Die Schattenseite des Lichts

Ars Electronica Futurelab entwickelt NHM on tour zusammen mit dem Naturhistorischen Museum Wien
NHM on tour, Photo: NHM Wien, A. Schumacher

Citizen Science mit dem Naturhistorischen Museum Wien: NHM on tour

Das innovative und interaktive Museums-E-Bike soll die Citizen Science Initiative des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) unterstützen und wurde in Kooperation mit dem Ars Electronica Futurelab und Inseq Design für den interkontextuellen Wissenstransfer zwischen Forschung und Gesellschaft konzipiert und entwickelt. Es bietet einen Ort der Interaktion und der Partizipation und lädt Bürger*innen und Besucher*innen mit jeglichem gesellschaftlichen Hintergrund dazu ein, Wissenschaft selbst mitzugestalten und aktiv an gesellschaftlichen Debatten teilzunehmen. Die multimediale, mobile Forschungsstation NHM on tour soll damit in Zukunft Forscher*innen und Alltagsexpert*innen besser untereinander vernetzen und zur wechselseitigen Bereicherung bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum und in Schulen zum Einsatz kommen.

„Citizen Science ist ein Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft. Er wird gerne als Rückkehr der akademisierten Forschung zu ihrem Ursprung interpretiert. Denn zuerst wurde diese von den Menschen im Zentrum der Gesellschaft betrieben und erst viel später an den Universitäten institutionalisiert.“ – Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, Key Researcher & Artist, Ars Electronica Futurelab

Mobilisierung von Wissen

“Wissenschaft hat mit uns allen zu tun.
Forschung und Gesellschaft brauchen einander, um Antworten auf die schwierigen Fragen zu unserer Zukunft zu finden.” – Marianne Eisl, Key Researcher & Artist, Ars Electronica Futurelab

Aus ihrer passiven Rolle als Informationsempfänger*innen herausgelöst, werden die Besucher*innen des mobilen Forschungslabors NHM on tour zu aktiven Beteiligten im wissenschaftlichen Prozess. Über den interaktiven Einsatz neuer Medien, Technologien und Methoden können komplexe Inhalte damit unmittelbar zugänglich gemacht, gleichzeitig aber auch hinterfragt und diskutiert werden.

Lichtverschmutzung in Wien
Credit: NHM Wien, A. Schumacher

Ein Shadowgram von der Schattenseite des Lichts

Mit “Ida 001″ geht der erste Prototyp des Forschungsmobils nun auf Tour quer durch die Stadt. Er soll die wissenschaftliche Arbeit des NHM Astronomen Christoph Goldmann in die Bezirke bringen, die sich mit den Auswirkung des Kunstlichts auf Mensch und Natur befasst, denn in Wien hat sich die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Beleuchtung in den letzten 12 Jahren bereits mehr als verdoppelt. NHM on tour möchte die Teilnehmer*innen zur kritischen Auseinandersetzung anregen, indem es einerseits inhaltlich informiert, anderseits aber auch die eigene Verantwortlichkeit wieder ins Bewusstsein der Menschen ruft.

Das auf einem zweispurigen E-Mobil basierende Ausstellungs- und Interaktionsmöbel soll an möglichst unterschiedlichen Orten der Stadt zum Einsatz kommen, um einen niederschwelligen Zugang zur wissenschaftlichen Arbeit des NHM zu ermöglichen. Ausgestattet mit thematisch assoziierten Exponaten aus der umfangreichen Sammlung des Museums – z.B. betroffene Vögel oder Insekten, mit zwei Touchscreens und dem Shadowgram, ein partizipatives Format, mit dem man die eigene Silhouette als Vinylsticker ausdrucken und zusammen mit persönlichen Statements aufkleben kann, reflektiert NHM on tour zusammen mit der Bevölkerung gesellschaftlich relevante Zukunftsfragen.

Das Shadowgram ist eine im Ars Electronica Futurelab entwickelte und erprobte Forschungsmethode, um wertvolle Gedanken und Statements aus der Bevölkerung anzuregen. Durch die semianonyme Silhouette des*der Teilnehmer*in illustriert, kommt mit seiner Hilfe eine qualitativ sehr hochwertige, visuelle Darstellung von Stimmungslagen zu bestimmten Themen zustande, deren komplexe Komposition später von Forscher*innen interpretiert werden kann. Auch NHM on tour nutzt diese Methode, um das Befinden der Menschen in Bezug auf wichtige gesellschaftliche Fragen zu identifizieren und die Ergebnisse in die Wissenschaft einfließen zu lassen. Antworten aus dem Inneren der Gesellschaft können auf diese Weise gesammelt werden, in die Museumsforschung einfließen und ermöglichen so einen ortsunabhängigen, wechselseitigen Wissenstransfer.

Und noch eine gute Nachricht

Weitere Elektrolastenräder sollen folgen, um auch mit anderen wichtigen Forschungsfragen an die Menschen heranzutreten. Es bleibt spannend, mit welchen Themen sie sich befassen werden und wie sich die Forschung des NHM Wien durch die intensive Zusammenarbeit mit der urbanen Gesellschaft in den nächsten Jahren dadurch entwickeln wird.
Wir wünschen unseren Kolleg*innen in Wien in jedem Fall viel Erfolg mit NHM on tour und neue Erkenntnisse für die Wissenschaft, unsere Gesellschaft und eine gemeinsame Zukunft!

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