Was haben eine Physikerin und eine Informatikerin gemeinsam? Richtig, beide beschäftigen sich mit MINT-Fächern. Und sonst, na, eine Idee? Na gut, kommen wir zum Punkt: beide wollen die Welt durch ihre Kompetenz und ihre Kreativität verbessern sowie auch vorhandene Barrieren abbauen. Wie das nun möglich ist, zeigen die Informatikerin und Schriftstellerin Cornelia Travnicek sowie die Physikerin Katrin Unger.
Im Rahmen des Castings für innovative Zukunftsideen des Österreichischen Radiosenders Ö1– Reparatur der Zukunft – können Bewerber*innen ihre Ideen, Konzepte oder bereits realisierte Projekte zum Thema „Zukunft“ einreichen, eine Jury wählt dann die innovativsten Ideen aus. Hier haben die beiden ihre Projektideen präsentiert. Diese wurden dann von der Jury ausgewählt und werden am Ars Electronica Festival im Rahmen von create your world als Open Lab präsentiert.
Tattoo Sensoren – pH-Wert neu messen?
Katrin Unger, PhD-Studentin an der TU Graz und Expertin im Fachgebiet der Festkörperphysik, entwickelt Smart-Tattoos, aufgetragen mit einer dünnen Polymer-Gel-Schicht, welche die Fähigkeit besitzen, den pH-Wert auf der Haut durch Körperschweiß zu ermitteln. Ziel ist die frühzeitige Erkennung von gesundheitsschädlichen pH-Wert-Veränderungen, welche durch Viren und Bakterien, Umwelteinflüsse, Krankheiten oder medizinische Behandlung auftreten können.
Herausforderung < Erfindernatur
Katrin Unger hatte schon bei der Projekteinreichung die Befürchtung, dass einiges nicht nach Plan verlaufen würde, davon ließ sie sich jedoch nicht stoppen. Katrin konzentrierte sich auf ihren Erfinder*innengeist und legte darauf ihren Fokus. Zurzeit ist sie damit beschäftigt, einen Weg zu finden, um den pH-Wert auch optisch messen zu können: Langweile verspürt sie dabei nie!
„Als ich den Projektantrag schrieb, hatte ich bereits im Kopf, was doch alles schief gehen hätte können, wie etwa sich ablösende Schichten, zu kleine oder unspezifische Signale etc. Ich habe mir damals gesagt: ,Natürlich weißt du noch nicht was rauskommt. Es hat ja noch niemand ausprobiert. Dafür ist Forschung da.´“
Hoffnung in Bezug auf Covid-19 und andere Viren
Würde ein solches Tattoo eine Früherkennung der Covid-19 Symptome erleichtern? Laut Katrin gäbe es bereits Tattoo-Sensoren oder -Pflaster, die physiologische Eigenschaften wie Pulsschlag, Glucose-Werte oder Temperatur über längere Zeiträume messen können. In Anbetracht von Covid-19 gibt es bereits ein Pflaster, das die Atemfrequenz, Husten und Temperatur verfolgen kann.
„Ich persönlich sehe aber noch Entwicklungsbedarf in der Sensibilisierung des Themas der Selbstbestimmung über die eigenen Daten.“
Die Forschung in diesem Gebiet wird kontinuierlich mehr. Das hat vor allem mit dem Potenzial, die gesammelten Daten gemeinschaftlich zu nutzen, um etwa Grippewellen einen Schritt voraus sein zu können, zu tun. Katrin ist es dabei sehr wichtig, andere für diese Thematik – die Selbstbestimmung über die eigenen Daten – zu sensibilisieren.
Code Poetry Slam
Hätten Sie jemals daran gedacht, ein Gedicht in Codesprache zu lesen? Genau das ist Cornelia Travniceks Konzept. Als Option verbindet sie Literatur beispielsweise mit Pseudoprogrammiersprachen, und das Resultat ist für Coding-Expert*innen reine Ästhetik. Pseudoprogrammiersprache beschreibt eine Sprache, in der eine Beschreibung dessen, was ein PC-Programm oder ein Algorithmus tun soll, festgehalten wird. Aber nicht nur in Pseudoprogrammiersprache, sondern auch mit echten, ausführbarem Code lässt sich ein Code Gedicht schreiben. Cornelia Travnicek studierte Informatik und Sinologie an der Universität Wien. Neben ihrer Teilzeitarbeit als Wissenschaftlerin und Projektmanagerin verfasste sie eine Menge an literarischen Werken und wurde hierfür vielfach ausgezeichnet. Eines ihrer bekanntesten Werke, „Chucks“, wurde im Jahr 2015 sogar verfilmt. Mit ihrer Veranstaltungsreihe – Code Poetry Slam – werden Programmierer*innen mittels Code kreativ, indem sie mit Sprache agieren und sich mit allen Möglichkeiten, die ein ausführbares Programm bietet, austoben können. Somit entsteht mithilfe der Programmiersprache einerseits und der Sprachaffinität andererseits ein Gedicht von und für Informatiker*innen.
Eine demokratische Kunstform
„Code Poetry selbst ist eine demokratische Kunstform, sie wird nicht akademisch gelehrt, es gibt in diesem Sinne (noch) keinen Kanon“
Code Poetry wird nicht akademisch gelehrt, somit gibt es laut Cornelia (noch) keinen Kanon, jede*r kann sie produzieren, online stellen, teilen, kommentieren und diese Form von Poetry funktioniert auch ohne Live-Event. Für eine Teilnahme an ihrer Veranstaltungsreihe ist es wichtig, sich schon mal mit dem Programmieren auseinandergesetzt zu haben und eine Vorliebe für Programmiersprachen zu haben.
Ihr wollt mehr über die Projekte der Erfinderinnen erfahren und am Open Lab teilnehmen? In Kürze könnt ihr auf der Website des Ars Electronica Festival 2020 „In Kepler’s Gardens“ mehr dazu erfahren.