf das sozial denkende Unternehmertum. KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen, UnternehmerInnen oder wer auch immer ist herzlich eingeladen, ihre oder seine Idee einzureichen – die GewinnerInnen werden zum Festival Ars Electronica in Linz eingeladen, wo sie auf visionäre Pioniere der Medienkunst treffen. Es wird außerdem die Möglichkeit geben, gemeinsam mit den TeilnehmerInnen des kommenden Future Innovators Summits zu reden und Wissen auszutauschen. Kazuhiko Washio von der japanischen Werbeagentur Hakuhodo wird auch als Juror mit dabei sein – gemeinsam mit Hakuhodo und ITU haben wir ja diese interessante Plattform geschaffen, bei der Menschen aus aller Welt und aus den unterschiedlichsten Feldern aufeinandertreffen. Rikke Frisk, Gründerin und eine der Leiterinnen des Community-orientierten Kulturplanungsunternehmens Indgreb, wird auch wieder mit dabei sein.
u19-Jurymeeting vor einem Jahr mit Conny Lee und Sirikit Amann, Foto: Florian Voggeneder
Und es wird eine Kategorie für die junge Generation geben…
Emiko Ogawa: Genau, die Kategorie “u19-CREATE YOUR WORLD” gibt es auch dieses Jahr. Im Vergleich zu den anderen Kategorien steht sie den unter 19-Jährigen und den Menschen, die in Österreich leben, offen. Wir freuen uns schon sehr auf die Arbeiten der kreativen Kinder und Jugendlichen. Erwin Wagenhofer, ein bekannter Regisseur in Österreich, wird Teil der Jury sein. Aber das heißt jetzt nicht, dass wir nur Animationen oder Videos akzeptieren, sondern auch Installationen und andere physische Werke. Wir halten Ausschau nach inspirierenden Einblicken für uns, für die Menschen, für unsere Gesellschaft in der Zukunft. Sirikit Amann ist sozusagen die Mutter der Kategorie, auch sie wird dieses Jahr mit dabei sein – schon seit 1998, seit der Einführung der Kategorie ist sie in der Jury von u19. Und Conny Lee kommt auch wieder – wir kennen ihre Stimme aus dem österreichischen Radiosender FM4, sie war auch letztes Jahr Jurymitglied.
Eine Kategorie fällt etwas aus dem Rahmen …
Emiko Ogawa: Die Kategorie “Visionary Pioneer of Media Art” gibt es seit 2014, auch heuer werden wir die Pioniere der Medienkunst feiern. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben wir eine kleine Änderung: Diesmal bitten wir sieben ExpertInnen aus allen Bereichen der Welt uns zwei KandidatInnen vorzuschlagen. Etwa 230 ehemalige Nica-GewinnerInnen wählen dann über ein Online-Tool die oder den GewinnerIn. Seit 1987 begibt sich der Prix Ars Electronica jedes Jahr auf die Suche nach hervorragenden Medienkunstwerken – das Ziel dieser Kategorie ist es, die Leute dahinter zu feiern, die uns mit ihren visionären Konzepten beeindrucken. Die oder der „visionäre PionierIn“ wird schließlich zum Festival Ars Electronica eingeladen, um Inspirationen und Meinungen zu teilen.
Roy Ascott ist der „Visionary Pioneer of Media Art“ 2014, Foto: Tom Mesic
Wer wählt eigentlich die Jurymitglieder des Prix Ars Electronica jedes Jahr aus?
Emiko Ogawa: Grundsätzlich gibt es interne Gespräche mit unserem künstlerischen Leiter Gerfried Stocker und auch mit dem Festival- und Prix-Leiter Martin Honzik. Im Bereich der Animation unterstützen uns noch Christine Schöpf und Jürgen Hagler. Wir sprechen über Personen, die wirklich an einer Rolle als Jurymitglied interessiert sein könnten und eine Vorreiterrolle in ihrem Bereich und in der jeweiligen Kategorien einnehmen. Dabei versuchen wir, eine breite Palette an Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen einzuladen. Das einzige, das wir tun, ist, die MitgliederInnen der Jury auszuwählen. Wir vertrauen ihnen voll und ganz. Die Entscheidung, wer letztendlich die nächste Goldene Nica erhält, wird alleine von der jeweiligen Jury getroffen. Sie kommen von 16. bis 19. April 2015 zu einem Jury-Meeting nach Linz. Das ist kein Online-Voting oder eine Telekonferenz – es ist wichtig, dass sie sich persönlich treffen. Sie sind vielbeschäftigte Leute und Spitzenleute, doch sie investieren ihre Zeit in den Prix und kommen dazu nach Linz. Da sie die unterschiedlichsten Hintergründe mitbringen, wird ihnen die Entscheidung so wie jedes Jahr nicht gerade leicht fallen. Durch die Diskussionen legen sie sich auf Kriterien fest und setzen auch jedes Jahr den Trend der Kategorien. So wird auch das „Jury Statement“ im CyberArts-Katalog veröffentlicht.
Was sollten die KünstlerInnen beachten, die ihre Arbeiten zum Prix Ars Electronica einreichen wollen?
Emiko Ogawa: Da gibt es auf jeden Fall eine Sache, die ich sagen möchte. Wer ihr oder sein Projekt einreicht, sollte stets an genau diese JurymitgliederInnen denken. Das Werk sollte so beschrieben werden als ob man das jemanden aus der Jury direkt erzählt. Man sollte genau das schreiben, was man ausdrücken möchte – es muss weder ein Gedicht noch ein wissenschaftlicher Essay sein. Es ist die Jury, die die Konzepte liest und begierig wissen möchte, worum es in diesem Projekt geht, und warum man das gemacht hat. Es sind die KünstlerInnen, die ihr Projekt beschreiben – dieser Text ist besonders wichtig. Man sollte sich auf die Arbeit konzentrieren. Ein Video oder eine Sounddatei ist natürlich auch ganz nett, um das Kunstwerk darzustellen. Aber auf gleicher Weise ist die Beschreibung genauso wichtig. Man sollte versuchen, die Fragen zu beantworten: Was ist mein Konzept? Was ist meine Motivation? Viel Glück!
Informationen zum Prix Ars Electronica 2015 und wie Sie Ihre Arbeit einreichen können, finden Sie auf ars.electronica.art/prix!