Ars Electronica Festival 2024
Von 4. bis 8. September wird die Ars Electronica 2024 in Linz stattfinden und sich dem Titel „HOPE – who will turn the tide“ verschreiben. Wie nie zuvor wird das Linzer Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft dabei Kunstschaffende, Forscher*innen, Entwickler*innen, Aktivist*innen und Unternehmer*innen aus aller Welt in den Mittelpunkt rücken. Hauptlocation wird einmal mehr die zum Abbruch bestimmte POSTCITY sein, die damit zum siebten Mal zum Hotspot der internationalen Medienkunstszene mutiert.
Events & Konzerte
Cello Octet Amsterdam & Nick Verstand (present Cocon), photo: Alex Heuvink
Pre-Opening-Walk durch Linz
Den schon traditionellen Auftakt der Festivalwoche bildet der Pre-Opening-Walk am Dienstag, 3. September 2024.
Erste Station ist der JKU MED Campus (16:00 Uhr), wo das Linz Institute of Technology (LIT) der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) ausgewählte Projekte seiner Studierenden und Lehrenden zeigt, zweite Station das Lentos Kunstmuseum (17:30 Uhr), in dem erstmals die Prix Ars Electronica-Ausstellung zu sehen sein wird. Weiter geht es dann an der Kunstuniversität Linz (19:00), wo der Campus seine Pforten öffnet und sich diesmal die Moholy-Nagy Universität Budapest präsentiert, und im Atelierhaus Salzamt (20:30 Uhr), wo die FH Hagenberg eine Schau rund um Interactive Media und Gaming inszeniert.
Im Ars Electronica Center (21:00 Uhr) laden dann die Kunsthistorikerinnen und Entwicklerinnen von Iconem Paris und dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza gemeinsam mit dem Ars Electronica Futurelab zum immersiven Erleben weltberühmter Kunstschätze in den Deep Space 8K. Nachtschwärmer*innen sind danach in der Stadtwerkstatt (ab 23:00 Uhr) an der richtigen Adresse.
Punkt Mitternacht (0:00 Uhr) sind schließlich Bill Fontanas Silent Echoes im Mariendom zu erleben – die Klanginstallation entstand in Kooperation mit Bad Ischl Salzkammergut 2024 und ist ein eindringliches künstlerisches Statement zur Klimakrise.
Festival-Opening zum Geburtstag
Mittwoch, 4. September 2024 ist nicht nur der erste Festivaltag, sondern wäre zudem der 200. Geburtstag des oberösterreichischen Komponisten und Organisten Anton Bruckner. Grund genug, um das diesjährige Festival-Opening im Mariendom zu veranstalten, wo ein Team aus Künstler*innen, Organisten, Informatikern und Physikern Bruckners „Perger Präludium” nicht einfach zur Aufführung bringt, sondern auch gleich von verschränkten Photonen dirigieren lässt. Was sie dafür brauchen? Zum einen die Domorgeln, zum anderen ein experimentelles High-Tech-Labor aus Laser, Spiegel, Polarisatoren und nichtlinearen Kristallen.
Von der Ceremony zur Nightline
Donnerstag, 5. September 2024 findet die Prix Ars Electronica Award Ceremony im Design Center Linz statt, tags darauf, am Freitag, 6. September 2024, laden das Cello Octet Amsterdam und Visual Artist Nick Verstand zu einer ungewöhnlichen Großen Konzertnacht in die Gleishalle der POSTCITY. Acht Musiker*innen und acht Roboter stehen auf der Bühne – die menschlichen Protagonist*innen „umschlungen“ von meterlangen mechanischen Armen – und bilden einen „robotischen Cocon“. Im zweiten Teil dieses Abends wird das Cello Octet Amsterdam dann gemeinsam mit der Pianistin Maki Namekawa musizieren. Im Anschluss daran und bis 4 Uhr morgens finden die Acts der Ars Electronica Nightline statt.
Soundperformances und Orchesterklänge
Samstag, 7. September 2024 laden die Anton Bruckner Privatuniversität zum Sonic Saturday, Maki Namekawa und Dennis Russell Davies gemeinsam mit Cori O’Lan zur Pianographique in die Gleishalle der POSTCITY – und das Ars Electronica Futurelab zur Futurelab Night im Deep Space 8K. Sonntag, 8. September 2024 beschließen Dennis Russell Davies und sein Brno Philharmonic Orchestra – mit dem Mishima Concerto von Philip Glass und Maki Namekawa als Solistin – in der Gleishalle der POSTCITY das Ars Electronica Festival 2024.
