Als das Ars Electronica Festival am 18. September 1979 zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte, war Hannes Leopoldseder, damals Intendant des ORF-Landesstudios Oberösterreich, 39 Jahre alt. Heuer feiert der Mitbegründer der Ars Electronica und der Linzer Klangwolke, der Initiator des Prix Ars Electronica und des Ars Electronica Center, seinen 80. Geburtstag. Zu diesem Anlass haben wir in den Vorworten zahlreicher Festival- und CyberArts-Kataloge geblättert und in verschiedenen Begleittexten und Statements einige Gedanken, Recherchen und Kommentare von Hannes Leopoldseder zusammengetragen.
Ergänzt mit Fotos aus dieser Zeit entsteht eine kleine Zeitreise durch die Digitale Revolution der vergangenen vier Jahrzehnte. Was man in diesen Auszügen aber auch erkennen kann, sind die Ideen von Hannes Leopoldseder, die hinter Ars Electronica, hinter der Verbindung von Kunst, Technologie und Gesellschaft stehen, und die heute genauso zutreffen wie damals.
1979: Blick nach vorne mit Mitteln der Kunst
„Ars Electronica ist keine Veranstaltung mit einer Bilanz über die Vergangenheit, sondern auf Entwicklungen von morgen gerichtet. Aus diesem Grund kommt dieser Veranstaltung über elektronische Kunst und über neue Erfahrungen der Charakter des Unkalkulierbaren, des Risikos und des Wagnisses zu. Gleichzeitig aber ist Ars Electronica eine Herausforderung an Künstler, Techniker, Kulturkritiker und nicht zuletzt an das Publikum, das neuen Ausdrucksformen der Kunst begegnen wird.“
Textauszug entnommen aus: Linzer Veranstaltungsgesellschaft (Hrsg.): Ars Electronica 1979 im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes 79, Linz 1979, S. 5
1982: Auf dem Weg durch die dritte industrielle Revolution
„Wie die Maschine im Mittelpunkt der Industriegesellschaft steht, werden Informationen und Kommunikation wesentlich das Zeitalter der Mikroprozessoren, die dritte industrielle Revolution, bestimmen. Die Informationsgesellschaft mit den Entwicklungen der Breitbandkabelsysteme, der Heimelektronik und des Rundfunk-Direktsatelliten wird neue kulturelle Verhaltensweisen, aber auch durch die veränderten Technologien und Medien neue Formen und Inhalte künstlerischer Kreativität hervorbringen. Für diese Zukunft will Ars Electronica Signale setzen.“
Textauszug entnommen aus: Linzer Veranstaltungsgesellschaft (Hrsg.): Ars Electronica im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz, Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft 1982, Linz 1982, S. 6ff
1984: Information und Wissen als neuer Rohstoff
„Den Innovationen und Veränderungen ist eines gemeinsam: Sie haben einen neuen Rohstoff – nicht Gold, nicht Stahl, nicht Öl, sondern Information und Wissen. Information ist die Währung des Neuen Zeitalters. Während die Industriegesellschaft, angefangen mit Fords T-Modell, das Auto als Massenprodukt hervorgebracht hat, wird in unserem Jahrzehnt immer mehr die Produktion von Information zur entscheidenden Triebkraft der Wirtschaft. Die Kinder, die im Orwell-Jahr geboren werden, sind im Jahr 2019 35 Jahre alt. Sie bilden die Generation, die dann weitgehend die Verantwortung für die Gesellschaft tragen wird. Markiert 1984 den Umbruch unserer Gesellschaft, wird dieser Wandel 2019 voraussichtlich abgeschlossen sein; die neuen Basisinnovationen werden bereits zu den alten Technologien zählen, ihre Infrastruktur wird unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft, Kunst und Kultur bestimmen. Das elektronische Zeitalter wird in der Blüte stehen. Die Spuren dahin zu legen, ist allerdings die Herausforderung von heute.“
