Mission Mars – eine Mars Simulation im Oman

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Sophie Gruber (ÖWF), Johannes Stübler und Erich Meyer (beide Linzer Astronomische Gemeinschaft) und Barbara von Rechbach (KunstUni Linz) spannen am DO 15.2.2018, 18:00–21:00 bei Deep Space LIVE einen spannenden Bogen von den Zielen einer Marsmission und den Zwecken einer Simulation, über die astronomischen Aspekte bis hin zu Designvisionen und der Verwendung von neuen Materialien.

Wir haben mit Erich Meyer, begeisterter Hobbyastronom, Astrofotograf und langjähriges Mitglied der Linzer Astronomischen Gemeinschaft, und Monika Fischer, Leiterin des Medien-Team des ÖWF, über die Mars Simulation gesprochen.

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Credit: Florian Voggeneder

Frau Fischer, warum wird die Mars Simualtion in der Dhofar Region im Oman durchgeführt? Warum ist dort das ideale Testgelände?

Monika Fischer: Zunächst einmal haben wir ein möglichst abgelegenes Testgelände gesucht, um nachzustellen, dass Astronauten auf dem Mars großteils auf sich gestellt sind und nicht unmittelbar mit Nachschub und Ersatzteilen von der Erde rechnen können. Das hat Auswirkungen auf die Vorbereitung einer solchen Mission, die Planung und Design von Arbeitsabläufen, den Ablauf der Kommunikation zwischen Mars und Erde – auch in einer Simulation – und fordert auch die Stressresistenz der Crew.

Auch geologisch gesehen ist die Wüste im Oman interessant: Sie ähnelt in ihrer Beschaffenheit in vielerlei Hinsicht der Marsoberfläche, beispielsweise finden sich dort sedimentäre Strukturen, die bis zum Paläozän und Eozän zurückreichen, Salzkuppeln der südlichen Salzebenen und ausgetrocknete Flussbetten. Das Testgelände bietet außerdem eine große Vielfalt an sandigen und steinige Oberflächen und unterschiedlich steilen Hängen.

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Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl

Herr Meyer, kann man ein Gebiet auf der Erde überhaupt mit dem Mars vergleichen? Sind die Unterschiede nicht zu groß?

Erich Meyer: Die größten Unterschiede zwischen den beiden Planeten zeigen sich natürlich in der jeweiligen Atmosphäre – die des Mars ist sehr dünn und hat vor allem keinen Sauerstoff. Des Weiteren fehlt unserem Nachbarplaneten ausreichend Wasser. Diese beiden maßgeblichen Unterschiede erschweren die bemannte Raumfahrt zum Mars erheblich.

Wenn man hingegen Aufnahmen vom Mars betrachtet, die von diversen ferngesteuerten Rovern auf der Marsoberfläche gemacht wurden, fallen die Ähnlichkeiten von Sand- und Gesteinsformationen auf. Bei einem flüchtigen Blick auf so manches Bild ist nicht immer sofort erkennbar, ob es der Mars oder die Erde ist.

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Credit: Ars Electronica / Robert Bauernhansl

Die Erforschung des Mars ist eines der größten Abenteuer unserer Generation. Es gilt vieles zu erforschen – Frau Fischer, was wird bei diesem Feldversuch genauer unter die Lupe genommen?

