Café Kuba
Café Kuba, David Shongo (CD), Photo: David Shongo

Café Kuba

David Shongo (CD)

„Im Februar 2025, als der Osten der Demokratischen Republik Kongo erneut in Gewalt versank und Kinshasa am Rand des politischen und psychischen Zusammenbruchs stand, entstand David Shongos Café Kuba als eindringlicher und poetischer Akt des Widerstands. Vor dem Hintergrund von Krieg, kolonialen Nachwirkungen und wirtschaftlicher Ausbeutung entwickelt Shongo ein „fugitive cinema“ – ein Kino des Verschwindens und der Bewegung, das radikales Zuhören als Überlebenspraxis versteht. Im Zentrum steht das Café Kuba, ein umfunktionierter Straßenverkaufswagen, der als mobiles Aufnahmegerät durch die zerrissenen Straßen Kinshasas rollt und Stimmen, Stille und atmosphärische Erinnerungen sammelt. Durch eindringliche Klanggestaltung, poetische Bildsprache und maskierte Figuren, verhüllt mit Elektroschrott – Relikte des globalen Wettlaufs um Kongos strategische Rohstoffe – wird ein Alltagsobjekt zum filmischen Werkzeug historischer Auseinandersetzung. Café Kuba kartiert die Stadt nicht nur als geografischen Ort, sondern als verletzten Körper, geprägt von Trauma, Widerstand und unvollendeter Geschichte. Die Jury verleiht Café Kuba den State of the ART(ist) Hauptpreis 2025 für seine ästhetische Präzision, konzeptionelle Klarheit und den kompromisslosen Blick auf einen der weltweit am meisten verdrängten und fortwährenden Konflikte. In einem Moment, in dem Sichtbarkeit gefährlich und Schweigen erzwungen ist, wagt dieses Werk das Zuhören – als zutiefst bewegende, politisch-poetische Antwort auf das Überleben im Ausnahmezustand und als kraftvolles Beispiel dafür, was Kunst bewirken kann, wenn die Welt sich abwendet.“

Jury Statement

Café Kuba von David Shongo ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Akt des Schaffens inmitten von Krieg, kollektiver Traumatisierung und politischer Instabilität. Entstanden in Kinshasa nach dem Fall von Goma und Bukavu an Rebellengruppen, entwickelt Shongo eine neue Form des künstlerischen Ausdrucks: eine „fugitive art“ – eine Ästhetik der Flucht, geboren aus Dringlichkeit und dem existenziellen Bedürfnis zu schaffen, während autoritäre Repression um sich greift.

Im Zentrum steht ein umfunktionierter Straßenkaffeewagen, der als mobiles, poetisches und politisches Aufzeichnungsgerät dient. Er wird zur Hauptfigur des Films, tastet sich durch die Stadt und nimmt deren Rhythmen, Körper und unsichtbare Spannungen auf. Mit einer poetischen Bildsprache und immersivem 3D-Sound entwirft die Installation eine intime, fragile und hochpolitische Choreografie des urbanen Raums Kinshasas.

Credits

Written & Directed by David Shongo I Produced by Tommy Simoens Gallery & Studio 1960 I Executive Producers: Tommy Simoens & David Shongo I Production Management: Olga Sherazade Pitton I Assistant Directors: Kevine Booto & Divin Kayanga I Cinematography: David Shongo I DoP: Kevin Booto I Costume Design: Divin Kayanga I Sound Recording: Djoe Wamba I Sound Engineering: David Shongo I With: Christian Tamba, Celeo, a.o.

The presentation of the work is funded by State of the ART(ist), a collaboration between the Austrian Ministry of Foreign Affairs and Ars Electronica.

David Shongo
Photo courtesy of Tommy Simoens Gallery Antwerp

David Shongo

David Shongo ist Komponist und zeitgenössischer Künstler aus der Demokratischen Republik Kongo. In seiner Arbeit erforscht er das Zusammenspiel von Klang und Bild und legt dabei deren poetisches Potenzial offen. Shongo beschäftigt sich mit dem Einfluss kolonialer Fiktionen auf kollektive und individuelle Erinnerung und beleuchtet historische, politische und ökonomische Dynamiken ebenso wie Traumata und kulturelle Dissonanzen. Seine künstlerische Praxis vereint Sound, Film, Digitalkunst und visuelle Medien.
Er ist Gründer des Festivals Pianos de Kinshasa und Mitbegründer des Studio 1960.