Boris Labbé, ausgezeichnt mit einem Award of Distinction beim Prix Ars Electronica 2025 in der Kategorie New Animation Art, ist beim Festival mit vier seiner experimentellen Animationen vertreten: Kyrielle (2011), Orogenesis (2016), Sirki (2019) und Glasshouse (2023). Diese Werke verbinden sorgfältig gezeichnete Aquarelle mit digitalen Kompositionen zu einem kaleidoskopischen und hypnotischen Spektakel. Sie bewegen sich thematisch zwischen Sprache und Spiel, geologischen Prozessen, Indigenen Textiltraditionen und digitaler Überwachung.
Kyrielle ist eine zehnminütige HD-Video-Installation, die Themen wie Einsamkeit, menschliche Verbindung und zwischenmenschliche Konflikte behandelt. Mit lebendigen, vielschichtigen Farben und verspielten, abstrakten Figuren entfaltet sich die Animation in einer improvisierten, tanzähnlichen Abfolge. Die visuelle Erzählung zeigt Momente des Chaos, sich wiederholende Strukturen und palindromartige Muster.
Sirki ist eine Tetralogie aus vier kurzen Animationsfilmen, die der textilen Kunst der Ainu gewidmet sind – eines Indigenen Volkes aus Hokkaidō, Nordost-Honshū, Sachalin, den Kurilen und der Kamtschatka-Halbinsel. Die Titel der Animationen – KAPARAMIP, CICIRI, TETARAPE und RUUNPE – verweisen auf verschiedene Arten von Ainu-Kimonos und dekorativen Mustern. Sirki, was in der Ainu-Sprache “Muster“ bedeutet, animiert grundlegende Formen, die sich durch ständige Wiederholung endlos weiterentwickeln – bewegt im Rhythmus traditioneller Ainu-Musik, Ukouk. Jeder Film dauert etwa zwei Minuten.
Orogenesis wird vom Künstler als “eine Reise in die Abstraktion – eine imaginative Hypothese zur Entstehung von Gebirgen“ beschrieben. Dieses Werk ist ein sich entwickelnder audiovisueller Zyklus zum Thema Landschaft. Mithilfe von Satellitenbildern und 3D-Modellen aus Google Earth, kombiniert mit digitalen Bildverarbeitungstechniken, zeigt das Video eine Luftaufnahme eines Gebirgszugs in ständiger Verwandlung. Eine ausgedehnte Kamerafahrt bringt die Transformation des Terrains zum Ausdruck und lässt dabei die Kompressionen, Brüche und Erosionen der Erde erlebbar werden.