Deep Space LIVE: Linz – Von der Industriestadt zur Kulturstadt

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Wie sah die oberösterreichische Landeshauptstadt nach dem Zweiten Weltkrieg aus? Wann wurde Linz zur „Stahlstadt“? Und gelang die von vielen Seiten gewünschte Weiterentwicklung zur Kulturstadt? Dies und vieles mehr beantwortet Cornelia Daurer vom Linzer Stadtarchiv bei Deep Space LIVE „Linz – Von der Industriestadt zur Kulturstadt“. Archivdirektor Dr. Walter Schuster wird bei diesem Termin auch kurz die Eingemeindung Urfahrs nach Linz beleuchten, die exakt vor 100 Jahren stattfand.

Einen Vorgeschmack auf diesen Abend gibt Cornelia Daurer in diesem Interview.

Credits: Magdalena Sick-Leitner

In Ihrem Vortrag berichten Sie vom Linzer „Wirtschaftswunder“ nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Warum entwickelte sich gerade Linz im Gegensatz zu anderen Städten so gut?

Cornelia Daurer: Durch den Aufbau der Hermann-Göring-Werke und der Stickstoffwerke wurde quasi über Nacht ein gigantischer Industriekomplex installiert. Da dieser nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges trotz allem nicht so sehr zerstört war, dass ein Wiederaufbau nicht mehr möglich gewesen wäre, versuchte man diese vorhandene Industrie – freilich in anfangs kleinerem Rahmen – weiterzuführen, was schließlich mehr als gut geglückt ist. Das Wirtschaftswunder war allerdings kein Linzer Spezifikum, sondern war in ganz Österreich zu spüren.

Linz hatte bereits Ende der 1960er Jahre den Wunsch sich von der „Stahlstadt“ zu einer „Kulturstadt“ weiterzuentwickeln. Welche Ansätze gab es damals dazu?

Cornelia Daurer: Die Idee, dass parallel zur wirtschaftlichen Entwicklung auch im Kulturbereich investiert werden muss, hat sich schon früher durchgesetzt, nur konnte man erst richtig durchstarten, als die schlimmsten Kriegsfolgen – insbesondere die Wohnungsnot – beseitigt waren. Als vordringlich wurde die Schaffung von Kulturräumen angesehen, besonders die eines Konzerthauses. In den 70er Jahren kam noch das Schlagwort der „Kultur für alle“ dazu, welche verstärkt den öffentlichen Raum mit einbezog.

Rückblickend betrachtet: schaffte Linz diese Entwicklung? Sind wir heute eine „Kulturstadt“?

Cornelia Daurer: Linz ist heute das Zentrum einer wirtschaftlich sehr gut aufgestellten Region, in der neben der herkömmlichen Industrie auch zukunftsweisende Technologie und eine lebendige kulturelle Szene einen Platz haben.

Woher stammt überhaupt der Begriff „Stahlstadt“? Weiß man, wer diesen Terminus geprägt hat?

Cornelia Daurer: Nein, man kann leider nicht nachvollziehen, wer als erster diesen Begriff geprägt hat. Angesichts der eminenten Bedeutung der Stahlindustrie gerade in den ersten Nachkriegsjahrzehnten ist es aber nicht verwunderlich, dass die Bezeichnung „Stahlstadt“ für Linz aufgekommen ist.

Der Vortrag im Deep Space wird von Fotos der damaligen Zeit unterstützt. Woher bzw. von wem stammen diese Fotos?

Cornelia Daurer: Die Fotos stammen mit wenigen Ausnahmen aus den Fotobeständen des Archivs der Stadt Linz. Es gab und gibt auch heute noch FotografInnen in Diensten der Stadtverwaltung, die zu Dokumentationszwecken Fotos von Ereignissen oder Gebäuden anfertigen. Diese Fotos bilden den Grundstock unserer Sammlung, dazu kommen noch angekaufte oder uns überlassene Fotos.

In der heutigen Zeit der digitalen Fotografie entstehen abertausende Fotos mehr als damals. Wie trifft man hier eine Auswahl, welche Fotos im Archiv der Stadt Linz aufbewahrt werden?

Cornelia Daurer: Bis dato sind wir noch nicht in die Verlegenheit gekommen, Fotos aussortieren zu müssen. Bei historischen Fotos stellt sich die Frage ohnehin nicht. Digitale Fotos werden meist bereits unmittelbar nach der Aufnahme gelöscht, wenn sie nicht gelungen sind. Die ohne Zweifel größeren Mengen aufgrund der digitalen Fotografie waren bislang aber noch kein speichertechnisches Problem.

Das Museum der Zukunft und das Archiv der Stadt – eine interessante Kombination! Worin liegt der Reiz den Vortrag hier im Deep Space zu halten?

Cornelia Daurer: Das Erzählen über Vergangenes ist gerade im Museum der Zukunft und mit den hier vorhandenen Präsentationsmöglichkeiten besonders reizvoll, nicht nur für das Publikum, welches die historischen Themen sehr gerne annimmt, sondern auch für uns als Vortragende. Es macht einfach Spaß, mit den modernsten Hilfsmitteln in die Vergangenheit abzutauchen und auf sich wirken zu lassen.

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