Dust of the Ancestors – Resisting Through Clay
Dust of the Ancestors – Resisting Through Clay / Oumar Sangho (ML)

Dust of the Ancestors – Resisting Through Clay

Oumar Sangho (ML)

„Dust of the Earth – Resisting Through Clay ist eine eindrucksvolle künstlerische Auseinandersetzung mit Überleben, Erinnerung und Widerstand – vermittelt durch jahrhundertealte Handwerkskunst. Oumar Sangho schöpft aus der Tradition der Terrakottakunst von Djenné-Djenno, einer der ältesten keramischen Kulturen Afrikas, die in animistischen Kosmologien, oraler Überlieferung und rituellen Figurenformen verankert ist. In seiner Heimatstadt Djenné ist diese Ausdrucksform durch den wachsenden religiösen Fundamentalismus massiv bedroht – die Darstellung menschlicher Figuren gilt als verboten. Sangho selbst lebt heute im Exil in Bamako, wo er im LAC de Lassa, einem Zufluchtsort für bedrohte traditionelle Künste, weiterarbeitet. Seine Installation vereint Tonfiguren, eine gefilmte stille Modellierszene und ein digitales Archiv zur Bewahrung von Nyamakala-Techniken und mündlichen Überlieferungen. Die Jury würdigt dieses vielschichtige Werk für seine Wandlung von Vertreibung in Präsenz und von handwerklicher Tradition in kulturellen Widerstand – und erinnert daran: Überlieferung ist kein stilles Erbe, sondern gelebte, resiliente Kontinuität.“

Jury Statement

Dust of the Earth – Resisting Through Clay ist ein künstlerisches und politisches Überlebenszeichen des malischen Keramikers Oumar Sangho – Erbe einer der ältesten keramischen Traditionen Afrikas: des Terrakotta-Erbes von Djenné-Djenno, das bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. zurückreicht. Diese über Generationen mündlich weitergegebene Praxis ist tief in animistischen Glaubensvorstellungen verwurzelt und umfasst figürliche Skulpturen, spirituelle Symbolik und rituelle Schutzformen.

Heute sind diese Ausdrucksformen vom Verschwinden bedroht. In Sanghos Heimatstadt Djenné gelten menschliche Darstellungen, Schutzgeister und animistische Zeichen unter wachsendem religiösem Fundamentalismus und kultureller Repression als ketzerisch – seine Kunst ist tabuisiert, ihre Ausübung gefährlich geworden. Bedroht, ausgegrenzt und wirtschaftlich isoliert, sah sich Sangho zur Flucht gezwungen. Heute arbeitet er im Exil am LAC de Lassa in Bamako – einem kollaborativen Ort für bedrohtes Handwerk und überliefertes Wissen.

Dust of the Earth holt ausgelöschte Gesten und Stimmen zurück. Es gibt dem Form, was nicht mehr existieren darf. Mit jeder Skulptur stellt Oumar Sangho eine Verbindung zu einer bedrohten Welt her – verwandelt Exil in Präsenz, Ton in Zeugenschaft. In einem globalen Kontext der Krise macht diese Arbeit deutlich: Handwerk ist Widerstand, und Kunst kann ein Ort sein, an dem Atem, Erinnerung und Beharrlichkeit weiterleben.

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Credits

Concept and Sculptures: Oumar SanghoHost Institution: LAC de Lassa (Laboratoire des Arts Collaboratifs – Bamako, Mali)Video & Sound documentation: to be developed with local partnersCuration & Artistic coordination: Carole Refabert Traoré (LAC de Lassa).

Support received from
LAC de Lassa – Bamako, Mali (residency, space, materials, artistic support)
Local informal networks of artisans and nyamakala communities in Bamako

Oumar Sangho
Credit: Oumar Sangho

Oumar Sangho

Oumar Sangho, geboren 1973 in Djenné am Ufer des Bani-Flusses, ist der letzte bekannte lebende Erbe der vorkolonialen Töpfertradition von Djenné-Djenno – einer jahrtausendealten, vorislamischen Praxis. Aufgewachsen in der Fulani-Handwerkerkaste der Mâbo, lernte er früh von seiner Mutter, einer angesehenen Töpferin, das stille Wissen des Tons: Formen ohne Drehscheibe, im Rhythmus alter Techniken, mit Feuer, Geduld und Respekt für das Material. Als der Tourismus in Djenné einbrach, arbeitete er weiter – nicht für Galerien, sondern für seine Gemeinschaft. Seine Wasserkrüge, Heilgefäße und Kochgefäße sind Ausdruck einer gelebten Würde. Internationale Anerkennung erhielt er 2012 beim Festival sur le Niger, 2024 vertiefte er sein Wissen in der Residenz „Pottery Revelations“ am LAC de Lassa in Bamako. Heute träumt er davon, ein Ausbildungszentrum zu gründen – einen lebendigen Ort, an dem junge Menschen lernen, die Erde zu lesen, dem Ton zuzuhören und ein gefährdetes Wissen weiterzutragen.