Das 50-jährige Jubiläum der Kunstuniversität markiert fünf Jahrzehnte des kulturellen Fortschritts in Linz. Über die Digitalisierung der Kunst haben wir mit Rektorin Brigitte Hütter gesprochen.
Mit der Entscheidung, die Kunstuniversität Linz an einem innerstädtischen Standort zu zentralisieren und damit erfolgreich neue Akzente in der Stadt zu setzen, wurde ein wichtiger Meilenstein in der Stadtentwicklung von Linz gesetzt. Mit den neuen Werkstätten und der neuesten technischen Infrastruktur bietet die Kunstuniversität ihren Studierenden perfekte Ausbildungsmöglichkeiten. Die Profilausrichtung auf Intermedialität (zeitbasierte Medienprogramme, visuelle Kommunikationsprogramme, Interface Cultures, Fashion & Technology, Robotik uvm.) hat die langjährige Zusammenarbeit und den kreativen Austausch zwischen Ars Electronica und Kunstuniversität Linz weiter vertieft. Linz gilt, nicht zuletzt aufgrund der bereits unter Rektor Reinhard Kannonier initiierten erfolgreichen Kooperationen zwischen Ars Electronica und Kunstuniversität, international als „das“ Zentrum für kreative Forschung und Medienkunst.
Das 50-jährige Jubiläum der Kunstuniversität markiert nicht nur fünf Jahrzehnte des kulturellen Fortschritts in Linz. Die Menschen, die sie hervorgebracht hat, haben dazu beigetragen, das kreative Potenzial der Stadt zu entfalten. Lehrende und Studierende der Universität bereichern die lokale Kultur mit neuen Perspektiven aus aller Welt und tragen als Kunstschaffende, Designer*innen und Innovator*innen wesentlich zum Image der Stadt Linz als „UNESCO City of Media Arts“ bei. Über die Digitalisierung der Kunst und die kulturelle Zukunft der Stadt haben wir mit Brigitte Hütter, Rektorin der Kunstuniversität Linz, gesprochen.
Mit dem technologischen Fortschritt haben sich auch die Medien der Kunst immer schneller verändert. Wie reagiert man an der Universität auf den fortschreitenden Digitalisierungsprozess in
der Kunst?
Brigitte Hütter: Digitale Technologien spielen mittlerweile in all unseren Sparten eine gewichtige Rolle, sei es von der KI bis zur Robotik. Diese mächtigen Werkzeuge zu verwenden, zu gestalten, aber auch zu hinterfragen, sehen wir als zentralen gesellschaftlichen Auftrag. Die Mensch-Maschinen Interaktion, die Verbindung von digital und analog sowie der künstlichen Intelligenz kommen dabei eine besondere Bedeutung zu.
Welche Rolle spielen zeitbasierte und interaktive Medien schon heute als künstlerische Disziplin und wie wird sich dieser Kurs in Zukunft entwickeln?
Brigitte Hütter: Arbeiten mit Video, Film und Sound sowie mediale Installationen und Inszenierungen oder Gestaltung mit digitalen Medien samt innovativer Programmerstellung vermitteln wir an der Kunstuniversität Linz in der gleichnamigen Studienrichtung schon seit Jahrzehnten. Dabei können die Studierenden mit künstlerisch, wissenschaftlichen und transdisziplinären Projekten und Arbeiten den Umgang mit zeitbasierten und interaktiven Tools erlernen, erforschen und gestalten. Die sich daraus entwickelnde Medienkunst sehen wir als zeitgenössische wie zukünftige Form der kritischen Auseinandersetzung und des radikalen, mutigen und überdisziplinären Neudenkens von Gegenwarts- und Zukunftsfragen. Bei der Campus-Ausstellung im Rahmen des Ars Electronica Festival kann man sich jedes Jahr ein gutes Bild davon machen.
Was sind Ihre Visionen für die kulturelle Zukunft in Linz?
Brigitte Hütter: Wie an der Kunstuniversität Linz gelebt, gearbeitet und geforscht wird, das wünsche ich mir für die ganze Stadt: Dass Linz ein Ort der Begegnung, der Vielfalt und der Toleranz ist, eine offene Experimentierzone für alle, die kreativ sind oder einfach dabei sein wollen – Künstlerinnen, Einwohnerinnen wie Besucher*innen aus nah und fern. Denn unterschiedliche Sichtweisen und Denkansätze, der Dialog und die Diskussion, stellen einen unschätzbaren Mehrwert für unsere Gesellschaft dar – und sorgen für deren zukunftsfähige Weiterentwicklung. Linz ist auf dem besten Weg dorthin.
Wer sich nun selbst ein Bild davon machen möchte, wie die Kunst in Linz mit ihrer digitalen Zukunft verschmilzt, kann sich demnächst selbst überzeugen, wenn die Ausstellungsreihen Best Off und Time Out auch heuer wieder herausragende Arbeiten von Kunststudierenden im Ars Electronica Center präsentieren. Kommt vorbei!
Brigitte Hütter
Brigitte Hütter studierte Rechtswissenschaften sowie Hochschul- und Universitätsmanagement. Nach dem Berufseinstieg in der Wirtschaft wechselte sie in die Hochschullandschaft, wo sie nach ihrer Tätigkeit an der Forschungsförderung der Universität Salzburg, Personal und Recht an der Fachhochschule Oberösterreich leitete. Im Zuge ihrer Rückkehr an die Universität Salzburg übernahm sie für das Rektorat die Büro- und Projektleitung in den Agenden Alumni, Career, Qualitätsentwicklung und Fundraising. Ab 2010 war sie Vizerektorin für Ressourcen an der Universität Mozarteum Salzburg, wo sie 2016 die Funktion der interimistischen Rektorin übernahm. 2017 wechselte sie als Vizerektorin für Personal, Diversity und IT an die Johannes Kepler Universität Linz. Seit Oktober 2019 ist sie Rektorin der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz. In ihrem Tätigkeitsschwerpunkt der (kunst-)universitären Personal-, Organisations- und Qualitätsentwicklung hält sie Vorträge, Seminare und Workshops. Zudem hatte und hat sie eine Reihe von Funktionen im künstlerischen, kulturellen und universitären Umfeld.