State of the ART(ist) 2023 – 9 Künstler*innen gewürdigt

Hauptpreise für Mahsa Aleph (IR) und Taiye Ojo (NG)

(Linz/Wien, 29.6.2023) Als Reaktion auf den Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar 2022 riefen das österreichische Außenministerium und Ars Electronica „State of the ART(ist)” ins Leben. Die gemeinsame Initiative soll Künstler*innen vor den Vorhang holen, die unter Gefahr für Leib und Leben gegen Krieg, Verfolgung und Unterdrückung aufstehen und allen voran die russische Aggression und ihre fatalen Folgen thematisieren. Im Rahmen eines Open Calls verzeichnete man im vergangenen Jahr insgesamt 357 Einreichungen aus 40 Ländern.

2023: 564 Einreichungen aus 58 Ländern

Auch 2023 wurde „State of the ART(ist)” durchgeführt, diesmal aber weiter gefasst. Adressiert wurden Künstler*innen aus aller Welt, die sich existenziellen Bedrohungen ausgesetzt sehen und sich in ihrer Arbeit mit Unterdrückung und Verfolgung durch Regime und Kriegsparteien, Ausbeutung durch Konzerne und Staaten oder Naturkatastrophen auseinandersetzen.

„Mit State of the ART(ist) unterstützen wir Künstler*innen weltweit, die unter besonders schweren Lebensbedingungen tätig sind. Mit der Kooperation mit Ars Electronica machen wir sichtbar, was sonst verborgen bleiben würde und geben bedrohten Kunstschaffenden einen Raum für ihre Arbeit. Damit setzen wir ein deutliches Zeichen für das Recht auf Kunst- und Meinungsfreiheit“, so Außenminister Alexander Schallenberg.

Von 15. März bis 28. April 2023 lief ein Open Call, bei dem insgesamt 564 Kunstwerke, Aktionen, Projekte und gemeinschaftliche Aktivitäten an der Schnittstelle von Menschenrechten und Kunst aus 58 Ländern eingereicht wurden.

2023: Hauptpreise gehen an Mahsa Aleph (Iran) und Taiye Ojo (Nigeria)

Im Mai 2023 tagte die Jury, der Leila Nachawati Rego (Spanien/Syrien), Lucia Pietroiusti (Italien), Marita Muukkonen (Finnland), Ivor Stodolsky (Deutschland/Finnland), Simon Mraz (Österreich), Christl Baur (Deutschland) und Martin Honzik (Österreich) angehörten. Die zwei Hauptpreise wurden an Mahsa Aleph aus dem Iran und Taiye Ojo aus Nigeria vergeben. Darüber hinaus wurden sieben Honorary Mentions ausgesprochen. Alle neun Projekte werden im Rahmen des Ars Electronica Festivals 2023 vor Ort in Linz präsentiert. Darüber hinaus sind die Werke in einer virtuellen Kunstgalerie zu sehen.

State of the ART(ist) 2023 – Main Prizes

Jowhar / Mahsa Aleph (Iran)

Mit Hilfe von Tränenfängern und langen Papierrollen wäscht und recycelt sie [Mahsa Aleph] Wörter, um Vergangenheit und Gegenwart zu verbinden und die klassische persische Literatur neu zu interpretieren. In einer Zeit, in der das iranische Volk unter Unterdrückung und Repression leidet, ist diese Erforschung von Bedeutung und Kultur, die über stereotype Ansichten hinausgeht, ein tiefgreifender, wertvoller Beitrag.

Statement der Jury

„Jowhar“ (Farsi) ist ein mehrdeutiger Begriff: Tinte, Essenz, Edelstein, Kern und Ursprung sind Übersetzungen, die dem, was Masha Aleph ausdrücken will, nahekommen. Die Künstlerin stellt eine Auseinandersetzung mit der gegenseitigen Bedingung von Vergangenheit und Zukunft vor – und das am Beispiel von Schreibtinte. Die Installation besteht aus acht großen Papierrollen, auf denen die Künstlerin einen Satz aus ihrem eigenen Notizbuch wieder und wieder aufgeschrieben hat, nämlich: „Die Zukunft ist nur ein Teil der Vergangenheit, die vergessen wurde“. Anhand unterschiedlicher Verwaschungen sieht man, dass die Schrift Entwicklungsstufen durchgemacht hat. Die Künstlerin wusch den Text mit Wasser ab, nahm der Schrift ihre Farbe und zeigt damit auf, dass Veränderungen nicht unsichtbar passieren, sondern Spuren hinterlassen. Die abgehende verdünnte Tinte wurde gesammelt, als Recycling-Produkt in „Tränenfängergläsern“ aufbewahrt und in der Installation als Start für alles Neue präsentiert.