Ausstellungen
FORMATA / PЯОТO-ALIEИ PЯOJECT (CO/JP), Photo: vog.photo
Aktuelle Trends und Innovationen der Medienkunst
Die wichtigste Schau jedes Festivals ist die Prix Ars Electronica-Ausstellung. 2024 wird sie erstmals im Lentos Kunstmuseum gezeigt und bündelt herausragende Einreichungen der Kategorien „New Animation Art“ und „Interactive Art +“. Auch das mit dem ersten „AI in Art Award“ ausgezeichnete Projekt wird hier zu sehen sein.
Die Ausstellung zum diesjährigen Festivalthema wird in den weitläufigen Katakomben der POSTCITY inszeniert. Zu erleben sind neue Werke, die im Rahmen der European Media Art Plattform entstanden sind, wie etwa das Projekt Compost as Superfood von masharu, oder dem EU-geförderten Netzwerk European Digital Deal entstammen, an dem Partnerorganisationen wie Onassis Stegi (GR), waag (NL), Braga Media Arts (PT), das Center for the Promotion of Science (RS) oder Kersnikova (SL) mitwirken. Ebenfalls Teil der Themenausstellung ist Fu(n)ga, ein Projekt von Tiziano Derme und Nadine Schütz, die für den ArTS Production Grant in Zusammenarbeit mit Pro Helvetia ausgewählt wurden. Gemeinsam mit der Cisneros Fontanals Art Foundation (CIFO) werden im Rahmen der Themenausstellung zum dritten Mal lateinamerikanische Projekte auf dem Festival präsentiert, die diesmal den Umgang mit Ressourcen in Bolivien und Argentinien ins Zentrum rücken. Zudem finden sich künstlerische Positionen aus Chile – womit die siebenjährige Zusammenarbeit mit dem Ministerio de las Culturas, las Artes y el Patrimonio und dem Ministerio de Relaciones Exteriores de Chile fortgeführt wird.
Auf der ersten – und kostenfrei zugänglichen – Etage des alten Postverteilzentrums sind die mit dem S+T+ARTS Prize sowie S+T+ARTS Prize Africa der Europäischen Kommission ausgezeichneten Projekte zu sehen, ebenso die Gewinner*innenprojekte des European Union Prize for Citizen Science. In Gestalt von „State of the ART(ist)“ präsentiert die diesjährige Ars Electronica gemeinsam mit dem Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten wieder Werke von Künstler*innen, die politisch verfolgt oder durch Umwelt- und Naturkatstrophen bedroht werden.
In Zusammenarbeit mit V2_Lab for the Unstable Media (NL), LEV Festival (ES), Kontejner (HR), iMAL (BE) und Chroniques (FR) zeigt das Festival die Ausstellung „Realities in Transition“ zu Virtual & Extended Reality. Die Schau wird von der EU unterstützt.
Unter dem Titel „Label4Future“ werden in ebenfalls einer EU-geförderten Präsentation künstlerische und kreative Praktiken ins Zentrum gerückt, die wegweisend für die Entwicklung nachhaltiger Materialien, Kreislaufwirtschaft und den Green Deal sein können. Das Projekt wird gemeinsam mit Creative Industry Košice, dem European Creative Business Network und dem Austria Wirtschaftsservice AWS umgesetzt.
Im Atelierhaus Salzamt zeigt erstmals die Fachhochschule Oberösterreich-Campus Hagenberg eine Ausstellung rund um Interactive Media und Gaming.
An der neuen Festival-Location des JKU MED Campus präsentieren Studierende und Lehrende der Johannes Kepler Universität Linz Projekte, bei denen Kunst und Wissenschaft auf einmalige Weise verschmelzen. Konzipiert und umgesetzt wird die Ausstellung – ebenso wie der bereits abgeschlossene Open Call dazu – vom Linz Institute for Technology (LIT) der JKU.
Konferenzen, Talks und Workshops
Photo: Markus Schneeberger
Globale Perspektiven und internationale Dialoge
Vorträge, Diskussionsrunden und Workshops sind ein weiterer, zentraler Programmteil der Ars Electronica. Künstler*innen, Entwickler*innen, Forscher*innen und Aktivist*innen stellen ihre Projekte und Positionen vor und zur Diskussion.
