Neue Ideen für die Begegnung von Wissenschaft und Kunst

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(Credit: DIG Gallery)

Die Einreichfrist des Open Calls des European Digital Art and Science Network wird verlängert! Projekte können noch bis 16. Februar eingereicht werden, um eine Residency bei der Europäische Südsternwarte (ESO, European Southern Observatory) und im Ars Electronica Futurelab zu gewinnen.

Das Center for the Promotion of Science und die DIG Gallery sind zwei von insgesamt sieben Kunst- und Kulturpartner dieses Netzwerkes. Im Interview verraten uns Lale Eric Dobrivoje vom Center for the Promotion of Science, Richard Kitta und Michal Murin von der DIG Gallery wie Wissenschaft und Kunst voneinander profitieren können und was man bei der Einreichung eines Projekts beim Open Call beachten sollte.

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Was erwartet ihr euch von der Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft?

Lale Eric Dobrivoje: Das Center for the Promotion of Science in Belgrad, Serbien, beschäftigt sich sehr viel mit der Zusammenarbeit von Kunst und Kultur. Vor etwa zwei Jahren sind wir erstmals mit Ars Electronica in Kontakt gekommen und wir sind begeistert, dass wir als einer der sieben Kulturpartner für so ein tolles Projekt ausgewählt wurden. Es ist wirklich eine Ehre für uns. Wir wollen während des Projekts natürlich ganz viel über die Ars Electronica erfahren, wie sie so ein großer Erfolg wurde und wie sie zu dem wurde, was sie heute ist. Die Idee hinter allen europäischen Projekten ist, gemeinsame Strategien und Aktivitäten für alle europäischen Länder auf einer europäischen Ebene zu finden. Und ich denke in diesem Projekt könnte das wirklich funktionieren.

Richard Kitta: Die DIG Gallery versucht auf einer lokalen und regionalen Ebene Künstler und Wissenschaftler zusammenzubringen. Das beginnt bei der Kommunikation, dass sie sich gegenseitig kennenlernen und verstehen, was der andere tut. Wir würden das aber gerne auf eine weitere Ebene heben, damit es über die ledigliche Kommunikation hinausgeht. Das heißt wir würden gerne interdisziplinär mit diesen beiden Bereichen arbeiten, aber auf einer lokalen Ebene. Das könnte, aufgrund der lokalen Spezifizierung, aber durchaus auch für Länder interessant sein, die dieses interdisziplinäre Arbeiten bereits weiterentwickelt haben. Es ist also vielleicht eine etwas verwirrende Situation: Auf der einen Seite wollen wir uns auf dem Gebiet der interdisziplinären Forschungen in der Kunst weiterentwickeln und an anderen westlichen Ländern orientieren, auf der anderen Seite haben wir das Gefühl etwas Besonderes zu sein, weil wir uns auf die lokale und regionale Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wissenschaft spezifizieren.

Michal Murin: Wir wollen, dass unsere Galerie vermehrt mit lokalen Universitäten, deren Institutionen und Kunststudentinnen und -studenten zusammenarbeitet und eine Kommunikation zwischen ihnen und Studierenden aus anderen Bereichen ermöglichen. So könnte zum Beispiel ein Kontakt zwischen Kunst- und Wissenschaftsstudenten hergestellt werden und ein gemeinsamer Output aus dem Zusammenschluss beider Bereiche entstehen. Dieser Output würde dann bei uns in der Galerie in Form einer Ausstellung präsentiert werden und sowohl Künstlerinnen und Künstler als auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler könnten davon profitieren. Es würde so eine lokale Bündelung der Kommunikation zwischen Kunst und Wissenschaft entstehen.

20141124_HIM42078_himKick-off-Meeting der Kunstpartner im Ars Electronica Center (Credit: Martin Hieslmair)

Wie können Kunst und Wissenschaft eurer Meinung nach voneinander profitieren?

Lale Eric Dobrivoje: Ich glaube, dass es wichtig ist, dass sie beide voneinander profitieren. Künstlerinnen und Künstler können – und haben bereits – wundervolle Ideen aus dem Bereich der Wissenschaft und Forschung aus unterschiedlichen Bereichen hervorgebracht, aber die aus der Zusammenarbeit mit ESO zählen definitiv zu den bekanntesten im Moment. Ich glaube Künstlerinnen und Künstler können dort wirklich fantastische Projekte machen. Auf der anderen Seite brauchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Menge Werbung für ihre Arbeit und sie brauchen wirklich Menschen, die ihre Arbeit verstehen. Die Projekte der Künstlerinnen und Künstler, die sich mit der Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen und sie in unterschiedlichen Medien darstellt, kann dabei helfen, dass auch andere verstehen, woran die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten und worin die Vorteile ihrer Forschung liegen.

Richard Kitta: Ich sehe in der Zusammenarbeit von Kunst und Wissenschaft wirklich eine große Chance und einen großen Nutzen für beide Bereiche. Michal und ich sind ursprünglich aus verschiedenen Bereichen der Kunst und haben deshalb oft unterschiedliche Ansichten, aber als Organisatoren wollen wir beide eine Art Modell, das die interdisziplinären Ansichten verdeutlicht. Das ist wirklich nützlich, sowohl für Künstlerinnen und Künstler, als auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, weil interdisziplinäres Arbeiten die Art über etwas nachzudenken verändert.

