Bereits zum vierten Mal werden im Rahmen der Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) x Ars Electronica Awards aufstrebenden und etablierte lateinamerikanische Künstler*innen, die im Bereich der neuen Medien und digitalen Kunst mit Technologie arbeiten, ausgezeichnet und gefördert. Die Preisträger*innen erhalten eine Förderung von bis zu 30.000 USD für die Entwicklung eines neuen Projekts, das beim renommierten Ars Electronica Festival erstmals präsentiert wird. Darüber hinaus werden die fertigstellten Werke in die bedeutende Sammlung der Cisneros Fontanals Art Foundation für moderne und zeitgenössischen lateinamerikanische Kunst aufgenommen.
„CIFO und Ars Electronica bündeln erneut ihre Kräfte, um künstlerische Projekte aus Lateinamerika sichtbar zu machen, die sich an der Schnittstelle von Kultur und zeitgenössischer Gesellschaft mit globalen Herausforderungen auseinandersetzen. Die für diese Ausgabe ausgewählten Projekte bieten zwei einzigartige Perspektiven auf die einzigartige Schönheit und Zerbrechlichkeit gefährdeter Ökosysteme und Gemeinschaften angesichts von Macht und geopolitischen Zwängen.“
Sergio Fontanella, Director of Operations & Collections of CIFO
Für die Ausgabe 2025 wurden 128 Bewerbungen von nominierten Künstler*innen aus 15 lateinamerikanischen Ländern eingereicht. Eine hochkarätig besetzte Auswahlkommission aus Expert*innen für zeitgenössische Kunst und neue Medien – darunter Sergio Fontanella (Director of Operations & Collection, CIFO), María Fernández (Associate Professor of Art History and Visual Studies, Cornell University), José-Carlos Mariátegui (Gründer, Alta Tecnología Andina), Christl Baur (Leiterin des Ars Electronica Festivals) und Laura Welzenbach (Leiterin von Ars Electronica Export) – begutachtete die Projektkonzepte und stellte sicher, dass die prämierten Projekte die spannendsten und überzeugendsten künstlerischen Ansätze widerspiegeln.
„Die vierte Ausgabe der CIFO x Ars Electronica Awards spiegelt die wachsende Bedeutung dieser Initiative wider, die sich in der bemerkenswerten Vielfalt und Tiefe der eingereichten Projekte widerspiegelt. Der Auswahlprozess war sowohl anspruchsvoll als auch inspirierend und hebt Werke hervor, die sich kritisch mit aktuellen technologischen, ökologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandersetzen. Die diesjährigen Preisträgerprojekte stehen für künstlerische Innovationskraft, indem sie lokale Kontexte reflektieren und zugleich universelle Fragestellungen thematisieren – ein Beweis für die Relevanz und Stärke der lateinamerikanischen digitalen Kunst auf globaler Ebene.“
Christl Baur, Leiterin des Ars Electronica Festivals
Neben den Gewinnerprojekten würdigte die Auswahlkommission auch drei herausragende Projektkonzepte, die es in die letzte Auswahlrunde schafften: ein Projekt von FIBRA Colectivo (PE), bestehend aus Gianine Tabja, Lucia Monge und Gabriela Flores del Pozo, ein weiteres von Claudia Valente (AR), die diesmal mit Hernán Borisonik und Gonzalo Silva zusammenarbeitete, und ein drittes von Fernanda López Quilodran (CL). Diese Arbeiten zeichnen sich durch ihre künstlerische Exzellenz und ihr kritisches Engagement aus und unterstreichen die Vielfalt und Tiefe der lateinamerikanischen digitalen Kunstlandschaft.
Durch diese Zusammenarbeit bekräftigen CIFO und Ars Electronica ihr Engagement für wegweisende künstlerische Praktiken und den Austausch zwischen lateinamerikanischen Künstler*innen und der internationalen Kunst- und Technologie-Community.
Preisträger*innen 2025

