I’m Feeling Lucky / Timothy Thomasson (CA)/Photo: tom mesic

Prix Ars Electronica Exhibition 2024

Der Prix Ars Electronica ist der traditionsreichste Medienkunstwettbewerb der Welt und bildet seit seiner Gründung 1987 als sensibles Instrument den Zeitgeist ab. Im Jahr 2024 kamen 2 950 Einreichungen aus 95 Ländern in den folgenden Kategorien: New Animation Art, Interactive Art + und u19—create your world. Darüber hinaus wurde in diesem Jahr ein gesonderter AI in ART Award ins Leben gerufen, der aus allen Kategorien Beiträge auszeichnet, die menschliche Kreativität durch den Einsatz von KI in den Mittelpunkt stellen.

Lentos Kunstmuseum Linz
MI 4. Sept. – SO 8. Sept. 2024
Eintritt mit FESTIVALPASS+, FESTIVALPASS, TAGESPASS

  • Conversations Beyond the Ordinary

    Conversations Beyond the Ordinary

    Jan Zuiderveld (NL)

    Conversations Beyond the Ordinary verwandelt mehrere alltägliche Bürogeräte in Wesen mit einem eigenen Bewusstsein. Interagieren Sie mit diesen KI-inspirierten Objekten: Überzeugen Sie die Kaffeemaschine, sich um Sie zu bemühen, kollaborieren Sie mit dem Kopierer und unterhalten Sie sich über die Mikrowelle mit Ihren Besitztümern.

  • G80

    G80

    Fragmentin (CH)

    G80 ist eine interaktive Installation, die eine zeitgenössische Interpretation von Richard Buckminster Fullers World Game vorschlägt: Ein Strategie-Simulationstool, das von Kriegsspielen inspiriert ist und auf eine gerechte Verteilung der Ressourcen im globalen Maßstab abzielte. In der Kybernetik-Ära Anfang der 1960er Jahre geschaffen, verkörpert es die Versprechen von Computern und mathematischer Modelle zur Lösung sozialer, politischer…

  • I’m Feeling Lucky

    I’m Feeling Lucky

    Timothy Thomasson (CA)

    I’m Feeling Lucky ist eine generative Animation, die historisch und geografisch mehrdeutige Landschaften in Echtzeit darstellt. Sie ist inspiriert von den historischen Rahmen- und Wahrnehmungsbedingungen der Panoramamalerei des 19. Jahrhunderts. Die unendliche Landschaft ist bevölkert von Tausenden von 3D-Figuren aus aller Welt, die aus Google Street View stammen.

  • If You Have Starry Skies in Your Eyes

    If You Have Starry Skies in Your Eyes

    Rib (JP)

    Japanische Augenprothesen imitieren das menschliche Auge um gesellschaftlichen Normen und Industriestandards einzuhalten. Offizielle Hersteller stellen keine maßgeschneiderten Prothesen für das Auge her. Mein Projekt stellt dies infrage, indem es Augenprothesen erschafft, die Individualität und Selbstausdruck hervorheben. Diese visuell markanten Augen leuchten auf und sollen neue Wahrnehmungen von Augenprothesen anregen. Dieser Ansatz soll einen starken Eindruck…

  • Kazokutchi

    Kazokutchi

    So Kanno (JP), Akihiro Kato (JP), Takemi Watanuki (JP)

    Kazokutchi ist ein Projekt, das sich mit reproduktiven digitalen künstlichen Lebensformen beschäftigt, die einen Schwarm physischer Roboter als Wirt verwendet. Es besteht aus einer Familie von „Kazokutchi“, also digitalen künstlichen Lebensformen, die in einem beweglichen Roboterhaus leben. Alle Kazokutchi sind mit NFTs verknüpft, die Namen, Geburtsdatum, Familiennamen und Gene enthalten. Der Lebenszyklus umfasst Fortpflanzung, Geburt,…

  • Mid Tide #3

    Mid Tide #3

    Ryu Furusawa (JP)

    Mid Tide #3 ist aus einem tatsächlichen Blick auf das Meer entstanden, die von zwei Linsen aufgenommen wurde: einer Kamera und einer digitalen Manipulation mittels Computer. Die Bilder verändern sich sehr langsam, ähnlich wie Landschaften durch die Gezeiten allmählich ausgehöhlt werden. Die Verhältnisse von Raum und Zeit werden in den Bildern umgeschrieben. Während dieses Übergangs…

  • Nosukaay

    Nosukaay

    Diane Cescutti (FR)

    Die interaktive Installation Nosukaay ist eine Maschine, die einen westafrikanischen Webstuhl mit einem Computer kombiniert. Durch sie können Betrachter*innen mit einem gewebten Mandjak-Stoff als Tastatur ein Videospiel erkunden, das Text, 3D-Bilder und Aufnahmen von Aïssa Dione Tissus Studio sowie dem Freiluft-Web-Studio Boulevard Canal4 in Dakar, Senegal miteinander verbindet. Die Maschinengottheit Nosukaay erzählt von einer alternativen…

  • REPEAT AFTER ME, 2022

    REPEAT AFTER ME, 2022

    Open Group – Yuriy Biley (UA), Pavlo Kovach (UA), Anton Varga (UA)

    Die Arbeit Repeat After Me zeigt Geflüchtete aus dem Osten der Ukraine, die auf der Flucht vor der Kriegsbedrohung in einem provisorischen Lager in Lwiw Zuflucht gefunden haben. Sie teilen ihre Erfahrungen über die Geräusche des Krieges.

