Der ArTS Production Grant für Schweizer Künstler*innen wird im Rahmen einer zweijährigen Zusammenarbeit von Ars Electronica mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia vergeben. Der ArTS Production Grant fördert künstlerisches Schaffen an der Schnittstelle von ArTS (Art, Technology, Society).
Der ArTS Production Grant unterstützt Einzelkünstler*innen oder eine Künstlergruppe, mit Schweizer Staatsbürgerschaft oder Wohnsitz in der Schweiz, bei der Entwicklung eines neuen Projekts oder der Erweiterung eines bestehenden Projekts, welches im Rahmen des Ars Electronica Festivals im September 2023 prämiert wird.
Ausgewählte Künstler*innen
Dorota Gawęda (PL/CH), Eglė Kulbokaitė (LT/CH)
BROOD
The Second Body
Das eingereichte Projekt BROOD konzentriert sich auf die integrale Seltsamkeit der Welt – ein roter Faden sowohl in der wissenschaftlichen Untersuchung als auch in den folkloristischen Erzählungen, die als Schnittstellen für die Interaktion mit der Umgebung dienen. Das Projekt wird in Form einer Mehrkanal-Videoinstallation realisiert und kombiniert eine Reihe von Materialien: von vor Ort gedrehten Szenen, inszeniertem Greenscreen-Material, CGI bis hin zu algorithmisch generierten Sequenzen und gefundenem Material. In dem Vorhaben werden wir die Interaktionen und Prozesse zwischen fundamentalen Partikeln der Natur und einer Brut von Geistern des Volksglaubens nicht nur als Metaphern, sondern auch als Schnittstellen und Prozesse betrachten, die das Potenzial für eine radikale Neugestaltung unserer Welt haben – in der Mensch und Natur, Mensch und Nicht-Mensch grundlegend miteinander verwoben sind.
Credits
CERN, Collide Residency
Bios
Dorota Gawęda (PL/CH) und Eglė Kulbokaitė (LT/CH) sind ein Künstler*innenduo mit Sitz in Basel. Sie schlossen beide 2012 ihr Studium am Royal College of Art in London ab. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Kunsthalle Mainz, in den EPFL Pavilions, Lausanne, in der Shedhalle, Zürich, im Kunstraum Niederösterreich, Wien, im CCS, Paris, im Kunstverein Hamburg, im Istituto Svizzero, Palermo/Mailand, im Swiss Institute, New York, in der Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, in der Kunsthalle Fribourg, im Lafayette Anticipations, Paris, im Palais de Tokyo, Paris, auf der Athen Biennale, in der Kunsthalle Basel und im ICA, London ausgestellt.
www.gawedakulbokaite.com
Jury Statement
Jury Members: Giulia Bini, Magda Drozd, Martin Honzik
The ArTS Production Grant Open Call organized by Ars Electronica and supported by Pro Helvetia, garnered an exceptional response, with 77 submissions of remarkable diversity in terms of themes and artistic styles. These included various formats, such as concert-like performances, interactive installations, thought-provoking video and film work, and innovative online projects.
The jury process was marked by constructive discussions, with the main focus being to select submissions that not only dealt critically and conceptually with the issues between art, technology, and science but also expressed this reflective process through tools and methods unique to this field. The aim was to identify a Swiss media art scene, with a special Swiss dialect of media art, which could then be shared with other cultural circles at the Ars Electronica Festival.
Among the impressive artists in the Swiss art scene were Dorota Gawęda and Eglė Kulbokaitė, who have developed an original language influenced by scientific investigations and emerging technologies. Folkloric tropes converge in their works, which probe the complexities of a contemporary landscape shaped by science-related discourse and technological advances. Their exploration of these fields enables an elaborate, critical mode of storytelling with innovative aesthetics.
Their project, BROOD, challenges the illusory promise of an intact subjectivity separate from the environment by looking into the unknown and the invisible. BROOD brings the idea of scientific objectivity into conversation with Slavic syncretic belief systems, and explores „the integral weirdness of the world,“ which the artists identify as „the running trope in both the scientific investigation and the folkloric tale.“ The jury was impressed by the project’s ability to push the boundaries of media art and bridge the gap between art and science.
Overall, the jury process was characterized by fruitful and critical discussions, which resulted directly from the high quality of the submissions. The impressive range of submissions showcased the diversity and creativity of the Swiss art scene, with artists representing a mix of backgrounds, including Swiss citizens living abroad and foreign artists based in Switzerland. The selected project, BROOD, by Dorota Gawęda and Eglė Kulbokaitė, stood out as an exceptional example of media art that challenges the core questions of the Open Call, resonating with the theme of Ars Electronica. The project’s ability to explore the complexities of a contemporary landscape shaped by science-related discourse and technological advances through innovative aesthetics and storytelling impressed the jury. The project that was selected for the ArTS Production Grant is considered a benchmark for future submissions, serving as a guide for the Swiss art scene to explore media art that breaks new ground and connects art with science.
