SUPERIMPOSITION/ POLISONUM (IT)/photo: vog.photo

SUPERIMPOSITION

POLISONUM (IT)

POSTCITY, Ground Floor, Train Hall
Sa 7. Sep 2024 14:00 – 14:45

SUPERIMPOSITION untersucht das Konzept der Ohrwürmer – jene akustischen Agenten, die sich zwanghaft im Gehirn festsetzen, bis sie zu Parasiten werden und kognitive Kontrollmechanismen auslösen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts bekannt, wurden diese Phänomene später von Oliver Sacks als „Brainworms“ bezeichnet. Ohrwürmer sind eng mit der Massenkultur verbunden, wie etwa Popmusik, Werbung, Videospiele und TV-Titelmelodien. Sie bevölkern auch Flughäfen, Bars, Geschäfte, Fitnessstudios und Einkaufszentren und zeichnen sich durch redundante Melodienfolgen aus, denen man sich nur schwer entziehen kann. Diese Mechanismen zu erkennen, ist aufgrund einer schwachen, wenn nicht gar fehlenden, allgemeinen Hörbildung komplex. Auf der Grundlage dieser Forschungsergebnisse hat SUPERIMPOSITION eine Datenanalyse von mehr als 10.000 Musikstücken aus den internationalen Charts der Jahre 2000 bis 2022 durchgeführt. Diese Analyse, die auf der Quantität und Wiederholbarkeit der Musik basiert, wurde mit einer speziell entwickelten Software automatisiert. Mit Hilfe von Algorithmen und Techniken der Datenanalyse wurden die charakteristischsten Texte ausgewählt. Ihre mathematisch erzeugte Überlagerung bildet das Werk.

SUPERIMPOSITION—eine Komposition, in der keine Melodie erkennbar ist. Das Werk ist als performativer Akt konzipiert, eine Modenschau, die an antike Rituale erinnert, bei denen Performer*innen und Publikum auf der Bühne zu einem einzigen Körper verschmelzen. Die aus schallabsorbierenden Stoffen gefertigten Kleidungsstücke, die wie skulpturale Gewänder wirken, werden in einer modenschauartigen Choreografie präsentiert. Die Textilmaterialien, die mit technischer und wissenschaftlicher Unterstützung des Politecnico di Torino entwickelt wurden, sind in der Lage, den Schalldruck zu brechen und zu absorbieren. Diese gepanzerten Anzüge sind als empirischer Schutz für das Ohr und den Körper konzipiert. In Zusammenarbeit mit der Marke MARIOS wurde durch gemeinsames Experimentieren und kreative Kontamination das Modedesign der Kleidungsstücke entwickelt, das von avantgardistischen suprematistischen Modellen bis hin zu orientalischen Traditionen inspiriert ist. Die szenische und akustische Dramaturgie der Performance, die Ende April im großen Saal des historischen Cercle Cité in Luxemburg aufgeführt wurde, steckt auch in der Videoarbeit, die durch ihre multipunktuelle Regie realisiert wurde.

Bios

  • Photo: Polisonum

    POLISONUM

    Polisonum, das sind Filippo Lilli und Donato Loforese, ist ein Kollektiv, das Klang als Untersuchungsmethode und Werkzeug einsetzt, um Prozesse und Metamorphosen der Gegenwart zu erforschen. Sie schaffen Klanginstallationen und Performances im Dialog mit der visuellen Sprache. Dank ihrer hybriden Identität, die mehrere Disziplinen vereint, entwickeln sie Projekte, die auf einer dichten Praxis des Studiums und der Analyse basieren, mit dem Ziel, aktives Hören und Visualisieren zu erfahren. Polisonum wurde von verschiedenen Institutionen und Festivals eingeladen: MAXXI National Museum of 21st Century Art (RM), A Breath of Art (AV), Fondazione Volume (RM), Kunst Halle Sankt Gallen (CH), Palazzo Altemps (RM), Palazzo Pallavicini (BO), Romaeuropa Festival (RM), OTO Sound Museum Zürich (CH) und andere.

Credits

POLISONUM: Filippo Lilli, Donato Loforese
Co-curators: Francesca Ceccherini, Anastasia Chaguidouline
Data Curator: Elisa Bernardoni Fashion Design: MARIOS Collective
Research of material and phono-resistance: Marco Carlo Masoero, Louena Shtrepi, Politecnico di Torino, DENERG
Scientific support: Francesco Nucci, Neuroscientist
Video work in collaboration with :
Antonio Antonacci
Performers : Arianna Balestrieri, Vera Borghini, Erica Bravini, Luca della Corte, Alex Paniz, Michael Incarbone, Valentina Sansone
Photo documentation : Axel Crettenand

SUPERIMPOSITION is supported by
The Directorate-General for Contemporary Creativity of the Italian Ministry of Culture under the Italian Council program (2023) and IIC – Istituto Italiano Di Cultura A Vienna