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Welcome to Planet B
A different life is possible – but how?
(29.8.2022) Gute Klimapolitik gilt den einen als schlechte Wirtschaftspolitik, gute Wirtschaftspolitik den anderen als schlechte Sozialpolitik und gute Sozialpolitik den dritten wieder als schlechte Klimapolitik. So weit, so unbefriedigend. Wie aber zu konsensfähigen Strategien kommen, wenn berechtigte Standpunkte einander ständig entgegenstehen? Welche Prioritäten setzen, in einer Zeit, in der niemand mehr weiß, welche Krise nun die schwerwiegendere ist?
Um sich nicht weiter im Kreis zu drehen, sondern endlich einen Schritt weiterzukommen, lädt die Ars Electronica 2022 zu einem Gedankenexperiment: Angenommen, wir hätten es geschafft, die Krisen unserer Zeit zu meistern und zu einer Gesellschaft gefunden, die sich durch ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit auszeichnet – wie hätte unser Weg bis dorthin ausgesehen? Welche Entscheidungen hätten wir getroffen und wie wären wir zu diesen Entscheidungen gekommen? Wie hätten wir unser Freizeitverhalten verändert, wohin hätten wir unsere Mobilität entwickelt, welche Umdeutung hätte Arbeit erfahren? Und welche Technologien und Businessmodelle wären am Ende die echten „Game Changer“ gewesen?
All diesen Fragen werden rund 1000 Künstler*innen, Forscher*innen, Entwickler*innen, Unternehmer*innen, Aktivist*innen und Studierende aus aller Welt bei der diesjährigen Ars Electronica nachgehen. Sie werden elf Locations in Linz und eine virtuelle Kunsthalle bespielen. Das Motto ihrer gemeinsamen Reise in die Zukunft und wieder zurück wird „Welcome to Planet B. A different life is possible – but how?“ lauten.
ars.electronica.art/planetb
Das sind die Highlights der Ars Electronica 2022
Seit Donnerstag, 18.8.2022: Die Festival University
Soll Wasser in Zeiten immer massiverer Dürren ein privates oder ein öffentliches Gut sein? Kann, soll oder muss Atomkraft in einer nach immer mehr Energie lechzenden Welt als grün gelten? Und wer hat ab wann das einklagbare Recht, als Klimaflüchtling zu gelten?
Große Fragen unserer Zeit, junge Antworten aus aller Welt, herausragende Expertise in Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft, Journalismus und Zivilgesellschaft, eine öffentlich zugängliche „Gerichtsverhandlung“ – die prototypische Festival University von Johannes Kepler Universität und Ars Electronica geht 2022 in ihre zweite Runde. Seit 18. August gastieren 200 junge Menschen aus mehr als 70 Ländern in Linz und treffen hier Persönlichkeiten wie Franz Fischler (ehemaliger Bundesminister und EU-Kommissar für Landwirtschaft), Ernst Ulrich von Weizsäcker (Umweltwissenschaftler, ehemaliger Abgeordneter des Deutschen Bundestags und ehemaliger Vizepräsident des Club of Rome), Friedrich Hinterberger (Vizepräsident des Club of Rome), Miranda Marcus (Head of BBC News Lab), Sarah Newman (Director of Art & Education am metaLAB in Harvard), Jayati Ghosh (Vorsitzende des Center for Economic Studies NJU), Giulia Foscari (Gründerin von UNLESS und Projektleiterin von Antarctic Resolution), Gianni Riotta (Journalist für La Stampa, Washington Post, Le Monde, New York Times und Director of Data Lab at LUISS), Laurie Anderson (Musikerin, Komponistin, Filmemacherin, Autorin und Medienkünstlerin und Aktivistin für Menschenrechte), Tina Auer und Tim Boykett (Künstler*innen von Time‘s Up), Mike Artner (Studierender und Aktivist bei Fridays for Future) und andere mehr. All diese Begegnungen kreisen um die globalen und die lokalen Folgen des Klimawandels und wie wir damit umgehen können. Höhepunkt und Abschluss des mehrwöchigen Aufenthalts in Linz sind öffentlich zugängliche „Gerichtsverhandlungen“ während des Ars Electronica Festivals, bei der die Komplexität der eingangs angeführten Fragen rund um Wasser, Energie und Migration Standpunkt für Standpunkt erörtert und Lösungswege skizziert werden. Möglich gemacht wird die von 18. August bis 14. September dauernde Festival University von Johannes Kepler Universität, Ars Electronica und vom Österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Seit Dienstag, 23.8.2022: State of the ART(ist)
357 Einreichungen aus 40 Ländern zählte der Open Call, den Ars Electronica und das Bundesministerium für internationale und europäische Angelegenheiten angesichts der russischen Invasion in die Ukraine diesen Sommer ausschrieben. Es war ein weltweiter Open Call, der sich an alle Künstler*innen richtete, die der politischen Dimension ihrer Werke wegen bedroht, verhaftet oder verfolgt werden. Björn Geldhof, künstlerischer Leiter des PinchukArtCentre in Kiew, Boris Magrini, Kurator am HEK in Basel und Marita Muukkonen, Mitbegründerin und Co-Direktorin von Artists at Risk prüften alle 357 Einreichungen und wählten elf aus, die den „State of the ART(ist)“ 2022 widerspiegeln und seit 23. August in einer virtuellen Kunsthalle gezeigt werden. Einige der Künstler*innen werden zur Ars Electronica nach Linz kommen und hier davon erzählen, wofür sie sich einsetzen und warum sie trotz noch so großer Gefahr für Leib und Leben nicht willens sind, ihren Widerstand aufzugeben. Die Gespräche finden in „Kepler’s Garden“ (Kepler Hall) statt, werden aber auch als Stream angeboten: Freitag, 9. September geht es von 11:30 Uhr bis 13.30 um den „State of Emergency“, Samstag, 10. September von 11:30 Uhr bis 13:30 Uhr um den „State of Urgency“ und Sonntag, 11.9. von 12:00 Uhr bis 13:30 Uhr um den „State of Convergency“.