Textauszug entnommen aus: Linzer Veranstaltungsgesellschaft (Hrsg.): Ars Electronica im Rahmen des Internationalen Brucknerfestes Linz, Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft 1984, Linz 1984, S. 9ff
1986: Zehn Indizien für das Werden der Computerkultur
„1. Die Computerkultur ist eine Kultur im Werden; 2. Die Computerkultur erfordert ein neues Alphabet, eine neue Sprache, ein neues Denken; 3. Die Computerkultur erfordert die computeralphabete Lerngesellschaft; 4. Die Computerkultur erfordert die Neustrukturierung von Arbeit, Freizeit, Gesellschaft; 5. Die Computerkultur erfordert den Bildschirm als zentrales Gerät in Heim und Büro; 6. Die Computerkultur ermöglicht einen neuen Typ des Künstlers; 7. Die Computerkultur ermöglicht eine neue Bild- und Klangwelt; 8. Die Computerkultur ermöglicht neue Netzwerke; 9. Die Computerkultur ermöglicht neue Medien; 10. Die Computerkultur ermöglicht neue Kunst- und Kulturerlebnisse.“
Text entnommen aus: Österreichischer Rundfunk ORF, Landesstudio Oberösterreich (Hrsg.): Computerkulturtage Linz – ORF-Videonale 86, Linz 1986, S. 5ff
1987: Die Computerkultur als neue Kulturstufe
„Der Computer erweitert die Fähigkeiten unseres Gehirns: Denken und Intelligenz. Nicht Kraftverstärkung ist das Ziel, sondern Wissensverarbeitung. Die KI-Forscher bezeichnen dies als Umstieg von der Datenverarbeitung heute zu einer künftigen intelligenten Verarbeitung von Wissen. Diese Computer- Evolution wird daher voraussichtlich zum Logos einer neuen Kulturstufe: der Computerkultur. (…) Die Anforderung der Computerkultur geht weit über das hinaus, was vielfach unter der 4. Kulturtechnik verstanden wird: nämlich Computerkompetenz als Handhabung eines Computers, als Vertrautsein mit dem neuen Alphabet. Nach der umstrittenen japanischen Zielvorstellung soll Computerkapazität in der Zukunft wie Luft verfügbar sein. Der Umgang mit dem Computer wird dann so selbstverständlich sein, wie heute die Benützung eines Telefons, Autos oder des Lichts. Die heute im Bildungs- und Erziehungswesen geforderte 4. Kulturtechnik, unter der primär die Handhabung des Computers gesehen wird, ist daher eine vorübergehende Technik. Die Computerkultur bewirkt radikale Veränderungen in der Kulturgeschichte: alle bisherigen Kulturtechniken – Rechnen, Lesen und Schreiben – können als einzelne Tätigkeiten nun auch vom Computer übernommen werden. Die Computerkultur verlangt daher nach einer Neubewertung menschlicher Fähigkeiten, fordert zu einem Umdenken auf, ermöglicht einen Neubeginn.“
Text entnommen aus: Leopoldseder, Hannes (Hrsg.): Prix Ars Electronica, Meisterwerke der Computerkunst, Edition 87, Verlag H. S. Sauer, Worpswede, S. 10ff
1987: Der Prix Ars Electronica als Trendbarometer
„Weltweit arbeiten Tausende von Künstlern seit Jahrzehnten bereits mit dieser Technologie. Ein Teil dieser Künstler hat sich beim Prix Ars Electronica ’87 zusammengefunden: ihnen allen ist gemeinsam, daß sie mit dem Computer im Kunstbereich tätig sind – in der Graphik, in der Animation, in der Musik. Die Ergebnisse des Prix Ars Electronica ’87 sollen einen Beitrag leisten, um Trends in diesen Kunstbereichen ablesen zu können. Die Begegnung der Künstler mit der Technik und die Ausschöpfung neuer Möglichkeiten sind von besonderer Bedeutung, denn gerade in der Anwendung dieser Technik durch die Künstler werden auf der einen Seite die Zukunftschancen sichtbar, auf der anderen Seite die Sackgassen.“
Textauszug entnommen aus: Leopoldseder, Hannes (Hrsg.): Prix Ars Electronica, Meisterwerke der Computerkunst, Edition 87, Verlag H. S. Sauer, Worpswede, S. 10ff
1989: Die Offenheit
