Dort steht das Sofa, hier befindet sich der Arbeitsplatz und da der Esstisch. Dort erstrahlt dezentes Licht, hier ist alles stark ausgeleuchtet und da wird eine Oberfläche sanft erhellt. In der Mitte des Raumes hängt „Highlight“, eine Deckenlampe, die – einmal zuvor auf dem 3-D-Drucker ausgedruckt – auf die Wünsche ihrer NutzerInnen eingeht. Projekte wie „Beyond Prototyping“ nehmen sich der Thematik rund um personalisiertes Design an. „Highlight“ von Jussi Ängeslevä ist ein prototypisches Beispiel, das derzeit in der Ausstellung „Alchemists of Art and Science“ im Ars Electronica Center zu sehen ist.
Was war das Ziel des Forschungsprojekts “Rethinking prototyping” und was haben Sie daraus gelernt?
Jussi Ängeslevä: “Rethinking Prototyping“ (Prototypen neu denken), oder besser gesagt „Beyond Prototyping“ (jenseits von Prototypen), wie mein Teil des Forschungsprojekts heißt, hat sich darauf konzentriert, das Potenzial der digitalen Fertigung bei der Herstellung von personalisierten Objekten mit einem definierten Algorithmus auszuloten. Alles in allem haben wir daraus gelernt, dass es nicht gerade leicht ist, sinnvolle Parameter der Maßanfertigung zu finden. Grundsätzlich haben wir jedoch versucht, eine Art allgemeine Denkweise zu finden, wo es sinnvoll ist, etwas DesignerInnen zu überlassen und was von den AnwenderInnen selbst definiert werden kann.
Auf Ihrer Website sprechen Sie von “einer Vision eines Dienstleistungsmodells, das zwischen Atelier und Massenproduktion beheimatet ist“. Können Sie uns das etwas näher erklären?
Jussi Ängeslevä: Nun, eine Dienstleistung eines Ateliers ist höchst maßgeschneidert, perfekt personalisiert und dabei dreht sich sehr viel um die „Erzählung“, die dahinter steckt. Eine Designerin oder ein Designer hört Ihnen beispielsweise zu und antwortet auf ihre Sehnsüchte und Anforderungen. In der Massenproduktion hingegen steckt eine Allzwecklösung – oder eher viele Lösungen – und Sie als BenutzerIn oder KundIn wählen eine davon aus. Aber eigentlich ist diese nicht für Sie entworfen worden sondern für ein bestimmtes Stereotyp. Und je besser man diesem Stereotyp entspricht umso besser passt es zu einem. Und – aber das ist selbstverständlich – ist eine Dienstleistung eines Ateliers teuer und das Massenprodukt billig.
Credit: Martin Hieslmair
“Highlight” war eine Fallstudie dieses Projekts. Was sind die besonderen Eigenschaften dieser 3-D-gedruckten Lampe?
Jussi Ängeslevä: Also man könnte es als eine Lampe sehen oder aber auch als eine Art Produkt-Dienstleistungssystem. Die Idee hinter diesem Projekt war, einen Teil der Dienstleistung eines Ateliers zu nutzen – in dem Sinn, dass man ihren oder seinen Raum scannt bzw. analysiert und dann den „funktionalen Aspekt“ der Beleuchtung bestimmt. Wohin soll beispielsweise das Licht im Raum fallen, was soll wie ausgeleuchtet werden? Der „Designer“ ist in diesem Fall ein Algorithmus auf einem Server, der die Gestaltung übernimmt und eine markante Form schafft, die die Anforderungen der Lichtverteilung erfüllt. Der Rest des Dings ist ein Lampenschirm, eine Art „Hello Word“ aus der Welt der 3-D-Druck-Produkte. ;)
An welchen (Design-)Projekten arbeiten Sie derzeit?
Jussi Ängeslevä: Also, da gibt es viele verschiedene Dinge. Ausstellungen, Kunstwerke, Forschung im Interaktionsdesign, … Aber eines ist vielleicht ganz interessant: Es ist etwas, das wir gerade im neuen Museum EPFL in Lausanne installiert haben: Outrelumière. Dafür haben wir Linsen am Computer kreiert, die ein Bild in den Raum projizieren, wenn sie mit Punktlicht beleuchtet werden. Das hat definitiv das Potenzial, mehr in die produktorientierte Richtung zu gehen, für das Beyond Prototyping steht.
Haben Sie Tipps für angehende DesignerInnen?
Jussi Ängeslevä: Rede über deine Ideen mit anderen. Und höre zu, was sie dazu sagen. Und dann reflektiere.
Highlight, Ciphering und Locatable – drei prototypische Beispiele von Jussi Ängeslevä – sind derzeit in der Ausstellung „Alchemists of Art and Science“ im Ars Electronica Center zu sehen. Alles zur Ausstellung finden Sie auf ars.electronica.art/center.
Neben seiner Tätigkeit als stellvertretender Kreativdirektor des ART+Com-Studios unterrichtet Professor Jussi Ängeslevä an der Universität der Künste Berlin und am Royal College of Arts. Sein künstlerischer Fokus liegt auf den Zwischenräumen: Er kombiniert visuelles, physikalisches und interaktives Design mit algorithmischem und mechatronischem Wissen.