Dienstag, 6.9.2022: Der Pre-Opening-Walk
Dienstag, 6. September, Punkt 16:00 Uhr startet die erste Erkundungstour auf „Planeten B“. Treffpunkt ist der Linzer Mariendom, dessen riesigen Kirchenraum Uwe Rieger (DE/NZ), Yinan Liu (NZ), Tharindu Kaluarachchi (LK) und Amit Barde (IN) in eine fantastische Welt aus Licht, Form und Struktur verwandeln. Mit „Light Sense“ inszenieren sie eine riesige, begehbare Architektur, die mit ihren Besucher*innen kommuniziert und sich, abhängig von deren Gefühlslage, als Pavillon der Liebe, der Wut, der Neugierde oder der Freude präsentiert.
Weiter geht es ans Donauufer, zum LENTOS Kunstmuseum Linz, wo Medienkünstlerinnen aus Lateinamerika zeigen, wie virtuos das Alte und das Neue zusammenfinden können. Moderne Technologien helfen Traditionen und Erinnerungen aufzuarbeiten oder Jahrtausende alte Ökosysteme zu erforschen und zu schützen.
Um 18:30 Uhr findet sich der Tross an der Kunstuniversität am Linzer Hauptplatz ein und wird hier von Vertreter*innen von 24 Kunstuniversitäten aus aller Welt empfangen. Nach zwei Jahren der Pandemie präsentiert sich die Campus Exhibition wieder als begehrte Bühne und Plattform, auf der sich Studierende und Lehrende präsentieren und vernetzen.
Das Atelierhaus Salzamt fungiert als Expositur dieser Campus Exhibition und öffnet um 19:30 Uhr ebenfalls seine Tore.
Die letzte Etappe des Pre-Opening-Walks führt dann über die Donau ins Stammhaus der Ars Electronica und den Deep Space 8K. Erst Anfang dieses Jahres vom Team des Ars Electronica Futurelab auf das nächste technische Level katapultiert, wird der einzigartige Projektionsraum einmal mehr zur immersiven Bühne für ebenso ungewöhnliche wie herausragende Performances und Konzerte und die kunsthistorische Betrachtung weltberühmter Werke. Die Teilnahme am Pre-Opening-Walk zur Ars Electronica 2022 ist kostenlos und setzt auch keine Anmeldung voraus.
Mittwoch, 7.9.2022: Der Opening-Day
Am ersten offiziellen Tag der Ars Electronica erblüht „Planet B“ in all seiner Vielfalt und Pracht. Den größten und üppigsten „Kontinent“ bildet dabei „Kepler’s Garden“ auf dem Campus der Johannes Kepler Universität Linz, dessen Tore um 13:00 Uhr aufgehen. Hier tüfteln die 200 Teilnehmer*innen der Festival University, werden große Ausstellungen gezeigt, finden Konferenzen und Vorträge statt, ist create your world beheimatet und, und, und… aber alles der Reihe nach:
STUDIO(dys)TOPIA – At the Peak of Humankind
Die Ausstellung STUDIO(dys)TOPIA – At the Peak of Humankind widmet sich dem Thema der Ars Electronica 2022. Sie skizziert den unglaublichen Erfolgslauf von Homo Sapiens und fragt, ob uns eben dieser Erfolg nun zum Verhängnis wird? Erinnert werden all die Meilensteine, die unseren Weg vom Lagerfeuer in der Höhle ins virtuelle Hier und Heute säumen und den Glauben an unsere Einzigartigkeit genau wie unseren Herrschaftsanspruch immer weiter verfestigt haben. Die Ausstellung zeigt aber auch, welch hohen Preis wir für all diese Erfolge und Durchbrüche bezahlen mussten und müssen. STUDIO(dys)TOPIA interessiert sich nicht dafür, wie wir welchen Bug fixen können, sondern lotet aus, wie wir uns selbst und als Gesellschaft weiterentwickeln müssen, um überhaupt zukunftsfähig zu werden. Künstlerische Projekte verhandeln unser Selbstbild, unsere Haltung gegenüber anderen Lebewesen und die Natur und fragen nach unserer Bereitschaft zur Kooperation und CO-Kreation. STUDIO(dys)TOPIA unterstreicht, dass keine noch so mächtige Technologie uns retten wird, sondern wir selbst uns ändern und neu erfinden müssen, um unseren Weg erfolgreich fortsetzen zu können. Die Ausstellung „STUDIO(dys)TOPIA – At the Peak of Humankind“ ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (Science Park 4) zu sehen.
Ars Electronica Gardens Exhibition
Wenngleich außer Streit steht, dass jene, die ohnehin privilegiert sind, auch Krisen sehr viel weniger und später spüren, sitzen wir am Ende alle im selben Boot. In der Pandemie wurde dies deutlich und langsam, aber sicher setzt sich diese Erkenntnis auch in Sachen Klimakrise durch. Die Ausstellung der diesjährigen Ars Electronica Gardens zeigt, welche Folgen die Klimaerwärmung rund um den Globus hat und wie Menschen in Auckland, Barcelona, Bologna, auf den Bahamas, in New York, Seoul, Tokyo oder Utrecht damit umgehen. Hier und dort basteln Künstler*innen, Designer*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen am Werkzeugkasten für ein Leben in der Klimakrise (Tools for a Warming Planet / Sara Dean (US), Beth Ferguson (US), Marina Monsonís (ES)) oder fragen, wie sich der Geruch all jener chemischen Verbindungen, die unsere Welt zusammenhalten, auf unser Wohlbefinden auswirkt (Chemical Ecosystem / Yolanda Uriz Elizalde (ES)). Sie setzen unseren unperfekten Algorithmen und ihrem begrenzten Verständnis der Welt unsere eigene Unvollkommenheit und unser eigenes begrenztes Verständnis der Welt entgegen (And We Thought / Sineglossa (IT)) oder überlegen, ob wir die Rettung des irdischen Ökosystems nicht doch einer KI anvertrauen sollten, der unsere Gier genauso fremd ist wie unser Leichtsinn (Aquaterrestrial Recolonization / University of The Bahamas (BS), AI.R LAB Science (US/RS/IT)).
