Alles.Immer.Offen.

Alles.Immer.Offen. / University of Arts Linz - Photo: MOOI DESIGN

Alles.Immer.Offen.

University of Arts Linz (AT)

Schiebetüren am Hauptplatz. Ein ständiges Öffnen. Und Schließen. Und Öffnen. Die Welt liegt zwischen den Türen. Und daneben.

Die Kunstuniversität Linz bespielt ein weiteres Mal den Linzer Hauptplatz zum Ars Electronica Festival mit einer kuratorischen Intervention – zusätzlich zu den Ausstellungen, dem Sound Campus und den diskursiven sowie performativen Darbietungen. Sensorisch gesteuerte Glasschiebetüren, die in Shoppingmalls, Krankenhäusern oder anderen öffentlichen Gebäuden wenig bis kein Augenmerk bekommen, haben am Linzer Hauptplatz volle Aufmerksamkeit. Der Kunstuni Campus zum Ars Electronica Festival reagiert auf das diesjährige Thema PANIC yes/no durch automatisiertes Öffnen und stellt den Raum zwischen den Türen aus. Vom Eingang, zum Übergang, zum Ausgang. Unser Verhältnis zur Welt wird in Frage gestellt durch eine stete, nicht müde werdende, automatisierte Absurdität. Glastüren, die durch unerwartete Geräusche und Klänge beim sensorgesteuerten Öffnen mit dem Publikum in Linz zu sprechen beginnen.
 
Alles.Immer.Offen. als Hoffnung, Versprechen, Unsicherheit oder Bedrohung? Kann es sein, dass wir Momente der Öffnung immer seltener akzeptieren? Warum und vor was haben wir Angst? Was liegt hinter, zwischen oder neben den Türen und welche Versprechen gehen mit selbstständig öffnenden Türen einher? Die Klang- und Geräuschinstallation am Linzer Hauptplatz behandelt das Thema Offenheit. Wir wollen keine Erkenntnis vermitteln, kein Wissen, vielmehr laden wir zum selber denken ein, um Gespräche zwischen Denkenden in Gang zu bringen. Wir möchten einen Raum im öffentlichen Raum geben, der geöffnet wird und in Folge wieder und wieder geöffnet werden soll.
 
 
Inspiriert wurde das Thema von Beyoncé, Kim Beck und Osman Khan, den Einstürzenden Neubauten und Hannah Arendt. Um offen zu legen, wie die Idee zur Installation geboren wurde, ist uns ein transparenter Zugang enorm wichtig  – besonders in einer Zeit, in der wir zu experimentieren beginnen mit opaken, automatisierten “Informationsgenerierungs-Zeug”.
 
Beyoncé:
Gerade als die zerstörerischen Großflächenbrände (Eaton Fire und Palisades Fire) im Jänner dieses Jahres zu Ende kamen, bedankte sich Beyoncé am Abend des Sonntags vom 2. Februar 2025 bei Feuerwehrleuten aus Los Angeles und ihrem Publikum, welches ihr einen Grammy einbrachte. Sie beendete ihre kurze Dankesrede u.a. mit den Worten: “Ich hoffe, dass wir … Türen öffnen.” Dieses Statement war wohl weniger an die Feuerwehrleute gerichtet, die ihr den Grammy überreichten, als an die Tatsache, dass genau am nächsten Morgen der “Day Without Immigrants” Protest in mehreren Städten der Vereinigten Staaten organisiert wurde, um auf die Einwanderungspolitik der zweiten Regierung von Donald Trump zu reagieren.
 