„Was ist der charakteristische Wesenszug, der Ars Electronica von Anfang an inne war und dem Festival die Schubkraft sicherte, um von Linz aus international zu einem Markenzeichen für ein spezifisches Festival zu werden? Auf einen Nenner gebracht: die Offenheit. Es ist das ständige Bekenntnis zur Offenheit, das Bestreben, die Grenzen zwischen einzelnen Kunstgattungen abzubauen und Barrieren zu überwinden, das so genannte U und E nicht zu trennen, sondern zusammenzuführen. Die Offenheit ist zu einem Grundzug des Festivals geworden: offen für neue Trends, offen für die Wechselwirkungen zwischen Kunst und Technologie, offen für das Unfertige, offen für das Widersprüchliche, offen für das Neuland, vor allem aber offen für die Begegnung von Künstlern, Wissenschaftern und Persönlichkeiten, die sich mit unserer Zukunft auseinandersetzen.“
Text entnommen aus: Gerbel, Karl/Leopoldseder, Hannes (Hrsg.): Die Ars Electronica. Kunst im Zeitsprung, Landesverlag Linz 1989, S. 11ff
1995: Abschied vom analogen Zeitalter
„Wir stehen nicht nur am Ende eines Jahrhunderts, wir nehmen Abschied vom analogen Zeitalter. Vor uns liegt die digitale Weit. (…) Wenn das Atom das Markenzeichen der Wissenschaft des 20. Jahrhunderts war, wird das dynamische Netz Symbol für das 21. Jahrhundert sein. Das dynamische Netz als lkone eines globalen Geistes, eines globalen Bewusstseins im Sinne des Mystikers des Informationszeitalters, Teilhard de Chardin. Das Netz ist als neue Form der menschlichen Kommunikation zu verstehen, als neues globales Medium, das gegenwärtig schneller wächst, als Fernsehen, Radio oder Printmedien es jemals taten.“
Text entnommen aus: Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine (Hrsg.): Der Prix Ars Electronica. Internationales Kompendium der Computerkünste, Österreichischer Rundfunk (ORF), Landesstudio-Oberösterreich, Linz 1995, S. 7ff
1996: Das Ars Electronica Center als Ort der digitalen Medienkultur
„Das Jahr 1996, Österreichs Millenniumsjahr, ist für Ars Electronica ein weiterer Meilenstein. Mit der Eröffnung des Ars Electronica Center als Museum der Zukunft erfährt die Entwicklung dieses Festivals einen vorläufigen Höhepunkt, gleichzeitig wird damit der Weg in die nächste Zukunft der Jahrtausendwende anvisiert. Das Center, das sich bewusst als „House in Progress“ versteht, will ein lebendiger Organismus sein, will vor allem eines sein: ein Haus der Bewusstseinsbildung für den digitalen Wandel, für die Radikalität des digitalen Medienbruchs und damit für die neue digitale Kulturstufe, die sich vor uns auszubreiten beginnt. Wie jedes neue Medium bestimmte Orte hervorgebracht hat – der Buchdruck die Bibliotheken, das Telefon die Telefonzelle, der Film das Kino oder wie das Fernsehen jedes Wohnzimmer verändert hat –, wird die digitale Medienkultur ebenfalls neue Plätze, neue Orte, neue Einrichtungen schaffen: Das Ars Electronica Center will ein Prototyp eines solchen Ortes der neuen digitalen Kulturstufe sein. Linz will damit die Vorreiterrolle der Ars Electronica weiter ausbauen und sich durch das Ars Electronica Center als Prototyp eines neuen Kraftortes digitaler Kultur festigen.“
Text entnommen aus: Janko, Siegbert/Leopoldseder, Hannes/Stocker, Gerfried (Hrsg.): Ars Electronica Center. Museum der Zukunft, Linz 1996, S. 34ff
2000: Der Computer wird mobil