Aleph verortet in der Tinte sowohl die eingefangene Essenz aller bereits geschriebenen Worte, als auch das Potential, neue, andere Geschichten zu entwickeln. Für Jowhar erhält Mahsa Aleph den „State of the ART(ist) – Main Prize 2023“.

Credits: Die Arbeit entstand im Rahmen eines Forschungsstipendiums im bs-Projekt 2021 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Alle Rechte liegen bei der Künstlerin.

AND IF WE OBSERVE THE PRESENT

Conversations with Bodo Oilfields / Taiye Ojo (Nigeria)

„Das Projekt AND IF WE OBSERVE THE PRESENT zielt darauf ab, durch poetische, visuelle und klangliche Landschaften das giftige Erbe der Ölverschmutzung und neokolonialer Praktiken in Ogoniland zu thematisieren. Gleichzeitig werden die großen, systemischen Kräfte, die in dieser Umgebung im Spiel sind, zur Rechenschaft gezogen und Zeugnis von den intimen, menschlichen Geschichten und Realitäten des Lebens abgelegt.”

Statement der Jury

Das Niger-Delta speist den Kohlenstoffkreislauf unserer Gesellschaft – Umweltsünden und Zerstörung werden dabei oft verschwiegen, besonders von den Menschen, die doch gerne davon profitieren, meint Taiye Ojo. Der Künstler, Ökoaktivist und Schriftsteller beschäftigt sich in seiner kreativen Arbeit AND IF WE OBSERVE THE PRESENT mit den realen Lebensbedingungen im Ogoniland, dessen Ressourcen seit Jahrzehnten von internationalen Ölkonzernen ausgebeutet werden und das trotzdem als eines der vielfältigsten Ökosysteme der Erde gilt. Eine poetische Aufarbeitung mit Gedichten – erweitert durch visuelle, akustische und interaktive Elemente – macht die Folgen von Verschmutzung und rücksichtsloser Vermarktung erfahrbar.

In der Zusammenarbeit mit Ogoni-Gemeinschaften, dem Kennenlernen ihrer kulturellen Praxen und ihrem Essverhalten erkennt Taiye Ojo die enge Korrelation zwischen Menschen und ihrem Lebensraum und zeigt, welche Konsequenzen die Bewohner*innen des Ogonilandes durch die starke Kontaminierung der Bäche erleben und wie illegale Müllentsorgung das Leben indigener Völker bedroht. Was sich ergibt, ist ein künstlerisch erarbeitetes Zeitzeugnis der Intensität der Zerstörung im Niger-Delta mit allen Konsequenzen für das (soziale) Leben vor Ort. Für AND IF WE OBSERVE THE PRESENT erhält Taiye Ojo den “State of the ART(ist) – Main Prize 2023”.

State of the ART(ist) 2023 – Honorary Mentions

Invasions 1.2.3 / Alevtina Kakhidze (Ukraine)

“Die persönlichen Erfahrungen von Alevtina Kakhidze, die in der Ukraine aufgewachsen ist und die turbulente Geschichte des Landes, einschließlich der jüngsten brutalen Angriffe, miterlebt hat, bilden einen tiefgründigen Hintergrund für ihre bemerkenswerte Arbeit. […] Der Film ist Beweis für die Kraft der Kunst, die komplexen Realitäten des Krieges und seine tiefgreifenden Auswirkungen auf Einzelpersonen und Gemeinschaften zu dokumentieren und zu beleuchten.”

