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(Linz/Miami, 4.12.2025) Die Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) x Ars Electronica Awards würdigen Künstler*innen aus Lateinamerika, die mit innovativen und kreativen Zugängen hervorstechen und Pionierarbeit in der digitalen Kunst beweisen. In der fünften Ausgabe gehen die Awards an Berenice Olmedo Peña (MX) und Lorena Solís Bravo (PE), die sich aus mehr als 100 Einreichungen aus 11 lateinamerikanischen Ländern durchsetzen konnten.
Berenice Olmedo Peña (MX) diskutiert in Sinécdoque die Abhängigkeit des menschlichen Körpers von politischen und technologischen Bedingungen – von Prothesen und künstlichen Organen bis hin zu Fragen sozialer Ungleichheit. Lorena Solís Bravo (PE) thematisiert mit Entre Barros y Fragmentos / Among Mud and Fragments die koloniale Auslöschung queerer Moche-Keramiken in Peru, indem sie digital rekonstruiert und in einer multimedialen Installation sichtbar gemacht werden.
Für die Produktion der Arbeiten erhalten die beiden Medienkünstler*innen Preisgelder in der Höhe von insgesamt 45.000 US-Dollar. Ihre Werke werden erstmals im Rahmen des Ars Electronica Festival von 9.-13. September 2026 in Linz präsentiert. Im Anschluss werden sie Teil der Sammlung der Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO), die auf zeitgenössische lateinamerikanische Kunst spezialisiert ist.
30.000 US-Dollar für Berenice Olmedo Peña
Berenice Olmedo Peña (MX) hinterfragt die westliche Vorstellung davon, dass Menschen autonom und unabhängig agieren, wenn wir uns doch immer wieder mit Werkzeugen, Technologien, Geräten und Beziehungen neu erfinden. Prothesen und künstliche Organe versteht sie als materielle Entsprechung dieser Wandlungsfähigkeit. Diesem Ansatz folgend entstanden seit 2018, in Zusammenarbeit mit medizinischen Einrichtungen in Mexiko, Skulpturen aus gebrauchten Orthesen sowie Körperabdrücken und -scans.
In ihrer neuesten Arbeit Sinécdoque lässt sich Berenice Olmedo Peña von der „Ex-vivo-Perfusion“ inspirieren – einem biomedizinischen Verfahren, das menschliche Organe außerhalb des Körpers am Leben erhält. Es entsteht eine Skulptur, die sich der verschwimmenden Grenze zwischen Organismus und Maschine widmet, und pneumatische Systeme, orthopädisch-prothetische Materialien sowie medizinische Geräte in sich vereint. Dabei arbeitet die Künstlerin vor dem Hintergrund ihres Heimatlandes, wo prekäre Gesundheitsversorgung, hohe Amputationsraten und chronischer Transplantatmangel vorherrschen.
Für ihren interdisziplinären und kritischen Ansatz wird Berenice Olmedo Peña mit dem CIFO x Ars Electronica Award und einem Preisgeld von 30.000 US-Dollar ausgezeichnet.
15.000 US-Dollar für Lorena Solís Bravo
Lorena Solís Bravo (PE) rückt die Keramikkunst der Moche in den Fokus, eine Kultur, die rund 1000 Jahre vor den Inka im Norden Perus angesiedelt war. Entre Barros y Fragmentos / Among Mud and Fragments richtet sich auf erotische Keramiken, die kolonialer Zensur und Zerstörung unterworfen waren – darunter viele, die queere Intimität darstellten.
Entre Barros y Fragmentos setzt KI ein, um Gegenarchive zu entwickeln: Ein GAN-Modell wird mit Bildern von traditionellen Keramikkunstwerken (Huacos), Zeichnungen, Museumdokumentationen, Kolonialchroniken und mündlichen Überlieferungen trainiert, und generiert spekulative Skulpturen, die dann mit 3D-Druck realisiert werden. Sie imaginieren eine Vergangenheit, die durch die katholische Moralvorstellung einst ausradiert werden sollte. Gemeinsam mit Video, Sound und Archivfragmenten ergibt die Installation eine multimediale Archäologie, die offenlegt, wie Geschichten konstruiert, ausgelöscht und neu erfunden werden.
Für das geschichtskritische und lokal verankerte Konzept erhält Lorena Solís Bravo im Rahmen der CIFO x Ars Electronica Awards ein Preisgeld von 15.000 Euro US-Dollar.
Weitere Konzepte gewürdigt
Neben den Gewinner*innen würdigte die internationale Jury zwei weitere Konzepte, die es bis in die letzte Auswahlrunde schafften. Ein Projekt von Indira Montoya und ein weiteres der Kollektive Arte+Ciencia und Bios ex Machina. Ihre herausragenden Arbeiten stachen durch spannende Themen und kritisches Engagement hervor und unterstreichen die Vielfalt der lateinamerikanischen Kreativszene.
Statements
„Auch in diesem Jahr stellen die CIFO x Ars Electronica Awards sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance dar. Die Herausforderung besteht in der utopischen Aufgabe, ein kulturell reiches und zutiefst vielfältiges Ökosystem von Künstler*innen aus der Region durch nur zwei Preisträger*innen zu repräsentieren. Die Chance wiederum liegt in der Möglichkeit, in den kommenden Monaten bis zum nächsten Ars Electronica Festival den kreativen Prozess und die Hürden zu begleiten, denen die Gewinner*innen begegnen könnten. Mit der erneuten Vergabe der Auszeichnung stärkt CIFO seine Zusammenarbeit mit Ars Electronica und bekräftigt seinen Auftrag, die Kunst zu fördern – mit einem besonderen Schwerpunkt auf Lateinamerika.“
Sergio Fontanella, Director of Operations & Collections of CIFO
„Die fünfte Ausgabe der CIFO x Ars Electronica Awards zeigt erneut die beeindruckende Vielfalt und inhaltliche Tiefe der lateinamerikanischen Medienkunst. Die eingereichten Projekte überzeugten durch ihren kritischen Umgang mit gesellschaftlichen, technologischen und historischen Fragestellungen und machten die Auswahl zugleich anspruchsvoll und inspirierend. Die beiden ausgezeichneten Arbeiten stehen exemplarisch für die künstlerische Innovationskraft der Region. Sie verbinden lokale Perspektiven mit globalen Debatten und unterstreichen die wachsende Relevanz lateinamerikanischer Stimmen im internationalen Medienkunstdiskurs.“
Christl Baur, Head of Ars Electronica Festival
Über die Cisneros Fontanals Kunststiftung (CIFO)
Ella Fontanals-Cisneros gründete die gemeinnützige Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) im Jahr 2002. Die Stiftung hat die Aufgabe, das kulturelle Verständnis und den Bildungsdialog zwischen lateinamerikanischen Künstler*innen und dem globalen Publikum zu unterstützen und zu fördern. CIFO dient als Plattform für aufstrebende und etablierte lateinamerikanische Künstler*innen durch das Stipendien- und Auftragsprogramm, einschließlich der CIFO x Ars Electronica Awards, der CIFO-Sammlung und anderer damit verbundener Kunst- und Kulturprojekte in den USA und international.