Stichwort Ars Electronica Gardens: Angesichts eines schier undurchdringlichen Dickichts an Reise- und Ausgangsbeschränkungen wandelte sich Ars Electronica 2020 und 2021 zum völlig dezentralisierten, hybriden Kommunikationsexperiment, das vor allem versuchte, miteinander im Gespräch zu bleiben. Diese Flucht nach vorn geriet zur Initialzündung für die Ausbildung eines weltumspannenden Netzwerks von Partner*innen, das sich auch 2022 am Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft beteiligt. Die gemeinsame Ausstellung der Ars Electronica Gardens ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (Science Park 4) zu sehen.
CyberArts Ausstellung
Genau 2.338 künstlerische Projekte von Künstler*innen aus 88 Ländern wurden beim Prix Ars Electronica 2022 eingereicht – eine kleine, äußerst feine Auswahl daraus wird im Rahmen der CyberArts Ausstellung gezeigt. KI-Systeme, Game-Engines und 3D-Animationen formen sich hier zum CG-Avatar, der unsere Konstruktion von Identität radikal hinterfragt (Being / Rashaad Newsome (US)), Roboter werden zu unseren physischen Vertreter*innen, die uns neue Möglichkeiten der gesellschaftliche Teilhabe erschließen (DAWN Avatar Robot Cafe ver.β / Ory Yoshifuji / Ory Lab (JP)) und der Freiheit verpflichtete Aktivist*innen nutzen neue Technologien, um ähnlich hartnäckigen Widerstand zu leisten, wie dies Bakterien vermögen (Bi0film.net: Resist like bacteria / Jung Hsu (TW), Natalia Rivera (CO)). Darüber hinaus zeigt die Musikerin, Komponistin, Filmemacherin, Autorin und Medienkünstlerin Laurie Anderson (US), wie virtuos man zwischen den Genres wandeln und dabei „Geschichten in die Dinge“ bringen kann. Die CyberArts Ausstellung ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (Mensa-Gebäude) zu sehen.
S+T+ARTS Prize Ausstellung
„Planet B“ ist kein fremder, heilsbringender Planet, auf dem wir weitermachen könnten wie bisher. Er steht für den „Plan B“, den wir brauchen, um hier auf der Erde eine für uns lebenswerte Zukunft sicherzustellen. Unabhängig davon, was wir in diesen „Plan B“ alles aufnehmen, das naive Credo vom ewigen Wachstum als auch den blinden Glauben an einen linearen Fortschritt werden wir dabei hinter uns lassen müssen. Auch Innovation wird eine Umdeutung erfahren und fortan anderen Ansprüchen gerecht werden müssen. Wie Innovation im 21. Jahrhundert aussehen soll, zeigt die Ausstellung zum diesjährigen S+T+ARTS Prize der Europäischen Kommission. Präsentiert werden elf Projekte an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst, die nicht bloß ökonomischen, sondern vor allem ökologischen und gesellschaftlichen Benefit versprechen: Prototypische, öffentlich zugängliche „Klassenräume“ helfen mit digitaler Information und Desinformation umzugehen (The Glass Room: Misinformation Community Edition / Tactical Tech (INT)), eine Community nutzt eine neue Technologie nicht nur, sondern entscheidet auch über ihre konkrete Anwendung und wird an der erzielten Wertschöpfung beteiligt (Holly+ / Holly Herndon (US), Mathew Dryhurst, Herndon Dryhurst Studio) oder bildet sich eine Interessenvertretung für einen Kontinent ohne eigene Bevölkerung und setzt sich für dessen und damit unser aller Schutz ein (Antarctic Resolution / Giulia Foscari (IT), UNLESS). Die S+T+ARTS Prize Ausstellung ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (Mensa-Gebäude) zu sehen.
LIT Exhibition
Kunst und Wissenschaft nachhaltig zu verweben, einen offenen Wissenstransfer anzustoßen und einen Technologiebegriff zu etablieren, der uns Menschen in den Mittelpunkt stellt – das sind die Kernanliegen der Zusammenarbeit des Linz Institute of Technology (LIT) und Ars Electronica. Sichtbar wird das in Gestalt der Ausstellung, die das LIT wieder zum Festival beiträgt. Thematisiert werden dabei digitale „Black Holes“, deren Algorithmen eine Gravitation entfalten, die alles andere verschlingt (Black Holes of Popularity / A. B. Melchiorre (IT), O. Lesota (RU), M. Schedl (AT), F. Schubert (AT), M. Moscati (IT), D. Penz (AT), E. Dobetsberger (AT), J. Usorac (BA), A. Hausberger (AT), S. Pile (RU), A. Ebner (AT)), Kunst wird nicht länger für uns Menschen, sondern für die omnipräsente Technologie gemacht (Ars for Nons / Lea Luka Sikau (DE), Denisa Pubalova (CZ), Michael Artner (AT), Julia Wurm (AT)) oder eine Lanze für die Kreislaufwirtschaft gebrochen und alle Besucher*innen zum kreativen Recyceln von Kunststoff eingeladen (Re-wasted / Martin Reiter (AT), Jörg Fischer (AT), Johannes Braumann (AT), Florian Nimmervoll (AT)). Die Ausstellung des LIT ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (Learning Center) zu sehen.
Interface Cultures
Die Kunstuniversität Linz ist nicht bloß eine langjährige Wegbegleiterin von Ars Electronica, sie hat die Entwicklung des Festivals mitgeprägt. Deutlich wird das etwa in Gestalt der Ausstellung „The Artwork as a Living System”, einer großen Retrospektive von Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, die im OK Linz zu sehen ist, oder der Campus Exhibition, an der sich allein dieses Jahr wieder 24 Kunstuniversitäten aus aller Welt beteiligen (siehe nächstes Kapitel). Die Linzer Kunstuniversität nutzt das Festival aber auch, um sich selbst zu präsentieren: In Gestalt der Interface Cultures Ausstellung steuern ihre Studierenden stets junge, ungewöhnliche und provokante Perspektiven bei. Der Titel der diesjährigen Ausstellungen lautet „Von schwarzen Schwänen …“ und handelt von Brücken zwischen Kunst und Wissenschaft, Disziplinen, Kulturen, Sprachen, von Brücken zwischen Menschen. Die Ausstellung „Interface Cultures“ ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (Kepler Gebäude) zu sehen.
