Der Amerikaner Philip Glass gehört zu den bedeutendsten Komponisten der Gegenwart und hat die „Minimal Music“-Bewegung mitgeprägt. Werke wie Glassworks, Einstein On The Beach sowie die Filmmusik zu The Hours oder Kundun haben ihn weit über die Grenzen der Klassik-Szene bekannt gemacht. Am 31. Januar feiert der in Baltimore geborene Pianist und Komponist seinen 85. Geburtstag. Aus diesem Anlass blicken wir zurück auf die vielen Male, in denen Philip Glass‘ Musik uns mit ihren magischen Wiederholungen und pulsierenden Dreiklängen zum Träumen brachte.
Philip Glass und die Ars Electronica
Das erste Mal, dass Philip Glass mit der Ars Electroncia in Berührung kam, war bereits im Jahr 1998 im Zuge des Prix Ars Electronica. Monsters of Grace, eine multimediale Oper in 13 kurzen Akten unter der Regie von Robert Wilson, mit Musik von Philip Glass, performt vom Philip-Glass-Ensemble erhielt eine Honorary Mention in der Kategorie Computer Animation. Nur wenige Jahre später, anlässlich des 65. Geburtstag von Philip Glass, wurde die Sinfonie Nr. 6 – Plutionian Ode gemeinsam von der Carnegie Hall und dem Brucknerhaus Linz in Auftrag gegeben. Basierend auf dem Gedicht Plutonian Ode von Allen Ginsberg wurde sie 2002 während der Linzer Klangwolke aufgeführt. Die drei Sätze der Sinfonie folgen den drei Teilen des Gedichts – der erste Satz ein leidenschaftlicher Aufschrei gegen nukleare Verseuchung und Verschmutzung, der zweite eine Hinwendung zur Heilung, und der letzte Satz eine Epiphanie, die durch persönliche Transformation erreicht wird.
Das Klavierduo
In der erfolgreichen Karriere und im umfangreichen Werk von Philip Glass tauchen immer wieder zwei Namen auf, die die Musikwelt hier in Europa mit geprägt haben: Dennis Russell Davies und Maki Namekawa. Dennis Russell Davies ist Dirigent vieler europäischer Orchester, darunter hier in Österreich, dem RSO in Wien und dem Bruckner Orchester in Linz, und ist aktuell Chefdirigent in Brno und Leipzig. Die Freundschaft und Zusammenarbeit von Dennis Russell Davies und Philip Glass geht weit zurück bis in deren Jugend in New York und Dennis wurde einer der wichtigen Interpreten der Musik von Philip Glass. Kein anderer Dirigent hat so viele Werke von Philip Glass uraufgeführt wie er und auch als Pianist hat Dennis Russell Davies enge Beziehungen zum Werk von Philip Glass, der 1994 die ersten sechs Etudes for Piano für seinen Freund komponiert hat. Maki Namekawa zählt zu den führenden Pianist*innen der heutigen Zeit und hat sich neben dem klassisch-romantischen Repertoire einen besonderen Ruf als die profilierteste Interpretin des Klavierwerks von Philip Glass erworben. 2013 präsentierte Maki Namekawa erstmals den gesamten Zyklus der Klavieretüden von Philip Glass unter Mitwirkung des Komponisten beim International Arts Festival in Perth. Seit 2005 bildet Maki Namekawa mit Ehemann Dennis Russell Davies ein erfolgreiches Klavierduo, das regelmäßig in Europa und Nordamerika auftritt.
Von der großen Bühne …
Im Rahmen des Ars Electronica Festival 2012 spielte die japanische Pianistin Maki Namekawa Kompositionen dreier visionärer Komponisten und feierte damit musikalisch den 60. Geburtstag von Ryuichi Sakamoto (JP), den 75. Geburtstag Philip Glass (US) und erinnert an John Cage (US), der 2012 seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hätte.
Das Werk Four Movements for Two Pianos wurde speziell von Philip Glass für Dennis Russell Davies und Maki Namekawa geschrieben. 2014 wurde das Stück im Zuge der großen Konzertnacht des Ars Electronica Festivals C… what it takes to change präsentiert. Begleitet wurde das Klavierduo mit Musikvisualisierungen in Echtzeit, welche von Medienkünstler Cori O’lan erstellt wurden.
Mit einer Österreich-Premiere verabschiedet sich das Ars Electronica 2019 – Out of the Box am letzten Festival-Tag: Die Pianistin Maki Namekawa spielte die erste Klaviersonate von Philip Glass, die er ihr ganz persönlich widmete. Das Stück war ein gemeinsames Auftragswerk des Klavier-Festivals Ruhr, der Philharmonie de Paris und der Ars Electronica.
… ins Klavierzimmer
2020 verwandelte sich das geschlossene Ars Electronica Center mit Ars Electronica Home Delivery in ein Sendestudio. Mit einem Konzert des in Linz wohnhaften Klavierduos startet Ars Electronica Home Delivery am 1. Mai 2020 mit dem ersten Liveprogramm – direkt aus dem „Klavierzimmer“ der Ausstellung AIxMusic im Ars Electronica Center. Es soll das erste Konzert einer ganzen Reihe an Liveperformances sein. Bei diesen Klavierabenden wurden auch Werke von Philip Glass wie z.B. Two Pieces for Four Hands …
… und Etude No. 4 gespielt.
Mishima
Mit seinem autobiografischen Roman Bekenntnisse einer Maske wurde Yukio Mishima im Alter von 24 Jahren über Nacht zum Star der japanischen Literaturszene. Philip Glass schöne und eindrucksvolle Musik, komponiert 1985, folgt eng der Struktur des biografischen Films Mishima – Ein Leben in vier Kapiteln von Paul Schrader, aber die Musik steht dennoch stark für sich selbst. Maki Namekawa bat seinen langjährigen Kollaborationspartner, den Dirigenten und Pianisten Michael Riesman, eine Klavierversion dieser wunderbaren Partitur zu erstellen und nahm sie 2018 auf. Im Frühling 2021 präsentiert Maki Namekawa das Stück im Deep Space 8K des Ars Electronica Centers.