Statement der Jury

Links eine zerstörte Brücke und Häuser, rechts spielende Kinder, der glückliche Hund Chuck und ein frisch bepflanztes Beet. INVASIONS 1.2.3 zeichnet ein Bild des Lebens und des Todes in der eben von russischen Aggressoren befreiten Region Kiew im Jahr 2022. Der Film begleitet die ukrainische Künstlerin Alevtina Kakhidze bei ihren Besuchen von Irpin, Muzychi und Mostyshche, wo sie Menschen und deren Schicksalen begegnet. Eine 360-Grad-Kamera dokumentiert dabei jeden Zentimeter Zerstörung und Leid, aber auch Hoffnung. Im Laufe des Films wechselt ihre Kleidung von Trauer zu Festlichkeit, am Ende sehen wir sie in ihrer Küche stehen und ein Abendessen aus invasiven Pflanzenarten zubereiten.

Alevtina Kakhidze ist Künstlerin und Gärtnerin, sie arbeitet mit Zeichnungen, Video, Installation und Performance. Ihr künstlerisches Werk dreht sich um Fragen der Herkunft und Identität, der Bedeutung von Nation und Nationalität, der Rolle des russischen Imperialismus und Kolonialismus, sowie jener Europas und des Westens.

Credits

!Habesi / Indigene Corefio (Südafrika), Huuke Harris (Südafrika), Xam Sam Fortuin (Südafrika), Xopher Wallace (Südafrika), Dr Diana Ferrus (Südafrika), Sthando Masuku (Südafrika), Elder Nkosenathi Koela (Südafrika)

„Diese multidisziplinäre Ausstellung mit bildender Kunst, Poesie, Fotografie, Sound und Augmented Reality erweckt die indigenen Gemeinschaften der Khoe/Khoi/San in Südafrika […] wieder zum Leben. Durch die ‚Alchemie der Kunst‘ und Begegnungen mit Legenden und Aktivisten gibt sie einer Gemeinschaft […] eine ‚antike Zukunft‘, um eine Welt am Rande des Aussterbens neu zu gestalten.”

Statement der Jury

!Habesi bedeutet „Wurzeln“. Der Begriff stammt aus dem N|uu, der Sprache der San, die die ersten Wildbeuter*innen im südlichen Afrika waren. Ihre vom Ausstreben bedrohte Sprache umfasst 112 verschiedene Laute, darunter 45 charakteristische Klicklaute, und wird seit Generationen mündlich weitergegeben. !Habesi setzt sich für die Landrechte der Ureinwohner*innen ein, die im 17. Jahrhundert ihrer Heimat beraubt wurden und durch das 1913 beschlossene südafrikanische Landrechtsgesetz bis heute daran gehindert werden, ihr Land zurückzufordern. Im Zentrum des Projekts steht Ouma Katrina (87), die ungeachtet ihres Alters und der Tatsache, dass sie selbst nie Lesen und Schreiben lernte, für die Zukunft ihres Volkes und ihrer Sprache kämpft. !Habesi hat ihre Erzählungen in Bilder, Musik, Poesie und Augmented Reality gefasst und zu einer einmaligen Klangreise verwandelt.

Credits

Long Nights / Kholod Hawash (Irak)

„Hawashs lebendige, großformatige Textilien ‚Jodaleias‘ strahlen mit Symbolik. In traditioneller irakischer Technik handgenäht, spiegeln sie das Leben, die Träume und die Alpträume einer Frau wider, die einer unterdrückten und repressiven Gesellschaft entflieht. [….] Als sie 2017 Helsinki erreichte, wich die Tradition einer kühnen Demonstration der Freiheit: Eine Jodaleia, die eine nackte Frau darstellt. Mit einem Verkehrskegel auf dem Kopf. Das Trauma eines Haarschnitts mit einem Dolch. Die Künstlerin auf einem weißen Pferd, das sich über einem Schachbrett aufbäumt – ihr Geist in freier Flucht aus der Sicherheit des Teppichs in ihrem neuen Zuhause.”