Campus Exhibition
Seit 2002 lädt die Linzer Kunstuniversität im Rahmen der Ars Electronica Kunstuniversitäten aus aller Welt nach Linz. 2022 folgen nicht weniger als 24 akademische Institutionen dieser Einladung und präsentieren Arbeiten ihrer Professor*innen und Studierenden, darunter die Aalto University School of Arts, Design and Architecture, die Arizona State University, die Bauhaus Universität Weimar, die Birmingham City University, die Korea National University of Arts (K-ARTS), die Musrara the Naggar School of Art and Society, die Technische Universität Berlin, die Universidad Austral de Chile, die Universität der Künste Berlin (UdK), die University of Auckland, das University College London, die University of Applied Sciences Berlin, die University of the Arts London oder die University of Tokyo. Die Campus Exhibition wird im Gebäude der Linzer Kunstuniversität am Hauptplatz gezeigt und ist von 7. bis 10. September zu sehen.
A parallel (r)evolution – Digital Art in Latin America
Auch in der direkten Nachbarschaft der Kunstuniversität, im LENTOS Kunstmuseum Linz, erblühen die Gefilde des „Planet B“. Angelegt werden sie hier von Künstlerinnen aus Lateinamerika, die neue Technologien zum Einsatz bringen, um ihre Identität, Kultur und Geschichte zu erforschen: Fotogrammmetrie, Drohnen und Satellitenbilder dienen etwa zur Identifizierung von Feuchtgebieten und Untersuchung gefährdeter Pflanzenarten (Cenizas del Paraná / Electrobiota Collective (Argentinien/Mexiko)), neue Medien und elektronische Textilien werden in den Dienst feministischer Anliegen gestellt (¿La has visto…? (Have You Seen Her?) / Dora Bartilotti (Mexiko)), Licht, Streichinstrumente und Architektur werden zu Werkzeugen und Medien, um der Materialität des Klanges und seinen Auswirkungen auf unsere Raumwahrnehmung auf die Spur zu kommen (time slip, a song for structural comfort / Thessia Machado (Brazil, based in United States)). Weiters wird die soziale Dimension des Zusammenspiels omnipräsenter Technologie und unseres biologischen Organismus untersucht (Chimera, Expanded Bodies / Amor Muñoz (Mexiko)), verblichene Fotografien, zerknitterte Buchseiten, Kritzeleien an Wänden und moderne KI-Systeme wiederum formen eine ganz eigene Erinnerung an das längst vergessene Alltagsleben in alten Häusern (The Walls Know / Ana Elena Tejera). A parallel (r)evolution – Digital Art in Latin America ist ein gemeinsames Projekt von Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO), LENTOS Kunstmuseum und Ars Electronica und ist von 7. bis 11. September im LENTOS Kunstmuseum zu sehen.
Festival-Line-up im Deep Space 8K
Er ist das ganze Jahr ein Publikumsmagnet und glänzt im Rahmen des Festivals natürlich besonders hell – die Rede ist vom Deep Space 8K im Ars Electronica Center, der Ende 2021/Anfang 2022 mit neuen technischen Komponenten und Software-Upgrades auf das nächste Level gehoben wurde. Im Rahmen des Festivals wird der immersive Raum zum Schauplatz eines Tête-à-Tête mit der hochaufgelösten Mona Lisa (The Mona Lisa / Vincent Delieuvin (FR), Christelle Terrier (FR), Roei Amit (FR)). Auch Fresken der Sixtinischen Kapelle werden riesengroß in Szene gesetzt und eröffnen Einblicke ins Schaffen und Leben des großen Pietro Perugino (Gigapixel Images from the Vatican Museums — The Frescoes by Pietro Perugino in the Sistine Chapel: Beauty Leading to Faith / Dr. Barbara Jatta (IT), Dr. Rosanna Di Pinto (IT)). Darüber hinaus wird der Deep Space 8K zur Sternwarte, von der aus in die unendlichen und recht leeren Weiten des Weltraums geblickt und dabei nicht zuletzt die Einmaligkeit unserer winzig kleinen Erde entdeckt wird (Searching for Planet B: How Astronomy Visualization and Remote Sensing Guide Us to Humanity’s Future / Dan Tell (US)). Zu guter Letzt wird der Deep Space 8K zur Bühne, auf der ein Musiker, ein Tänzer und ein bildender Künstler ihre und unsere durchaus widersprüchliche Beziehung zu Ordnung und Chaos auf die Probe stellen (un ctrl – a tilt into chaos / Daniel Kohlmeigner (AT), Martin Retschitzegger (AT), Cat Jimenez (AT)). Das Festival-Line-up im Deep Space 8K wird von 7. bis 11. September angeboten.
4D box / SH4D0W — An AI Performance in 3D
Es ist die erste Theaterproduktion, in der ein KI-System die Hauptrolle spielt. Das Stück von Mikael Fock (DK) ist inspiriert vom klugen Gelehrten und seinem Schatten im gleichnamigen Märchen von H.C. Andersen. Im Mittelpunkt steht die Begegnung des Menschen mit seinem virtuellen Schatten, der durch datengesteuerte KI-Systeme repräsentiert wird. Die Aufführung ist eine eindrucksvolle immersive Erfahrung: ein Eintauchen in ein dreidimensionales Universum aus Sound, Licht und der visuellen Darstellung einer „intelligenten“ Maschine, die mit ihrer Umgebung und einem menschlichen Schauspieler interagiert. Das Theaterstück ist am 7. und 8. September von 15:00 bis 16:00 Uhr und von 17:30 Uhr bis 18:30 Uhr sowie am 9. September von 14:30 bis 15:30 Uhr in „Kepler’s Garden“ (Kepler Hall) zu erleben.
