Angesichts moderner Technologien, die uns zunehmend von organischen Prozessen entfremden, rücken grundlegende Fragen wieder in den Vordergrund: Wie können wir achtsamere Beziehungen zu den mikroskopischen Welten aufbauen, die uns erhalten?
Web of Care lädt Besucher*innen dazu ein, sich bewusst mit lebendigen Systemen auseinanderzusetzen, die im Alltag meist unsichtbar bleiben. In der Verbindung von biologischer Aktivität und dem Klang traditioneller japanischer Gagaku-Musik entsteht ein sensibler Erfahrungsraum, in dem technologische Eingriffe nicht als Trennung, sondern als Brücke zwischen Spezies erfahrbar werden.
Micro Orchestrism schafft einen rituellen Raum, in dem menschliche und mikrobielle Zeitlichkeiten aufeinandertreffen. Inspiriert von traditionellen Sake-Braupraktiken versteht sich diese Installation sowohl als alte Technik als auch als gemeinschaftliche Kunstform. Wenn Bläschen im fermentierenden Sake aufsteigen – sichtbare Zeichen der Atmung der Mikroben – werden ihre Muster in mehrschichtige, sich entwickelnde Musik im Raum übersetzt.
Diese Arbeit hinterfragt die üblichen Hierarchien zwischen Organismus und Umwelt sowie zwischen Schöpfer und Geschaffenem. Sie macht mikrobielle Aktivität hörbar und lädt dazu ein, Handlungsmacht über den menschlichen Maßstab hinaus neu zu betrachten und die fortlaufenden Austauschprozesse zu erkennen, die allen lebenden Systemen zugrunde liegen.
Häufig übersehen wir die ausgefeilten Biotechnologien, die menschliche Kulturen über Jahrtausende hinweg getragen und erhalten haben. Die Ausstellung zeigt, dass Beziehungen zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft nicht nur in digitalen Innovationen zu finden sind, sondern auch in einer neuen Aufmerksamkeit für lebendige Prozesse, die durch bewusstes Zuhören erfahrbar werden.