Von Hoffnung zu Handlung

Bridging art, tech and the environment / Marleen Stikker (NL), Tero Toivanen (FI), Alexandra Daisy Ginsberg (GB), Richard Mosse (IE), Photo: markus schneeberger

Das diesjährige Themensymposium konzentriert sich auf Menschen, die durch Kreativität, Empathie und Mut inspirieren und Hoffnung für eine bessere Zukunft schaffen.

Beim Ars Electronica Themensymposium geht es um die Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und die Rolle von Kunst, Technologie und Innovation bei der Entwicklung von Lösungen. Das Symposium bringt Expert*innen zusammen, um durch Präsentationen, Diskussionen und Projekte neue Ansätze zu erkunden, die zu einer nachhaltigeren und gerechteren Zukunft beitragen können. Das diesjährige Themensymposium legt einen starken Fokus auf Menschen, die mit Kreativität, Empathie und Mut vorangehen—Menschen, die inspirieren und Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben. Im Unterschied zu früheren Jahren liegt der Schwerpunkt nicht nur auf Präsentationen von Künstler*innen und theoretischen Überlegungen, sondern auch auf der praktischen Arbeit von Unternehmen, Projekten und Initiativen, die neue Technologien nutzen, um gesellschaftliche Herausforderungen wie die Klimakrise, den Energiewandel und den Einfluss von Künstlicher Intelligenz zu bewältigen.

Vom 5. bis 7. September wird das Themensymposium eine Vielzahl von Initiativen und Beispielen vorstellen, die Optimismus für eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft fördern und dient als Plattform, um innovative Lösungen zu erkunden und eine Vision von Fortschritt und Hoffnung zu inspirieren. Der Konferenzmarathon beginnt am Donnerstag mit der STARTS Day Konferenz, die durch inspirierende Impulse neue Perspektiven eröffnet. Am Freitag folgt die Studiotopia Day Konferenz, die zum Austausch und Mitgestalten einlädt. Zum Abschluss des Wochenendes bereichert das Prix Ars Electronica Forum mit spannenden Diskussionen über die Auswirkungen der KI-Revolution.

S+T+ARTS Day: „Network Ecologies“ Panel Discussion, Photo: Philipp Greindl

Technologische Weichenstellungen für eine gerechte Zukunft

Vor dem Hintergrund der aktuellen globalen Debatten über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen und die weltweite Bewegung hin zu erneuerbaren Energien im Zuge der Klimakrise beleuchtet die diesjährige STARTS Day Konferenz, wie bewusste technologische Entscheidungen notwendig sind, um gerechte Zukunftsmodelle zu entwickeln. Das Themensymposium, das uns drei Festivaltage lang begleiten wird und Hoffnungsträger*innen in den Vordergrund stellt, steht an diesem Tag unter dem Titel „Reclaim, Relearn, Resist“. Prominente und inspirierende Persönlichkeiten wie Francesca Bria, Präsidentin des Nationalen Innovationsfonds Italiens und Ehrenprofessorin des Instituts für Innovation und öffentliche Zwecke an der UCL in London, Professorin Kate Crawford, eine führende internationale Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der sozialen und politischen Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz, oder Vladan Joler, Professor an der Art Academy of the University of Novi Sad und Gründer der SHARE Foundation sind nur ein paar der großen Namen, die im Zentrum der Diskussionen und Keynotes stehen werden.

„Da Hoffnung das bestehende Monopol auf unsere Vorstellungskraft durchbrechen kann, wird sie zu einer notwendigen Voraussetzung für radikale Veränderungen. Wenn es Hoffnung gibt (vielleicht nur dann), werden auch Wege entstehen – vor allem unterschiedliche Wege, Dinge zu tun. Der STARTS Day erforscht Praktiken, die von Hoffnung angetrieben werden, um zu zeigen, was sie bewirken kann, aber auch, um das Potenzial dieser Hoffnung auszuschöpfen und ein Gefühl der Möglichkeiten zu schaffen.“

Ana Maria Carabelea, STARTS Day Co-Curator

Die Keynote „Culture, Democracy, the Rule of Law and the Critical Practice of AI“ mit Paul Nemitz und Frederike Kaltheuner betont, dass die Vorstellung, eine positive Zukunft würde automatisch durch künstliche Intelligenz entstehen, irreführend ist, und unterstreicht die Notwendigkeit, den Vorrang der Demokratie über Technologie zu sichern. Um Biases in Technologien wirksam zu adressieren, müssen geeignete Rahmenwerke geschaffen werden, die auf regulatorischer Ebene klare Richtlinien für Transparenz und Fairness setzen. Es ist entscheidend, nicht nur die technischen Aspekte von Technologien zu verbessern, sondern auch ihre Anwendung im Einklang mit ethischen Standards zu gestalten, um gesellschaftlichen Fortschritt in Richtung Freiheit und Gerechtigkeit zu fördern.