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Days of Future im Center for the Promotion of Science (Credit: Center for the Promotion of Science)

Welche Ratschläge gebt ihr Künstlerinnen und Künstler, die ein Projekt beim Open Call einreichen wollen?

Lale Eric Dobrivoje: Ich denke, sie müssen offen sein, ehrlich zu sich selbst sein und viele Fragen stellen. Ich würde gerne alle dazu einladen mitzumachen und Ideen zu entwickeln. Es ist nicht wichtig, ob man schlussendlich für die Residency ausgewählt wird oder nicht, weil auf gewisse Art und Weise alle davon profitieren, wenn sie mitmachen. Das Ars Electronica Festival ist eines der berühmtesten Kunstfestivals der Welt. Deshalb sind die Kriterien eine hohe Qualität der eingereichten Projekte, so wie es auch der Standard am Ars Electronica Festival ist und wir brauchen auch neue Ideen in dieser sich ständig verändernden Welt.

Michal Murin: Sie müssen eine gute Bewerbung schreiben und die Jury wird das beste Projekt auswählen. Es wäre gut, wenn die Künstlerinnen und Künstler vielleicht bereits erst Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gesammelt haben, weil die zwei Bereiche doch sehr unterschiedliche Denkweisen haben. Die Kommunikation zwischen Kunst und Wissenschaft funktioniert also dann gut, wenn sie sich aufeinander einlassen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler denken oft, dass Künstlerinnen und Künstler faul sind und nichts machen, aber es gibt viele Projekte, bei denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Künstlerinnen und Künstler toll zusammengearbeitet haben und die Künstlerinnen und Künstler den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit ihrer außergewöhnlichen Denkweise sehr geholfen haben.

Richard Kitta: Ich würde mich freuen, wenn einige Projekte transdisziplinär wären. Ich mag diese unvorhersehbaren Dinge während eines Prozesses, wenn beispielsweise Fehler passieren. Ich fände es toll, wenn Fehler passieren und das Ergebnis daraus innovative Modelle sind, die auch für andere Bereiche – nicht nur für Kunst und Wissenschaft – hilfreich sind. Beispielsweise, dass durch das interdisziplinäre Arbeiten neue Modelle im sozialen Bereich entstehen.

Eric Dobrivoje hat einen Master-Abschluss am Department of Art History, an der Philosophischen Fakultät der Universität Belgrad. Seit Juni 2011 ist er für die Ausstellungen im Center for the Promotion of Science zuständig. Zuvor war er Kurator am Museum of Science and Technology und hat im Verlagswesen und der Werbebranche gearbeitet. Er ist auch Lehrbeauftragter an der Mod’Art International, Fakultät für Mode-Design (Paris, Frankreich), an der serbischen Abteilung. Im Center for the Promotion of Science ist er Projektmanager für zwei EU-Projekte.

Richard Kitta ist Assistenzprofessor für Neue Medien an der Faculty of Arts TU Košice als auch Multimedia-Künstler und künstlerischer Leiter der DIG gallery. Seit 2009 ist er Chefredakteur von ENTER eine interdisziplinäre Zeitschrift. Seit 2012 ist er künstlerischer Leiter der DIG gallery – ein Ort für Medienkunst-Präsentationen und alternative künstlerische Forschung. Richard Kitt ist hauptsächlich an der Erstellung von interaktiven Objekten, Filmvorführungen und Umgebungen sowie auf die Möglichkeiten der modernen multimedialen Kunst konzentriert.

Michal Murin ist ein in Bratislava lebender Künstler, der mit Performances, neuen Medien, konzeptionellen Medien und Klangkunst gearbeitet hat. Er ist Mitbegründer von der Balvan group, Transmusic comp., dem Musicsolarium cycle, dem Sound Off festival, Lengow & HEyeRMEarS, SNEH, und WARPS. Er ist internationaler Berater des Rosenberg-Museums, Direktor des Piano Hotel und Autor des Projekts @rtzoom. Redakteur des Avalanches 1990-1995, des Profil – Contemporary Art Magazine und radioART. Er lehrte Klangkunst, Intermedia, Neue Medien und Performancekunst an der Faculty of Fine Arts in Brno. Derzeit ist er Leiter des „Digital media – IDM“ Studios am Department für Intermedia and Digital Media FVU AKU an der Faculty of Fine Arts AKU Banská Bystrica. Er ist Leiter der „Neuen Medien“ an der Fakultät für Kunst in Košice. Er gründete das DigiVAF(ex) Festival, New Media POINT, Performaction, New Media Art & Digital Art Meeting Point und die IDM NET.DATA Datenbank. Im Jahr 2012 war er Mitbegründer DIG Gallery und ist Mitglied des Internationalen Künstler Gremiums (IKG).

Hier geht es zum Open Call: ars.electronica.art/artandscience/de/open-call/

Weitere Infos zum European Digital Art and Science Network  finden Sie auf: ars.electronica.art/artandscience

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