Mit den Fluxels, einem skalierbaren Schwarm von Bodenrobotern, hat das Ars Electronica Futurelab eine neue Form des visuellen Ausdrucks erfunden. Ausgestattet mit sechseckigen LED-Displays können die Bots über ihre integrierten Bildschirme visuelle Inhalte in eine ästhetische Performance verwandeln.
Das eröffnet ein breites Spektrum an möglichen Anwendungen. Seit dem ersten Prototyp im Jahr 2017 wurden sie in Zusammenarbeit mit NTT für den Einsatz bei internationalen Sportveranstaltungen optimiert. 2021 wertete Stream of Hope Zeremonien von Sportveranstaltungen in Osaka und Yokohama visuell auf und schuf so einen einzigartigen kulturellen Moment.
Die Fluxels sind als sehr vielseitiges Medium konzipiert. Aufgrund ihres modularen Charakters ist es möglich, Filmmaterial über mehrere Bildschirme hinweg zu zeigen, die Bildschirme je nach Inhalt neu anzuordnen, aber natürlich auch Inhalte auf einzelne Bildschirme zu beschränken. Die Fluxels sind sogar in der Lage, diese Aktionen gleichzeitig auszuführen. Um den riesigen Bot-Schwarm unter freiem Himmel präzise zu steuern, musste das internationale Team die Grenzen der Satellitennavigation, der drahtlosen Kommunikation und des Schwarmbetriebs ausloten. Dabei stützte es sich auf die hochmoderne Kommunikationstechnologie von NTT und die funktionsreiche Software swarmOS des Ars Electronica Futurelab.
Einen Vorgeschmack auf künftige Möglichkeiten der Interaktion zwischen Mensch und Roboter bot bereits ein kleiner Schwarm von Drohnen auf dem NTT-Forschungsforum 2017. Er markierte den Beginn einer gemeinsamen Forschungsinitiative zwischen NTT und dem Ars Electronica Futurelab und demonstrierte bereits neue Wege der spielerischen Navigation und innovative Methoden der visuellen Informationsvermittlung. Bis 2019 sollte die gemeinsame Vision einen Schwarm von 39 Bodenfahrzeugen namens Fluxels hervorbringen. Wie die Spaxels sieben Jahre zuvor, können die Fluxels als ein gleichermaßen reales wie virtuelles visuelles Medium betrachtet werden. Ausgestattet mit sechseckigen LED-Displays, bilden die Bots fließende Mosaike im physischen Raum.
Die Fluxels wurden erstmals 2019 in einer Sonderausstellung zum Thema „Sports Viewing Re-Imagined“ im Miraikan Museum in Tokio präsentiert. Diese Veranstaltung wurde zum Prolog für eine noch ehrgeizigere Mission: eine Schwarmkunst-Performance für Sport Events in Osaka und Yokohama im Jahr 2020 (verschoben auf 2021). Unter dem Titel Stream of Hope begleiteten 56 Fluxels mit ihrer fließenden, farbenfrohen und hoffnungsvollen Performance die Athlet*innen auf ihrem Weg. Ein Großteil der Videos zeigte Athlet*innen aus den verschiedensten Sportarten und bot ein visuelles Spektakel.
Sowohl die Videoanimation als auch die körperliche Bewegung während der Aufführung wurden auf die Bedeutung und die Bewegung der Athlet*innen zugeschnitten. Die Bots zeigten zunächst wunderschöne Bilder der Milchstraße – Sterne, in denen all unsere Hoffnungen und Träume geboren werden. Danach manifestieren sich die himmlischen Hoffnungen in Form von internationaler Gemeinschaft und sportlichem Ehrgeiz. Begleitet von hoffnungsvollen Lichtern, die seinen Weg beleuchten, wurde der Athlet bei seiner Ankunft visuell willkommen geheißen. In einem Moment der Demut, wenn zwei Athlet*innen aufeinandertrafen, wurde die Flamme weitergegeben und die Bildschirme der Bots explodierten in freudigen Formen und Farben, die auch die dunkelsten Ecken des Raums erreichten. Die Formation begleite danach auch die zweite Läuferin.
Stream of Hope kann auch als Verweis auf die vielen Ungewissheiten zum Höhepunkt der COVID-19-Pandemie gelesen werden. Der Charakter der Zusammenarbeit erwies sich trotz der herausfordernden Umstände als einzigartig und inspirierend: Weil die Entwickler des Ars Electronica Futurelab aufgrund der Pandemie nicht nach Japan reisen konnten, erweiterten die Forscher von NTT ihre Rollen, und das Projektteam passte sich über Zeitzonen und Sprachbarrieren hinweg über Telefonkonferenzen, Live-Videoübertragungen und unzählige TeamViewer-Sitzungen an die experimentelle Roboterentwicklung an. Technische Ansätze änderten sich, Ziele verschoben sich, Zeitpläne und Veranstaltungsmodalitäten wandelten sich in einem unvorhersehbaren Zeitraum – aber schließlich, ein Jahr später, im Jahr 2021, war der Roboterschwarm da: Er beleuchtete den Moment mit einer wunderschönen visuellen Feier des Fortschritts, der Hoffnung und der Beharrlichkeit.
Die Fluxels waren nicht nur ein besonderer Festakt während einer spektakulären Veranstaltung. Sie waren eine Erkundung einer neuen Art der Strukturierung des visuellen Raums mit einem neuartigen physischen Informationsträger. Gleichzeitig bewiesen sie den Ehrgeiz der SwarmOS-Schlüsseltechnologie des Ars Electronica Futurelab: Eine Gruppe von Robotern – ob fliegend oder fahrend – wird zu mehr als der Summe ihrer Teile. Ihre gesamte Logik kann wunderbar abstrahiert und Künstler*innen, Designer*innen und Entwickler*innen zur Verfügung gestellt werden, um Erlebnisse zu schaffen, die Freude, Ehrfurcht und Inspiration hervorrufen und uns neugierig machen, auf das, was die Zukunft der Schwarmkunst bereithalten könnte.
Credits
Ars Electronica Futurelab: Patrick Berger, Kerstin Blätterbinder, Manuel Dobusch, Samuel Eckl, Stephan Feichter, Horst Hörtner, Peter Holzkorn, Otto Naderer, Nicolas Naveau, Hideaki Ogawa, Daniel Rammer, Raphael Schaumburg-Lippe, Simon Schmid
PARTNER: Musik – Michael Mayr, Displays – Multivision, Bots – Melkus Mechatronic
NTT (Nippon Telegraph and Telephone Corporation) Human Informatics Laboratories