Am 1. Oktober wird die erste Weltausstellung in einem arabischen Land eröffnet. Auf 438 Hektar zwischen Dubai und Abu Dhabi beschäftigt sich die EXPO 2020 mit den Themen Nachhaltigkeit, Mobilität und Chancen. Unter den 192 teilnehmenden Nationen wird auch Österreich mit dem Motto „Austria Makes Sense“ vertreten sein. Ars Electronica Solutions war gemeinsam mit querkraft, bleed und büro wien für die Konzeption der Erlebnisräume im Österreich-Pavillon verantwortlich und hat alle Medieninstallationen entwickelt und realisiert.
Anlässlich der Eröffnung haben wir die Stimmen der wichtigsten Beteiligten seitens Ars Electronica Solutions und dem Partner querkraft eingeholt und wir begeben uns noch einmal auf eine visuelle Reise: Eine Reise, sowohl zurück an die Anfänge des Projekts, wie auch hin in das ferne, heiße Dubai, wo dem Österreich-Pavillon soeben noch der letzte Schliff verpasst wird.
Der Pavillon ist den Themen Klimawandel, erneuerbare Energien, Ressourcenschonung und Digitalisierung gewidmet. Die Architektur selbst und die Innenraumgestaltung beziehen sich ebenfalls auf das Thema Nachhaltigkeit, indem ein nachhaltiges Belüftungssystem sowie eine Lehmverkleidung zur Kühlung des Gebäudes verwendet werden – für ein Land, in dem die Jahresdurchschnittstemperatur 27 Grad beträgt, unerlässlich. In dieser zukunftsweisenden Kombination aus architektonischer Tradition, modernen Baukonzepten und neuester Technologie treten Medienkunstinstallationen mit der Atmosphäre des Innenraums in Verbindung, um alle menschlichen Sinne herauszufordern und zu beleben und unser Denken über Nachhaltigkeit und nachhaltige Innovation neu zu gestalten.
Der Österreich-Pavillon bietet Raum, mit den wesentlichen Fragen für eine gemeinsame und bessere Zukunft in Dialog zu treten. Der Pavillon stellt sich einer der wesentlichsten Zukunftsfragen und gibt eine mögliche Antwort: achtsamer und respektvoller Umgang mit unseren irdischen Ressourcen. „Austria makes sense“, der Titel der österreichischen EXPO-Präsentation, ist zweideutig gemeint – einerseits verweist er auf die sinnliche Erfahrung, andererseits auf die Kompetenz Österreichs im kulturellen, technologischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich.
„Wir sind überzeugt, dass wir die Besucher*innen nur ansprechen können, wenn wir ihre Emotionen ansprechen. So ist der Pavillon ein Ort der Ruhe, wo die Besucher*innen einen Raum vorfinden, der alle ihre Sinne anspricht. Und deswegen auch der Titel Austria makes sense.“
Der gezielte und kreative Einsatz bevorzugt österreichischer (medien-) technischer Innovationen unterstützt die sinnliche Erweiterung der Wahrnehmung der Installationen und der österreichspezifischen Inhalte des Pavillons. Jede*r Besucher*in wird Teil einer kollektiven Erfahrung im Österreich-Pavillon.
„Wir haben versucht den Besucher*innen in allen Bereichen einen empathischen Dialog mit Österreich mit allen Sinnen zu ermöglichen. Wir kreieren hier ein multidimensionalen Eindruck von Österreich, der die Besucher*innen nicht argumentativ von Österreich überzeugen will, sondern sie emotional abholt.“
Die Ars Electronica Leitlinie wurde natürlich auch bei diesem Projekt herausgearbeitet: Im Mittelpunkt steht stets der Mensch, nicht die Technik. Es entsteht ein immersives Erlebnis in Verschränkung mit der Architektur. Die Besucher*innen werden mit Schönheit und Eleganz konfrontiert, eine Symbiose aus künstlerischer Innovation und hochwertiger, komplexer Medientechnologie.
„Grundsätzlich schätzen wir in Österreich Traditionen sind aber auch eine sehr mit der Moderne beschäftigte Gesellschaft und auch sehr stark in den Bereichen Digitalisierung und innovativen Nachhaltigkeitskonzepten- und technologien. Zu definieren, was bedeuten diese Aspekte im Zusammenhang mit einem erneuerten humanistischen Weltbild, war ein zentraler Fokus der Konzeption für den Pavillon und seine Erlebnisräume.“
Die Architektur des Österreich-Pavillons, bestehend aus 38 weißen Kegeltürmen und ausgezeichnet mit dem Architektur- & Designpreis 2021 in der Kategorie „Nachhaltige Architektur“, sticht aus der Vielfalt der 192 teilnehmenden Nationen hervor. Inspiriert wurde sie übrigens von den traditionellen arabischen Windtürmen. Aber auch das Innere ist in jeder Hinsicht besonders:
„Der Österreich Pavillon sticht heraus, nicht nur wegen seiner Architektur, sondern auch wegen der sinnlichen Erlebnisräume. Es ist auch bemerkenswert, dass am und im Pavillon ein Team aus verschiedenen österreichischen Firmen so integrativ zusammengearbeitet hat und die eigenständige Innovationskraft Österreichs dadurch so deutlich sichtbar wird.
Welche Vielfalt an Innovationen Österreich zu bieten hat, macht auch das iLab eindrücklich sichtbar – das wirtschaftliche Herzstück des österreichischen Pavillons. 53 österreichische Unternehmen präsentieren hier ihre Innovationen in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, Kreislaufwirtschaft, Mobilität der Zukunft etc. Auch hier steht der Dialog mit den Besucher*innen im Vordergrund.
Klang spielt eine große Rolle im Konzept und auch hier wird eine Verbindung zu österreichischer Musiktradition geschaffen, so zum Beispiel bei „Soundcones“ von Komponist und Musiker Rupert Huber. Hier findet sich, eingebettet in einen durch die Geometrie des Pavillions entstehenden großen Klangraum, eine interaktive Soundinstallation.
„Mir ist es wichtig, Musik und Komposition immer in einem globalen Kontext zu sehen. Eine an den österreichischen Pavillon angepasste Interpretation der österreichischen Musiktradition in den arabischen Raum zu bringen und mit der lokalen Kultur und Landschaft zu verweben, war eine faszinierende Aufgabe. Meine interaktive Komposition basiert auf einer selbst entwickelten kompositorischen Technik, über die Raummaße die richtige Frequenz und Tonalität festzustellen. Mein Ziel war es, die Möglichkeit zu schaffen, quasi mit den Ohren den flüchtigen Raum zu denken, den die Soundinstallation temporär für die Besucher*innen eröffnet.“
„Connecting Minds, Creating the Future“, das Ãœberthema der EXPO 2020, hat sich das Projektteam jedenfalls zu Herzen genommen und gemeinsam einen traditionellen wie modernen, einen zukunftsweisenden aber nicht futuristischen, einen individuellen aber doch gemeinschaftlichen Österreich-Pavillon geschaffen. Wir können es jetzt kaum noch erwarten, dass endlich die Tore auch für die Öffentlichkeit aufgehen und die Weltausstellung nun doch, wenn auch mit Verspätung, die Welt in Dubai willkommen heißt!
Dieses Projekt wurde finanziert und in Auftrag gegeben vom Bundesministerium Digitalisierung und Wirtschaftsstandort und der Wirtschaftskammer Österreich.