„In Europa sind weniger Napster und Gnutella das Thema des Jahres 2000, sondern ein anderer Begriff scheint das Karrierewort des Jahres 2000 zu werden: Mobile Computing. Nach E-Business, E-Commerce und E-Life heißt der neue Zauberbuchstabe „M“ wie „mobil“. Mit Mobile Computing folgt dem E-Commerce der „M-Commerce“. Bedeutet diese Verschiebung eine einzelne Verästelung oder bedeutet diese Verschiebung eine neue Richtung? Für beide Ansichten lassen sich Indizien finden. Eines allerdings steht fest: Über das Handy erreicht das Internet mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit eine rapid wachsende Anzahl von Kunden. Daher wird das Jahr 2000 die Wende zur Mobilität markieren, gleichzeitig aber auch den Schritt zur individuellen Unabhängigkeit von Raum und Zeit.“
Text entnommen aus: Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine (Hrsg.): CyberArts 2000. International Compendium, Prix Ars Electronica. Springer Wien – New York, 2000, S. 8ff
2006: Die Millennials kommen
„Zum ersten Mal spürt heute eine Generation junger Erwachsener, dass sie selbst anderen mitteilen kann, was sie denkt, was sie tut, was sie fühlt – letztlich, wie sie die Welt gestalten will. Es ist eine Generation, die sich selbst Gehör verschaffen kann – eine Generation „at the digital edge“. Diese Generation hat verschiedene Namen: The Millennials, Generation Y, aber auch Echo Boom – eine Generation der frühen 1980er, die jetzt, 2006, in der Mitte der Zwanziger ist und somit beginnt, mehr und mehr Verantwortung in vielen Bereichen zu übernehmen. Diese Generation ist mit den digitalen Medien erwachsen geworden. Die Millennials werden in diesem Jahrzehnt die Medien mehr und mehr nach ihren Vorstellungen formen und damit auch die Digitalisierung des Alltags in das Leben umsetzen.“
Text entnommen aus: Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hrsg.): CyberArts 2006. International Compendium. Prix Ars Electronica 2006. Hatje Cantz – Ostfildern-Ruit, 2006, S 10ff
2008: Ein ständiger Fluss des Wissens
„Noch nie zuvor in der Geschichte war der Wissensfluss so vielen Menschen zugänglich wie heute. Auch wenn in vielen Bereichen noch starke Barrieren bestehen. Doch erstmals wird eine offene Wissensgesellschaft nicht nur als Utopie vorstellbar, sondern zumindest am Horizont mit ihren Umrissen, Chancen und Konsequenzen sichtbar. Aus dem ständigen Fluss des Wissens erwächst eine historische Veränderung. Was für die Software gilt, wird noch mehr für den Menschen Geltung haben: Es ist Zeit zum Upgrade. Lautlos beginnt eine weitere technologische Entwicklung unseren Alltag zu durchdringen. Überall tauchen sie auf: die Roboter, als Maschinen, die ihre Aufgabenmit hoher Präzision und Selbstständigkeit erfüllen, wie die neuen Tauchroboter, die Tiefseebereiche bis 6.000 Meter erreichen können, oder als lautlose Steuerer von Produktionsabläufen oder als humanoide Roboter. Auch wenn die humanoiden Roboter derzeit vor allem noch Marketingaufgaben erfüllen.“
Text entnommen aus: Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hrsg.): CyberArts 2008. International Compendium. Prix Ars Electronica 2008. Hatje Cantz – Ostfildern-Ruit, 2008, S 10ff
2010: Unsere vernetzte Welt ist verletzlich
„Diese Jurysitzung [des Prix Ars Electronica] wird allen Mitgliedern in Erinnerung bleiben: Die Jurytage sind genau jene Tage, an denen der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausbricht. Zum ersten Mal werden Europa und andere Teile der Welt vom Flugverkehr abgeschnitten. Ab Freitag, dem 16. April, als ein Flughafen nach dem anderen An- und Abflüge zu streichen beginnt, ist zu spüren, dass die Jurymitglieder beginnen, sich über ihre Flugrouten zurück nach Hause Gedanken zu machen. (…) Nach Schweinegrippe, Finanzkrise und drohenden Staatsbankrotten hat der Vulkanausbruch gezeigt, wie verletzlich unsere von einer neuen Technologie zur anderen jagende Welt geworden ist. Unsere vernetzte Welt eröffnet eine Vielzahl von Chancen, denen jedoch auch Risken gegenüberstehen. Der Ausfall des Flugverkehrs zeigte diese Verletzlichkeit unserer global vernetzten Welt. Jeder Einzelne war in seiner „small world“ betroffen, sei es durch das Ausbleiben von Lieferungen von Medikamenten, von Nahrungsmitteln, von lebensnotwendigen Spenderorganen oder von Hilfslieferungen zu Erdbebenopfern.“