Hannah Arendt:
Politische Freiheit, Öffentlichkeit und moralische Verantwortung sind Themen, die von Hannah Arendt in den diversen Schriften und Publikationen behandelt werden. In den Vorbereitungen zum Kunstuni Campus sind im Besonderen ihre
Gedanken zu Lessing – Von der Menschlichkeit in finsteren Zeiten wichtig gewesen. Gedanken, die sie in ihrer Dankesrede zur Verleihung des Lessing-Preises im Jahr 1959 präsentierte und u.a. meinte: “Die Welt liegt zwischen den Menschen, und dies Zwischen – viel mehr als, wie man häufig meint, die Menschen oder gar der Mensch – ist heute der Gegenstand der größten Sorge und der offenbarsten Erschütterung in nahezu allen Ländern.” Sie fordert damit eine Haltung, um der Welt verpflichtet bleiben zu müssen und unser Weltverhältnis zu hinterfragen.
 
Kim Beck in Zusammenarbeit mit Osman Khan:
Es war im Jahr 2009, Linz war Kulturhauptstadt und beim Prix Ars Electronica wurde eine Arbeit von Kim Beck und Osman Khan ausgezeichnet, welche seither als Videodokumentation im Ars Electronica Archiv verschwand. When Laughter Trips at the Threshold of the Divine war eine Schiebetüreninstallation, die von August 2008 bis August 2009 im Socrates Sculpture Park / Long Island City, NY, ausgestellt war, doch für Linz nie realisiert wurde (auch wenn einige Personen das Gefühl hatten, eine solche Installation bereits in Linz gesehen zu haben). Eine voll funktionsfähige, automatische Glasschiebetüren-Installation ist zum Beispiel auch von Carsten Höller für die Tate London im Jahr 2003 realisiert worden und es würde uns wundern, wenn nicht noch weitere automatisierte Türsysteme als künstlerisches Medium für Interventionen in Innen-, Außen-, oder Zwischenräumen genutzt wurden und werden.
 
Einstürzende Neubauten:
Zu guter Letzt geht es um den Titel unserer Installation als Collage, der von einem Albumtitel dieser sehr bekannten deutschen Band abgeleitet wurde. Alles wieder offen ist der Name eines Albums und eines einzelnen Songs der Einstürzenden Neubauten, die 2007 veröffentlicht wurden. Der Text des Songs behandelt sehr poetisch und ironisch verschiedene Formen des Neuanfangs. Mit Respekt vor dem epischem und musikalischen Schaffen der Band betiteln wir unsere Installation und den Kunstuni Campus Alles.Immer.Offen.
 
Technologien sind Türen. Türen sind Passagen. Passagen sind Zwischenräume. Eine Collage aus Hoffnung, Versprechen, Unsicherheit und Bedrohung. Der Kunstuni Campus ist jedoch mehr als eine Collage. Auf den folgenden Seiten sind all jene Arbeiten und jungen Künstler*innen erwähnt, die in den Hauptplatzgebäuden der Kunstuniversität Linz und am Campus der POSTCITY ausstellen, performen oder sich diskursiv beteiligen. Alles.Immer.Offen.
 
Manuela Naveau
Initiator and Curator of Kunstuni Campus@Ars Electronica Festival,
Professor of Critical Data at the Interface Cultures Department of the University of Arts Linz.

Hess Jeon, Sylvia Leitner, Alexander Wöran, Viktoria Angyal, Vladislav Nazarov und Gudrun Oberndorfer
Project Management of Kunstuni Campus@Ars Electronica Festival

Paul Eis
Architect

Jürgen Ropp
Audio Setup

MOOI DESIGN
Graphic Design

Installation am Hauptplatz wurde durch die großzügige Unterstützung der Firma Peter Danereder GmbH ermöglicht.

  • Design and Technology

    University of Arts Linz (AT)

    Classical craft education is one of the oldest disciplines at the University of Arts. Since 2016, the Design: Technology.Textile course has not only combined content from the former subjects of Technical Crafts and Textile Crafts, but has also expanded these to include current digital production techniques.

  • Fashion and Technology

    University of Arts Linz (AT)

    Fashion & Technology is a bachelor's and master's program in future-oriented, sustainable and inclusive fashion design. Blending design and research, the program is about sustainable and inclusive ways to see, wear and create. It is aimed at designers who want to shape and explore the future of fashion.

