Spielerische interaktive Forschungsprojekte, immersive künstlerische Arbeiten und bewegende großformatige Darstellungen von fast verlorenen Erinnerungen – gerettet mit Hilfe von Technologie, künstlerischem Denken und sozialen Interventionen: Die Futurelab Night 2024 war einmal mehr der performative Höhepunkt der Aktivitäten des Lab im Rahmen des Ars Electronica Festival.
Um mehr Publikum als in den Vorjahren begrüßen zu können, wurden die Besucher*innen in zwei Zeitfenstern eingeladen, die Arbeit des Futurelab im Deep Space 8K im Ars Electronica Center zu erleben. Jede Session begann mit einem Einblick in das Data Art & Science Project. In diesem Jahr konzentrierte sich die interdisziplinäre Forschungsgruppe auf die Präfektur Shiga in Japan – ein Gebiet, das von Problemen wie Bevölkerungsschwund, einer alternden Gesellschaft und Überschwemmungen betroffen ist. Bei der Futurelab Night wurden Pläne für ein DAS-Zentrum zur Wiederbelebung der Region vorgestellt, und die Futurelab-Arbeit Memories for Futures hinterließ einen bleibenden Eindruck: Hier sprechen Bewohner*innen von Shiga über ihre Lieblingsplätze, fast vergessene Bräuche und sterbende Dörfer. Unterstützt durch das Team des Labs, das neue Technologien mit künstlerischen Methoden kombinierte, wurden berührende audiovisuelle Erinnerungen geschaffen.
Anschließend wurde ein weiteres Forschungsprojekt mit einem anderen Schwerpunkt vorgestellt: Das EU-Projekt SHARESPACE untersucht, wie Menschen in naher Zukunft mithilfe digitaler Avatare sozial interagieren können. Diese Vision wurde vom Futurelab-Team und einem jungen Künstlerkollektiv aus Berlin und London kreativ umgesetzt. Die beiden Futurelab-Ergebnisse, Converge und *falcon heavy, luden die Besucher*innen der Futurelab Night zum Mitmachen ein. Bei Converge mussten sie miteinander und mit einem Avatar zusammenarbeiten, der von einem Lab-Mitglied ferngesteuert wurde, um verschiedene Szenarien mit KI-Charakteren zu lösen. *falcon heavy trackte ebenfalls die Bewegungen der Teilnehmer*innen und fügte Handgesten hinzu. In einer ritualisierten virtuellen Arena erwies es sich als entscheidend für den Fortschritt, Synchronität mit den audiovisuellen Hinweisen und den Mitspieler*innen zu erreichen.
Anschließend wurde das gesamte Publikum eingeladen, an POP Post Origami Punk teilzunehmen: einer Erkundung des neuesten Teils der Oribotic Instruments des Futurelab. Nach einem Blick auf die Gigantic Oribotic Spiral, die beim Open Futurelab 2024 vorgestellt wurde, konnte das Publikum selbst Teil des Kunstwerks werden.
Dann war es an der Zeit, die ausgezeichneten Arbeiten der diesjährigen Futurelab Ideas Expedition zu präsentieren, bei der alle Lab-Mitglieder ihre Ideen frei entwickeln können. Als Erstes wurde die Kampagne Schmilz, schmilz, Baby vorgestellt: auf überzogene Weise soll sie zum Nachdenken anregen – für eine radikale Akzeptanz unseres selbstverschuldeten Schicksals des Gletscherrückgangs. Die Aktivist*innen-Gruppe aus dem Lab präsentierte die vielen Ergebnisse und die Gewinnerin ihres öffentlichen Aufrufs, mit Hilfe von KI Ideen für die Zukunft nach dem Gletscherrückgang zu entwickeln. Das zweite prämierte Arbeit der Ideas Expedition 2024 ist Persistent Time Sink Resonance, eine künstlerische Erkundung von Realitätsvolumen unter Verwendung der neuartigen Rasterisierungstechnik 3D Gaussian Splatting. Mit ihr neigt die Darstellung dazu, verschwommen zu werden wie Erinnerungen, und die digitale Realität zerbricht – so offenbart sich maschinelle Ausdruckskraft in räumlicher Ästhetik.