  • REPETAE

    REPETAE

    Sasha Stiles (US)

    REPETAE ist eine hybride Sprachkunstreihe, die Algorithmus und Poesie vereint, um die Wiederholung als kraftvolles Werkzeug zur Erzeugung neuer Bedeutungen, Emotionen und Erkenntnissen zu erkunden. Diese Ode an die transformative Kraft der Poesie, generative Kunst und KI lädt das Publikum ein, die unendlichen Möglichkeiten zu entdecken, die sich aus dem Wiederaufgreifen, der Neubewertung und der…

  • Smoke and Mirrors

    Smoke and Mirrors

    Beatie Wolfe (GB)

    Smoke and Mirrors nutzt Kunst, um Klimadaten der letzten sechs Jahrzehnte zu kommunizieren. Dabei stehen die steigenden Methanwerte im Fokus, die mit den Werbeslogans der Ölindustrie konfrontiert werden. Diese zielen seit Jahrzehnten darauf ab, die Klimadaten und das Bewusstsein durch “Leugnen, Zweifeln und Verzögern“ zu untergraben.

  • Stained

    Stained

    Jeremy Kamal (US)

    Stained ist ein CGI-Kurzfilm, der in Mojo spielt, einer Welt, in der die Schwarze Kultur amerikanische Landschaften verwandelt. Der Film zeigt uns einen sensiblen Teemeister namens Demetrius, ein Mitglied der Crimson Needles-Gang, die farbige Flora verwendet, um ihre Territorien zu markieren. Geplagt von der Stimme seines Vorfahren, Bump, durchlebt Demetrius erneut die Zurechtweisung, die ihm…

  • Third World: The Bottom Dimension

    Third World: The Bottom Dimension

    Gabriel Massan (BR)

    Third World: The Bottom Dimension ist eine experimentelle Ausstellung, ein Videospiel und ein Web3-Token-Projekt. Der Künstler Gabriel Massan (geb. 1996, Nilópolis, Brasilien) hat das Projekt initiiert und leitet es in Zusammenarbeit mit Serpentine Arts Technologies. Das Projekt versammelt und bietet eine Plattform für eine bedeutende Generation von queeren, afrodiasporischen brasilianischen Künstler*innen.

  • Unknown Label

    Unknown Label

    Nicolas Gourault (FR)

    Unknown Label ist ein experimenteller Dokumentarfilm, der die tägliche Realität von Online-Mikroarbeiter*innen aus dem globalen Süden erkundet, die Bilder für selbstfahrende Autos annotieren. Er zeigt auf, wie Machtasymmetrien und neokolonialistische Ausbeutung menschliche Arbeit beeinflussen, die notwendig ist, um KI-Systeme zu trainieren. Unknown Label enthüllt die verborgenen Menschen, die dafür sorgen, dass Maschinen die Welt so…

  • Washed Out „The Hardest Part“

    Washed Out „The Hardest Part“

    Paul Trillo (US)

    Eine Reise mit Unfällen in die Vergangenheit. Ein Gang durch die Zeit, der ein Paar und deren Beziehung von der Mittelschule bis ins Jenseits begleitet. Dies ist die erste offiziell beauftragte Musikvideo-Zusammenarbeit zwischen Musikkünstlerin und Filmemacherin, die mit dem Sora-Videomodell von OpenAI realisiert wurde. In diesem Video geht es darum, zu lernen, einen geliebten Menschen…

Die Goldene Nica für die Kategorie New Animation Art erhielt Smoke and Mirrors von Beatie Wolfe. Das Kunstwerk kontrastiert die Marketingkampagne der Ölindustrie mit dem alarmierenden Anstieg der Methanwerte in der Atmosphäre, frei nach dem ikonischen Foto des „Blauen Planeten“ der Apollo-17-Besatzung aus dem Jahr 1972. Mit dem Verleih der Goldenen Nica sprach die Jury eine besondere Anerkennung für ein Animationswerk aus, das diese neuen Technologien auf einzigartige Weise kombiniert, um eine künstlerische Botschaft zu vermitteln, die zur gesellschaftlichen Diskussion anregt, während viele andere Arbeiten vorrangig Game-Engines und generative KI einsetzen.

In der Kategorie Interactive Art + gewann Diane Cescutti die Goldene Nica für ihre vielschichtige interaktive Installation Nosukaay, die den westafrikanischen Manjak-Webstuhl mit dem Computer verbindet. Durch die Geschichte der Maschinengottheit Nosukaay erhalten wir Hinweise für die Weitergabe von Weisheit, Tradition und Spiritualität an zukünftige Generationen. Dabei verdienen die Verkörperung der technologischen Vielfalt und die Förderung eines pluralistischen und vielfältigen Dialogs höchstes Lob, denn sie sind wichtige Elemente der Interaktivität für die Zukunft.

Während KI in vielen Werken aller Kategorien eingesetzt wird, gewann Paul Trillo die Goldene Nica des AI in ART Award für Washed Out „The Hardest Part“, das erste offizielle Musikvideo, das mit dem Text-to-Video-Modell Sora von OpenAI erstellt wurde. Das Video verdeutlicht die wichtige Rolle, die Künstler*innen in Zukunft bei kreativer Arbeit spielen werden, und stellt einen Wendepunkt dar, denn generative KI wird in kreativen Prozessen immer häufiger zum Einsatz kommen.

Die heurigen beim Prix Ars Electronica ausgezeichneten Werke zeigen das simultane kreative Handeln von Künstler*innen und inspirieren uns, eine dynamische, lebendige Erde vor Augen zu haben. Unser Blauer Planet steht nicht still.

Text: Emiko Ogawa

The Prix Ars Electronica, organized by Ars Electronica Linz GmbH & Co KG, is made possible by support from the City of Linz. Special Thanks for additional support go to Austrian Federal Ministry for European and International Affairs, Austrian Federal Ministry of Education, Science and Research and OeAD. In collaboration with ORF OÖ.