Die Studierenden der Queensland University of Technology, Alice Brown, Joshua Wilkinson und Revy Hamilton entwickelten das Projekt, das es „Fremden“ erlaubt, ihre persönlichen Geschichten mittels impliziter Technologien zu teilen.
Square Talk ist eine Installation aufgehängter „Laternen“ (Polyeder), die die Besucher mit einer technischen Fackel anzünden können. Wenn eine Laterne damit in Berührung kommt, hört man eine Aufnahme, die von den Wechseln im Leben der Festivalbesucher Zeugnis ablegt. Der kollektive Charakter der Installation wird durch das ambientöse Sounddesign hervorgehoben und durch die Tatsache, dass die Laternen selbst von den Festivalbesuchern (in Workshops mit den Kunststudenten) gestaltet wurden.
Joshua Wilkinson und Revy Hamilton untermalen ihr Projekt Square Talk im Zuge des Ars Electronica Festivals 2014.
Die Technologie hinter dem Projekt inkludiert die physische Rechenplattform „LinzerSchnitte“, die am Ars Electronica Futurelab entwickelt und im Zuge der Academy-Teilnahme als Herausforderung, gewisse technische Beschränkungen zu umgehen, zur den Studierenden Verfügung gestellt wurde. Nach ihrer Anerkennung durch die Verleihung des IXDA, sprechen die glücklichen GewinnerInnen über ihre Erfahrungen seit sie die Interaktionsdesign-Jury mit Square Talk „entflammt“ haben.
Was bedeutet Euch der Gewinn dieses Preises auf der persönlichen Ebene?
Alice: Eine Menge Eindrücke vom Ars Electronica Festival kamen zurück. Für mich beweist es, dass auch Menschen außerhalb dieses Rahmens die Essenz von dem was wir geschaffen haben, verstehen. Zu dem Zeitpunkt waren wir alle noch Studierende, und insofern gab es uns das Selbstbewusstsein auf einem Industrielevel gearbeitet zu haben. Unter MitbewerberInnen zu sein, die auf einem derart hohen, professionellen Level arbeiten, ermutigt einen definitiv, wenn Du aufstrebende Designerin bist. Es war auch eine Erfahrung, die einen Demut lehrt, wenn man an einem Projekt teilnimmt, an dem so viele Leute mitgewirkt haben – im Speziellen die Anwesenden des Festivals, die ihre Geschichten miteinander geteilt haben. Es fühlte sich an, als gehöre denen der Award auch zu einem Teil verliehen.
Josh: Es gab mir Selbstvertrauen bzgl. meiner Praxis. Der Preisgewinn hat mich wissen lassen, dass es Leute gibt, die an diesem Bereich von Design interessiert sind und es einen Wert hat, darin zu arbeiten. Wenn man mit neuen Technologien umgeht und bereichsübergreifend arbeitet, bist Du irgendwie nicht sicher, ob das, mit dem Du auftrittst, bei den Menschen ankommt. Und wenn Du einen Preis wie diesen gewinnst, gibt es Dir das Selbstvertrauen genau da weiter zu machen.
Der große Moment für Square Talk wird natürlich über die sozialen Netzwerke geteilt. Credit: Alice Brown
Wie hat sich das Projekt seit dem Ars Electronica Festival bis jetzt weiter entwickelt?
Josh: Das Projekt hat sich verfeinert, im Sinne von physischem Design und der Art der Stories, die wir erhalten. Jedes Mal wenn wir an dem Projekt sitzen, fühlt es sich an, als ob wir mehr und mehr Einsicht darüber gewinnen, wie es die Leute miteinander verbindet und wie es den persönlichen Ausdruck zulässt. Dieses Projekt hat viele Seiten – genau wie die Laternen.
Alice: Ja, es hat sich in vielerlei Hinsicht etwas getan: die Anzahl der Geschichten ist zu einer reichhaltigen Sammlung angewachsen. Als Finalisten hatten wir die Gelegenheit unser Projekt in einem speziell ausgerichteten Awards-Bereich vorzustellen und darüber zu diskutieren, was den KonferenzteilnehmerInnen die Möglichkeit gab, sich über ihre Arbeit auszutauschen. Wir haben die Laternen wiederverwertbar gemacht, indem wir von Karton auf gestanztes Balsaholz umgestiegen sind.
Ein Mini-Display von Square Talk bei den XIDA-Awards. Credit: Alice Brown
Welche Rolle spielte das Ars Electronica Futurelab in der Entwicklungsphase?
Alice: Zuallererst waren da Veronika (Pauser), Ray und Josh (Gardiner), die den technischen Prozess mit uns während der Entwicklungsphase gestalteten. Während dieser bekamen wir auch Zugang zur „LinzerSchnitte“, die es ermöglichte das ganze Projekt zu steuern. Die Akademie selbst spornte uns an, ungewöhnliche Wege anzudenken und puschte den eigenen Anspruch über das anvisierte Ziel hinaus zu gehen.