Das Engagement und die jahrelange Erfahrung des Futurelab im Bereich des digitalen Erbes wurden einmal mehr mit Notre-Dame Immersive unter Beweis gestellt. Basierend auf detaillierten Punktwolkendaten aus der Zeit vor dem verheerenden Brand im Jahr 2019 und unter Einbeziehung historischer Informationen, können Besucher*innen ein riesiges Modell des Gebäudes in stereoskopischem 3D in Deep Space 8K erkunden. Es warten architektonische und künstlerische Besonderheiten aus völlig neuen Perspektiven. An einigen Punkten werden zudem Geschichten aus der über 200 Jahre dauernden Bauzeit der Kathedrale bis 1345 erzählt und besondere Objekte wie eine riesige Fensterrose mit aufwendigen Glasarbeiten präsentiert.
Beide Futurelab-Night-Sessions gipfelten in atemberaubenden audiovisuellen Performances. Im ersten Slot luden Melanie Daveid und Arno Deutschbauer das Publikum zu einer metamorphen Erfahrung mit OnTransform ein. Der zweite Slot und damit die Futurelab Night 2024 wurde mit der traditionellen Noise-Performance 11°22’4″142°35’5″ von Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer, Johannes Pöll und Arno Deutschbauer abgeschlossen, die die Tiefen des Marianengrabens im Deep Space 8K audiovisuell erkundeten.
Schedule Slot 1 |18:30 – 20:00 | ARS ELECTRONICA CENTER | Deep Space 8K |
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Data Art & Science – Ars Electronica Futurelab (AT), Toyota Coniq Alpha (JP) Data Art & Science: Memories for Futures – Ars Electronica Futurelab (AT), Arno Deutschbauer (AT), Azusa Kawachi workshop participants (JP) SHARESPACE: Converge – Patrick Berger (AT), Daniel Rammer (AT), Raphael Schaumburg-Lippe (AT), Arno Deutschbauer (AT), Cyntha Wieringa (NL), SHARESPACE Consortium (EU) POP Post Origami Punk – Alexandre Bizri (FR), Matthew Gardiner (AU), Anna Weiss (AT) Schmilz, schmilz, Baby: Award Ceremony – Futurelab Ideas Expedition Alexandre Bizri (FR), Denise Hirtenfelder (AT), Nicolas Naveau (AT/FR), Maria Pfeifer (AT) Persistent Time Sink Resonance – Futurelab Ideas Expedition Johannes Pöll (AT), Raphael Schaumburg-Lippe (AT) Notre-Dame Immersive – Ars Electronica (AT), Iconem (FR), Histovery (FR) OnTransform – Melanie Daveid (AT), Arno Deutschbauer (AT) |
Schedule Slot 2 |20:45 – 22:15 | ARS ELECTRONICA CENTER | Deep Space 8K |
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Data Art & Science – Ars Electronica Futurelab (AT), Toyota Coniq Alpha (JP) Data Art & Science: Memories for Futures – Ars Electronica Futurelab (AT), Arno Deutschbauer (AT), Azusa Kawachi workshop participants (JP) SHARESPACE: *falcon heavy – Johannes Pöll (AT), Daniel Rammer (AT), Raphael Schaumburg-Lippe (AT), Arno Deutschbauer (AT), Cyntha Wieringa (NL), SHARESPACE Consortium (EU) POP Post Origami Punk – Alexandre Bizri (FR), Matthew Gardiner (AU), Anna Weiss (AT) Schmilz, schmilz, Baby: Recap – Futurelab Ideas Expedition Alexandre Bizri (FR), Denise Hirtenfelder (AT), Nicolas Naveau (AT/FR), Maria Pfeifer (AT) Persistent Time Sink Resonance – Futurelab Ideas Expedition Johannes Pöll (AT), Raphael Schaumburg-Lippe (AT) Notre-Dame Immersive – Ars Electronica (AT), Iconem (FR), Histovery (FR) 11°22’4″142°35’5″ – Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer (AT), Johannes Pöll (AT) feat Arno Deutschbauer (AT) |