Young Computer Scientists: Ein Praktikum zwischen Kunst und Informatik

Deep Slither,

In den letzten vier Wochen sah man ein neues Gesicht im Ars Electronica Futurelab, konzentriert über den Computer gebeugt, immer öfter auch am Weg in das Ars Electronica Center nebenan, durch die dicken Türen des Deep Space 8K verschwindend: Ivonne Gattringer. Hier, in der immersiven Medienumgebung mitten im Ars Electronica Center, entwickelte sie eine neue Version von slither.io, einem Computerspiel, bei dem man als Schlange Punkte sammelt – und zwar speziell auf das Lasertracking und die Bedürfnisse des Deep Space 8K angepasst. Das Besondere? Ivonne ist noch keine ausgelernte Programmiererin, sondern HTL-Schülerin mit einer Leidenschaft für Informatik. Sie absolvierte mit dem JKU Young Computer Scientists Programm ein Praktikum mitten im Labor und Atelier der Ars Electronica. Hier berichten sie und Dr. Hanspeter Mössenböck, Initiator der JKU Young Computer Scientist Initiative, von dem Programm und welche Rolle das Ars Electronica Futurelab dabei spielt.

Credit: Vanessa Graf / Ars Electronica

Herr Dr. Mössenböck, können Sie uns erklären, worum es in dem Young Computer Scientists Programm geht?

Dr. Hanspeter Mössenböck: Das Young Computer Scientists Programm ist ein Teil von JKU Young Scientists, das gemeinsam mit der oberösterreichischen Stiftung Talente durchgeführt wird. Es geht darum, jungen Talenten im MINT-Bereich, Schülerinnen und Schülern, eine Möglichkeit zu geben, sich über das Wissen, das sie in der Schule erwerben, hinaus noch fortzubilden. Wir bieten ihnen Universitätswissen an. Die Initiative existiert nicht nur im Bereich Informatik, sondern auch für Mathematik, Chemie, Physik und Mechatronik.

In der Informatik im Besondern versuchen wir darzustellen, wie umfangreich das Gebiet eigentlich ist. In der Schule lernt man oft nur Anwenderwissen, Microsoft Office, vielleicht etwas Webseiten-Gestaltung oder Videoschnitt, aber Informatik ist noch viel mehr. Wir möchten zeigen, wie breit das Feld ist – und welche Jobperspektiven sich hier eröffnen. Das ist auch der Grund, warum wir das Programm in zwei Teile teilen: Zuerst gibt es sechs Workshops zu verschiedenen Themen, danach kommt ein Ferialpraktikum, das wir vermitteln. In den Workshops zeigen wir, was alles in der Informatik steckt – ausschnittsweise, aber immerhin. In den Praktika erfahren die Schülerinnen und Schüler dann mehr über die beruflichen Perspektiven.

Ivonne, du warst jetzt vier Wochen lang genau in diesem Young Computer Scientist Programm als Praktikantin am Ars Electronica Futurelab. Kannst du dich kurz vorstellen?

Ivonne Gattringer: Ich bin Ivonne, ich mache gerade ein Praktikum hier und arbeite dabei als Programmiererin. Meine Aufgabe ist ein Projekt für den Deep Space 8K – es geht darum, das Spiel slither.io anzupassen, damit Kinder es eben auch im Deep Space 8K spielen können. Slither.io ist eine Web-Applikation, die relativ schnell berühmt wurde, bei der man eine Schlange spielt, die Punkte einsammelt. Je mehr Punkte man sammelt, desto größer wird man. Wenn man aber gegen den Körper einer anderen Schlange fährt, stirbt man und hinterlässt Punkte, die andere wieder einsammeln können. Es gibt da ein paar Spieltaktiken, die man mit der Zeit entwickelt. Im Deep Space funktioniert das mit dem Lasertracking, man wird am Boden erkannt und die Schlange fährt am Boden dann immer dort, wo man gerade geht.