Josh: Die Akademie hat bei mir eine veränderte Denkweise über Technologie ausgelöst. Die Mentorenschaft und durch das Erleben wie an der Ars Electronica Futurelab Academy gearbeitet wird, hat mich schlichtweg begeistert. Die Gelegenheit mit einem so großartigen Team zu arbeiten und sich beim Ars Electronica Festival zu präsentieren, legte die Messlatte unseres bis dahin erreichten Standards höher. Ich glaube nicht, dass das Projekt auf dem Niveau, auf dem wir den IxDA Award gewonnen haben, angekommen wären, ohne die 4.00 Uhr Morgen-Sessions, kurz vor dem Ars Festival, ha!
Erleuchtende Momente bei der Ausstellung von „Square Talk“ im Zuge des Ars Electronica Festivals 2014. Credit: Florian Voggendeder.
Werdet ihr Eure Zusammenarbeit gemeinsam fortsetzen?
Alice: Wir werden es bei Squaretalk auf alle Fälle tun. Wir suchen nach Wegen um es zu verbessern und wie man es effektiver aufteilen kann, um so viele Leute wie möglich zu involvieren. Eine Menge Besucher am Festival wollten das Projekt bei sich zu Hause oder in ihrer Schule oder bei Konferenzen zeigen. Wir brainstormen wie wir die Squaretalks Kits unter die Leute bringen, so, dass diese das Projekt für ihre eigenen Events nutzen können – und zwar ohne unsere Anwesenheit.
Josh: : Yep. Um ehrlich zu sein, nach einem Jahr Arbeit an einem Projekt ist es an der Zeit etwas Neues zu tun. Aber mit dem Erfolg, das diesen Erfolg eingefahren hat, und weil es jedes Mal eine etwas andere Erfahrung mit sich bringt, sind wir immer noch davon angetan weiterzumachen. Das Futurelab war eine intensive Erfahrung und nährte eine Beziehung der „Harten Arbeit“ zwischen mir und Alice.
Hat die Jury einen Grund für Euren Gewinn angegeben?
Alice: Es hat etwas damit zu tun, dass an unserem Projekt echte Menschen teilnehmen, sie im Designprozess einbezogen zu haben, ihre eigenen Erfahrungen miteinander zu teilen. Es ist diese Echtheit der Leute, kombiniert mit einer Technologie, die es ermöglicht, dass sich Menschen in das Festival einbezogen fühlen. Es erleichtert außerdem sich auf möglichst einfache Art und Weise auszudrücken, durch ein Medium, das niemanden zwingt zu ausgeklügelt zu agieren – in der Tat ist die Fehlerhaftigkeit der Laternen ein Momentum, das dem Projekt einen gewissen Charme verleiht. Es ist so, als würde man den Menschen einen sicheren Raum geben, der ihnen Verständnis vermittelt, der sie dazu anregt über sich nachzudenken und Geschichten mit Stolz zu teilen.
Josh: In ihren Kommentaren erwähnten die Juroren Worte wie „außergewöhnlich“, aber ich pflichte Alice bei: die Stärke des Projekts ist seine Einfachheit, die Art wie Technologie in den Hintergrund tritt und es den Leuten erlaubt sich auf simple Art auszudrücken und von jedem ohne Erklärung aufgefasst werden kann. Technologie eröffnet oft Wege, kann aber auch vertuschen oder den Ausdruck der Menschen, abhängig von der Art der benutzten Technologie, verändert. Ich weiß nicht, aber ich hoffe die Jury hat uns genau deshalb ausgewählt, weil unsere benutzte Technologie die Ausdrucksweise der Teilnehmer nicht beeinflusst hat.
Hat die Erfahrung Auswirkungen auf folgende Fragestellungen oder Projekte?
Josh: Wie bereits erwähnt, betrachte ich Technologie nun mit anderen Augen, in einer menschlicheren Art und Weise. Ich arbeite momentan an einem interaktiven Kunstprojekt für das Vivid Festival in Sydney, namens Impossible Voyage. Die Erfahrung an der Ars Electronica Futurelab Academy und die Bestätigung durch den IxDA spornen mich dazu an, die gelernten Dinge von Square Talk bei zukünftigen Projekten anzuwenden.
Alice: Ich schreibe gerade an meiner Doktorarbeit, designe kreative Pflegeressourcen für Menschen, die traumatisiert sind. Die schöpferische Reflexion und die Qualitäten des Storytellings von Square haben meinen momentanen Forschungsansatz sehr beeinflusst. Beim Festival lernte ich einen Psychologen kennen, der mir versicherte wie interessant Squaretalk als Therapiemöglichkeit wäre. Das hat mich dazu veranlasst mir Kunsttherapien und die Bedeutung von erzählerischen Entwicklungen für Traumatisierte anzuschauen.