Die Ars Electronica Nightline steht für alles, das in den Nächten des Medienkunstfestivals im September passiert: Live Performances, Elektromusik, experimentelle Musikstücke und Beats von DJs, die die Nacht zum Tag machen. Das große Opening des Ars Electronica Festivals 2017 eröffnet das Medienkunstevent mit elektronischer Musik und audiovisuellen Spektakeln. Am Tag darauf werden bei der Nightline innovative und einzigartige Zugänge zur Elektromusik präsentiert, während auf der Salon Stage nebenan in einem kleineren Setting experimentellere Stücke zu sehen und hören sein werden. Das Line-Up verspricht schon jetzt zwei lange Abende, die die BesucherInnen bis in die frühen Morgenstunden mit herausragenden Acts zum Tanzen bringen.
Wir haben mit Jakob Barth und Bartholomäus Traubeck von Salon 2000, den Kuratoren des diesjährigen Musikprogramms beim Ars Electronica Festival, gesprochen und mehr erfahren.
Das Ars Electronica Festival hält auch dieses Jahr wieder ein umfassendes Programm für Musikfans und NachtschwärmerInnen bereit. Den Auftakt macht das Opening am Donnerstag – auf welche Performances kann man sich schon freuen?
Salon 2000: KYOKA spielt rauschig-technoide Livesets mit viel Improvisation, deren Klangcharakter durch Kontaktmikrofone von der Location mit beeinflusst wird. PATTEN produzieren synästhetisch anmutende Shows mit treibendem elektronischem Sound, Raumprojektionen, Nebel und Lasern, in die man sich fast hypnotisch hineinfallen lassen kann. _NYBBLE_ ist ein dreidimensionales, audiovisuelles Liveset des Franzosen Alex Augier. Insgesamt werden es um die sieben Performances sein, welche mit fortschreitender Stunde immer mehr vom audiovisuellen Spektakel in Richtung elektronische Musik driften.
Was kann man schon über die Nightline am Freitag verraten?
Salon 2000: Am Freitag spielen ausnahmslos Künstlerinnen und Künstler die, auch abseits ihrer Klangästhetik, sehr eigene und eigenartige Zugänge zur elektronischen Musik haben. Darunter sind Dorian Concept, dessen Alben schonmal 5 Jahre brauchen um da zu sein, wo sie sein müssen. Er hat nach erneut drei Jahren Arbeitszeit seit dem letzten Release wieder etwas angekündigt und wir hoffen, dass er in seinem Liveset schon neues Material anteasern wird. Mit dabei sind auch Battle-ax und Lorenzo Senni, erstere bekannt für radikale Performances mit Geige und elektronischen Effekten, letzterer für seine treibenden, an die frühen Tage von Trance und Rave erinnernden Soundtexturen bar jeglicher perkussiver Elemente. Koenig, ein Teil des dadaistisch angehauchten Duos Koeniglepold wird den Freitag mit einem seiner genreüberschreitenden Sets eröffnen. Nach den Liveperformances spielt dann noch DJ Marcelle / Another Nice Mess die restliche Nacht auf der Salon Stage. Die inzwischen schon fast legendäre Amsterdamerin legt tanzbare Musik zwischen elektronisch und analog auf und ist bekannt für ihre eklektischen Sets auf drei Plattenspielern, bei denen schonmal ländliche Kirchenglocken über eine Technonummer donnern. In den kommenden Wochen werden noch weitere Performances angekündigt. Was man schon sagen kann: Dorian Concept und Lorenzo Senni werden nicht die einzigen Artists von Ninja Tune beziehungsweise Warp Records bleiben.
Nach welchen Kriterien oder Thema wurden die diesjährigen Acts ausgewählt?