Statement der Jury

Kholod Hawash ist eine irakische Textilkünstlerin, deren Arbeiten vom kulturellen Erbe ihrer einstigen Heimat inspiriert sind – von den Landschaften der Region, von Symbolen und lokalen Erzählungen. Da ihr Ehemann und andere Personen aus ihrem Umfeld politisch verfolgt wurden, floh sie zunächst nach Jordanien, bevor sie mit Hilfe der NGO „Artists at Risk“ nach Finnland migrieren konnte. Mit Long Nights macht Kholod Hawash auf die Unterdrückung von und Gewalt gegen Frauen im Nahen Osten aufmerksam. Teppiche, die für Häuslichkeit stehen, zeigen Bilder, die für Protest und Loslösung von Unterdrückung stehen: Nacktheit, Brutalität, Intimität und Elemente einer unberührten Natur fließen ineinander. Indem die Forderung nach Freiheit in eine uralte handwerkliche Methode einfließt, die traditionell von Frauen angewandt wird, vertritt Hawash‘ Kunst eine klare feministische Botschaft: Frauen erheben ihre Stimmen.

Credits: Mit Unterstützung der Kone Foundation, Finnland.

Cosmic Land / Kira Xonorika (Paraguay)

„Mit Hilfe des maschinellen Lernens schuf Kira Xonorika, unterstützt von KI-Systemen, Kreaturen oder ‚multimodale Körper‘, die die Symbolik und Sprache der paraguayischen indigenen Guarani zusammen mit Trans-Ästhetik verwenden. Die Idee ist, dass die geschaffenen Bilder kulturelle Hegemonie und Kolonialismus herausfordern. Kira sieht das transformative Potenzial von Metamorphose und Hybridität als eine Quelle der Macht.”

Statement der Jury

In Kira Xonorikas Arbeit verbindet sich ein Hintergrund der Kunstgeschichte mit dem Interesse an künstlerischer Exploration der Zukunft. Eine besondere Rolle nimmt dabei die Magie als solche ein. Mit KI-Programmen wird mit post- und transhumanen Vorstellungen experimentiert und Grenzen werden herausgefordert. Cosmic Land ist eine Serie, die Zivilisations- und Techno-Utopien überwindet und sich mit einer Form der Zukunft auseinandersetzt, in der Körper normative Erwartungen abstreifen und in einen direkten Dialog mit der Natur treten. Hier ist eine Anlehnung an indigene Kulturen gegeben, in denen die Symbiose mit einer nicht-menschlichen Spezies Kräfte bündelt. Auch in queeren Kulturen findet sich der Ansatz der Erweiterung des Leibs wieder.

Während KI-Systemen von homogenisierenden Tendenzen geprägt sind, richtet sich Cosmic Land auf kulturelle Vielfalt und Kritik an der Unterdrückung alternativer Lebensformen – die bereits dem Kolonialismus zugrunde lag. Durch das eigene Vorgehen macht Kira Xonorika einen Widerspruch auf: KI wird genutzt, um ihre eigentliche Basis zu kritisieren, nämlich mächtige Standardisierungsprozesse, die die Technik und folglich soziales Miteinander bestimmen.

Where is a place for me to sleep in peace? / Ma Ei (Myanmar)

Die Künstlerin Ma Ei bietet eine mutige, augenöffnende Perspektive auf Myanmar und einen Konflikt, der in den Mainstream-Medien wenig Beachtung findet. Diese Foto-Performance-Serie beleuchtet die unruhigen Nächte der Menschen in Myanmar und konzentriert sich auf das Problem des Schlafs (genauer des Schlafmangels) als wiederkehrende Folge von Konflikten gegen die Zivilbevölkerung.”

Statement der Jury

Im November 2020 wurde die „Nationalliga für Demokratie“ (NDL) von Aung San Suu Kyi offiziell zum Wahlsieger in Myanmar erklärt – vom Militär aber nicht anerkannt. Als am 1. Februar 2021 die Legislaturperiode des neu gewählten Parlaments beginnen sollte, putschte das Militär und verhängte den Notstand. Volksvertreter*innen wurden festgenommen, das Parlament aufgelöst. Seitdem ist das tagtägliche Leben in Myanmar – erneut – von Terror und Gewalt geprägt. Von der ständigen Angst und der daraus erwachsenden Schlaflosigkeit, die für Millionen Menschen zum Alltag geworden ist, zeugt die Fotoserie der Künstlerin Ma Ei. Where is a place for me to sleep in peace? zeigt die Künstlerin in Schlafposition und Nachtgewand an verschiedenen Orten: „Auch wenn ich mich jetzt an einem sicheren Ort befinde, verfolgen mich immer noch Angst und Sorge. Ich habe vor, weiter an diesem Projekt zu arbeiten, nicht nur für die Menschen in Myanmar, sondern für alle Menschen, die noch keinen Frieden gefunden haben.“

