In der heutigen Welt wirken vier Faktoren zusammen: kriegsbedingte geopolitische Spannungen, schrumpfender Lebensraum durch Klimakatastrophen, verstärkte Kontrolle durch beschleunigte Technologien und soziale Fragmentierung mit daraus resultierendem Vertrauensverlust. Vor diesem Hintergrund ist „Shelter“ (Schutzraum) nicht mehr als statische Struktur zu verstehen, sondern als dynamischer, verhandelbarer Zustand.
Transparent Shelter analysiert Chinas urbane Dörfer (Cheng Zhong Cun – informelle städtische Siedlungen) nicht als isolierte Subjekte, sondern als operative Methoden. Diese flexiblen, nichtlinearen und vielfältigen städtischen Räume hinterfragen binäre Zukunftsszenarien. Statt Panik zu verbreiten, ordnen wir diese Narrative in ein spezifisches geopolitisches Umfeld ein, untersuchen deren Ursachen und identifizieren lokale, nicht-technologische Geschichten aus peripheren Bereichen. Wie Achille Mbembe es formulierte, lautet die zentrale Frage nicht, wie weit Technologie gehen kann, sondern ob wir in der Lage sind, verschiedene historische und gesellschaftliche Entwicklungszustände der Welt gleichzeitig zu begreifen. Urbane Siedlungen bieten den Rahmen für solche Mehrfachperspektiven.
Die Ausstellung ist in vier thematische Pfade gegliedert: Simulierte Karten und Datenvisualisierungen veranschaulichen die Festlegung und den Konflikt um Grenzen. Bild-Objekt-Installationen zur „Repair Culture“ thematisieren den zyklischen Lebenszyklus von Materialien. Ein von Shing Sha (Feng Shui) inspiriertes Klangstück untersucht unsichtbare Energiesysteme, während mikrobiell-plastische Experimente konkrete ökotechnische Symbiosen erforschen. Besucher*innen sind eingeladen, sich zu bewegen, zuzuhören und „Transparenz“ nicht als bloße Sichtbarkeit, sondern als erneuertes Vertrauen durch gemeinsame Verletzlichkeit zu erfahren.