Bacteria Cloud of Clouds / Natalia Rivera (CO)
$30.000,- Preisgeld
Bacteria Cloud of Clouds ist ein Kunst- und Wissenschaftsprojekt, das die mikrobielle Vielfalt in den Wolken dreier der regenreichsten Orte der Erde untersucht – Lloró, Quibdó und Tadó in der biogeografischen Region Chocó in Kolumbien. Diese Gebiete sind nicht nur für ihren extremen Niederschlag bekannt, sondern auch für ihre Fülle an mikrobiologischem Leben, das eine bedeutende Rolle in atmosphärischen Prozessen spielt. Wissenschaftliche Forschungen zur Biopräzipitation haben gezeigt, dass Bakterien nicht nur in den Wolken existieren, sondern auch aktiv Wetterphänomene beeinflussen und so eine komplexe Verbindung zwischen Leben und Klima schaffen.
Die Installation kombiniert Nebel aus gesammeltem Regenwasser mit einer digitalen Visualisierung der frei verfügbaren genetischen Informationen des Wolkenmikrobioms. Inspiriert von Saatgutbanken, die Pflanzen für die Zukunft bewahren, entwirft Bacteria Cloud of Clouds eine digitale Saat des Lebens aus den Wolken – ein Archiv zur Erhaltung der Biodiversität und ein spekulativer Ansatz zur Mitgestaltung zukünftiger Ökosysteme. Das Projekt lädt dazu ein, unsere Beziehung zur Natur neu zu denken, indem es alternative Formen der Interaktion mit Leben und Umwelt aufzeigt. Es öffnet einen poetischen und wissenschaftlichen Dialog über Erhaltung, Transformation und Koexistenz zwischen den Arten.
Photo: Bacteria cloud of clouds. Preview of the installation. Image generated with Adobe Firefly / Natalia Rivera.
Natalia Rivera (CO) ist Künstler*in und Forscher*in, arbeitet mit digitalen und biologischen Medien und konzentriert sich auf bio-digitale Schnittstellen sowie die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Technologie. Die Arbeiten erforschen nicht-anthropozentrische Erzählweisen, die die Politik und Poetik lebender Systeme durch Bioästhetik, Queerness und anarchische Methoden hinterfragen. Rivera ist Mitbegründer*in des Mutante-Laboratoriums (2012-2024) in Bogotá sowie des globalen Netzwerks Suratómica und hat in experimentellen Kunst- und Wissenschaftsprojekten mitgewirkt, darunter die Suratómica-Residenz am CERN im Jahr 2019. Die akademische Laufbahn umfasst ein Designstudium an der Nationalen Universität von Kolumbien sowie einen Masterabschluss in Visueller Kommunikation von der New Media Class der Universität der Künste (UdK) Berlin.
https://natalialarivera.wordpress.com


Jerónimo Reyes-Retana (MX) / Void in Resonance
$15.000,- Preisgeld
In Void in Resonance untersucht Jerónimo Reyes-Retana das Konzept kolonialer Leerstellen – Territorien und Gemeinschaften, die durch kartografische Auslöschung dem industriellen und infrastrukturellen Fortschritt weichen müssen. Sein Werk widmet sich El Campo Pesquero de Playa Bagdad, einer marginalisierten Gemeinschaft an der östlichsten Grenze zwischen Mexiko und den USA, wo der Río Bravo in den Golf von Mexiko mündet. Im Zentrum dieser Gemeinde befindet sich ein Austernfeld, eine lebenswichtige wirtschaftliche Ressource, die durch den nur vier Kilometer entfernten Weltraumbahnhof von SpaceX bedroht ist.
Die massiven Raketenstarts auf der US-Seite senden starke Schallwellen aus, die sich über die Grenze hinweg ausbreiten und Mensch, Ökosystem und Architektur von Playa Bagdad beeinflussen. Trotz der Intensität dieser Störungen werden sie von den Aufsichtsbehörden weitgehend ignoriert, so dass die Gemeinde der stummen Kraft der grenzüberschreitenden akustischen Gewalt schutzlos ausgeliefert ist.
Basierend auf drei Jahren Feldforschung und enger Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung dokumentiert Void in Resonance in einer Mixed-Media-Filminstallation, die persönlichen und kollektiven Auswirkungen eines SpaceX-Starts aus der Perspektive der in den Austernfeldern arbeitenden Menschen. Das Werk hinterfragt die gängige Erzählung von einer „neuen Ära der Raumfahrt“ und entlarvt sie als Fortsetzung kolonialer Muster von Landenteignung und ökologischer Zerstörung im Dienste der kapitalgetriebenen Industrialisierung des Weltraums.
Photo: Void in Resonance, 2025, Film Still, Credit: Jerónimo Reyes-Retana
Jerónimo Reyes-Retana (MX) ist Forscher, Künstler und Community-Organisator. In seiner Arbeit ntersucht er die Poetik der Infrastruktur und die Politik des Lärms in lateinamerikanischen Kontaktzonen – Regionen, die von Umwelt-, geopolitischen und sozialen Spannungen geprägt sind. Seine Werke wurden unter anderem im Museo Tamayo, Museo de Arte de Ciudad Juárez, Museo Anahuacalli und der Texas Biennial ausgestellt. Seine Schriften wurden vom Institute for Studies on Latin American Art (ISLAA), Centro de la Imagen und Storefront for Art and Architecture veröffentlicht. Er hat Förderungen des Museo Jumex und FONCA-CONACYT erhalten und ist derzeit Doktorand in Critical Media Practices an der University of Colorado, Boulder. Zudem besitzt er einen MFA der University of Texas at Austin.
jr-r.xyz


Über die Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO)
Ella Fontanals-Cisneros gründete die gemeinnützige Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) im Jahr 2002. Die Stiftung hat die Aufgabe, das kulturelle Verständnis und den Bildungsdialog zwischen lateinamerikanischen Künstler*innen und dem globalen Publikum zu unterstützen und zu fördern. CIFO dient als Plattform für aufstrebende, mittlere und etablierte lateinamerikanische Künstler*innen durch das Stipendien- und Auftragsprogramm, einschließlich des neuen CIFO-Ars Electronica Award, die CIFO-Sammlung und andere damit verbundene Kunst- und Kulturprojekte in den Vereinigten Staaten von Amerika und international.