Pictures of Nothing / Mac Andre Arboleda (Philippinen), Rollyna Domingo (Philippinen)

„Ihr Film lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was bedeutungslos oder leer zu sein scheint – unscheinbare Aufnahmen von Tierkamerafallen – und kombiniert es mit einer textlichen Reflexion über die gefährdete Arbeit von Aktivist*innen an vorderster Front, um so über eine zunehmend repressive Kultur der Überwachung nachzudenken.”

Statement der Jury

Pictures of Nothing ist ein Videoessay zum Spannungsverhältnis zwischen dem Schutz von Tieren einerseits und der Überwachung von Menschen andererseits. Schauplatz sind die Philippinen, ein Land, das mit am stärksten vom Klimawandel bedroht und gleichzeitig eines der gefährlichsten Pflaster für Umweltaktivist*innen ist. Während Kamerafallen den einen dazu dienen, gefährdete Arten wie den Palawan-Binturong („Bärenkatze“ aus der Familie der Schleichkatzen) zu studieren und zu schützen, dienen sehr ähnliche Technologien den anderen dazu, unbequeme Aktivist*innen zu verfolgen. So heißt es in der Arbeit von Andre Arboleda und Rollyna Domingo zum Beispiel: „Nobody knows for sure how many of you exist” oder „A computer can describe you based on your image“ – eine Reflexion zu permanenten Überwachungsstrategien, die längst über die Tierwelt hinausgehen.

Credits

Footprints of Ants / Ümit Güç (Türkei)

„In dieser fesselnden Darstellung von Verzweiflung und ethnisch bedingten Spannungen zwischen lokalen kurdischen Arbeiter*innen und syrischen Flüchtlingen in einem türkischen Lager beschäftigt sich Ümit Güçs Film mit Arbeit, Identitäten sowie Einwanderung und spiegelt seine persönlichen Erfahrungen wider, die er beim Aufwachsen in der Grenzregion Hatay gemacht hat. […] Es ist ein Werk über die Widerstandsfähigkeit und die gemeinsame Menschlichkeit von Individuen im Angesicht von Widrigkeiten.“

Statement der Jury

Footprints of Ants zeigt den kräftezehrenden Alltag türkischer und aus Syrien geflüchteter Landarbeiter*innen. Unter Tags arbeiten die Männer und Frauen in sengender Hitze auf den Feldern, in der Nacht schlafen sie im selben Zeltlager. Die Not, die einerseits verbindet, lässt andererseits immer wieder Wut und Konflikte zwischen Einheimischen und Geflüchteten aufwallen. Eines Tages allerdings verschwinden zwei Kinder, Barış und Evin. In Sorge machen sich die Arbeiter*innen auf die Suche nach den beiden – und entdecken gemeinsame Werte. Footprints of Ants besteht aus vier Teilen: „Pain“ zeigt die Geburt eines Kindes und die damit verbundenen Schmerzen der Mutter, „Journey“ rückt den täglichen Gang auf die Felder in den Mittelpunkt und dass wir Menschen ständig in Bewegung sind, um Arbeit zu suchen und Geld zu verdienen, der dritte Teil heißt „Suche“ und fragt danach, was Menschen, die ihre Heimat verließen, eigentlich suchen, „Ricat“, ein arabischer Ausdruck für den militärischen Rückzug, zeigt Menschen, die den Rückzug nach innen antreten.

Credits


Main Prize: Jowhar / Mahsa Aleph (IR)

Credit: Soheil Moradian

Main Prize: AND IF WE OBSERVE THE PRESENT Conversations with Bodo Oilfields / Taiye Ojo (NG)

Credit: ISABELLA BONET


Honorary Mention: Where is a place for me to sleep in peace? / Ma Ei (MM)

Credit: Naung-Yoe


Honorary Mention: Cosmic Land / Kira Xonorika (PY)

Credit: Kira Xonorika


Honorary Mention: Long Nights / Kholod Hawash (IQ)

Credit: Courtesy of the artist / Kholod Hawash