  • Fine Arts

    University of Arts Linz (AT)

    The Fine Arts program at the University of Arts Linz equips students with a diverse set of skills to work as freelance artists on both national and international levels.

  • Graphic-design and Photography

    University of Arts Linz (AT)

    We design - both analog and digital, develop concepts and use text and image, form and color to practically implement creative and photographic work.

  • Interface Cultures

    University of Arts Linz (AT)

    What happens when technology is no longer an isolated tool for specific tasks, but embedded in a complex web of interrelationships? At Interface Cultures, we have spent over two decades exploring this evolving liaison as an artistic field—asking how we communicate with technology, not merely through it.

  • Media Culture and Art Theories

    University of Arts Linz (AT)

    For all nomads between theory and practice who want to understand, analyse and question the hybrid techniques, formats and strategies of contemporary art, culture and media productions.

  • PhD-program

    University of Arts Linz (AT)

    The PhD programme serves to support and further develop independent artistic and/or scientific work. It creates an experiment and possibility space, in which different forms of knowledge and practices, critical confrontations, innovation as well as original ways of looking at things meet and are brought into exchange.

  • Postdigital Lutherie

    University of Arts Linz (AT)

    Postdigital Lutherie reconnects the various aspects of acoustic, electronic and digital design of musical instruments within tangible sonic artifacts for musical expression.

  • Sculptural Conceptions / Ceramics

    University of Arts Linz (AT)

    The spectrum of use in the Master’s program ranges from an innovative-experimental approach to the appropriation of traditional ceramic techniques in order to realize artistic projects with reference to a specific tradition.

  • Space and Design Strategies

    University of Arts Linz (AT)

    Space and Design Strategies is a transdisciplinary field of study blurring conventional boundaries between theory and practice and merging the fields of visual arts and public culture, architecture and performing arts.

  • Textile Art and Design

    University of Arts Linz (AT)

    The program Textile Art and Design explores a wide range of textile techniques, material science, and project-based artistic processes, fostering experimental approaches in the development of a personal design language.

  • Time-based and Interactive Media Arts

    University of Arts Linz (AT)

    The Time-Based and Interactive Media program offers students a professional approach to the theory, techniques, and design of digital media, combining two complementary focus areas: time-based media and interactive arts.

  • Time-based Media

    University of Arts Linz (AT)

    The Time-based Media program positions itself within an interdisciplinary exploration of various approaches to working with time-based media—including video (both practice and theory), film (theory), sound, media installations and productions, interactive systems, digital media design, and innovative programming.

  • Visual Communication

    University of Arts Linz (AT)

    We love to experiment and ask questions. We create visual media to communicate and exchange ideas, thoughts, and emotions. We engage with socially relevant topics—questioning, researching, analyzing, and designing.

  • Guest Projects

    University of Arts Linz (AT)

    Mit ihren Gastprojekten präsentiert die Kunstuniversität Linz Projekte langjähriger Partner*innen, lokaler Kulturinitiativen wie FIFTITU% sowie Formate, die von universitätsnahen Kollektiven im Rahmen des Kunstuni Campus @ Ars Electronica entwickelt wurden.

  • /decisions/make/art

    National Academy of Art Sofia, Master’s Program in Digital Arts (BG)

    /decisions/make/art presents a selection of projects by students, graduates, and faculty from the Master’s Program in Digital Arts at the National Academy of Art in Sofia. The exhibition is an occasion to consider art as a logic of choices—composition is a system, creation a protocol, and authorship a dynamic negotiation with the environment.

Hinweis: Das Programm fürs Ars Electronica Festival 2025 ist noch in Arbeit.
Wir sind gerade dabei, alle Informationen für die Website aufzubereiten und planen, in den kommenden Tagen das Programm vollständig online zu stellen – stay tuned!