Zu den wichtigsten Formaten zählen das dreitägige Symposium zum Festivalthema, der in Zusammenarbeit mit DG Connect der Europäischen Kommission veranstaltete S+T+ARTS Day rund um Innovation im und für das 21. Jahrhundert, eine in Kooperation mit der IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) ausgerichtete Konferenz zum Thema Bildung, ein von der Fachhochschule Oberösterreich-Campus Hagenberg kuratiertes dreitägiges Symposium zum Thema Expanded Animation und natürlich die Künstler*innengespräche des Prix Ars Electronica.
Ars Electronica Campus
Triality / Interface Cultures Master Program (University of Arts Linz) and the Master Program Software Engineering and Human-Centered Computing (University of Applied Sciences Upper Austria, Hagenberg), Photo: Jürgen Grünwald
Erfrischende Sichtweisen und Visionen
Von Ausstellungen über Performances bis zu Konferenzen – der von der Kunstuniversität Linz kuratierte Campus vereint alle Festivalformate in sich. 2024 werden mehr als 30 Universitäten aus aller Welt erwartet. Als Special Featured University präsentiert sich die Moholy-Nagy Universität Budapest im Splace. In den Hauptgebäuden am Hauptplatz sind unter anderem Projekte der Simon Fraser University Vancouver, der School of Interactive Arts and Technology (SIAT) (CA), der Hong Kong University of Science & Technology, HKUST(GZ), der Computational Media and Arts Thrust (CN), der Bauhaus Universität (DE), des Royal College of Art (RCA) (GB), der Korea National University of Arts (K-Arts) (KR), der Virginia Commonwealth University (VCU), der School of the Arts in Qatar (QA), des Interactive Materials Lab der National University of Singapore (SG), der National Tsing Hua University (NTHU), des Center for Technology and Art (TW), der School of the Art Institute of Chicago (SAIC) sowie von Art and Technology Studies (ATS) (US) zu erleben.
Selbstverständlich nutzt aber auch die Linzer Kunstuniversität den Festival-Campus, um Projekte ihrer Studierenden und Lehrenden zu präsentieren. Thematisch widmet man sich dabei dem Sehen: Was können wir sehen und was nicht? Wie sehen wir? Um diese Fragen mit dem entsprechenden Weitblick bearbeiten zu können, werden Architektur-Studierende einen Turm auf dem Linzer Hauptplatz errichten. Der Soundcampus und die Ausstellungen in den Universitätsgebäuden am Hauptplatz komplettieren das Programm.
create your world
Hebocon: Contest of Low-Tech Robots / Open Commons Linz (AT), Ars Electronica create your world (AT), Photo: tom mesic
Von Open Labs bis Hebocon
Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausgabe von create your world werden mentale Gesundheit (vor allem von jungen Menschen) und zivilgesellschaftlicher Aktionismus stehen. Das vielschichtige Programm umfasst wieder Ausstellungen, Präsentationen, Performances und Hands-on-Experimentierstationen.
Ars Electronica Center
Photo: vog.photo
Digital Cultural Heritage im Deep Space 8K
Während des Festivals widmet sich das Ars Electronica Center dem digitalen Kulturerbe. Nach renommierten Partnern wie dem Grand Palais Immersif Paris, dem Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía Madrid, den Vatikanischen Museen, dem Museo Nacional del Prado und dem Kunsthistorischen Museum Wien sind es heuer das Startup Iconem aus Paris, das Museo Nacional Thyssen-Bornemisza aus Madrid und die Kaiserschild Foundation, die digitalisierte Kunst- und Kulturschätze in Deep Space 8K präsentieren.
Dank der vom Institut Francais d’Autriche unterstützten Kooperation mit Iconem Paris werden Besucher*innen ein riesiges 3D-Modell der 2019 in Brand geratenen Kathedrale Notre Dame erleben können. Das Modell basiert auf Scans des Kunsthistorikers Andrew Tallon (1969-2018) – und wird vom Team des Ars Electronica Futurelab für den Deep Space 8K aufbereitet.
Die von der Spanischen Botschaft in Wien unterstützte Kooperation mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza Madrid rückt die Frührenaissance in den Mittelpunkt: Gezeigt werden Gigapixel-Aufnahmen von Vittore Carpaccios Gemälde Young Knight in a Landscape (1510).
Gemeinsam mit der Kaiserschild-Stiftung, der Alten Galerie in Schloss Eggenberg in Graz und weiteren Museen werden Werke des Niederländischen Meisters und berühmten Stillleben-Malers Pieter Claesz präsentiert. Der Beitrag zur Ars Electronica 2024 ist Teil des Projekts „Kaiserschild Art Defined“, mit dem die Stiftung Werke aus ihrer eigenen und anderen Sammlungen auf innovative Weise einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.