Salon 2000: Wie schon erwähnt war es wichtig Künstlerinnen und Künstler zu buchen, denen es wichtig ist, gegen die gängigen Funktionsweisen des Marktes im Bereich der elektronischen Musik zu arbeiten. Ob es wie Lorenzo Senni jemand ist, der sich eines verschrienen Genres annimmt und es auf seine Bestandteile reduziert sowie komplett ohne Bassdrum in seinem Liveset auskommt, oder Dorian Concept, der an einem Release so lange arbeitet bis er denkt, dass es fertig ist, ohne auf die Zeitpläne oder Erwartungen von Labels, Bookern oder Fans Rücksicht zu nehmen. DJ Marcelles Alben sind zum Beispiel größtenteils wunderbar orchestrierte DJ Mixes und wenn sie auflegt, zeichnet sie ein neues, alternatives Bild des DJs, eines, indem Übergänge nicht immer auf dem Takt sitzen müssen, das gemeinsame Erleben von Musik den zentralen Punkt darstellt und scheinbar unzusammenhängende Tracks und Klangfragmente zu einem dichten, tanzbaren Klangbild gesponnen werden. Diese Idiosynkrasien der Performer stellen auch einen Anknüpfungspunkt zum diesjährigen Thema der Artificial Intelligence dar. Denn wenn man der Theorie des dänischen Künstlers und Musiktheoretikers Goodiepal nachgeht, werden aller Wahrscheinlichkeit nach höhere künstliche Intelligenzen in Zukunft nur dann Interesse an menschlichen Outputs haben, wenn sie diese anhand von logischen Parametern innerhalb eines Systems nicht unmittelbar verstehen können. Wir finden es einen schönen Gedanken, Musik zu kuratieren, über die eine künstliche Intelligenz vielleicht erstmal eine Zeit lang nachdenken muss.
Das Angebot beschränkt sich nicht nur auf elektronische Musik, sondern bindet oft auch andere künstlerische Ausdrucksformen mit ein. Was erwartet uns in dieser Hinsicht beim diesjährigen Festival?
Salon 2000: Wir versuchen generell immer den Übergang von Performance zu Show zu Musik so flüssig wie möglich zu halten. Viele der schon genannten Shows sind keine reinen musikalischen Darbietungen, sondern verweben wie zum Beispiel bei PATTEN Elemente, die schon fast als Medienskulptur bezeichnet werden könne, mit Performance und Musik. Beim Projekt „Breaking the Wall“ am Donnerstag wird es dann beispielsweise einen interaktiven Zugang geben, in dem das Zusammenspiel zwischen der Musikperformance von Didi Bruckmayr, einer technischen Installation und dem Publikum erprobt wird.
Parallel zur Main Stage gibt es am Freitag ab 23:00 Uhr auch die etwas kleinere Salon Stage – was wird hier passieren?
Salon 2000: Die Salon Stage ist in ihrer frühen Phase Austragungsort für filigranere Positionen und Dinge, die auf der großen Bühne untergehen würden. Hier soll ein intimeres Setting für außergewöhnliche Performances geschaffen werden, bei denen man am besten ganz nah dran ist, um sie zu erleben. Thematisch knüpft die Salon Stage an das restliche Programm an, starke Charaktere mit ganz speziellem Zugang zur Musik, klanglich wird sie aber deutlich experimenteller und improvisierter sein. Nachdem das Programm der Hauptbühne endet, wird sie dann zur Tanzfläche bis in den Morgen.
Jakob Barth ist Filmemacher und Medienkünstler, Bartholomäus Traubeck ist Sound- und Medienkünstler. Gemeinsam betreiben sie die Veranstaltungsreihe Salon 2000, welche hauptsächlich im Celeste in Wien stattfindet und Abende mit zeitgenössischer elektronischer Musik, Kunst und Clubkultur ohne definierte Genregrenzen zum Ziel hat. Beide buchen und organisieren seit fast 10 Jahren Veranstaltungen in Österreich und manchmal auch woanders.
Das Ars Electronica Opening findet am Donnerstag, 7. September 2017, ab 21:00 Uhr in der POSTCITY Linz statt. Der Eintritt ist frei. Das Line-Up finden Sie hier. Die Ars Electronica Nightline findet am Freitag, 8. September 2017, ab 19:30 Uhr in der POSTCITY Linz statt. Das Line-Up finden Sie hier.
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