Art Thinking Day

Sonntag, 12. September 2021

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Ende und Anfang

Der letzte Tag einer Ars Electronica ist nie das Ende. Sondern (so hoffen wir immer wieder aufs Neue) erst der Anfang und zwar einer Reihe neuer Initiativen und Projekte, die, inspiriert vom Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft, ihrerseits und andernorts Menschen inspirieren und motivieren und zu Mitstreiter*innen für eine bessere Zukunft machen. Menschen wie die Youngsters von create your world, die freiwillig Engagierten im Netzwerk des Vereins die ziwi, die Teilnehmer*innen der Festival University, die Gewinner*innen des STARTS Prize, des Awards for Digital Humanity und des Prix Ars Electronica, die alle hier und jetzt etwas tun, weil sie es satt haben auf die Politik, die Industrie oder sonst wen zu warten.

Das Ars Electronica Festival 2021 rückt zum Abschluss deshalb auch ganz bewusst noch einmal die Künstler*innen, ihr Denken und vor allem ihr Handeln in den Mittelpunkt. Es ist der Tag des Prix Ars Electronica, an dem die Gewinner*innen der Goldenen Nicas – nicht nur – über ihre preisgekrönten Projekte sprechen (letztere sind übrigens in der CyberArts-Schau zu sehen).

Die offenen Diskussionen zwischen je einem Mitglied der renommierten Prix-Jury und den Gewinner*innen der unterschiedlichen Wettbewerbskategorien scheuen aber auch vor großen Fragen nicht zurück: Wie stellen wir uns das zukünftige Zusammenspiel von Menschen und Maschinen vor? Welche Rolle spielen Technologien wie KI in kreativen Prozessen und wie wirken sie auf die Kunst selbst ein?

  • Im Prix-Forum „Computer Animation“ unterhalten sich Helen Starr und Guangli Liu (Golden Nica/ When the Sea Sends Forth a Forest), Veneta Androva (Award of Distinction / AIVA) und Erick Oh (Award of Distinction / Opera) über „The Re-enchantment of Humanism“.
  • Im Prix-Forum „Digital Musics & Sound Art“ sprechen Cedrik Fermont und Alexander Schubert (Golden Nica/ Convergence), Rashin Fahandej (Award of Distinction / A Father’s Lullaby) und Douglas McCausland (Award of Distinction / Convergence) über „A Pandemic Didn’t Stop the Sound
  • Und im Prix-Forum „AI & LifeArt“ befassen sich Jens Hauser und Samaneh Moafi / Forensic Architecture (Golden Nica/ Cloud Studies), masharu (Award of Distinction / The Museum of Edible Earth) und tranxxeno lab / Adriana Knouf (Award of Distinction / TX-1) mit „Im/Material Infrastructures“.
Wie virtuos Künstler*innen Geschichten über unsere (Lebens-) Welt erzählen und dabei den sprichwörtlichen Finger in unsere Wunde(n) legen, ist Jahr für Jahr auch im Rahmen des Ars Electronica Animation Festivals zu sehen. Bestes Beispiel ist Guangli Liu, diesjähriger Gewinner des Prix Ars Electronica in der Kategorie „Animations“: Mit „When the Sea Sends Forth a Forest“ widmet er sich der vergessenen Geschichte der chinesischen Gemeinde Kambodschas, die von den Roten Khmer verfolgt, vertrieben und getötet und bei all dem von China im Stich gelassen wurde. Virtuos verwebt Guangli Liu die Propagandavideos der Roten Khmer mit den Schreckensbildern, die nach ihrem Sturz um die Welt gingen und 3D-Darstellungen einer Game-Engine. Das Ergebnis ist kein Urteil über die Geschichte, sondern ein virtueller Raum, in dem Vergangenheit und Gegenwart in einen Dialog treten: Der Ozean des Vergessens soll einem Wald aus persönlichen Erinnerungen an die Zeit der Roten Khmer und das tragische Schicksal ihrer unzähligen Opfer weichen.

Wie können das Denken und die Methoden der Kunst zu Innovation und Veränderung in ganz unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft beitragen? Diese Frage ist schließlich der Ausgangspunkt des „Art Thinking Forums„, das Ars Electronica und Hakuhodo im Rahmen des Festival gemeinsam ausrichten.

Es sind ausnahmslos herausragende Akteur*innen der internationalen Medienkunstszene, die an diesem Festivalsonntag noch einmal zeigen, auf welch virtuose Weise sie uns berühren, verführen, provozieren und aufrütteln können. Und wer weiß, vielleicht sind es am Ende ja Künstler*innen, die den „vernünftigen Menschen“ dazu bewegen, das zu tun, was ihm und ihr die Ratio ohnehin nahelegt – den „New Digital Deal“ nämlich endlich anzugehen.

Weitere Infos…

Die Festivaltage im Überblick