„Diese Performance schlägt mutig eine Brücke zwischen poetischer Selbstbefragung und physischer Konfrontation – in einer Gesellschaft, in der weiblicher Ausdruck häufig unterdrückt wird. Verwurzelt im konservativen Kontext Armeniens, wo die Arbeit mit dem eigenen Körper – insbesondere als Frau – gesellschaftliche Ablehnung und institutionelles Schweigen hervorrufen kann, wagt The Hole Open It die Offenlegung kulturell Verdrängten. Mit Wasser, Bewegung und vielschichtiger Klanggestaltung inszeniert die Künstlerin ein Ritual der Wiedergeburt und Abrechnung und erweitert damit die Grenzen des Theaters hin zu einer rohen, körperlichen Präsenz. Auf der Grundlage klassischer Ausbildung, deren Konventionen sie bewusst unterläuft, verwandelt sie die Bühne in einen Ort der Erinnerung, des Widerstands und zerbrechlichen Empowerments.“
Jury Statement
The Hole Open It ist eine performance- und klangbasierte Arbeit, die sich mit Erinnerung, Identität und der intuitiven Intelligenz des Körpers auseinandersetzt – unmittelbar, körperlich, roh. Ausgehend von einem Gedicht aus dem eigenen Buch Documentary Self Discovery inszeniert die Künstlerin eine Spannung zwischen innerem Widerstand und dem Wunsch nach Transformation, verkörpert als ruhelose Kraft, die tief in den Knochen sitzt.
Auf einer teilweise mit Wasser überfluteten Bühne – ein Bild für Erinnerung und Unterbewusstes – entfalten zwei Performerinnen ein rituelles Spiel aus körperlichem und emotionalem Loslassen. Der dichte Klangraum aus Atem, Wasser, Herzschlägen und zersplitterten klassischen Motiven pendelt zwischen Beklemmung und Offenbarung. Verwurzelt in der Tradition des Grausamen Theaters, wird der weibliche Körper hier zum Ort des Wissens, der Verletzlichkeit – und des Widerstands.
Credits
Arash Azadi – Composer / Sound Artist
Mary Bayatyan – Co-author / Co-performer
The presentation of the work is funded by State of the ART(ist), a collaboration between the Austrian Ministry of Foreign Affairs and Ars Electronica.

Mariam Ghalayan
Mariam Ghalayan (geb. 1997) ist eine zeitgenössische Theaterregisseurin und Performance-Künstlerin mit Schwerpunkt auf Grausamem Theater, performativer Kunst und Absurdem Theater. Sie absolvierte ihr Regiestudium am Staatlichen Institut für Theater und Kinematografie in Jerewan (YSITC) mit dem Schwerpunkt Schauspielregie. In ihrer künstlerischen Praxis untersucht sie den menschlichen Körper als zentrales Ausdrucksmittel – das „Schaffen durch den/die Performer*in“ steht im Mittelpunkt, getragen von Aufrichtigkeit und gegenseitigem Vertrauen. Mariam Ghalayan lebt und arbeitet in Jerewan, Armenien.