Das Gehirn ist ein faszinierendes Organ. Seit Hunderten von Jahren studieren WissenschaftlerInnen unser Gehirn, um herauszufinden, wie all unsere bewussten und unbewussten Funktionen gesteuert werden, wie wir fühlen und wahrnehmen, denken und entscheiden. Fantastische, besser und schlechter funktionierende Apparate wurden konzipiert, um immer mehr über die Funktionsweise des Gehirns zu erfahren.

Genauso wie in anderen technologischen Gebieten hat sich in jüngster Zeit auch in der Neurologie viel bewegt. Die Messgeräte werden genauer, neue Methoden der Visualisierung werden erfunden, es kann gezielt auf immer kleinere Zellstrukturen eingewirkt werden. Es ist sogar möglich, mit KomapatientInnen zu kommunizieren, und es wird versucht, Krankheiten wie Alzheimer und den großen Geheimnissen von Intelligenz und Bewusstsein auf die Spur zu kommen.

Die Ergebnisse der Neurowissenschaften sind schon seit Langem Inspiration für das Forschungsgebiet der Künstlichen Intelligenz. Viele Modelle des maschinellen Lernens sind vage der menschlichen Physiologie entlehnt. Die sogenannte Konnektomforschung untersucht Gehirne und Nervensysteme von Lebewesen und kann sie bei einfachen Organismen wie Fliegen und Würmern bereits digital nachbilden und in robotische Systeme übertragen. Die Ergebnisse dieser Forschung lassen auf entscheidende Durchbrüche in der Künstlichen Intelligenz hoffen: Nachbildungen von biologischen Nervensystemen lernen im Allgemeinen viel schneller und effizienter als herkömmliche Modelle maschinellen Lernens.

Auch wenn wir rasante Fortschritte auf den Gebieten der Neurologie und der biologisch inspirierten maschinellen Intelligenz machen, ist das menschliche Gehirn in Summe noch lange um ein Vielfaches leistungsfähiger als sein maschinelles Gegenüber.