Jury & Advisors
Jury
Magda Drozd
Magda Drozd ist eine Künstlerin, deren Arbeit sich auf Musik, Klangkunst und Komposition erstreckt. Ihr Ansatz in der Musik ist experimentell und grenzüberschreitend und nutzt eine Vielzahl von Einflüssen und Techniken, um unverwechselbare und bestechende Klanglandschaften zu schaffen, die sich mit intuitiven und spekulativen Wahrnehmungen der Welt durch Klang befassen. Ihre Musik wurde auf den Labels Präsens Editionen und Hallow Ground veröffentlicht, und ihre Klangperformances und Installationen wurden in verschiedenen Institutionen in Europa gezeigt. Neben ihrer Soloarbeit komponiert sie auch für Film, Videokunst, Theater und Radio.
Giulia Bini
Giulia Bini PhD, studierte Kunsthistorikerin, arbeitet an der Schnittstelle von bildender Kunst, Medien, Wissenschaft und Spitzentechnologien. Sie ist Programmleiterin und Kuratorin von Enter the Hyper-Scientific, dem neu eingerichteten Artist-in-Residence-Programm des College of Humanities (CDH) der EPFL, Federal Institute of Technology, Lausanne. Zuvor war sie Kuratorin und Produzentin der EPFL Pavilions (2018-21) und Mitglied des Kuratorenteams des ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie | Karlsruhe (2014-2017). Derzeit ist sie Gastdozentin am HEAD Genève und wird Co-Kuratorin von ARE YOU FOR REAL. Phase II von ifa – Institut für Auslandsbeziehungen.
Martin Honzik (AT)
Martin Honzik ist Künstler, CCO und Leiter des Bereichs Festival/Prix/Exhibitions bei Ars Electronica Linz. Er absolvierte das Studium für visuelle, experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz (Abschluss 2001) wie auch den Master Lehrgang für Kultur- und Medienmanagement der Johannes-Kepler-Universität Linz und ICCM Salzburg (Abschluss 2003). Neben der Realisierung zahlreicher Kunstprojekte als freischaufelnder Künstler war er von 1998 bis 2001 Teil des Produktionsteams im OK Offenes Kulturhaus im OÖ-Kulturquartier und wechselte 2001 zum Ars Electronica Future Lab, wo er bis 2005 in den Bereichen Ausstellungsdesign, Kunst am Bau, Interfacedesign, Eventdesign und Projektmanagement tätig war. Seit 2006 ist Martin Honzik Managing Direktor des Ars Electronica Festivals, des Prix Ars Electronica wie auch der Ars Electronica Center Ausstellungen und der internationalen Ausstellungsprojekte der Ars Electronica. Dazu repräsentiert er seit 2021 als Chief Curatorial Officer das Unternehmen.
Advisors
Sabine Himmelsbach (DE/CH)
Sabine Himmelsbach (DE/CH) ist seit März 2012 die Leiterin des HeK (Haus der elektronischen Künste Basel). Nach dem Studium der Kunstgeschichte in München arbeitete sie von 1993-1996 für Galerien in München und Wien und wurde später Projektleiterin für Ausstellungen und Konferenzen für das Festival Steirischer Herbst in Graz, Österreich. Seit 1999 ist sie Ausstellungsleiterin am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Als Autorin und Dozentin widmet sie sich Themen rund um Medienkunst und digitale Kultur.
Salomé Voegelin
Salomé Voegelin ist Künstlerin, Schriftstellerin und Forscherin und beschäftigt sich mit dem Zuhören als gesellschaftspolitische Praxis. Sie schreibt Essays und Textpartituren für Aufführungen und Veröffentlichungen. Voegelin ist Professorin für Sound am London College of Communication, University of the Arts London.
www.salomevoegelin.net
Pauline Saglio
Pauline Saglio ist Interaktionsdesignerin und lebt in Lausanne. Zusammen mit Mathieu Rivier konzentrieren sie sich auf die Beziehung zwischen analog und digital durch Bewegung. Seit September 2018 ist Pauline Saglio Leiterin des Bachelor-Studiengangs Media & Interaction Design an der ECAL/University of Art and Design Lausanne.
Jelena Martinovic
Jelena Martinovic ist Leiterin des Instituts für Bildende Kunst (IRAV) an der EDHEA in Sierre. Im Kanton Zürich geboren, promovierte Jelena Martinovic in Medizingeschichte und absolvierte ein Studium der Sozial- und Politikwissenschaften an der Universität Lausanne und in bildender Kunst an der Hochschule für Kunst und Design in Genf. Zurzeit leitet sie das Forschungsprojekt Medical Borders: Visibility and Shadow Knowledge (2022-2024), welches sich mit Medizin, Migration und Kunst befasst Medical Borders | EDHEA.
Luc Meier
Über Pro Helvetia
Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia ist seit 1939 im Herzen der schweizerischen und internationalen Kulturszene tätig. Sie fördert das zeitgenössische Kunstschaffen in der Schweiz und trägt zur Verbreitung und Förderung der Schweizer Kunst im In- und Ausland bei. Die Stiftung trägt zudem zum nationalen und internationalen Kulturaustausch und zu Innovationen im Bereich der Kulturförderung bei.
Pro Helvetia hat ihren Hauptsitz in Zürich und unterhält ein internationales Netzwerk im Ausland mit Büros an sieben Standorten.
Im Rahmen des Programms „Kunst, Wissenschaft und Technologie“ unterstützt Pro Helvetia gezielt Aktivitäten und Projekte, die sich mit technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen aus einer künstlerischen Perspektive auseinandersetzen. Dabei geht es darum, das Potenzial für gegenseitige Inspiration und Zusammenarbeit auszuloten und zu nutzen.