Credit: Vanessa Graf / Ars Electronica

Warum hast du dich für das Young Computer Scientists Programm beworben?

Ivonne Gattringer: Eine Freundin von mir hat das Young Physics Scientists Programm gemacht und ihr hat es sehr gut gefallen, sie meinte, man hat immer Spannendes gelernt. Vorher dachte sie, dass sie sich eigentlich schon gut auskannte, aber man lernt trotzdem Sachen, die man einfach noch nicht weiß. Obwohl ich auf einer HTL bin, waren bei den Workshops dann auch wirklich Dinge dabei, wo ich viel gelernt habe, wie der Teil über Grafikdesign oder der über Netzwerke. Wir haben zum Beispiel einen Vormittag damit verbracht, uns genau anzusehen, was Hacken eigentlich ist – das war mit Abstand mein Lieblingstag.

Insgesamt waren es drei Workshop-Tage…

Ivonne Gattringer: Ja genau, es waren drei Workshop-Tage, jeweils ein Freitag. Es ist schon cool, weil man bekommt einen guten Einblick, wie es ist, wenn man studiert. Wir waren in diesen großen Uni-Sälen, aber nicht mit so vielen Leuten.

Credit: Vanessa Graf / Ars Electronica

Nun ist schon dein vorletzter Tag als Praktikantin. Was hast du mitgenommen aus deiner Zeit im Ars Electronica Futurelab?

Ivonne Gattringer: Ich muss zugeben, dass war eine sehr interessante Atmosphäre war. Ich habe bei anderen Praktika schon in größeren Büros gearbeitet, aber hier ist es schon noch einmal anders, weil hier nicht nur Leute sitzen, die programmieren. Es ist witzig, wie viele Leute im Futurelab zusammengestückelt sind, aus der Kunst, vom Programmieren, es gibt sogar jemanden, der Physik studiert hat. Es ist interessant zu sehen, dass sich Leute mit so vielen unterschiedlichen Interessen trotzdem zusammenfinden, und auch, wie hier die Persönlichkeiten zusammenkommen.

Außerdem war es cool, einmal ein Spiel programmiert zu haben, das habe ich vorher noch nie gemacht. Ich dachte vorher immer, es wäre sehr schwierig, aber das ist es eigentlich gar nicht. Programme wie Unity machen es wirklich leicht für Einsteigerinnen wie mich. Und ich konnte hier endlich einmal mein Wissen aus der Schule anwenden! Vor Kurzem dachte ich mir noch, Vektoren, was für ein Blödsinn. Wann werde ich das jemals brauchen? Du wirst es nicht glauben, aber ungefähr die Hälfte von dem Spiel, das ich jetzt hier entwickelt habe, baut auf Vektoren auf. So oft habe ich noch nie mit Vektoren gerechnet! Also ich muss zugeben: Meine mathematischen Kenntnisse haben sich sehr verbessert.

Warum ist das Ars Electronica Futurelab auch aus der Sicht der JKU ein interessanter Partner für dieses Programm – obwohl es kein klassisches IT-Unternehmen ist?

Dr. Hanspeter Mössenböck: Das Ars Electronica Futurelab ist nicht nur ein bekannter Partner, sondern es ist für die Schülerinnen und Schüler interessant, weil es eine Marke ist, die man über Linz hinaus kennt. Und Sie haben recht, es ist vielleicht ein bisschen anders als andere Firmen. Wir haben viele klassische IT-Unternehmen, aber auch Start-Ups im Programm. Das Futurelab wirft dafür einen Blick in die Zukunft, es hat einen experimentellen Charakter. Es freut uns deshalb auch sehr, dass es mit im Programm ist – neben 15 anderen Firmen, die insgesamt 24 Praktikumsplätze anbieten.

Mehr über das JKU Young Scientists Programm findest du hier. Um mehr über Ars Electronica zu erfahren, folge uns auf FacebookTwitterInstagram und Co., abonniere unseren Newsletter und informiere dich auf https://ars.electronica.art/.

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