Festival Opening
Weil auch auf „Planet B“ das gesellschaftliche Leben Riten und Traditionen braucht, startet Mittwochabend, Punkt 19:00 Uhr, das Opening der Ars Electronica 2022. Karl Markovics und Julia Franz Richter lesen dabei Auszüge aus zwei literarischen Meisterwerken von Stefan Zweig und erzählen eine Sage, die von Aufstieg und Fall, vom Anfang und Ende handelt. Die so unergründlichen und tiefen Ozeane dienen dabei als Projektionsflächen für all unsere Träume, Ängste, Grausamkeiten und Sehnsüchte, sind Schauplätze unserer großen Taten und Errungenschaften, aber auch Opfer von Zerstörung, Ausbeutung und Ausrottung durch uns Menschen. Im Anschluss laden die Chefs von muto zum Ozean-Buffet, Moritz Simon Geist & Portrait XO sorgen mit ihren Techno-Robotern für die Musik. Der Opening-Event zur Ars Electronica 2022 beginnt am 7. September um 19:00 Uhr in „Kepler’s Garden“.
Donnerstag, 8.9.2022: Der Futurelab Day
Creative Resilience for a Planet B
Morning Inspirations & Afternoon Experiences des Ars Electronica Futurelab
Wie können Kreativität, Kunst und Technologie uns helfen, die allgegenwärtigen Krisen zu bewältigen, vor uns liegende Herausforderungen zu meistern und eine andere, positive Zukunft zu gestalten? Unter dem Motto „Creative Resilience for a Planet B“ lädt das Ars Electronica Futurelab einen ganzen Tag lang zu „Runden Tischen“, Workshops und immersiven Präsentationen, die allesamt den Blick nach vorn richten. Mit dabei sind die Künstler*innen, Forscher*innen und Entwickler*innen des Linzer Thinktanks, genau wie viele ihrer Kolleg*innen und Forschungspartner*innen aus aller Welt. Als Vertreter*innen der Industrie nehmen Expert*innen wie Adrian van Hoodydonk (Senior Vice President BMW Group Design (NL)), Gianpaolo Barozzi (Cisco People Experience Global Lead (IT)) und Nobuyuki Oishi (Sr. Producer, Digital Business in Nikkei Inc. (JP)) teil. Perspektiven aus Kunst und Wissenschaft wiederum bringen etwa Martina Mara (Professorin für Robopsychology an der Johannes Kepler Universität Linz (AT)), Hiroshi Ishiguru (PhD Professor an der Graduate School of Engineering Science der Osaka University and Director der Hiroshi Ishiguro Laboratories (JP)), Natalia Rivera (TW) and Jung Hsu (US) (beide von “Bi0film.net: Resist like bacteria”) oder Yuima Nakazato (Modedesigner and Gründer von Yuima Nakazato Co., Ltd. (JP)) ein. Ebenfalls erwartet werden Ernst Ulrich von Weizsäcker (Wissenschaftler, Autor und Politiker (DE)), Till Kellerhoff (Program Director des Club of Rome und Manager der Earth4All Initiative (DE)), Joanna Wright (Künstlerin und Dokumentarfilmerin (UK)) und Sarah Kriesche (Wissenschaftsjournalistin bei Ö1 (AT)). Der Futurelab Day findet am 8. September statt; die Morning Inspirations starten um 11:00 Uhr, die Afternoon Experiences enden um 17:45 Uhr.
Night Performances des Ars Electronica Futurelab
Ab 19:00 Uhr starten dann die Night Performances im Deep Space 8K, zu denen alle Festival-Besucher*innen herzlich eingeladen sind. Sämtliche Konzerte, Präsentationen und Performances, die hier bis 23:00 Uhr stattfinden, zeichnen sich durch die ganz besondere Lust am Experimentieren aus. Kurzum: Es wartet ein etwas anderer Abend auf alle Anwesenden. Die Night Performances bilden den Abschluss des Futurelab Day am 8. September.
Freitag, 9.9.2022: der S+T+ARTS Day
S+T+ARTS Day
Wissenschaft (Science), Technologie (Technology) und Kunst (Arts) bilden das inhaltliche und namensgebende Dreieck der S+T+ARTS Initiative der Europäischen Kommission. Ziel ist es, zeitgemäße Innovationen in und für Europa zu befördern. Mit dem S+T+ARTS Prize verfügt man dabei über ein öffentlichkeitswirksames Instrument, um Best-Practice-Beispiele vor den Vorhang zu holen, mit dem S+T+ARTS Day über ein alljährliches Format, das Netzwerkpartner*innen aus ganz Europa als Forum dient. Das ganztägige Programm umfasst Lectures, Podiumsdiskussionen, Führungen und Workshops. Mit Selina Neirok Leem (MH), Laurie Anderson (US), Charles Amirkhanian (US), Guilia Foscari (IT) oder Aimee Van Wynsberghe (CA) sind auch dieses Jahr wieder hochkarätige Innovator*innen zu Gast in Linz. Der S+T+ARTS Day findet am 9. September in „Kepler’s Garden“ statt, das Programm startet um 10:00 Uhr und endet um 18:00 Uhr.
Festival University – Court Session I
Nach Wochen der Recherche sowie des Austausches und der Diskussion mit den zahlreichen Expert*innen einer hochkarätigen internationalen Faculty steht das Finale der Festival University an. Freitag, 9. September wird zur ersten von insgesamt drei fiktiven Gerichtsverhandlungen geladen, die in bester demokratischer Tradition in aller Öffentlichkeit stattfinden. Streitfrage zum Auftakt ist, ob Wasser in Zeiten immer schlimmerer Dürren ein privates Gut sein darf oder ein öffentliches Gut sein muss. Die Court Session I findet auf der Festival University Stage vor dem Learning Center statt. Sie beginnt um 10:30 Uhr und endet um 17:30 Uhr.