Textauszug aus Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hrsg.): CyberArts 2010. International Compendium. Prix Ars Electronica 2010. Hatje Cantz – Ostfildern, 2010, S 10ff
2016: Zeit und Ort sind einzigartig
„Roboter, Maschinen und Computerprogramme werden in den nächsten Jahrzehnten Schritt für Schritt die menschliche Arbeit übernehmen. Manche Prognosen besagen, dass bis zu 70 Prozent der Arbeit von ihnen erledigt werden wird. Wird das bedingungslose Grundeinkommen eine Voraussetzung für diese Zukunft sein? Was bleibt für den Menschen? Seine menschlichen Fähigkeiten auszuschöpfen, sein „Humanum“ zum Ausdruck zu bringen, das, was uns von der Maschine unterscheidet, die menschliche Kreativität voll zu entfalten, sich Kunst und Kultur zu widmen. Wenn die Arbeit reduziert wird, könnte rechnerisch mehr Zeit für Freude zum Leben bleiben. Ein Plädoyer gegen den Unmut kann nur ein Anstoß sein. Wir müssen an die Zukunft glauben. Und die Zeit, in der wir leben, als außergewöhnlich empfinden, ebenso den Ort, an dem wir sind. Zeit und Ort sind einzigartig.“
Textauszug aus Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hrsg.): CyberArts 2016. International Compendium. Prix Ars Electronica 2016. STARTS Prize’16. Hatje Cantz – Ostfildern, 2016, S 10ff
2017: Künstliche Intelligenz verändert unsere Welt
„Ars Electronica geht aber bewusst über die technische Entwicklung der Roboter, der Künstlichen Intelligenz, der neuronalen Netze hinaus, um die Beziehung zwischen Mensch und Maschine zu beleuchten. Was müssen die Menschen tun, um menschenwürdig zu bleiben? Wer sind die „Change Agents“, die „Betreiber des Wandels“ im weiteren Sinn? Eines ist dabei gewiss: die Geschwindigkeit der Veränderung war kaum jemals so groß wie jetzt. Wir leben in einer Epochenzeit, wir leben an einem entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte des Menschen, denn zum ersten Mal sind wir gefordert, uns nicht gegenüber einem Mitmenschen, sondern gegenüber dem „anderen Ich“ zu definieren. Das Alleinstellungsmerkmal des Menschen wird in Frage gestellt, erstmals in radikaler Dimension, denn Artificial Intelligence, Algorithmen und Deep Learning sind mehr als Buzzwords des Jahres: Sie verändern unser Sein in der Welt. Wir rücken weg von der Mitte. Der Kampf um die Mitte beginnt.“
Textauszug aus Leopoldseder, Hannes/Schöpf, Christine/Stocker, Gerfried (Hrsg.): CyberArts 2017. International Compendium. Prix Ars Electronica 2017. STARTS Prize’17. Hatje Cantz – Ostfildern, 2017, S 10ff
Dr. Hannes Leopoldseder, geboren 1940 in St. Leonhard bei Freistadt. Er war als Fernsehjournalist für den ORF Wien (ab 1967), als Intendant des ORF-Landesstudios Oberösterreich (1974 – 1998) und als Informationsintendant des ORF Wien (1998 – 2002) tätig. 2007 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse und 2013 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Im Jahr 2009 wurde er zum Ehrenprofessor an der Kunstuniversität Linz- Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung ernannt. Er ist Mitbegründer der Ars Electronica und der Linzer Klangwolke (1979), initiierte den Prix Ars Electronica (1987) und das Ars Electronica Center (1996) und ist Mitherausgeber der Ars Electronica Kataloge.