Im letzten Jahr gewann Dominik Koller mit seinem Visual:Drumset die Goldene Nica in der Kategorie „u19 – CREATE YOUR WORLD“.
Seit 1998 ist die Kategorie „u19 – CREATE YOUR WORLD“ des Prix Ars Electronica den Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren gewidmet. Sie haben hier die Möglichkeit, ob alleine, zusammen mit FreundInnen oder als Schulklasse, ihre Vorstellungen und Ideen zur Welt von morgen realisieren und präsentieren zu können. Wie jedes Jahr wartet auch 2014 erneut eine Goldene Nica auf die beste Einreichung.
Mit dabei – und zwar seit 1998, also seit Beginn dieser Kategorie – ist Sirikit Amann. Sie ist auch heuer wieder Jurymitglied des Prix Ars Electronica. Schon seit den 1980er Jahren ist sie „mit Leidenschaft der Kunst und Kultur verbunden“, wie sie selber sagt. Nachdem die studierte Politik-, Theater- und Wirtschaftswissenschafterin über viele Jahre als Kulturmanagerin tätig war, ist sie heute als Fachreferentin im Büro des Bundesministers für Kunst und Kultur im österreichischen Bundeskanzleramt tätig. Wir haben mit Sirikit Amann über ihre langjährigen Erfahrungen mit den Prix-Einreichungen dieser Kategorie gesprochen.
Wenn Sie zurückblicken, welche Themen bewegen heute mehr als vor 10 Jahren?
Sirikit Amann: Auffallend und trotzdem erwartbar waren jene Themen, die auch die Gesellschaft stark beschäftigten: der Balkankrieg, 9/11, Gewalt, Arabischer Frühling, um einige zu nennen. Die Auseinandersetzung mit unserer Umwelt, die ökologischen, politischen, aber auch persönlichen Konsequenzen sind Themenstränge, die sich seit Anfang von u19 durchziehen und in den letzten Jahren immer stärker geworden sind.
Ein weiterer Themenbereich ist jener der erfüllten oder verschmähten Liebe mit all den Nachwirkungen. Zu finden in Animationen, Realfilmen oder Blogs. Das meiste, das wir hier zu sehen bekommen entspricht einem selbstauferlegten Coolnessfaktor, und so wird „Liebe“ oftmals uncool und distanziert dargestellt, obwohl man sich sehr danach sehnt.
Ein anderes Feld der Einreichungen ist der „Funblock“. Witzige Einfälle, wie real nachgespielte Computergames, oder Animationen, in den es von neuartigen Tieren, menschenähnlichen Wesen und Aliens nur so wimmelt, zeigen die großartige Fantasiewelt der heranwachsenden Computergeneration.
Interessant zu beobachten ist der Wandel des Stellenwerts von Webapplikationen für die Jungen. Waren wir am Anfang von u19 mit Hunderten von Webeinreichungen konfrontiert, so hat dies sehr nachgelassen zugunsten von bewegten und interaktiven, sowie interdisziplinären Einreichungen. Die Website dient noch als Dokumentation oder als Trägermedium für Downloads, aber selbst da greifen die Jugendlichen immer mehr auf Plattformen wie Youtube zurück.
Mit dem Trickfilm „Abenteuer Arbeitsweg“ konnten im Jahr 2006 Ehrentraud Hager, Alexander Niederklapfer, David Wurm und Magdalena Wurm die Prix-Jury überzeugen.
Die Vielfalt an Einreichmöglichkeiten ist groß – so können fertige Projekte genauso eingesandt werden wie Ideen zur Welt von Morgen. Was ist besonders beliebt, und wie nehmen die Jüngsten an dieser Kategorie teil?
Sirikit Amann: U19 ist ein kleines Universum mit seinen Einreichmöglichkeiten. Diese sind so umfassend und vielfältig, dass die Jury jedes Mal erneut ins Staunen gerät über die Themen, die Exzellenz der Arbeiten an sich und der Feinheit und Ernsthaftigkeit, mit der diese umgesetzt werden.
Bei den Jüngsten waren Computergrafiken sehr beliebt und wurden eifrig eingereicht. Aber selbst da ist ein Trend zu bewegten Geschichten feststellbar – ob in Form von aneinanderreihten Folien, die dann animiert wurden, oder – immer ein Renner – Filmchen mit Plastilin oder Legofiguren.
Bei u19 nehmen die jungen Kreativen oft mehrmals teil und über die Jahre erkennt man die Handschrift, die sich herausbildet und unverkennbar wird. Ich kann von mir sagen, dass ich mich immer wieder auf diese neuen Arbeiten freue und mir die Fortschritte genau ansehe, weil sie uns auch einen Blick auf den Menschen dahinter ermöglichen.
Als Jurymitglied ist es mir wichtig, die Kleinen dabei zu haben, da u19 die gesamte Bandbreite abdecken will.
Grundsätzlich gilt für alle EinreicherInnen: jeder soll die Chance nützen, einzureichen. Bewertet wird nicht nur die Spitzenleistung, sondern auch die Vorbildwirkung, es geht auch um Selbstwertgefühl, um Ich/Wir-Stärke, um das originäre Werk, soziale Kompetenz und um den kreativen Ausdruck. Es geht nicht darum, das perfekteste „Ding“ einzureichen, sondern mit seinen Ideen zu überzeugen.
Für ihre Zeichnungen, die sie auf ihrem Taschenrechner TI-92 mit mathematischen Funktionen konstruierte, erhielt Karola Hummer im Jahr 2002 den Prix Ars Electronica in der Kategorie u19.
Es ist sicher nicht leicht, sich auf genau eine/n GewinnerIn festzulegen. Was zeichnet eine “Goldene Nica” in der Kategorie „u19 – CREATE YOUR WORLD“ Ihrer Meinung nach aus?
Sirikit Amann: Jede Jury seit Beginn von u19 kämpft mit dieser Herausforderung. U19 hat mit 15 insgesamt Nominierten, davon 1 goldene Nica, 2 Auszeichnungen, eine u10 und eine u14 und 10 Anerkennungen eine etwas breitere Basis für die besten Arbeiten des jeweiligen Jahrgangs.
Es ist nicht so einfach zu beschreiben, was eine Goldene Nica ausmacht. Manchmal sieht man sie schon bei der ersten Sichtung und allen ist klar, diese Arbeit und sonst keine. Manchmal ergibt sie sich erst nach dem wiederholten Anschauen, weil sie spröder ist, nicht so offensiv. Ein anderes Mal ist sie ein Kompromiss aus den ersten drei.
Für mich ist die Goldene Nica jene Arbeit, die Tiefgang hat, in der Umsetzung ausgezeichnet und Vorbild sein kann. Mit CREATE YOUR WORLD ist ein Motto ausgegeben, das vielfältig interpretiert werden kann. Eine Goldene Nica hat dieses gewisse Etwas, das gebraucht wird um sich von den anderen, ebenfalls großartigen Leistungen zu unterscheiden. Daher ist eine Goldene Nice nie losgelöst zu sehen von den Einreichungen eines jeden Jahres.
In der Kategorie „u19 – CREATE YOUR WORLD“ haben Kinder und Jugendliche bis 19 Jahre die Möglichkeit, ihre Vorstellungen und Ideen zur Welt von Morgen zu realisieren und zu präsentieren. Wer unter 19 Jahre alt ist und in Österreich lebt, kann noch bis zum 2. April 2014 beim Prix Ars Electronica 2014 teilnehmen!