Digital Humanists Day

Samstag, 11. September 2021

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Das 21. Jahrhundert braucht Digital Humanists!

Den Lichtschalter drücken, ist von gestern. Mit sprachgesteuerten KI-Systemen lassen sich solche Handgriffe längst sehr viel zeitgemäßer erledigen. Es braucht bloß ein „Alexa!? …“ oder ein „Siri!? …“ und schon spitzen diverse Smart Assistants die Ohren, greifen auf internetbasierte Datenbanken zu und drehen das Licht für uns auf und ab, spielen Musik, zeigen Filme, bestellen das Essen oder irgendetwas anderes, das „andere auch gekauft haben“. Bleibt die Frage, ob Alexa und Siri uns nur dann (be-)lauschen, wenn sie es auch sollen? Ihre Hersteller sagen Ja. Aber wie glaubhaft ist das?

Im Zeitalter von Big Data und AI müssen wir grundsätzlich klären, wie wir mit unseren Daten umgehen wollen, wem sie gehören und wer über ihre Verwendung bestimmen darf. Zugleich ist das bloß die Spitze des Eisberges. Dringend nötig ist ein breiter gesellschaftlicher Diskurs darüber, wie eine digitale Gesellschaft aussehen kann, die den „Datenkapitalismus“ der IT-Monopolisten genau wie den „Datentotalitarismus“ autoritärer Regime hinter sich lässt und die Selbstbestimmung ihrer User*innen respektiert. Kulturelle Vielfalt statt infrastrukturelle Uniformität könnte man verkürzt sagen. Ergebnis eines solchen Diskurses könnte jedenfalls ein „Digitaler Humanismus“ sein, von dem sich Rahmenbedingungen und Spielregeln für die digitale Gesellschaft des 21. Jahrhunderts ableiten ließen. Meint und fordert auch die „European Platform for Digital Humanism“, der neben Ars Electronica eine ganze Reihe weiterer renommierte Institutionen der europäischen Kunst- und Kulturlandschaft angehören.

Was der Einsatz von Technologien wie KI für uns bedeutet, welche Chancen sich für uns als Gesellschaft dadurch eröffnen, aber auch welchen Problemen wir uns in dem Zusammenhang stellen müssen, ist zudem Thema eines weiteren großen EU-Projekts: des „European Artificial Intelligence Lab“.

Einblick in den aktuellen Diskurs rund um eröffnet der „AI Lab Conference Day“. Auf dem Programm stehen mehrere Panels zu verschiedenen Themenkreisen:

  • Das erste Panel widmet sich der „Media Literacy“. Es sprechen Kyriaki Goni (GR), Meredith Broussard (US), Martina Mara (AT) und Kanta Dihal (NL), die Moderation übernimmt Katrin-Cécile Ziegler (DE).
  • Das zweite Panel steht ganz im Zeichen der Musik – Ali Nikrang (AT) moderiert das Gespräch mit Davide Quayola (IT), Paola Torres Núñez del Prado (PE), Leslie Garcia (MX).
  • Panel Nr. 3 dreht sich um die „Civil Society” – mit dabei sind Caroline Sinders (US/UK), Kilian Kleinschmidt (DE), Glacier Kwong (HK/DE) und Simon Weckert (DE), moderiert wird das Panel von Julia Kloiber (DE).
  • Das vierte und letzte Panel der ganztägigen Konferenz thematisiert den „Digital Feudalism“ – Frederike Kaltheuner (DE/UK) befragt Evgeny Morozov (BY/US), Sophie Zhang (US) und Renata Avila (GT).

Dass wir in einer – nicht nur herausfordernden, sondern auch recht spannenden – Zeit des Übergangs leben, ist auch Thema eines ungewöhnlichen Workshops. Adriana Knouf (US) lädt ein, sich mit den vielen, vielen kleinen Abweichungen und Störungen unseres tagtäglichen Lebens zu befassen, die von den großen allgemeinen Umwälzungen ausgehen. Das Ziel ihres Workshops: „Preparing to Become Transxxeno“!

Für das, was vor uns liegt, brauchen wir also Handlungsfähigkeiten. Darüber hinaus brauchen wir aber auch Handlungsspielräume. Letztere werden uns ganz sicher nicht freiwillig eingeräumt werden. Im Gegenteil. Wir werden diese Handlungsspielräume einfordern und – freilich demokratischen Spielregeln folgend – durchsetzen müssen. Eine zentrale Rolle dabei spielen jene Communities und Aktivist*innen, die üblicherweise als die „Zivilgesellschaft“ bezeichnet werden. Viele davon, Stichwort Fridays for Future, sind „unter 19“ und repräsentieren die erste Generation, die Gefahr läuft, die volle Härte des Klimawandels und die damit verbundenen sozialen, ökonomischen und politischen Folgen zu spüren.

Ebenso ernsthaft wie unbeschwert widmet sich die diesjährige Ausgabe von create your world dem „New Digital Deal“. Welch tolle Ideen und Konzepte in den jungen Köpfen so herumschwirren unterstreicht gleich am Vormittag die „u19 – CREATE YOUR WORLD Ceremony“ bei der die Preisträger`*innen des Prix Ars Electronica ihre Sachpreise und natürlich die „Goldene Nica“ übereicht bekommen.

Als Plattform und Spielwiese bietet das „Festival im Festival“ jungen Menschen aber vor allem die Möglichkeit, sich über Gegenwart und Zukunft auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsame Vorhaben in Angriff zu nehmen. Lachen ist erlaubt und Vertrauen soll und kann dabei – wieder – aufgebaut werden.

Vertrauen ineinander und die eigenen Ideen spielt auch eine wichtige Rolle beim ganztägigen Symposium „Co-Creation“, die der Verein ziwi – die Zivilgesellschaft wirkt ausrichtet. Mitmachen allein ist zu wenig, lautet die Ansage, dringend nötig sind neue Strategien und Räume, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, zu diskutieren und schließlich umzusetzen. Während – drinnen – beim Symposium Lectures und Best-Practice-Projekte vorgestellt und diskutiert werden, laden – draußen – mehr als 60 Initiativen, Vereine und Organisationen Groß und Klein, Jung und Alt dazu ein, die vielfältigen und mitunter ungewöhnlichen Varianten freiwilligen Engagements zu machen.

Zu dieser kreativen, innovativen und im besten Sinne chaotischen Nachbarschaft von create your world, die ziwi und Festival University gesellen sich während des Vormittags dann noch Biobäuer*innen aus ganz Oberösterreich hinzu. Sie bieten Produkte feil, die erst einmal „verdammt gut“ schmecken, gleichzeitig aber auch darauf verweisen, wie wichtig das Ökosystem Boden nicht bloß für die Natur, sondern vor allem für uns selbst ist.

Des Abends stehen zunächst in Kepler’s Garden die Konzerte von „Frau Sammer“ und Gregor Ladenhauf auf dem Spielplan, später lockt dann die „Linzer Klangwolke 21“ ans Ufer der Donau, in den Park zwischen Brucknerhaus und LENTOS Kunstmuseum. „PANTA RHEI“ lautet das Motto der Open Air-Inszenierung von Robert Dornhelm, Christoph Engel und Roman Kariolou, bei der die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit verschwimmen…

Weitere Infos…

Die Festivaltage im Überblick