Immersive Sounds – External Worlds
Seit 2016 veranstaltet die Anton Bruckner Privatuniversität das Symposium und Konzert Sonic Saturday im Rahmen der Ars Electronica. 2022 nimmt man das Thema des Festivals zum Anlass, um auszuloten, wie immersive Klanggestaltung dazu beitragen kann, die vielschichtigen Veränderungen unserer Welt zu reflektieren. Es geht um ein „Mehr-Hören“ und „Besser-Verstehen“ und nicht um akustische Genüsse, die als Erlebnis verkauft werden. Das zweitägige Programm umfasst Workshops, Konzerte, Talks und Klanginstallationen und richtet sich an Forschende und Studierende. „Immersive Sounds – External Worlds“ wird am 9. September von 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr, und am 10. September von 14:00 Uhr bis 19:00 Uhr an der Anton Bruckner Privatuniversität angeboten.
Kammermusikalische Pfade durch Kepler’s Garden
Seit 2003 proben Ars Electronica und das Bruckner Orchester Linz allerhand ungewöhnliche Brückenschläge zwischen Analog und Digital, zwischen der Musik der Vergangenheit und den Klängen der Gegenwart, zwischen Kunst und Wissenschaft. 2022 präsentiert sich das gemeinsame Projekt – wieder einmal – gänzlich anders: Ensembles und Solist*innen des Bruckner Orchester Linz haben mit ihrem künstlerischen Direktor Norbert Trawöger ein dreistündiges Programm zusammengestellt, das „Kepler‘s Garden“ in „Kammergärten der Musik“ verwandelt. Die Musiker*innen spielen unter freiem Himmel und wandern zwischen Stücken, Stilen und Epochen – das Publikum stets im Schlepptau. Angelegt werden die Kammermusikalischen Pfade durch „Kepler’s Garden“ am 9. September zwischen 13:30 Uhr und 17:45 Uhr.
Award-Ceremony
Punkt 18:30 Uhr startet die feierliche Award-Ceremony, in deren Rahmen die Preisträger*innen des Prix Ars Electronica, des S+T+ARTS Prize der Europäischen Kommission und des Ars Electronica Awards for Digital Humanity des Österreichischen Ministeriums für Internationale und Europäische Angelegenheiten auf die Bühne gebeten werden. Unter den Gratulant*innen werden Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Vizekanzler Werner Kogler und Außenminister Alexander Schallenberg sein.
Direkt im Anschluss an die Preisverleihung bringt das serbische Piano-Duo Sonja Loncar & Andrija Pavlovic aka LP Duo im Rahmen von Beyond Quantum Music neue Kompositionen für zwei Hybridklaviere zur Aufführung. Mit seiner beeindruckenden Performance setzt der aus Teheran stammenden Musiker und Medienkünstler Arash Akbar dann den Schlusspunkt des Abends. Die Award-Ceremony findet in „Kepler’s Garden“ (Innenhof Schloss Auhof / Zirkus des Wissens) statt und beginnt um 18:30 Uhr.
Samstag, 10.9.2022: Der Plan B Day
Baumkronengespräche & Job-Buffet
Slow Dating trifft Speed Dating. Ersteres vollzieht sich in luftiger Höhe, fernab des quirligen Treibens in „Kepler’s Garden“: Gemeinsam mit dem auf Faserseile, Stahlseile und Umreifungsbänder spezialisierten Familienunternehmen Teufelberger und professionellen Arborist*innen macht Ars Electronica die Baumkrone einer rund 40 Meter hohen Platane zur außergewöhnlichen Begegnungszone. Zwei Personen werden stets gleichzeitig ins Blätterdach hinauf gehievt und verlieren dabei kurzfristig den Boden unter den Füßen. Beide finden sich in einer völlig neuen Situation wieder, die mit ihrem Alltag nicht viel zu tun hat und es leichter machen sollen, eine gemeinsame Ebene zu finden. Die Baumkronengespräche werden von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (in der Platane zwischen Learning Center und Uni-Center) angeboten.
Job-Buffet ist dagegen die Devise eines anderen, ebenfalls recht ungewöhnlichen Projekts, das die diesjährige Ars Electronica mit dem AMS OÖ entwickelt hat: Um den Boden für fruchtbare Begegnungen zwischen Arbeitsuchenden und Arbeitgeber*innen aufzubereiten, lädt Martin Honzik, Managing Director des Ars Electronica Festival, zunächst zur Highlight-Tour durch „Kepler’s Garden“. Ziel dieses von Ideen, Visionen und Prototypen gesäumten Spaziergangs ist der Klangpark, der sich nun zum Job-Buffet wandelt. Im Schatten altehrwürdiger Bäume und inmitten des Kunst- und Kulturfestivals können Arbeitgeber*innen und Arbeitssuchende ins Gespräch miteinander kommen, das sich in einem völlig anderen Rahmen vollzieht und genau deshalb vielleicht völlig anders verläuft als üblich. Das Job-Buffet von Ars Electronica und AMS OÖ wird am 10. September von 14:30 Uhr bis 16:00 Uhr in „Kepler’s Garden“ (Klangpark) angeboten.
create your world
Es ist zwar die Spielwiese, die vor allem für die junge Generation angerichtet wird, am Ende wird sie aber stets zur Flanier- und Experimentiermeile, entlang derer so gut wie jede*r Festivalbesucher*in nicht nur einmal gesichtet wird. Die Rede ist von create your world, dem schon traditionellen „Zukunftsfestival der nächsten Generation“. Die diesjährige Ausgabe widmet sich gleich mehreren Spannungsverhältnissen, die sehr viele junge Menschen zurzeit beschäftigen. Wünsche und Ideen zur Zukunft werden dabei gesammelt, in Holzblöcke gefräst und dann zu einer Skulptur zusammengesetzt (Build Together / Don´t waste IT / VFQ Gesellschaft für Frauen und Qualifikation mbH (AT), im analogen Spielekammerl von FM4 wird diesmal abseits virtueller Welten gespielt (FM4 Spielekammerl feat. Paradice / ORF radio FM4 (AT), Paradice (AT)), der Gong zum Sumokampf für Low-Tech-Roboter geschlagen (Hebocon / Ars Electronica create your world (AT)), im mobilen Maker*Space des Technischen Museum Wien mit 3D-Druckern, Lasercutter, Nähmaschine und Laptops gewerkelt (roadLAB – Mobiler Maker*Space / Technisches Museum Wien (AT)) und, und, und. create your world ist von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ zu erleben.