Monika Fischer: AMADEE-18 ist bislang unsere umfangreichste und vielfältigste Mission. 16 Institutionen aus 6 Nationen sind mit an Bord. Die Italienische Raumfahrtbehörde wird ein Treibhaus testen, in dem sogenannte Microgreens wie zum Beispiel Kresse gezogen und zum Ende der Mission auch geerntet werden sollen. Natürlich kommen auch unsere beiden selbstentwickelten Raumanzug Simulatoren zum Einsatz, damit unsere Analog-AstronautInnen ein möglichst authentisches Arbeitserlebnis haben. Diese Raumanzug Simulatoren können dem Träger oder der Trägerin alle Einschränkungen eines Raumanzugs auferlegen: sie behindern die Beweglichkeit der Analog-AstronautInnen, sind 45-50kg schwer, haben einen unangenehm hohen Schwerpunkt, der Helm schränkt das Sichtfeld ein, die Kommunikation findet ausschließlich über Funk statt und es ist auf Grund der Ventilation laut im Anzug. Medizinische Telemetrie aus dem Anzug lässt unsere MedizinerInnen laufend wissen wie es dem Träger bzw. der Trägerin geht. Dann testen wir auch die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine, wie zum Beispiel durch Einsatz einer Drohne der Uni Klagenfurt, die das Testgelände zunächst aus der Luft untersucht. Anschließend schicken wir den Rover Husky von der TU Graz ins Feld, der das Terrain genauer kartiert und auch feststellen kann, ob es für den Astronauten sicher ist, dort beispielsweise Bodenproben zu nehmen. Der Rover Husky ist übrigens mit einer Software ausgerüstet, die ihn lernen lässt, gefährliches Terrain selbständig zu erkennen und zu meiden.

Dann haben wir noch einige geologische Experimente mit im Oman. Eine Anzahl von Untersuchungen wird sich auch mit psychologischen Effekten einer solchen Mission beschäftigen, zum Beispiel wie man aus der verbalen Kommunikation der Crewmitglieder auf deren Stresslevel schließen kann noch bevor es „kracht“. Wir werden auch die psychische und physische Erschöpfung der Analog-Astronauten beobachten und messen.

Großen Wert legen wir auch darauf, junge Menschen für den Weltraum zu begeistern. Im Rahmen unseres Junior Researchers Programms haben wir einige Experimente von Studierenden und SchülerInnen ausgewählt, die jetzt im Oman umgesetzt werden. Mit dabei ist zum Beispiel der „Waterexplorer“ von zwei omanischen Schülerinnen. Hier werden mittels Sonarwellen die obersten Bodenschichten abgetastet, um Wasser zu finden. Dies könnte eine Methode sein, am Mars oberflächennahes Grundwasser zu finden.

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Credit: Florian Voggeneder

Herr Meyer, was gilt es, Ihrer Meinung nach, besonders in Bezug auf den Mars zu erforschen? Welche noch ungelöste(n) Fragestellung(en)aus astronomischer Sicht interessiert/ interessieren Sie persönlich am meisten?

Erich Meyer: Die Fragen, die mich am meisten interessieren, beziehen sich vor allem auf das einstmals reichlich vorhandene Wasser am Mars: „Wo ist das viele Wasser hingekommen?“ und vor allem: „Warum ist das Wasser am Mars verschwunden?“, „Was können wir von der langen Entwicklungsgeschichte des Mars in Bezug auf unsere Erde lernen?“ und meine brennendste Frage: „Gibt es nun am Mars Leben oder nicht?“ – auch wenn es nur in einfachster Form vorhanden ist.

Frau Fischer, was geschieht mit den Ergebnissen, die während der Simulation im Oman gesammelt werden? Wie geht es danach weiter?

Monika Fischer: Die Daten aus dem Feld gehen zunächst an die Wissenschaftsteams, die sie für ihre Forschung und ihre Publikationen verwenden werden. Außerdem werden die Daten in unser Multi Mission Science Data Archive aufgenommen, das seit unserer Simulation 2011 in Rio Tinto besteht. Im Mai 2018 werden wir in Österreich eine Wissenschaftskonferenz abhalten, um erste Ergebnisse zu präsentieren.

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Credit: Florian Voggeneder

Monika Fischer ist Hobbyastronomin und leitet seit 2012 das Medien-Team des Österreichischen Weltraum Forums. Des Weiteren ist sie Direktionsassistentin in der Kunst VHS in Wien und ist Mitorganisatorin der Yuri’sNight in Wien und der Burggespräche im Schloss Albrechtsberg bei Melk.

Erich Meyer ist langjähriges Mitglied der Linzer Astronomischen Gemeinschaft und begeisterter Hobbyastronom und Astrofotograf. Er betreibt gemeinsam mit einem Kollegen seit 1979 eine private Sternwarte in Davidschlag und ist Entdecker zahlreicher Asteroiden.

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