Die Ausstellung The Artwork as a Living System bietet einen Überblick über das Werk des österreichisch-französischen Duos Christa Sommerer and Laurent Mignonneau seit Beginn der 1990er Jahre. Durch die Überschneidungen von Wissenschaft, Technologie und Kunst, haben Sommerer und Mignonneau die „Kunst des Interfaces“ pioniert, wobei sie innovative technische Schnittstellen entwickeln, die physische Interaktionen zwischen simulierten visuellen Welten und natürlichen Sinnesorganen ermöglichen. Sehr früh haben sie bereits Algorithmen verwendet um lebens-ähnliche Systeme zu entwickeln und deren Wachstum und Evolution zu simulieren. In 14 Installationen, welchen in erster Linie durch die Publikumsinteraktion erschaffen werden, zeigen sie menschlich beeinflusste künstliche Systeme, die dem Verhalten natürlich lebendiger Systeme nachempfunden sind. Die vom Künstlerduo entwickelten technischen Schnittstellen erzeugen virtuelle Realitäten und immersive Environments welche grossteils über heute übliche Erfahrungen hinausgehen. Ihre Arbeiten, oftmals Klassiker der Medienkunst, öffnen neue Horizonte und agieren wie lebendige Systeme. Wenigen KünstlerInnen haben den Übergang vom Bewegtbild zum belebtem Bild so geprägt wie Sommerer und Mignonneau.
“Ihre Arbeiten sind technologisch erfinderisch, wissenschaftlich instruktiv und künstlerisch imaginativ. BesucherInnen erleben ihre Arbeiten mit neuen ästhetischen, spielerischen und kognitiven Erfahrungen und Einsichten. Sommerer und Mignonneau´s Ausstellung ist mehr als ein Kuriositätenkabinett, mehr als ein Terrarium, mehr als ein Aquarium; sie zeigt uns mythische Lebewesen, künstliche Kreaturen, ein bis jetzt ungesehenes Panorama von Imagination und technischem Einfallsreichtum.“ (Peter Weibel)
Sommerer und Mignonneau´s Medienkunstwerke, die oft auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, erlauben zum Beispiel das künstlichen Wachstum zum Pflanzen zu erfahren, oder das Verhalten von winzigen Computer-generierten Kreaturen zu beeinflussen, unter anderem von Fliegen und Käfern in komplexen interaktiven Ökosystemen. Arbeiten wie etwa Interactive Plant Growing (1992), A-Volve (1994) oder Portrait on the Fly (2015), aus der Sammlung des ZKM | Karlsruhe, simulieren lebendige Systeme indem man zum Beispiel echte Pflanzen berührt, künstliche Lebenwesen in einem Pool mit Wasser erschafft, oder sich selbst in einem digitalen Spiegel aus künstlichen Fliegen zusammensetzt. Die Augmented Reality Installation AR[t]chive (2022), zeigt auch zum ersten Mal das digitale Archiv von Sommerer und Mignonneau, und BesucherInnen können diesen Archiv auch selbst in AR zusammenstellen und erleben.
“Christa Sommerer & Laurent Mignonneau: The Artwork as a Living System bietet einen umfassenden Überblick über das Werke des österreichisch-französischen Duos, die Ausstellung ist eine Würdigung ihres Lebenswerks als international tätige Medienkünstler:innen, Pionier:innen, Forscher:innen und Lehrende der interaktiven Kunst.” (Alfred Weidinger).
“Kunst, Wissenschaft und Technologie haben zweifellos das Tor zu neuen Lebensformen und Lebensprozessen eröffnet. Die konsequente Arbeit von Sommerer und Mignonneau geht bereits jetzt eine weiteren Schritt in Richtung Zukunft. Ihre Arbeiten ermöglichen das greifbare und wahrnehmbare Verständnis, die Virtualität des potentiell Möglichen, als wichtige Komponenten von lebendigen Systemen. Diese Retrospektive ist daher eine Einladung sich in diese Sphären der ergebnisoffenen Systeme einzulassen, sie zu erleben und im doppelten Sinn des Wortes zu begreifen und mit ihnen zu experimentieren. Schlussendlich werden die Besucher:innen selbst ein aktiver Teil der zukünftigen Evolution und der Lebensgestaltungen.” (Karin Ohlenschläger)
Nach der Ausstellung am ZKM | Karlsruhe vom 7. Mai bis 31. Juli 2022, wird die Retrospektive vom 1. September 2022 bis 26. Februar 2023 am OK Center Linz gezeigt, auch während der Ars Electronica 2022. Im Frühling 2023 wird die Ausstellung an der dritten Partnerinstitution, am iMAL in Brüssel präsentiert, auch während der Art Brüssel. Anschließend, von Oktober 2023 bis Februar 2024, wird sie am Azkuna Zentroa Alhóndiga in Bilbao gezeigt.
Credits
Die Ausstellung ist ein Co-Produktion des ZKM | Karlsruhe, der OÖ Landes-Kultur GmbH, Linz und des iMal in Brüssel, sie basiert auf einer Idee von Karin Ohlenschläger.
Zur Ausstellung erscheint eine wissenschaftliche Publikation in Englisch zum Gesamtwerk von Sommerer und Mignonneau´s künstlerischem Schaffen:
Christa Sommerer & Laurent Mignonneau: The Artwork as a Living System, editiert von Karin Ohlenschläger, Peter Weibel und Alfred Weidinger, Leonardo Book Series, MIT Press, 2022, ISBN: 978-0-262-04815-6; mit Beiträgen von Karin Ohlenschläger, Peter Weibel, Alfred Weidinger, Ryszard W. Kluszczyński, Ingeborg Reichle, Birgit Mersmann, Siegfried Zielinski, Tomoe Moriyama und Reinhard Kannonier.