Festival University – Court Session II
Samstag, 10. September, findet die zweite „Gerichtsverhandlung“ im Rahmen der Festival University statt. Auf der Agenda steht diesmal das recht brisante Thema Energie bzw. die Frage, ob Kernkraft als grün gelten darf oder nicht. Die Court Session II findet auf der Festival University Stage vor dem Learning Center statt. Sie beginnt um 10:30 Uhr und endet um 17:30 Uhr.
Transformation Lounge
Gelernte Muster hinterfragen, aus der Zeit gefallene Strategien über Bord werfen, neue Wege denken und zu gemeinsamen Lösungen kommen – die mit der großen japanischen Werbe- und PR-Agentur Hakuhodo entwickelte Transformation Lounge ist keine Ausstellung, sie ist ein Ort der Begegnung und des Diskurses. Zur Frage, wie wir eine nachhaltige Gesellschaft werden können, gesellt sich hier jene nach der Kommunikation zum und über den Wandel; Wie müssen wir uns über Nachhaltigkeit unterhalten, wie über die erzielten Fortschritte, vor allem aber auch über unser Scheitern sprechen? Um das nicht nur abstrakt, global und entsprechend unverbindlich abzuhandeln, macht sich die Ars Electronica in der Transformation Lounge selbst zum Thema: Besucher*innen erfahren, was genau auf der Nachhaltigkeitsagenda des Festivals steht und mit welchen Partner*innen zusammengearbeitet wird, um diese Agenda umzusetzen. Es wird darüber berichtet, dass die Pflanzen, die jeden Herbst zur Atomsphäre des Festivals beitragen, schon ab dem Frühjahr von den Linzer Stadtgärtner*innen kultiviert und nach dem Festival an diese wieder retourniert werden. Oder davon, dass die von Bellaflora zur Verfügung gestellten Kräuter in der Transformation Lounge nicht bloß Deko sind, sondern am Ende des Festivals den Besucher*innen geschenkt werden, die damit ihre selbstgekochten Gerichte würzen können. Zur Sprache kommt, dass hunderte Computer und Screens temporär von AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderung) kommen; einem ökosozialen Unternehmen, dass sich darauf spezialisiert hat, ausgemusterte IT-Hardware zu übernehmen, darauf befindliche Daten zertifiziert zu löschen und die Geräte für die Wiederverwendung aufzubereiten. Weiters erfährt man, dass die Linz AG jedes Festivalticket zum kostenlosen Fahrschein für alle öffentlichen Verkehrsmittel im Stadtgebiet macht und das Festival eine Kooperation mit Klimaticket eingegangenen ist. Und es wird erläutert, wie das Festival-Team mit den Expert*innen von Brantner Green Solutions daran arbeitet, das Konzept der Kreislaufwirtschaft auf das eigene Abfall-Management anzuwenden.
Ebenfalls ein großes Thema in der Transformation Lounge ist die Frage, welche Mobilität wir in Zukunft brauchen. Kompetenter Gesprächspartner – und Forschungspartner des Ars Electronica Futurelab – ist dabei BMW. Im gemeinsam mit dem Wiener Experimentallabor Supersense gestalteten Experience Lab, können und sollen Vertreter*innen unterschiedlicher (Lebens-) Welten aufeinandertreffen und skizzieren, wie sie denn eigentlich auf dem Planeten B von hier nach dort kommen würden wollen. Die Transformation Lounge kann von 7. bis 11. September in „Kepler’s Garden“ (am Vorplatz des Learning Center) besucht werden.
Themen-Symposium
Soll das Erdzeitalter des Menschen nicht zur Katastrophe ausgerechnet für uns Menschen werden, müssen wir schleunigst den Kurs ändern. Die Frage ist nur, wie? Studiotopia ist eine Initiative, die zu helfen versucht und deshalb die Zusammenarbeit von Kultur- und Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Innovationszentren, der Kreativszene und Bürger*innen fördert. Im Fokus stehen Schnittstellen für die Sammlung und Vermittlung von Wissen, die Rolle und Bedeutung von neuen kreativen Gemeingütern sowie die Ko-Operation und Ko-Kreation durch Interessensgruppen. Mit Carmody Grey (GB), Francesca Thyssen-Bornemisza (CH/AT), Audrey Tang (EN), Babitha George (IN), Audrey-Flore Ngomsik (FR/BE) und vielen anderen Expert*innen aus aller Welt ist das Themensymposium der Ars Electronica 2022 hochkarätig besetzt. Die Konferenz findet am 9. September von 11:00 Uhr bis 18:30 Uhr in „Kepler’s Garden“ (Hörsaal 1) statt.
Songs for Amelia Earhart – Laurie Anderson in Concert
Dennis Russell Davies (US/AT), Filharmonie Brno (CZ), Rubin Kodheli (US)
Seit Jahrzehnten ist Laurie Anderson (US) eine fixe Größe in der internationalen Medienkunstszene. Das Werk der Musikerin, Komponistin, Filmemacherin, Autorin und Medienkünstlerin kreist um das Verhältnis von Mensch und Technik und zeichnet sich durch ein hohes Maß an gesellschaftspolitischem Engagement aus. Im Rahmen des diesjährigen Prix Ars Electronica wurde Laurie Anderson als „Visionary Pioneer of Media Arts“ geehrt.
Auch Dennis Russell Davies hat in seiner Ausnahmekarriere eine ganze Reihe außergewöhnlicher Projekte umgesetzt, denkwürdige Konzerte zur Aufführung gebracht und wegweisende Initiativen angebahnt. Als Dirigent des Bruckner Orchester Linz war er 2003 dafür verantwortlich, die „Große Konzertnacht“ der Ars Electronica zu initiieren, 2022 ist er maßgeblich daran beteiligt, seine langjährige Freundin und künstlerische Wegbegleiterin Laurie Anderson nach Linz zu holen.