Die Konferenz thematisiert unter anderem, was wir aus den letzten Jahrzehnten des Internets und den Hoffnungen, die wir in digitale Technologien gesetzt haben, gelernt haben und fragt, welche Lehren wir daraus ziehen können, um die Zukunft besser zu gestalten. Weiters rückt sie Initiativen und Projekte in den Vordergrund, die alternative Wege und Möglichkeiten aufzeigen, wie technologische Entwicklungen genutzt werden können, um die digitale Welt sowie damit verbundene soziale, wirtschaftliche und politische Realitäten neu zu gestalten. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Aufbau von Zukunftsvisionen, in denen Technologie im Dienst von Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und den Bedürfnissen der Nutzer*innen steht.

Starts Day: „Made in your City: A new value chain for Fashion“, Photo: tom mesic

Nachhaltige Innovationen für unseren Planeten

STUDIOTOPIA ist eine europäische Initiative mit dem Ziel, gemeinschaftliches und interdisziplinäres Fachwissen zu mobilisieren, um gemeinsam Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu finden. Unter dem Titlel „Stories of Reinvention, Disruption and Systemic Change to Reclaim our Future“ richtet die Studiotopia Day Konferenz den Fokus auf inspirierende Bemühungen von Unternehmen, Start-ups, Initiativen, Künstler*innen und politischen Entscheidungsträger*innen, die gegen die dystopische Zukunft kämpfen, der unser fragiler Planet entgegenblickt.

„Statt einfach nur auf Hoffnung zu setzen, gestalten wir sie aktiv. Der Studiotopia Day wird genau das zeigen: zahlreiche inspirierende, kreative und hoffnungsvolle Beispiele von Menschen, die begonnen haben, zu handeln, um eine der größten Herausforderungen unserer Zeit anzugehen – das menschliche Leben und das Zusammenleben mit nicht-menschlichen Arten und der Natur auf unserem Planeten nachhaltiger zu gestalten.“

Daniela Silvestrin, Studiotopia Day Co-Curator

Deutschland hat kürzlich einzigartige ökologische Standards für die Filmindustrie eingeführt, die alle Produktionsbereiche abdecken, um Kino, TV und Online-Produktionen umweltfreundlicher zu gestalten. Pheline Roggan, Mitbegründerin von Changemakers.film, spielte eine zentrale Rolle bei der Entwicklung dieser Standards. In ihrer Keynote „And Action! Green Filming or How to Turn Climate Angst into Agency“ spricht Pheline Roggan darüber, wie ihr Engagement für nachhaltige Praktiken in der Filmindustrie ihre Bemühungen widerspiegelt, kreative und konkrete Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden und umzusetzen

Die Keynote „Systemic Change Through Climate Literacy“ thematisiert die wachsende Bedeutung von Klimaklagen als Mittel zur Durchsetzung von Klimagerechtigkeit. Sie beleuchtet, wie solche Klagen zunehmend Demonstrationen ersetzen, um staatliche und private Akteure zur Verantwortung zu ziehen. Die Diskussion stellt Initiativen und Ansätze vor, die Klimabewusstsein und -gerechtigkeit fördern, darunter die Arbeit der Anwaltskanzlei ClientEarth, die Recht als Werkzeug für systemischen Wandel einsetzt, sowie künstlerische und spielerische Ansätze zur Vermittlung der Klimakrise.

Die Konferenz widmet sich der Umgestaltung bestehender Systeme hin zu nachhaltigen und emissionsfreien Projekten und stellt innovative Ideen vor, die neue Perspektiven für eine harmonische Koexistenz von Mensch, Natur und anderen Lebewesen eröffnen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf rechtlichen Maßnahmen zum Schutz der Natur und der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft. Journalistin und Moderatorin des Podcasts „Planet Critical“, Rachel Donald, Künstlerin Beatie Wolfe, die dieses Jahr für ihr Werk Smoke and Mirrors den Prix Ars Electronica in der Kategorie New Animation Art gewonnen hat, Professorin und Künstlerin Jiabao Li, deren Arbeiten sich mit dem Klimawandel, humaner Technologie und Wahrnehmung befassen, sowie zahlreiche weitere Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Forscher*innen und Ökonom*innen diskutieren am zweiten Tag des Themensymposiums darüber, wie unsere Systeme und Technologien in nachhaltigere, umweltfreundlichere Versionen verwandelt werden können.

Photo: Markus Schneeberger

Neue Wege der Kunst im digitalen Zeitalter

Der Samstag des Ars Electronica Festival steht ganz im Zeichen der Kunst und Künstlichen Intelligenz. Was ist erforderlich, um das volle Potenzial von KI in der Kunst auszuschöpfen? Dieser Frage widmet sich das Prix Ars Electronica Forum unter dem Titel „AI and Artistic Creation“ am letzten Tag des Themensymposiums und bietet einen Tag voller aufschlussreicher Sitzungen, interaktiver Workshops und inspirierender Fallstudien, die sich mit dem Zusammenspiel von Künstlicher Intelligenz und Kreativität beschäftigen. Da Künstliche Intelligenz zunehmend verschiedene Bereiche der Kreativindustrie beeinflusst, versammelt das Programm eine vielfältige Gruppe von Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Forscher*innen, Technolog*innen und Aktivist*innen, um die Integration von KI in die kreative Arbeit zu erkunden.

Im Gespräch „A talk with Anil Seth: “Consciousness and Creativity in the Age of AI”, welches von AC Coppens moderiert wird, geht es darum, die Verbindung zwischen Bewusstsein, Kreativität und Künstlicher Intelligenz zu erforschen. Ein zentrales Thema ist die Frage, wie biologische Prozesse unsere Fähigkeit zur Kreativität und Innovation beeinflussen. Neurowissenschaftler und Professor an der University of Sussex, Anil Seth wird dabei das Konzept der „anthropozentrischen Vorurteile“ erläutern, also die Tendenz, menschliche Perspektiven in den Mittelpunkt zu stellen. Zudem wird untersucht, wie das Gehirn als eine Art Vorhersagemaschine funktioniert und ob dies möglicherweise die Quelle von Inspiration ist.

Das Panel „AI and New Models in Creative Collaboration“ untersucht, wie KI die Kunstwelt beeinflusst und ob sie zu mehr Zusammenarbeit und iterativen Prozessen führt. Moderiert von Bettina Kames, Direktorin und Mitbegründerin der Berliner Kunststiftung LAS teilen Künstlerin Tamiko Thiel, Professor Thor Magnusson, Sound Designerin Felipe Sanchez Luna und Komponistin Brigitta Muntendorf ihre Erfahrungen mit kreativen Kooperationen und der Einbindung von Technologieunternehmen, Gemeinschaften und dem Publikum in ihren Schaffensprozess.

Das Forum wird auch die breiteren Auswirkungen der KI-Revolution thematisieren, einschließlich Veränderungen in der Kunstbewertung, im geistigen Eigentum und in Geschäftsmodellen. Ziel der Prix Ars Electronica Forum ist es, ein umfassendes Verständnis dafür zu vermitteln, wie man sich in diesem sich wandelnden Umfeld der Kreativindustrie orientieren und anpassen kann.

Interaktive Formate und transdisziplinärer Austausch

Neben dem Ars Electronica Themensymposium bietet das Ars Electronica Festival noch viele weitere spannende Diskussionen, Vorträge und Workshops. Der IT Founding Lab Day vereint Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen, die Einblicke in ihre aktuellen Ansätze und Strategien für transdisziplinäres, praxisorientiertes Lernen bieten. Gleichzeitig schafft die Konferenz Raum für Networking, Austausch von Lernerfahrungen und gemeinsame Ideendiskussionen. Zum ersten Mal wird es dieses Jahr eigene Town Hall-Meetings geben, die sich an Künstler*innen richten, aber auch interessierten Besucher*innen offenstehen, mit dem Ziel, den Austausch unter den Künstler*innen zu fördern und neue Diskussionsteilnehmer*innen zu gewinnen. In speziellen „Meet the Artist“-Formaten besteht die Möglichkeit, an tiefgreifenden Diskussionen teilzunehmen und direkt mit den Künstler*innen in Austausch zu treten.

Das Ars Electronica Festival 2024 findet von 4. bis 8. September unter dem Thema „HOPE – who will turn the tide“ in Linz statt. Tickets dafür gibt es hier.

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