Gemeinsam mit Dennis Russell Davies, der Filharmonie Brno (CZ) und Rubin Kodheli (US) lädt Laurie Anderson im Rahmen des Festivals zu einem Konzertabend, der ganz im Zeichen einer anderen großen Frau steht. Mit „Songs for Amelia“ erzählt Laurie Anderson die Geschichte von Amelia Earhart, einer leidenschaftlichen Pionierin der frühen Luftfahrt, die 1932 als erste Frau den Atlantik überquerte und fünf Jahre später, beim Versuch die Erde entlang des Äquators zu umrunden, mit ihrem Flugzeug spurlos verschwand. „Songs for Amelia“ wird am Samstag, 10. September von 17:00 Uhr bis 18:30 Uhr sowie 20:00 Uhr bis 21:30 Uhr, auf der Bühne vor Schloss Auhof zur Aufführung gebracht.
Sonntag, 11.9.2022: Der PRIX Day
Prix Foren
Die Werke der spannendsten Medienkünstler*innen der Gegenwart zu sehen ist eine großartige Sache, diese Künstler*innen persönlich treffen und befragen zu können, nochmal eine ganz andere. Sonntag, 11. September, ist der letzte Tag der Ars Electronica 2022 und es ist die (Medien-) Kunst, die zum Abschluss im Rampenlicht steht. Zu Gast sind die Preisträger*innen des diesjährigen Prix Ars Electronica, deren Projekte in der CyberArts Ausstellung präsentiert werden. Die Gäste sprechen über ihre künstlerische Praxis, erklären ihre Methoden und Herangehensweisen und erzählen davon, wie sie sich den „Planet B“ vorstellen: Zum Auftakt diskutieren Ekaterina Nikitina (RU), Gabino Carballo (ES), Tatiana Kourotchkina (RU) und Zackery Denfeld (US) darüber, wie Kunst und Wissenschaft zur Entwicklung neuer Werkzeuge und Strategien gegen die Klimakrise und das dadurch drohende Artensterben beitragen können. Die Moderation übernimmt Claudia Schnugg (AT). Mit Marc Hericher (FR), Rashaad Newsome (US) und Yoriko Mizushiri (JP) werden dann drei herausragende Künstler*innen von Isabelle Avers (FR) zu aktuellen Trends und Themen zeitgenössischer Computeranimationen befragt. José-Carlos Mariategui (PE/GB) wiederum bittet Cristhian Avila (PE), Jung Hsu (TW), Natalia Rivera (CO), Sam Lavigne (US) und Tega Brain (AU) aufs Podium – ihr Thema sind aktuelle und künftige Ausprägungen im Bereich der interaktiven Kunst. Das letzte Podium wird dann von Thomas Gegenhuber (AT) geleitet, der Amina Khoulani (SY), Kiya Tadele Atnafu (KE) und Ory Yoshifuji (JP) empfängt und über Digital Communities befragt, die mit ihrem Kampf für Grundrechte, Freiheit und Selbstbestimmung weltweit von sich reden machen. Die Künstler*innengespräche zum Prix Ars Electronica 2022 finden am 11. September, 10:00 Uhr bis 15:30 Uhr in „Kepler’s Garden“ (Hörsaal 1) statt.
Festival University – Court Session III
Migration steht im Mittelpunkt der dritten und letzten Court Session der diesjährigen Festival University: Angesichts der immer drastischeren Auswirkungen der Klimaerwärmung stellt sich die Frage, wer ab wann den Status eines Klimaflüchtlings für sich beanspruchen darf. Die Court Session III findet am 11. September auf der Festival University Stage vor dem Learning Center statt. Sie beginnt um 10:30 Uhr und endet um 17:30 Uhr.
Pianographique
Maki Namekawa muss nicht groß vorgestellt werden. Die Konzerte der herausragenden Pianistin zählen seit Jahren zu den Highlights jeder Ars Electronica. 2022 nimmt Maki Namekawa gleich dreimal am Konzertflügel Platz; im Rahmen des Festival Openings (Mittwoch, 7. September) spielt sie Musik von Claude Debussy und Philip Glass, bei der Futurelab Night (Donnerstag, 8. September) wirkt sie an der Performance Life Ink mit und Sonntag, 11. September, ist es an ihr, die Ars Electronica 2022 mit einem Pianokonzert zu beschließen. Auf dem Programm stehen eine Neuinterpretation von Keith Jarretts Ritual for Piano Solo aus dem Jahr 1974, von dem es nur eine einzige Einspielung gibt, die ein gewisser Dennis Russell Davies 1977 aufnahm. Danach spielt Maki Namekawa die Auftragsarbeit Toccata von Joe Hisaishi, einem Komponisten, Pianisten und Dirigenten, der für über hundert Filme Musik komponiert hat, und vor allem für seine Arbeit mit und zwischen verschiedenen musikalischen Genres bekannt ist. Pianographique findet am 11. September von 13:00 Uhr 14:00 Uhr in „Kepler’s Garden“ (Zirkus des Wissens) statt.
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Sujet Ars Electronica Festival 2022 / Photomontage: Moynaq, Aral Sea by Arian Zwegers is licensed under CC-BY-2.0. Dancer inspired by J. Andrews/The Sound of Music; photo: Zoe Goldstein, Photography, JCH fashion design, Silke Grabinger dancer / Printversion / Album
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Laurie Anderson (US) / Foto: Tim Knox / Printversion / Album
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LightSense / Uwe Rieger (DE/NZ), Yinan Liu (NZ), Tharindu Kaluarachchi (LK), Amit Barde (IN) / Foto: Uwe Rieger and Yinan Liu / Printversion / Album
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!brute_force / Maja Smrekar (SI) and Jonas Jørgensen (DK) / Foto: Hana Jošić / Printversion / Album
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4D box / SH4D0W — An AI Performance in 3D / Mikael Fock (DK), Carl Emil Carlsen (DK), Emilie Rasmussen (DK), Cecilie Waagner Falkenstrøm (DK), Yann Coppier (DK), Vertigo (DK) / Foto: 4D box / Printversion / Album
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Festival University / Foto: JKU / Printversion / Album
Video Festival-Teaser